Vivo X80 Lite im Test: Gute Frontkamera, aber…
Mit dem Vivo X80 Lite stellte der chinesische Hersteller zum ersten Mal eine günstigere Lite-Version der X-Serie vor. Es wird in Österreich für eine unverbindliche Preisempfehlung von 449 Euro angeboten, was schon darauf schließen lässt, dass es absolut gar nichts mit dem X80 Pro zu tun hat.
Laut Vivo handelt es sich eher um die Weiterführung der kostengünstigen V-Serie, welche ihren Fokus speziell auf die Qualität der Frontkamera legt. So auch das neue X80 Lite, das mit einer 50 Megapixel Frontkamera ausgestattet ist und somit für hervorragende Selfies sorgen soll. Aber ist das wirklich so? Und wie schneiden das Display, die Performance sowie die Akkulaufzeit ab? All das schauen wir uns nun in diesem ausführlichen Testbericht an.
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Haptik & Design – Rückschritte
Ordentliche Verarbeitung
Display – solide
Farben werden im Modus „Professionell“ ausreichend natürlich wiedergegeben, aber insgesamt ist das Display minimal zu kalt kalibriert, was allerdings während der alltäglichen Nutzung nicht störend auffällt. OLED-typisch haben wir es hier mit perfekten Schwarz- sowie Kontrastwerten zu tun. Die Blickwinkelstabilität sowie die Helligkeit sind dem Preis angemessen. Bei direkter Sonneneinstrahlung könnte es zwar gerne noch etwas heller werden, um Inhalte noch besser ablesen zu können, aber insgesamt geht die Helligkeit des X80 Lite völlig in Ordnung.
Software – Funtouch OS 12
Als Software kommt die hauseigene Benutzeroberfläche Funtouch OS in Version 12, auf Basis von Android 12 zum Einsatz. Die Einstellungen sind sehr übersichtlich, es gibt einen App-Drawer und etliche sinnvolle Zusatzfunktionen, wie beispielsweise ein gutes Always-On-Display, einen Dunkel- sowie Augenschutzmodus und einige dynamische Effekte. Hier kann zum Beispiel die Animation beim Entsperren über den ins Display integrierten Fingerabdrucksensor verändert werden.
Eine Gestensteuerung ist selbstverständlich auch mit an Board, jedoch sehen Animationen bei Weitem nicht so schön wie beim X80 Pro aus, was vielleicht am deutlich schwächeren Prozessor liegt.
Performance – zu wenig
Im Inneren werkelt der Dimensity 900 aus dem Hause MediaTek, der von 8 GB RAM unterstützt wird. Der interne Speicher ist stolze 256 GB groß und kann via MicroSD-Karte erweitert werden, was sehr lobenswert ist.
Die alltägliche Performance ist zwar nicht schlecht, aber definitiv viel zu wenig für eine UVP von 449 Euro. Apps starten und schließen nicht ganz so schnell, wie man es von einem Smartphone in dieser Preisklasse erwarten würde. Es kommt immer mal wieder zu kleineren Rucklern und Verzögerungen, was bereits bei nicht aufwendigen Dingen auffällt. Spiele können zwar mit einer ordentlichen Grafik gezockt werden, aber nochmal: das ist zu wenig für 449 Euro, vor allem weil der Dimensity 900 schon 2,5 Jahre alt und dementsprechend nicht mehr wirklich zukunftssicher ist. Für diesen Preis verbauen fast alle Konkurrenten deutlich bessere Prozessoren.
Akku – lobenswert
Der Akku ist 4.500 mAh groß und kann mit dem mitgelieferten 44 Watt Netzteil in etwa einer Stunde vollgeladen werden. Hier sind ein paar Konkurrenten zwar noch etwas besser, aber auch mit der Ladezeit des Vivo X80 Lite bin ich zufrieden.
Die Akkulaufzeit gefällt uns sogar noch etwas besser als die Ladezeiten. Am Ende der Tage hatte das Smartphone bei einer Screen-On-Time von 5 bis 6 Stunden noch zwischen 45 und 55 Prozent Akku übrig, was selbst für Heavy-User völlig ausreichend sein sollte, durch einen Tag ohne Ladung zu kommen. Großes Lob an Vivo.
Kamera – durchschnittlich
Auf der Rückseite bekommen wir ein Triple-Kamera-Setup geboten, welches wir bereits aus dem V21 und V23 kennen. Der Hauptsensor mit 64 Megapixel ist durchschnittlich groß und soll dank der lichtstarken Blende von f/1.89 relativ viel Licht aufnehmen können. Mit dazu gibt es die typische 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera mit einer Sensorgröße von 1/4 Zoll, die wir in fast allen Smartphones für 200 bis 400 Euro zu sehen bekommen. Für Makroaufnahmen ist ein 2 Megapixel Sensor zuständig. Positiv sticht die Frontkamera hervor, die mit 50 Megapixel auflöst, recht groß ist und sogar einen Autofokus mit an Board hat. Eine zweite Frontkamera wie beim V23 gibt es leider nicht.
Fangen wir zunächst mit der Hauptkamera an, die nahezu die gleichen Ergebnisse wie das V23 schießt. Vivo übertreibt es leider ziemlich mit den Farben, denn jedes Bild sieht viel zu übersättigt aus. Schon deutlich besser gefällt uns der Dynamikumfang, der seit Jahren eine große Stärke der Vivo-Smartphones ist. Recht durchschnittlich fällt hingegen die Schärfe aus. Die Aufnahmen bei Lowlight gehen im Nachtmodus zwar in Ordnung, aber den Weißabgleich könnte Vivo mit zukünftigen Updates gerne noch etwas verbessern.
Die Qualität der Ultraweitwinkel Kamera kann eher weniger überzeugen. Auch hier gefällt uns der Dynamikumfang zwar sehr gut, aber Farben werden zu unnatürlich wiedergegeben und Details lassen ordentlich zu wünschen übrig, was besonders an den Rändern auffällt. Für 449 Euro erwarte ich mehr.
Wie bei nahezu allen anderen Smartphones in der Mittel- bis Oberklasse ist die Bildqualität der 2 Megapixel Makrokamera auch beim X80 Lite sehr enttäuschend. Aufnahmen lassen einige Details vermissen und Farben werden zu blass dargestellt.
Gute Frontkamera
Die 50 Megapixel Frontkamera gefällt mir sehr gut. Es bleiben einige Details erhalten und Gesichtsfarben werden schön natürlich wiedergegeben. Der Dynamikumfang ist ordentlich und Portrait-Aufnahmen können sich ebenfalls sehen lassen. Zudem arbeitet der Autofokus schnell und stets zuverlässig. Lediglich bei schlechten Lichtverhältnissen gibt es noch ein wenig Luft nach oben. Gefühlt hatte das V23 5G eine noch etwas bessere Frontkamera, aber auch das X80 Lite verfügt eine der aktuell besten Frontkameras in einem Smartphone.
Sonstiges – guter Fingerabdrucksensor, enttäuschender Vibrationsmotor und mehr
Positiv hervorheben, möchte ich den Fingerabdrucksensor im Display, der super zu erreichen ist und das Gerät schnell und zuverlässig entsperrt.
Vivo verbaut leider nur einen Mono-Lautsprecher auf der Unterseite, der zum einen leicht zu verdecken ist und zum anderen auch nicht sonderlich gut klingt. Er wird zwar ausreichend laut, klingt aber sehr dünn. Hier sind fast alle Konkurrenten deutlich überlegen.
Zu guter Letzt möchte ich mich dem Vibrationsmotor widmen, der bei allen aktuellen Mittelklasse-Smartphones von Vivo eine große Schwäche darstellt und so ist es leider auch beim X80 Lite. Er fühlt sich sehr billig an und klingt eher störend. Hier sind Xiaomi, Realme und OnePlus spürbar besser.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass es sich beim Vivo X80 Lite um kein schlechtes Smartphone handelt. Mit der Akkulaufzeit, dem ordentlichen Display, der guten Frontkamera und dem großen Flash-Speicher besitzt das Smartphone einige Stärken, die wir so allerdings auch schon beim Vivo V23 5G gesehen haben, das aktuell gleich viel kostet. Hinzu kommt, dass das ähnlich teure V23 5G hochwertiger ist und darüber hinaus über einen stärkeren Prozessor sowie ein noch besseres Selfie-Erlebnis verfügt.
Von daher würden wir das Vivo X80 Lite zum momentanen Zeitpunkt eher nicht weiterempfehlen, selbst dann nicht, wenn Ihr viel Wert auf eine gute Frontkamera legt, denn dafür gibt es mit dem ähnlich teuren V23 5G eine bessere Alternative. Wenn Ihr allerdings gar keinen Wert auf die Frontkamera legt und lediglich auf der Suche nach einem guten Mittelklasse-Smartphone seid, lohnt sich auch das V23 5G für den aktuellen Preis eher weniger. Stattdessen empfehlen wir Euch, einen Blick auf das Realme GT Neo 2, OnePlus Nord 2T oder Samsung Galaxy S21 FE zu werfen.