Xiaomi Redmi Note 10 Pro im Test: 108 Megapixel für alle
Redmis Note Serie war schon immer ein sehr wichtiger Mitspieler für den Markt, denn sie brachte unter anderem Xiaomi in die Listen der meistverkauftesten Smartphones. Das diesjährige Redmi Note 10 Pro möchte mit einer 108 Megapixel Kamera und einem 120 Hertz OLED-Display überzeugen.
Dabei kostet es gerade einmal 279 Euro in der unverbindlichen Preisempfehlung. Wie sich das Gerät in unserem Test geschlagen hat, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
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Von außen – Design, Haptik, Features
Beim Design des Redmi Note 10 Pro gibt es vier Sachen zu thematisieren:
Gewicht & Dicke
Die Einhaltung des Gewichtes und der Dicke ist gut gelungen: 193 Gramm und 8,1 Millimeter sind zwei Zahlen, die sich in der Mittelklasse nur selten lesen lassen. Setzt man das ins Verhältnis zur Akkukapazität und dem Kamerasetup, wird es noch unglaublicher. Im Vergleich zum Vorgänger hat es mehr Hardware, ist aber leichter. Diese Daten beachtet man beim Kauf nicht, stören aber sehr stark in der alltäglichen Benutzung.
Rückseite & Materialien
Die Rückseite mag ich mit der Zeit immer mehr: Das Kameramodul ist ein recht seltenes, aber da es sowohl von der Form, als auch von dem Seitenverhältnis zum Smartphone selber passt, sieht es optisch sehr gut aus. Dadurch, dass der neue HM2 Sensor 15 Prozent dünner als der HM1 ist, steht er nur wenig hervor.
Es gibt einige schöne Farben, die alle aus sehr hochwertig verarbeitetem Kunststoff bestehen, von dem ich anfangs dachte, es sei Glas. Bis auf unserem schwarzen Modell sind alle Farben sogar matt gehalten. Der Rahmen ist ebenfalls aus Kunststoff, welches verschiedene Gründe hat: Zunächst der Preis, denn Kunststoff ist günstiger als Metall. Ein weiterer Grund ist aber auch die Senkung des Gewichtes. Das hat eventuell mit dazu beigetragen, dass das Smartphone unter 200 Gramm schwer wurde. Des Weiteren wird die Verarbeitung von Kunststoff mit der Zeit immer besser. Optisch und haptisch verkleinern sich die Unterschiede zu Metall von Jahr zu Jahr.
Entsperren & Anschlüsse
Anfangs war ich etwas verwundert, wieso Redmi bei einem OLED-Display einen seitlichen Sensor verbaut. Nach dem Ausprobieren ist diese Verwunderung jedoch schnell verschwunden. Das Gerät wird sehr zuverlässig entsperrt. Beim Greifen legt man seinen Daumen sehr natürlich auf den Sensor. Außerdem steigert Redmi dieses Niveau um ein weiteres Level. Der Sensor wurde nicht wie bei anderen Herstellern in den Rahmen eingearbeitet, sondern steht wie ein normaler Power-Button leicht hervor, der nur etwas breiter ist.
Auch die Geschwindigkeit kann auf ganzer Linie überzeugen: Kurz den Finger auf den Sensor legen und direkt wird das Gerät entsperrt. Schneller als bei der Konkurrenz, die einen Sensor im Display integrieren. Mit an Board ist auch ein Infrarot-Port, der sehr praktisch ist, wenn man die Fernbedienung mal nicht findet. Man kann dann einfach sein Smartphone verwenden. Mit NFC, einem Klinkenanschluss und Spritzwasserfestigkeit kann man sagen, dass es an den kleinen Features nicht mangelt.
Vorderseite
Zunächst ist die Punch-Hole wirklich extrem klein. Redmi sagt selbst, es sei die kleinste auf dem Markt, sogar kleiner als bei einem S21 Ultra. Die Ränder um das Panel sind, dem Preis entsprechend, natürlich nicht die dünnsten. Mit Blick auf die Vorderseite ist der Unterschied zu Konkurrenten nicht so groß, denn Redmi hat lieber in die Qualität des Displays investiert.
Display – 120Hz AMOLED für 279€
Dieses Jahr gibt es beim Bildschirm wirklich große Spezifikationen: 6,67 Zoll, 120 Hertz Full-HD+ AMOLED-Display mit 1.200 Nits Helligkeit und HDR10+ Unterstützung. All das sehen wir auf einem Redmi, besonders für unter 300 Euro, das erste Mal kombiniert. Aber natürlich ist das reale Verhalten in der Mittelklasse noch anders als die Spezifikationen es sagen, denn bei seitlicher Betrachtung sieht man teilweise regenbogenfarbige Verfärbungen.
Die reale Helligkeit ist nicht weit über dem Durchschnittsniveau. Die 1.200 Nits werden nur in bestimmten Situationen erreicht. Die Schärfe von Full-HD+ reicht mir persönlich im Alltag aus, wobei aufgrund der Samsung Pentile Matrix teilweise grüne und pinke Ränder an Schriften zu sehen sind.
120 Hertz sind sehr angenehm und flüssig, aus dem Scrollen kommt man im Prinzip nicht mehr raus. Egal ob das Panel so gut ist oder nicht, die Kombination aus AMOLED und 120 Hertz Bildwiederholrate sagt schon alles. Früher bekam man das gemeinsam nur für über 600 Euro, mit dem Note 10 Pro bringt Redmi diese Daten für unter 300 Euro. Nur zum Vergleich, das deutlich teurere iPhone 12 Pro Max unterstützt lediglich eine Bildwiederholrate von 60 Hertz. Schaut man auf vergleichbare Konkurrenten, haben sie entweder ein miserables LC-Display oder nur 60 Hertz mit der gleichen OLED-Qualität. Deswegen ist das Display auf jeden Fall das Beste in dem Preisbereich.
Lautsprecher & Vibrationsmotor
Es gibt Stereo-Lautsprecher beim Redmi Note 10 Pro, die von der obersten Klasse nicht einmal ganz so weit entfernt sind und einen schön dreidimensionalen Klang bieten. Neben der Hörmuschel, die relativ groß ist, kommt auch noch Ton aus drei Löchern auf der Oberseite. Ebenfalls mit an Board ist ein Z-Achse linearen Vibrationsmotor. Die Optimierung von ihm ist nicht ganz so gut, das Feedback eher träge, aber für den Preisbereich ist nicht viel mehr zu erwarten. Einige 800 Euro Telefone verbauen schlechtere Vibrationsmotoren.
Performance – durchschnittlich
In einem Mittelklasse-Smartphone ist immer die Performance das Wichtigste. Das Redmi Note 10 Pro gibt uns einen Snapdragon 732G SoC, gepaart mit 6 GB RAM. Erst die schlechten Nachrichten: 6GB Ram sind viel zu wenig für die MIUI Software. Im Alltag kann man nur wenige Apps im Hintergrund offen halten. Öffnet man die Kamera-App, werden alle Applikationen im Hintergrund geschlossen. Gemeinsam mit dem Prozessor ist die Langlebigkeit eine große Schwäche.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch alles flüssig geht. Der Snapdragon 732G läuft im Alltag mit seinen 120Hz deutlich flüssiger als mancher 765G von Konkurrenten. Ruckler beim Starten von Apps sind selten zu finden. Natürlich ist das noch kein Flaggschiff-Niveau, denn besonders bei starkem Multi-Tasking fallen einem noch teilweise starke Ruckler auf, die manchmal auftreten, dennoch ist die Performance sehr gut. Aktuelle Spiele sind auch absolut flüssig spielbar, selbst mit maximaler Bildqualität. Dieses Verhalten ist überraschend gut, in der meisten Zeit absolut flüssig. Man erkennt, dass die Leistungsoptimierung gut gelungen ist.
Software – MIUI 12
Als Software kommt die übliche MIUI 12 Oberfläche zum Einsatz. Persönlich mag ich sie extrem gerne, sie ist aber weit entfernt von reinem Android und stark angepasst. Viele nützliche Funktionen werden aber leider auch umgeben von Werbung, die man erst deaktivieren muss.
Akku
Beim Akku kann man ehrlicherweise nicht viel sagen, denn mit über 5.000mAh an Kapazität gibt es nicht viel zu verlieren. Im Alltag komme ich mit aktivierten 120 Hertz auf rund 8 Stunden Screen-On-Time. Daher ist natürlich abzuleiten, dass man sich um den Akku im Alltag keine Sorgen machen muss. Er bringt einen problemlos über den Tag. Das Redmi Note 10 Pro unterstützt zudem bei seinem günstigen Preis eine Geschwindigkeit von 33 Watt out of the Box. Das ist für diesen Preisbereich sehr – umweltschädlich.
Spaß bei Seite, in Realität dauert das vollständige Aufladen nur knapp über eine Stunde, was recht gut für den Preis und die Geschwindigkeit ist. Wireless-Charging ist natürlich nicht mit an Board.
Kamera – 108 Megapixel Sensor
Sehr wichtig ist heutzutage die Kamera in einem Smartphone. Verbaut wurde im Note 10 Pro Samsungs 108 Megapixel Sensor der zweiten Generation: Der HM2. Des Weiteren spendiert Redmi dem Note 10 Pro eine 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera und zwei Sensoren mit 5 bzw. 2 Megapixel, die für Makroaufnahmen und Tiefeneffekte zum Einsatz kommen.
Kamera-Software
In Kombination mit dem Prozessor ist die wichtigste Frage natürlich das Nutzungserlebnis. Redmi sagt selbst, sie würden eine 96 Prozent schnellere Auslösezeit erreichen. Die Geschwindigkeit vergleichen wir mit dem Samsung S21 Ultra, welches ebenfalls eine 108 Megapixel Hauptkamera bietet, allerdings einen besseren Flaggschiff-Prozessor anwendet. Im normalen Modus ist das S21 Ultra schneller, aber überraschenderweise das Redmi im 108 Megapixel Modus. Auch vom Gefühl her wirkt es so, dass man nach dem Auslösen deutlich weniger warten muss und das Bild nicht eingefroren wird.
Der Wechsel zwischen Haupt- und Ultraweitwinkelkamera ist nicht flüssig und diese unterstützt nur Videos mit Full-HD bei 30 Bildern pro Sekunde, nicht wie die Hauptkamera mit Full-HD bei 60 FPS oder 4K bei 30 FPS. Zudem wurde sie, wie bei vielen Xiaomi Geräten, mit der weitesten Brennweite ganz unten positioniert. Das führt dazu, dass sie beim vertikalen Fotografieren häufig verdeckt wird. Gut ist, dass das Modul nicht so lang nach unten gestreckt ist. Der Rest ist dann eher die MIUI Kamera-App, die ich mag. Wir haben hier bei einem Mittelklasse-Gerät nicht nur einen Pro-Modus mit Profi-Video, sondern auch viele Modi für junge Leute zum Herumspielen.
Ergebnisse der Bilder
Wichtiger sind jedoch die Ergebnisse. Bei der Hauptkamera wird wie bei den Flaggschiffen eine Technologie duales natives ISO verwendet. 108 Megapixel klingen auch beeindruckend, in Realität ist der HM2 aber kleiner als der HM1. Von daher haben wir es hier mit einem Mittelklasse-Sensor zu tun. Wir vergleichen es nun mit dem Huawei P40 und dem deutlich teureren S21 Ultra:
Im normalen 12 Megapixel Modus werden neun Pixel zu einem zusammengerechnet. Am Tag tendiert das Redmi immer zu einem etwas rötlichen Farbton. Dieser zieht sich über alle Bilder hinweg. Der dynamische Umfang ist kaum von den Großen zu unterscheiden. Dabei ist der Detailgrad nur minimal schlechter als bei den zwei Konkurrenten. Wechselt man in den 108 Megapixel Modus, ist die Schärfe schlechter als beim HM3 Sensor vom S21 Ultra, teilweise verliert sie sogar gegen den 50 Megapixel Modus des P40. Megapixel ist nicht gleich Megapixel.
Nachtaufnahmen, Ultra-Weitwinkelkamera
Das Verhalten bei Nacht ist sogar etwas überraschend, denn sobald noch etwas Licht vorhanden ist, ist der erste Look kaum von den anderen Smartphones zu unterscheiden. Manchmal ist er sogar im Vorteil. Selbst beim Detailgrad ist der Unterschied nicht sehr groß. Natürlich verliert der Sensor bei noch weniger Lichtbedingungen, aber trotzdem schlägt das Smartphone alle anderen Mittelklasse-Geräte. In dem Preisbereich braucht man nichts von der Ultra-Weitwinkelkamera zu erwarten. Dafür ist sie wenigstens weit genug und kann einige tolle Momente einfangen.
Fazit der Kamera
Insgesamt finden wir nach unseren Erfahrungen schon, dass die Kamera des Redmi Note 10 Pro vergleichbar ist. Nimmt man noch den Preisbereich dazu, ist es eine sehr konkurrenzlose Kamera. Im Vergleich zu anderen Mittelklasse Smartphones, selbst von Xiaomi selber, gibt es keinen Vergleich.
Fazit
Während das Note 8 Pro Ende 2019 die erste 64 Megapixel Kamera und einen starken Prozessor in den niedrigen Preisbereich brachte, wollte der Nachfolger, das Note 9 Pro, mehr mit dem Gesamtpaket überzeugen. Dieses Jahr sind die Merkmale besonders das 120 Hertz AMOLED-Display und die 108 Megapixel Kamera im niedrigen Preissegment. Wegen der Entwicklung in der Branche ist das dieses Jahr eine richtige Wahl. Gute Hardware wird ja bekanntlich günstiger. Während man in den Vorjahren nicht auf Specs rumreiten konnte, um gleichzeitig noch ein rundes Paket zu bringen, geht es dieses Jahr schon. Der Prozessor ist stark genug und auch die sonstige Hardware kann überzeugen.
Deswegen lässt sich zusammenfassen: Das Redmi Note 10 Pro ist ein durchschnittliches Mittelklasse-Android-Smartphone, das im Bereich Display, Kamera und Akku alles herausholt. Wenn man gerade auf diese Punkte Wert legt, ist es ein passendes Smartphone.
Wir bedanken uns bei Xiaomi Deutschland für die Bereitstellung des Redmi Note 10 Pro!