ZTE Axon 20 5G im Test: Gutes Smartphone mit unsichtbarer Frontkamera
Das ZTE Axon 20 5G ist das erste Smartphone mit einer Kamera unter dem Display. Ich glaube, das dürfte mittlerweile wohl fast jeder mitbekommen haben, aber kann das Smartphone auch sonst überzeugen?
Genau dieser Frage wollen wir uns in den folgenden Zeilen widmen, denn zumindest auf dem Papier hat es für einen relativ geringen Preis von unter 400 Euro ein sehr starkes Gesamtpaket.
Zum Abschnitt springen
Haptik, Design & Verarbeitung
Bei Abmessungen von 172,1 x 77,9 x 8,0 mm gehört das ZTE Axon 20 5G aktuell zu den größten Smartphones auf dem Markt. Mir persönlich ist es etwas zu viel, aber wer auf große Smartphones steht, der kommt hier voll auf seine Kosten. Das Gewicht von 198 Gramm geht für die Größe aber absolut in Ordnung.
Das Smartphone liegt gut und griffig in der Hand, was zum einen an den abgerundeten Kanten als auch an den verbauten Materialien liegt. Während sowohl die Rückseite als auch die Vorderseite aus Glas bestehen, kommt beim Rahmen leider nur Kunststoff in Hochglanzoptik zum Einsatz . Ich hätte zwar gerne einen Rahmen aus Aluminium gesehen, aber trotzdem fühlt sich das Axon 20 5G hochwertig an und muss sich vor vielen anderen Smartphones in dieser Preisklasse nicht verstecken.
Bei den Farben hat der Käufer hier in Europa leider nur eine Variante, nämlich Schwarz, zur Option, die Fingerabdrücke nahezu magisch anzieht und je nach Lichteinfall interessante Muster aufweist. Auffällig ist auch das rechteckige Kameradesign in der oberen linken Ecke, welches wir heutzutage von nahezu allen Herstellern sehen. Drehen wir das Smartphone herum, so begrüßt uns ein riesiges Display, welches von keiner Notch und Punch-Hole unterbrochen wird. Die Frontkamera sitzt hier unsichtbar unter dem Panel, worauf wir später nochmal ausführlicher eingehen werden. Leider gelang es ZTE offensichtlich nicht, den unteren Bildschirmrand etwas kleiner zu gestalten. Dieser könnte auch für ca. 400 Euro etwas dünner sein und trübt so ein bisschen das eigentlich wunderschöne, cleane Design.
Bei der Verarbeitung gibt es keinen Grund zur Kritik. Das Gerät wirkt stabil, die Tasten sitzen fest im Gehäuse und haben einen sehr guten Druckpunkt.
Display
ZTE verbaut, wie bereits erwähnt, ein riesiges 6,92 Zoll OLED-Display, welches mit 2.460 x 1.080 Pixel (Full-HD) angenehm scharf auflöst. Zusätzlich unterstützt es auch eine flüssige Bildwiederholrate von 90 Hertz, wodurch Animationen flüssiger dargestellt werden.
Sowohl der Schwarzwert, der Weißwert als auch die Kontrastwerte sind wirklich hervorragend und für den Preis überdurchschnittlich gut. Bei der Farbdarstellung ist das dann so eine Sache, denn Farben werden für meinen Geschmack viel zu übersättigt wiedergegeben und das, obwohl ich in den Einstellungen für das Display die Option Standard gewählt habe. Klar, man muss hier auch immer den Preis im Hinterkopf haben, aber das günstigere Vivo Y70 hat eine etwas realistischere Farbdarstellung. Anders sieht es bei der maximalen Helligkeit aus, denn die kann auf ganzer Linie überzeugen und ich hatte selbst bei hellerer Umgebung nie Probleme mit der Ablesbarkeit. Zu guter Letzt möchte ich auch noch die solide Blickwinkelstabilität loben.
Das Highlight: Die Frontkamera unter dem Display
Das Panel des ZTE Axon 20 5G ist für den Preis echt gut, aber das Highlight ist natürlich die Frontkamera unter dem Display. Um das möglich zu machen, verwendet der Hersteller ein spezielles OLED-Display, um genügend Licht auf den Sensor fallen zu lassen. Der Bereich der Frontkamera hat, anders als der Rest des Panels, eine andere Pixelstruktur und diese ist auch sehr gut auf den untenstehenden Bildern zu erkennen. Bei dunklen Hintergründen fällt der Bereich quasi nie auf, es sei denn das Licht scheint direkt von einem speziellen Winkel darauf. Allerdings wendet sich das Blatt bei helleren Hintergründen, so zum Beispiel, wenn der Nachtmodus deaktiviert ist. Dann fällt der Bereich teilweise schon deutlicher auf, wobei es die Kamera auf dem ersten Bild etwas krasser als in Wirklichkeit aussehen lässt.
Benutzen wir ein Makroobjektiv, um den Bereich aus nahem Blickwinkel anzusehen, so kommen sogar die einzelnen Pixel und die Frontkamera sichtbar zum Vorschein. Die folgenden Bilder veranschaulichen das ganz gut, auch wenn die Qualität der Bilder nicht optimal ist (es war sehr schwer diese Aufnahmen zu machen):
Für die erste Generation dieser neuen Technologie hat ZTE das wirklich sehr gut umgesetzt und ich bin gespannt, wann wir in Zukunft die nächsten Smartphones mit einer Frontkamera unter dem Display sehen werden. Es ist zwar nicht alles perfekt (gleich mehr), aber trotzdem großes Lob meinerseits.
Software
Als Software kommt hier die hauseigene Benutzeroberfläche MiFavor 10.5, basierend auf Android 10, zum Einsatz. Bei unserem Gerät handelt es sich um eine Importware aus China, da die 5G-Variante bei uns leider nicht verfügbar ist, und deshalb kann in den Einstellungen auch nur zwischen Englisch und Chinesisch als Systemsprache gewählt werden.
Die Software hat mir prinzipiell sehr gut gefallen, sie ist schlicht und sieht auch relativ schick aus. Nur die Benachrichtigungsleiste gefällt mir nicht so gut. Auch bei ZTE gibt es einen hervorragenden Nachtmodus, eine gut umgesetzte Gestensteuerung und diverse Zusatzfunktionen in den Einstellungen, wo man beispielsweise die Animation beim Entsperren über den Fingerabdrucksensor ändern kann.
Performance
Unter der Haube werkelt der Qualcomm Snapdragon 765G, den wir beispielsweise vom teureren LG Wing, aber auch vom OnePlus Nord kennen. Hierbei handelt es sich um ein 5G-fähigen Mittelklasse-Prozessor, der im stromsparenden 7-Nanometer-Verfahren gefertigt ist. Zur Seite stehen je nach Version 6 oder 8 GB RAM und 128 oder 256 GB Flash-Speicher.
Das Bedientempo des Axon ist auf einem sehr hohen Niveau und dank der flüssigen Bildwiederholfrequenz von 90 Hertz wirkt es auch schön flüssig. Es kam so gut wie nie zu Ruckler oder Verzögerungen und auch Spiele laufen ohne große Probleme. Klar, gerade hier ist der Unterschied zu teureren Smartphones mit dem Qualcomm Snapdragon 865 noch am ehesten bemerkbar, aber für etwa 400 Euro kann man da nicht meckern. Das ist ein klasse Prozessor, der wahrscheinlich auch noch für die nächsten zwei Jahren genug Power haben wird.
Akku
Der Akku hat eine Kapazität von 4.220 mAh, was für ein solch großes Gerät relativ wenig ist. Da hätte ich mir etwas mehr erwartet, auch wenn die Akkulaufzeit völlig zufriedenstellend ist. Im Alltag kam ich mit aktivierten 90 Hertz immer problemlos durch einen Tag und selbst 1,5 Tage waren meist kein Problem. Am Ende des Tages hatte ich durchschnittlich noch 10 bis 30 Prozent Akku, bei einer Screen-On-Time von etwa 5 bis 7 Stunden, übrig. Bei ausschließlicher Nutzung im WLAN waren auch bis zu 10 Stunden kein Problem. Insgesamt war ich hier zufrieden, auch wenn mit einem größeren Akku noch deutlich mehr möglich gewesen wäre.
Mit dem mitgelieferten 30 Watt Netzteil und dem dazugehörigen USB-C-Kabel kann das Smartphone schnell geladen werden und wird dabei auch nicht unangenehm warm. Kabelloses Laden ist leider nicht möglich, was für 400 Euro noch zu verschmerzen ist.
Kamera
Auf der Rückseite befinden sich in einem recht auffälligen Rechteck ganze vier Sensoren: Eine 64 Megapixel Hauptkamera, 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera und zwei Sensoren mit jeweils 2 Megapixel für Makroaufnahmen und Tiefeninformationen. Die Frontkamera löst mit 32 Megapixel auf.
Fangen wir zunächst mit der Hauptkamera an, die ohne Zweifel die besten Ergebnisse aller verbauten Sensoren liefert. Bei Tageslicht macht sie schön realistische Bilder mit ordentlichem Dynamikumfang. Bei der Schärfe gibt es noch etwas Luft nach oben, was vor allem an den Randbereichen deutlich sichtbar wird. Sobald die Lichtbedingungen schlechter werden, nimmt auch die Qualität sichtbar ab, was für den Preis aber noch in Ordnung geht. Der Nachtmodus bringt zwar teilweise sichtbare Verbesserungen, aber trotzdem werden die Aufnahmen zu unscharf und fangen sehr schnell an zu rauschen. Für 350 bis 400 Euro ist das noch in Ordnung, aber ein Google Pixel 4a liefert deutlich bessere Ergebnisse und wie ich finde auch ein OnePlus Nord.
Die Qualität der Ultra-Weitwinkelkamera ist, wie bei allen anderen Smartphones, natürlich merkbar schlechter. Die Farbdarstellung unterscheidet sich deutlich von der Hauptkamera und dunklere Bereiche (zum Beispiel Wälder) werden etwas zu dunkel wiedergegeben. Trotzdem war ich relativ zufrieden, hier sind andere Smartphones mit ähnlichen Preisen auch nicht wirklich besser.
Eher enttäuscht war ich von der Makrokamera. Man kann zwar sehr nahe an Objekte herangehen, aber die Bilder werden immer zu unscharf und viel zu blass.
Qualität der Frontkamera enttäuscht
So schön und beeindruckend eine Frontkamera unter dem Display auch ist, die endgültige Bildqualität leidet schon sehr darunter. Die Fotos fangen schnell an zu rauschen, werden zu unscharf und deutlich zu soft wiedergegeben. Man hat ständig das Gefühl, als wäre eine schmutzige Folie auf der Kamera. Sobald die Lichtbedingungen nur minimal schlechter werden, sind die Aufnahmen nahezu unbrauchbar.
Wem eine Frontkamera wichtig ist und gerne viele Fotos und Videos damit machen möchte, wird mit dem ZTE Axon 20 5G leider nicht glücklich werden. Nahezu die komplette Konkurrenz in dieser Preisklasse ist hier deutlich weiter.
Testfotos des ZTE Axon 20 5G
Schauen wir uns noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten und den Speicherverbrauch der Webseite niedrig zu halten.
Sonstiges
Den Lautsprecher empfand ich als eher durchschnittlich. Er wird zwar ausreichend laut, klingt aber bei höherer Lautstärke ziemlich blechern und einfach nicht sonderlich gut. Für 400 Euro hätte man meiner Meinung nach gerne über Stereo-Lautsprecher nachdenken können.
Das Gleiche gilt auch für den verbauten Vibrationsmotor, der sich zwar solide anfühlt, aber für meinen Geschmack etwas zu laut ist.
Entsperren lässt sich das Gerät mit einem Fingerabdrucksensor im Display, der gut zu erreichen ist, schnell und relativ zuverlässig arbeitet.
Fazit
Das ZTE Axon 20 5G hat mir echt gut gefallen, denn für unter 400 Euro bietet es ein gutes Gesamtpaket ohne größere Schwächen. Klar, die Qualität der Frontkamera ist sehr enttäuschend, aber ansonsten kann der Rest auf ganzer Linie überzeugen, allen voran das Design, Haptik, Display, Akkulaufzeit, Performance und auch die Kamera ist in Ordnung. Wer also mit der enormen Größe und mit der schlechten Frontkamera leben kann, bekommt hier für den Preis einiges geboten.
Wem allerdings die Frontkamera wichtig ist und eine noch bessere Kamera möchte, der wird wohl mit einem Google Pixel 4a oder OnePlus Nord etwas glücklicher werden.
Jetzt zum Schluss stellt sich natürlich noch die Frage, ob man eher zur Version mit 5G oder zum globalen Axon 20 ohne 5G greifen sollte. Da beide Smartphones aktuell mit 128 GB etwa gleich viel kosten, würde ich definitiv zur 5G-Version raten, da diese einen besseren Prozessor und 90 Hertz besitzt. Allerdings hat der Nutzer hier nur die Wahl zwischen Englisch und Chinesisch als Systemsprache und wer damit Probleme hat, sollte dann eher zur globalen Variante greifen.
Abschließend möchte ich ZTE dafür loben, es als erstes geschafft zu haben, ein Smartphone mit einer Frontkamera unter dem Display auf den Markt zu bringen. Für die erste Generation dieser neuen Technologie kann sich das Ganze schon echt sehen lassen, nur an der Qualität der Frontkamera müssen sie noch arbeiten. Ich bin schon gespannt, wie lange es dauern wird, bis wir die nächsten Smartphones mit einer unsichtbaren Frontkamera sehen werden, denn das ist definitiv die Zukunft.
Wir bedanken uns bei TradingShenzhen für die Bereitstellung des ZTE Axon 20 5G! Dieser Test bzw. meine Meinung wurde trotz der Zusammenarbeit mit TradingShenzhen natürlich keinesfalls beeinflusst.
ZTE Axon 20 5G kaufen
Die 5G-Variante, die es in Europa leider nicht offiziell zu kaufen gibt, ist über den Onlineshop TradingShenzhen erhältlich. Gegenüber dem globalen Modell, bietet die 5G-Version einen besseren Prozessor, 5G und eine flüssige Bildwiederholrate von 90 Hertz. Das ZTE Axon 20 5G kostet mit 6 GB RAM und 128 GB Flash-Speicher 337 Euro und das stärkere Modell mit 8 GB RAM und 256 GB Flash-Speicher gibt es für 70 Euro mehr.