Wiko Power U30 im Test: Leider zu wenig trotz überragender Akkulaufzeit
Wiko ist ein französischer Hersteller, der hauptsächlich günstige Einsteiger-Smartphones auf den Markt bringt. Mit dem neuen Power U30 für eine unverbindliche Preisempfehlung von 179,90 Euro verspricht Wiko eine Akkulaufzeit von bis zu vier Tagen.
Abgesehen davon, kann die Ausstattung auf dem Papier eher weniger überzeugen, denn Wiko bietet lediglich ein 60Hz LC-Display mit niedriger HD+ Auflösung, eine 13 Megapixel Triple-Kamera ohne Ultra-Weitwinkel und einen alten Helio G35 SoC von MediaTek an. Wir haben das Power U30 ausführlich getestet und klären in den folgenden Zeilen, wie es sich im Alltag geschlagen hat und ob sich die eher enttäuschende Ausstattung auf dem Papier auch im Alltag bemerkbar macht.
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Haptik, Design & Verarbeitung
Das Wiko Power U30 ist ein extrem großes Smartphone, was die Abmessungen von stolzen 173,8 Millimeter in der Höhe, 78,6 Millimeter in der Breite sowie 9,5 Millimeter in der Dicke stark verdeutlichen. Gepaart mit dem recht hohen Gewicht von 214 Gramm lässt sich das Smartphone nicht problemlos mit einer Hand bedienen und insgesamt liegt es nicht allzu angenehm in der Hand.
Sowohl der Rahmen als auch die Rückseite bestehen aus Kunststoff in Hochglanzoptik, weswegen Fingerabdrücke nahezu magisch angezogen werden. Des Weiteren vermittelt Kunststoff auch kein hochwertiges Gefühl in der Hand, aber für unter 200 Euro ist das völlig normal und das Realme 8i ist hier auch nicht besser und das Poco X3 NFC fühlt sich meiner Meinung nach sogar noch schlechter an. Bei den Farben haben Kunden mit Carbon Blue (Dunkelblau), Midnight Blue (Hellblau) und Mint (Hellgrün) drei Farben zur Auswahl, die allesamt ein schönes, reflektierendes Muster vorweisen. Ich habe das Power U30 in der grünen Farbe zum Testen bekommen, worüber ich mich sehr gefreut habe, denn mir persönlich gefällt die Farbe gut. Links oben positioniert der Hersteller eine Triple-Kamera, welche minimal aus dem Gehäuse hervorsteht, wodurch das Smartphone bei der Bedienung auf dem Tisch liegend kaum wackelt. Des Weiteren finden wir auch noch einen Fingerabducksensor, über den das Gerät sicher entsperrt werden kann. Die Qualität werden wir uns im Laufe des Artikels noch genauer ansehen.
Auf der Vorderseite dominiert ein riesiges Display, welches von ziemlich dicken Rändern sowie einer Notch in Tropfenform umgeben ist. Es handelt sich hierbei zwar um ein Einsteiger-Smartphone, weshalb ich definitiv nicht die dünnsten Ränder erwarte, aber selbst für knapp unter 200 Euro gibt es bei den Displayrändern ordentlich Luft nach oben. Ein Realme 8 bzw. 8i, Redmi 10, Poco X3 NFC oder Moto G31 kosten ähnlich viel und punkten mit einer deutlich schöneren Front.
Bei der Verarbeitung habe ich keinen Grund zur Kritik. Das Smartphone macht einen gut verarbeiteten und stabilen Eindruck, die Kunststoffrückseite lässt sich nicht allzu sehr eindrücken, die Tasten sitzen fest im Gehäuse, sind hervorragend zu erreichen und haben einen akzeptablen Druckpunkt.
Display – nur ein LCD mit HD+ Auflösung und 60Hz
Das LC-Display misst 6,82 Zoll und löst lediglich mit 1.620 x 720 Pixel auf, was bei einer solch großen Diagonale schlichtweg zu wenig ist. Dies führt dazu, dass im Alltag hin und wieder einzelne Pixel zu erkennen sind. Ein Realme 8 bzw. 8i, Redmi 10 und selbst das deutlich günstigere Poco M3 zeigen, dass in den letzten Monaten schärfere Displays selbst für unter 200 Euro zum Standard wurden. Des Weiteren unterstützt der Bildschirm nur eine Bildwiederholrate von 60 Hertz, was prinzipiell in Ordnung geht, aber wenn sich der Hersteller schon für ein günstiges LC-Display mit niedriger HD+ Auflösung entscheidet, hätte ich zumindest gerne 90 Hertz gesehen.
Auch die restlichen Punkte können nicht wirklich überzeugen. Der Schwarzwert sowie die Blickwinkelstabilität sind stark ausbaufähig, Farben werden für meinen Geschmack etwas zu übersättigt dargestellt, die Ausleuchtung ist nicht perfekt und durch die niedrige Helligkeit kommt es an sonnigen Tagen oftmals zu Problemen bei der Ablesbarkeit.
Software – fast Stock-Android
Als Software kommt Wikos hauseigene Benutzeroberfläche auf Basis von Android 11 zum Einsatz. Rein optisch erinnert die UI sehr stark an Stock-Android 11, was sicher vielen gefallen dürfte. Zusätzlich gibt es in den Einstellungen unter dem Punkt „Wiko Eigenschaften“ noch einige nützliche Zusatzfunktionen.
Etwas enttäuscht bin ich allerdings von der Update-Versorgung, denn der Sicherheitspatch meines Testgeräts ist nach wie vor vom Juni 2021, was definitiv besser geht.
Performance – sehr schwach
Unter der Haube werkelt der Helio G35 aus dem Hause MediaTek, der von 4 GB RAM und 64 GB an internem Speicher unterstützt wird. Via MicroSD-Karte lässt sich der Speicher erweitern, was lobenswert ist.
Leider ist die Performance sehr schwach, sodass es schlichtweg keinen Spaß macht, das Power U30 zu nutzen. Es gibt quasi überall und immer Ruckler sowie Verzögerungen und Apps starten extrem langsam. Schon jetzt ist das Smartphone nicht wirklich zu nutzen, was der Hauptgrund ist, weswegen ich das U30 leider absolut keinem weiterempfehlen kann. Die ähnlich günstigen Konkurrenten vermitteln bei der Performance im Vergleich zum Wiko ein wahres Flaggschiff-Gefühl.
Akku – phänomenale Laufzeiten
Der riesige 6.000 mAh starke Akku sorgt für phänomenale Laufzeiten. Am Ende des Tages hatte ich bei einer Screen-On-Time von 5 bis 6 Stunden meist noch zwischen 67 und 70 Prozent Akku übrig, was ich zuvor noch bei keinem anderen Smartphone hatte. Mit dem Wiko Power U30 dürfte also jeder mindestens drei Tage ohne Ladung und selbst Heavy-User dürften zwei Tage locker schaffen. Das Smartphone ist quasi nicht leer zu bekommen und hat zweifelsohne die beste Akkulaufzeit, die ich jemals in einem Smartphone erlebt habe. An dieser Stelle möchte ich Wiko auf ganzer Linie loben.
Mit dem mitgelieferten 19 Watt Netzteil dauert es allerdings stolze drei Stunden bis der Akku wieder komplett vollgeladen ist, was für die enorme Größe des Akkus aber auch nicht verwundert.
Kamera – zu wenig
Auf der Rückseite verbaut Wiko drei Sensoren: Eine 13 Megapixel Hauptkamera sowie zwei weitere Sensoren mit 2 bzw. 0,3 Megapixel, die für Tiefeninformationen zuständig sind. Eine Ultra-Weitwinkelkamera sucht man hier leider vergeblich. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 8 Megapixel.
Solange das Licht stimmt, macht das Wiko Power U30 ansprechende Aufnahmen. Sowohl die Schärfe als auch die Farbwiedergabe sind völlig zufriedenstellend, auch wenn ich bei der Schärfe die Realme-Smartphones noch etwas weiter vorn sehe. Der Dynamikumfang ist in Ordnung, könnte allerdings noch etwas besser sein. Sobald die Lichtbedingungen schlechter werden, ist die Kamera des U30 nicht mehr zu gebrauchen, denn aufgrund eines fehlenden Nachtmodus werden die Aufnahmen viel zu dunkel, zu unscharf und fangen schnell an zu rauschen. Dass man selbst für 180 Euro deutlich mehr erwarten kann, zeigen das Realme 8, 8i, Redmi 10 und Poco X3 NFC.
Testfotos
Schauen wir uns dazu noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind wie immer absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten sowie den Speicherverbrauch der Webseite gering zu halten.
Vergleich mit dem Realme 8i
Zu guter Letzt wollen wir die Kamera in verschiedenen Situationen mit dem ähnlich teuren Realme 8i vergleichen.
Der Kameravergleich zeigt ziemlich gut, dass sich das Wiko Power U30 bei guten Lichtbedingungen nicht vor dem Realme 8i verstecken muss. Es macht ausreichend scharfe Fotos und besonders die Farben gefallen mir besser als beim chinesischen Konkurrent. Ziemlich schlecht schneidet das Power U30 allerdings bei Lowlight ab, denn hier macht sich recht schnell der fehlende Nachtmodus negativ bemerkbar. Realme performt bei schlechten Lichtbedingungen sichtbar besser.
Sonstiges – ausbaufähiger Fingerabdrucksensor, enttäuschender Lautsprecher und mehr
Entsperren lässt sich das Smartphone über den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite, der für meinen Geschmack etwas zu weit oben positioniert ist. Der Fingerabdrucksensor könnte definitiv zuverlässiger und schneller sein.
Wiko verbaut einen Mono-Lautsprecher auf der Unterseite, was in dieser Preisklasse zwar völlig normal ist, aber leider klingt er ziemlich bescheiden. Die Konkurrenz ist hier hörbar besser.
Zu guter Letzt müssen wir uns auch noch dem verbauten Vibrationsmotor widmen, welcher für unter 200 Euro völlig durchschnittlich ist. Er vermittelt zwar kein hochwertiges Gefühl in der Hand und klingt auch eher störend, aber was will man auch für ein so günstiges Einsteiger-Smartphone erwarten. In diesem Punkt ist lediglich Xiaomi etwas besser.
Fazit
Es ist ziemlich deutlich geworden, dass uns das Wiko Power U30 leider nicht überzeugen konnte. Die Akkulaufzeit ist zwar überragend, aber was bringt mir ein Smartphone mit toller Akkulaufzeit, welches ansonsten in nahezu allen anderen Punkte erhebliche Schwächen vorweist? Besonders die Performance ist schlichtweg unterirdisch und macht das Gerät quasi unbenutzbar.
Wer ein günstiges Einsteiger-Smartphone mit toller Akkulaufzeit sucht, sollte auf jeden Fall einen Blick auf das Realme 8 bzw. 8i werfen und für den ein oder anderen könnte sich auch das Redmi 10 beziehungsweise das Poco X3 NFC lohnen. Hier sind unsere Testberichte zu den jeweils genannten Smartphones:
- Realme 8 im Test: Unschlagbar für aktuell 170 Euro
- Realme 8i im Test: Sehr gutes, günstiges Einsteiger-Smartphone mit 120Hz
- Redmi 10 im Test: Licht und Schatten
- Poco X3 NFC im Test: Unschlagbar für den Preis
Wir bedanken uns bei Wiko Deutschland für die Bereitstellung des Power U30!