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Tesla Model X im Test: Die Ikone schlägt mit den Flügeln

Tesla Model X Beitragsbild
Bild: TechnikNews
(Beitragsbild: © 2024 TechnikNews)

Wird das Tesla Model X von jemandem als eine Ikone der Elektromobilität bezeichnet, hat man dem in der Regel wenig entgegenzusetzen. Beinahe dreizehn Jahre ist es her, dass das vollelektrische SUV mit seinen unverkennbaren Flügeltüren der Öffentlichkeit präsentiert wurde, drei Jahre später rollten die ersten Fahrzeuge vom Band. Seitdem hat sich das Model X auf den ersten Blick äußerlich kaum verändert. Bekanntlich kommt es aber auf die inneren Werte an. Was Tesla heute mit dem Model X bieten kann, habe ich eine Woche lang ausführlich getestet.

Fazit: Das coolste Elektroauto mit einer schmerzenden Macke

Das Tesla Model X in punkto Coolness zu übertreffen ist nicht leicht. Hier glänzt der Tesla durch die Bank: Die Optik ist futuristisch, der Innenraum modern minimalistisch und der Funktionsumfang außer Konkurrenz. Das Bedienkonzept bei Tesla erfordert etwas Eingewöhnungszeit. Auf den ersten Blick erscheinen viele Funktionen kompliziert oder unhandlich zu bedienen – allerdings stellt sich relativ schnell heraus, dass Tesla für fast alle dieser Fälle eine unkonventionelle, aber gut funktionierende Alternative findet. Die Fahrleistungen sind überragend, die Langstreckentauglichkeit ist mehr als gegeben.

Leider enttäuscht das Model X beim Thema Autonomes Fahren. Hier werden europäische Kunden seit Jahren mit einer Not-Software vertröstet, die von der Konkurrenz längst überholt ist. Der eigentlich sehr gute Fahrkomfort bekommt hier einen kräftigen Dämpfer.

Wer sich das Tesla-Flaggschiff leisten möchte, muss mindestens 97.990 € für das Basismodell auf den Tisch legen, für das Plaid-Modell sind 112.990 € fällig. In dieser Preiskategorie ist Tesla längst kein Einzelkämpfer mehr, hier finden sich auch andere spannende Autos, die ihre Stärken haben. Dennoch ist das Model X auch heute ein klasse Premium-Elektroauto, das in vielen Bereichen den Ton angibt.

Der Hingucker schlechthin

Falcon-Wing-Doors

Obwohl das Model X bereits seit fast einem Jahrzehnt über die Straßen rollt, zieht es auch heute noch unvermeidbar die Blicke staunender Passanten an. Ein kleines Symbol auf dem 17 Zoll großen Touch-Display gedrückt, schon öffnen sich die spektakulären „Falcon-Wing-Doors“ im Heck des Fahrzeugs. Der Einstiegsbereich für die hinteren Sitzreihen öffnet sich dabei in etwa synchron mit den Mündern staunender Beobachter. „Bloß nicht in der Garage öffnen!“ – ist oft der erste gut gemeinte Ratschlag, wenn das Staunen etwas verflogen ist. Doch kein Grund zur Aufregung: Mehrere Sensoren in den Türen sorgen dafür, dass sie weder an der Garagenwand, noch an daneben parkenden Fahrzeugen anschlagen. Als Tesla das ungewöhnliche Türkonzept im Jahr 2012 vorstellte, versprachen sie, dass der Einstieg sogar leichter falle, als bei konventionellen Türen. Abgesehen davon, dass man sich gelegentlich den Kopf stößt und die Türen länger zum Öffnen brauchen, mag das sogar stimmen.

Tesla Model X Flügeltüren vorne

Bild: TechnikNews

Futuristisches Design – auch heute noch

Bei den Premiumfahrzeugen Model S und Model X musste Tesla in der Vergangenheit nur sehr wenige designtechnische Anpassungen vornehmen. Warum? Weil das Design noch immer nicht alt geworden ist und nach wie vor einen futuristischen Eindruck macht. Der fehlende Kühlergrill ist dabei ein gutes Beispiel für einen durch Tesla angestoßenen Trend, der sich immer öfter in neuen Fahrzeugen anderer Hersteller findet und somit nach wie vor brandaktuell ist.

Ansonsten hat sich wenig am Model X der frühen Tage verändert. Mit dem Modelljahr 2021 wurden kleine Anpassungen an der Lichtsignatur vorgenommen, zudem wurden die Zierleisten aus Chrom durch mattschwarze ersetzt.

Minimalistischer Innenraum

Die größten Veränderungen des neuen Model X wurden im Innenraum sichtbar. Hier wich der vertikale Touchscreen einem horizontalen Display, welches sich in der Neigung verstellen lässt. Durch die horizontale Ausrichtung des Displays können Medien wie Netflix oder YouTube besser konsumiert werden, dazu mit dem 960 Watt starken Premium-Soundsystem in der Hinterhand kommt das Model X einem Kinosaal erstaunlich nah. Viel Aufmerksamkeit hat Tesla mit dem Yoke-Lenkrad auf sich gezogen, welches anfangs ohne Alternative zu einem runden Lenkrad angeboten wurde. Nach viel Kritik hinsichtlich der schwierigeren Handhabung mit dem Yoke bot Tesla schließlich auch ein rundes Lenkrad an, inzwischen kostet das Yoke sogar Aufpreis. Auch der Testwagen kam mit einem runden Lenkrad.

Tesla Model X Flügeltüren von innen

Bild: TechnikNews

Bedienkonzept mit Eingewöhnungszeit

Lenkstockhebel? Braucht man nicht

Mit dem Adjektiv „unkonventionell“ treibt es Tesla gerne auf die Spitze. Ein Beispiel dafür sind die fehlenden Lenkstockhebel hinter dem Lenkrad. Der Blinker wird stattdessen über zwei touch-sensitive Knöpfe aktiviert, die Fahrstufe über den Touchscreen. Der Blinker sorgt dabei insbesondere in Kreisverkehren für einen Knoten im Kopf, da das Lenkrad beim Herausfahren meist falsch herum steht und die Position der Blinkerknöpfe somit vertauscht ist. Da man allerdings immer nach rechts aus dem Kreisel herausfährt und der Blinkerknopf somit immer der gleiche ist, hat man irgendwann doch raus, wo man drücken muss.

Bei der Fahrstufe bietet Tesla alternativ zu einem Wischen auf dem Touchscreen, welches insbesondere bei Wendemanövern lästig sein kann, das sogenannte „Smart Shift“ an. Das Fahrzeug erkennt anhand der Bewegungs- und Kameradaten, ob es vorwärts oder rückwärts fahren kann und braucht vom Fahrer nur ein Tippen auf die Bremse zur Bestätigung. Beim Rangieren wechselt das Model X beim gleichzeitigen Bremsen und Drehen des Lenkrads automatisch den Gang. Diese Funktion arbeitet nach kurzer Eingewöhnung überraschend gut und wird dem Namen „Smart“ Shift somit definitiv gerecht. Ist es aber wirklich besser als mit einem normalen Lenkstockhebel? Eher nicht.

Displays statt Knöpfe

Tesla mag keine Knöpfe. So gut wie alle Funktionen des Model X werden über das zentrale Display in der Mitte geregelt. Das setzt voraus, dass dieses gut und verständlich strukturiert ist, sowie flüssig läuft. Beides hat Tesla auf Basis langer Erfahrungen mit diesem Bedienkonzept inzwischen gemeistert. Das System läuft so flüssig wie ein Smartphone, die Navigationskarte zu verschieben und zu zoomen ist eine wahre Freude. Hier können (oder müssen) sich so manche deutsche Hersteller einiges abschauen.

Auch für die mittlere Sitzreihe ist inzwischen ein Display vorhanden. Dies läuft ebenso flüssig wie das Zentraldisplay und bietet neben Einstellmöglichkeiten für Klima und Sitzheizung auch Medieninhalte und Spiele zum Zeitvertreib.

Tesla Autopilot: Nur noch unteres Mittelmaß

Früher Vorreiter

Die Ambitionen für autonomes Fahren seitens Tesla sind groß, ebenso die Ankündigungen. Im Jahr 2015 ließ Tesla-Chef Elon Musk verlauten, dass das autonome Fahren bei Tesla nur noch drei Jahre entfernt sei, im Netz geisterten bereits Bilder von Teslas Model 3 ohne Lenkrad. Wohl in keinem anderen Punkt lag Elon Musk so daneben wie in diesem. Im Jahr 2018 startete zwar das sogenannte „Full Self Driving“, für das heute im Konfigurator 7.500 € Aufpreis veranschlagt wird, dennoch bringt es zumindest für europäische Kunden bis heute kaum einen Mehrwert. Wer hier vor sieben Jahren sein Kreuzchen im Konfigurator gemacht hat, hat bis heute so gut wie gar nichts davon.

Europa bleibt auf der Strecke

Global betrachtet muss erwähnt werden, dass es durchaus Teslas mit funktionierendem Full Self Driving (FSD) gibt. Bereits seit einigen Jahren erhalten exklusiv in den USA mehr und mehr Kunden die passende Software, die ihren Tesla praktisch überall ohne Eingriffe des Fahrers lang fahren lässt. Der Fahrer muss zwar weiterhin jederzeit hinter dem Steuer sitzen und eingreifen können, dennoch sind die Fähigkeiten des Systems durchaus beeindruckend. So können Teslas mit FSD auch an unübersichtlichen Kreuzungen von selbst abbiegen, sich auf Autobahnen korrekt einordnen und praktisch über jede erdenkliche Straße navigieren.

Doch wo bleibt dieses System für europäische Kunden? Während Tesla hart daran arbeitet, die FSD-Software für Kunden in Amerika zu verbessern, tritt der europäische Autopilot seit Jahren auf der Stelle. So ist beispielsweise immer noch keine funktionierende Schildererkennung an Bord. Es kommt vor, dass das Model X auf freien Autobahnen plötzlich eine Bremsung auf 40 km/h durchführen will – gleichermaßen illegal wie lebensgefährlich. Bei den Schildern, die erkannt werden, wird das Tempo nicht automatisch angepasst. An eine vorausschauende Bremsung, sodass der Straßenverkehrsordnung entsprechend am Schild das korrekte Tempo auf dem Tacho steht, ist nicht zu denken.

Hier gibt es keine zwei Meinungen: Wer als europäischer Kunde heute ein Fahrzeug mit einem guten autonomen System haben möchte, der geht nicht zu Tesla, sondern zu BMW oder Volkswagen.

Tesla Model X Seite hinten links

Bild: TechnikNews

Konnektivität – Eins mit Sternchen

Wie schon beim futuristischen Innenraumkonzept ist Tesla auch beim Thema Konnektivität ganz früh aufgestanden. Die Tesla-App für das Smartphone – und inzwischen auch für die Smartwatch – ist ein treuer Begleiter, der sich vor allem durch seine hohe Zuverlässigkeit und seinen enormen Funktionsumfang auszeichnet. Schon beim Aufbau einer schnellen Verbindung mit dem Fahrzeug scheitert es bei anderen Herstellern nicht selten. „Zeitüberschreitung bei der Anfrage“ oder „Verbindung fehlgeschlagen“ – man möchte das Handy am liebsten aus dem Fenster werfen.

Solche Bugs gehören bei Tesla schon lange der Vergangenheit an. Die App läuft flüssig, das Fahrzeug ist auf Wunsch schnell verbunden und diverse Einstellungen erleichtern den Alltag mit dem Model X. So kann das Fahrzeug auf eine individuelle Temperatur vorklimatisiert werden, auch die Sitz- und Lenkradheizung ist aus der Ferne stufengenau einstellbar. Über das Standort-Menü kann bereits im Vorfeld eine Route, auch mit Ladestopps, geplant werden. Der Wächter-Modus alarmiert den Fahrer über die App, falls eine Gefahr von Vandalismus erkannt wird, das Live-Bild sämtlicher Kameras ist aus der Ferne jederzeit abrufbar. Nicht zuletzt besteht auch die Möglichkeit einen Service-Termin über die App zu buchen, der je nach Standort und Serviceumfang von einem mobilen Tesla-Service in der heimischen Garage durchgeführt werden kann.

Mit diesen und vielen weiteren Funktionen steht die Tesla-App bereits seit Jahren außer Konkurrenz.

Tesla Model X Charge Port

Bild: TechnikNews

Technik vom Feinsten

Tesla wird zum Gepard

Wie das Topmodell „Plaid“ mit über 1.000 PS bietet auch das Model X in der Sparvariante den sogenannten „Cheetah-Stance“. Dabei handelt es sich um eine Launch-Control, bei der das serienmäßige Luftfahrwerk vorne abgesenkt wird, sodass sich das Model X wie ein Gepard in eine Lauerstellung bringt. Wird anschließend das Bremspedal losgelassen, schießt das 2,4 Tonnen schwere SUV brutal nach vorne – wenn man möchte bis auf 250 km/h. Gazellen haben keine Chance.

Langstrecke ohne Abstriche

Das Tesla Model X ist schon seit längerer Zeit ausschließlich mit einem 100 kWh großen Akku zu haben, nutzbar sind davon etwa 94 kWh. Das sind üppige Werte, zumal sich das bis zu 750 PS starke „Basismodell“ mit sehr wenig Energie zufrieden gibt. Auf meiner Teststrecke genehmigt sich das Model X bei spätherbstlichen 9 °C  und nasser Fahrbahn gerade einmal 171 Wh/km bei 90 km/h und 221 Wh/km bei Tempo 120. Es resultieren bei genannten Geschwindigkeiten Reichweiten von 550 bzw. 425 km. Dank des dichten und momentan auch preislich sehr attraktiven Schnellladenetzes von Tesla ist das Model X somit ein perfektes Auto für längere Strecken.

Ist doch mal ein Stopp am Tesla Supercharger nötig, braucht man nicht viel Standzeit einplanen. Trotz weiterhin nur 400 V Batteriespannung erreicht das Model X eine gute Ladeleistung von 250 kW. An der heimischen AC-Wallbox sind nur 11 kW möglich – zu wenig für ein Premium-Elektroauto mit so großem Akku.

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Leander Diedrich

Leander ist 24 Jahre alt und Masterstudent an der Fachhochschule Münster im Studiengang Elektrotechnik. Seinen Bachelor hat Leander an der Hochschule Trier im Studiengang Elektromobilität absolviert. Für TechnikNews testet Leander Elektroautos und verfasst Newsartikel. Neben der Elektromobilität ist die Musik Leanders größte Leidenschaft.

Leander hat bereits 12 Artikel geschrieben und 0 Kommentare verfasst.

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