Sony Xperia 10 III im Test: Gute Akkulaufzeit – ansonsten viel zu wenig
Mit dem neuen Sony Xperia 10 III möchte der japanische Hersteller ein rundum gelungenes Mittelklasse-Smartphone mit 5G abliefern, welches im Vergleich zur Konkurrenz sogar mit einigen Premium-Features ausgestattet ist.
So bekommen Kunden für eine unverbindliche Preisempfehlung von 429 Euro unter anderem einen 2-fach optischen Zoom, eine Glasrückseite, USB-C 3.1 und sogar eine offizielle IP68-Zertifizierung gegen das Eindringen von Wasser und Staub. All das hört sich ziemlich gut an, aber warum mich das Xperia 10 III für den angebotenen Preis eher weniger überzeugen konnte, erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen.
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Haptik, Design und Verarbeitung
Eines der Highlights ist ohne Frage der kompakte Formfaktor. Mit Abmessungen von 154 mm in der Höhe sowie 68 mm in der Breite gehört das Xperia 10 III für heutige Verhältnisse tatsächlich zu den kompakteren Smartphones auf dem Markt. Es ist zwar aufgrund des langgezogenen Seitenverhältnisses von 21:9 recht lang, dafür aber relativ schmal, weshalb eine Einhandbedienung für die meisten Leute kein Problem sein sollte. Die Dicke von 8,3 mm und das leichte Gewicht von nur 169 Gramm passen sehr gut zum kompakten Formfaktor.
Der Rahmen besteht aus mattem Kunststoff, wodurch Fingerabdrücke nicht störend auffallen. Zudem fühlt er sich auch recht griffig an und vermittelt ein hochwertigeres Gefühl in der Hand als die Kunststoffrahmen in Hochglanzoptik der Konkurrenz aus dem Hause Samsung, Realme und Xiaomi. Wunderdinge dürft Ihr hier allerdings auch nicht erwarten. Den Unterschied zu Metallrahmen fühlt man nach wie vor deutlich.
Auf der Rückseite verbaut der Hersteller eine Glasrückseite, die sich äußerst hochwertig anfühlt. Leider hat es Sony nicht ganz so gut hinbekommen, die Rückseite geschmeidig in den Rahmen einfließen zu lassen, was zu einem leicht scharfkantigen Gefühl in der Hand führt. Bei den Farben haben Kunden die Wahl zwischen Schwarz, Blau, Rosa und Weiß. Letztere habe ich getestet und ist trotz der glossy Oberfläche recht unanfällig für Fingerabdrücke. Neben den Farben dürfte auch sofort die Triple-Kamera in der linken Ecke ins Auge fallen. Hier finden drei Sensoren Platz, die kaum aus dem Gehäuse hervorstehen, weshalb das Smartphone bei der Bedienung auf dem Tisch liegend kaum wackelt.
Drehen wir das Xperia 10 III um, so sehen wir ein typisches Design von Sony. Sie verzichten nach wie vor auf eine Aussparung im Display, in der die Frontkamera untergebracht werden kann. Stattdessen sitzt diese in einem recht dicken Rand oberhalb des Displays. Der untere Bildschirmrand ist genauso dick. Ich persönlich weiß nicht so wirklich, was ich vom Design der Vorderseite halten soll. Zum einen sorgt der Hersteller mal wieder für Abwechslung auf dem Smartphone-Markt, aber zum anderen hätte Sony anstelle der Displayränder auch ein noch größeres Display verbauen können. Das Design ist absolute Geschmackssache und am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob einem die Vorderseite zusagt oder eben nicht.
Bei der Verarbeitung gibt es keinen Grund zur Kritik. Das Gerät hinterlässt einen hochwertig-verarbeiteten Eindruck und anders als bei vielen anderen Mittelklasse-Smartphones lässt sich die Rückseite zu keiner Zeit eindrücken. Positiv erwähnen, möchte ich auch die Positionierung der Tasten, die alle auf der rechten Seite Platz finden. Nur beim Druckpunkt des Power-Buttons gibt es noch ein wenig Luft nach oben.
Display – nicht das beste OLED-Panel
Sony verbaut ein 6 Zoll großes OLED-Display im langgezogenen 21:9 Seitenverhältnis, welches mit 2.520 x 1.080 Pixel angenehm scharf auflöst. Einzelne Pixel lassen sich im Alltag nicht erkennen. Leider unterstützt das Display nur eine Bildwiederholrate von 60 Hertz, was für eine unverbindliche Preisempfehlung von 429 Euro eher grenzwertig ist. Hier ist die Konkurrenz aus dem Hause Samsung, Xiaomi, OnePlus und Co. einen Schritt weiter.
Leider können auch die restlichen Aspekte nicht so wirklich überzeugen. Bei seitlicher Betrachtung verfärben sich Farben stark und komischerweise ist der Schwarzwert für ein OLED-Panel eher enttäuschend. Des Weiteren hat mein Testgerät enorme „Green-Tint-Probleme“, was bedeutet, dass graue Flächen (beispielsweise der Hintergrund bei Telegram, wenn der Dark Mode aktiviert ist) bei einer niedrigen Helligkeit grünlich wirken. Dieses Problem trat letztes Jahr sogar bei einigen Flaggschiffen, wie dem OnePlus 8 Pro auf, aber bei meinem 10 III Testgerät ist dieses Problem deutlich schlimmer:
Die maximale Helligkeit empfinde ich als völlig ausreichend für den Preis. Es könnte zwar gerne noch etwas heller werden, aber auch sonnigen Tagen ist das Panel noch ausreichend gut abzulesen. Auch die Farbwiedergabe kann durchaus überzeugen. Farben werden OLED-typisch intensiv, aber dennoch ausreichend realistisch wiedergegeben.
Software – fast reines Stock-Android
Als Software kommt die hauseigene XperiaUI, auf Basis von Android 11 zum Einsatz, die sehr viele Ähnlichkeiten zu Stock-Android bei Pixel-Smartphones vorweist. Zusätzlich ist sie mit einigen nützlichen Zusatzfunktionen ausgestattet, wie beispielsweise einem Konzentrationsmodus, womit sich Apps pausieren und ihre Benachrichtigungen ausblenden lassen. Des Weiteren ist ein Nachtmodus, eine geniale Gestensteuerung und einen Nachtlichtmodus mit an Board. Bei Letzterem erhält der Bildschirm eine gelbliche Tönung, die angenehmer für die Augen ist. Ab Werk ist mit Netflix, Amazon, Facebook und LinkedIn leider etwas an Bloatware vorinstalliert. Netflix lässt sich auch nur deaktivieren und nicht deinstallieren.
Performance – das geht besser
Unter der Haube werkelt der Snapdragon 690 5G aus dem Hause Qualcomm, dem 6 GB RAM zur Seite stehen. Mit dazu gibt es 128 GB internen Speicher, der problemos mit einer microSD-Karte erweitert werden kann.
Meiner Meinung nach hat dieser Prozessor in einem Smartphone für 429 Euro nichts zu suchen, denn schon bei alltäglichen Dingen kommt es immer wieder zu Ruckler und Verzögerungen, besonders in der Kamera-App. Das gesamte Bedientempo wirkt sehr träge und darüber hinaus bemerkt man natürlich auch die fehlenden 90 oder gar 120 Hertz. Ein Xiaomi Mi 11 Lite 5G, Poco F3 und OnePlus Nord 2 bieten nicht nur eine höhere Bildwiederholrate, sondern auch einen deutlich stärkeren sowie zukunftssicheren Prozessor. Ich bezweifle, dass das Sony Xperia 10 III in 2 Jahren noch gut performen wird.
Akku – sehr lange Lauf- und Ladezeiten
Sony verpasst dem Xperia 10 III einen 4.500 mAh starken Akku, was für die Größe des Smartphones extrem beeindruckend ist. Dieser kann mit bis zu 30 Watt schnell geladen werden, allerdings wird nur ein 7,5 Watt Netzteil mitgeliefert, womit der Akku in 3 Stunden komplett vollgeladen ist. Sowohl die langen Ladezeiten als auch das mitgelieferte Netzteil haben im Jahr 2021 nichts mehr zu suchen, vor allem für ein 429 Euro teures Smartphone. Hier liefern selbst Geräte für 200 Euro deutlich mehr. Kabelloses Laden ist nicht möglich, kann man aber für den Preis auch nicht wirklich erwarten.
Glücklicherweise gibt es beim Akku auch Positives zu berichten, denn die Laufzeiten können auf ganzer Linie überzeugen und sind das absolute Highlight des Sony Xperia 10 III. Am Ende des Tages hatte ich bei einer Screen-On-Time von 4,5 bis 7 Stunden meist noch 30 bis 50 Prozent Akku übrig, was überragende Werte sind. Damit sind sogar bis zu zwei Tage ohne Ladung überhaupt kein Problem und selbst Heavy-User sollten es an einem Tag nicht leer bekommen. So eine tolle Akkulaufzeit in einem solch kompakten Smartphone findet man heutzutage sehr selten. Ganz großes Lob an Sony.
Kamera – schade
Auf der Rückseite verbaut der Hersteller neben einer 12 Megapixel Hauptkamera und einer Ultra-Weitwinkelkamera mit 8 Megapixel auch noch eine Zoomkamera, mit der Objekte 2-fach optisch vergrößert werden können. So etwas wurde in den letzten Jahren in dieser Preisklasse immer seltener. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 8 Megapixel.
Von der Hauptkamera wurde ich leider ein wenig enttäuscht. Das Hauptproblem ist der ausbaufähige Dynamikumfang. Himmel werden fast immer überbelichtet und etwas dunklere Bereiche werden zu dunkel wiedergegeben. Die generelle Schärfe geht zwar in Ordnung, aber an den Randbereichen fallen immer wieder unscharfe Stellen auf. Recht gut hat mir hingegen die Farbwiedergabe gefallen, denn Sony versucht, Aufnahmen möglichst realistisch darzustellen, was super funktioniert. Bei schlechten Lichtbedingungen kann Sony allerdings bei Weitem nicht mit der Konkurrenz mithalten. Der Nachtmodus hellt die Fotos zwar ein wenig auf, aber in Sachen Schärfe und Weißabgleich schneidet das Sony Xperia 10 III sehr enttäuschend ab. Darüber hinaus ist das Rauschlevel enorm hoch und Aufnahmen wirken oftmals viel zu kalt.
Die Ultra-Weitwinkelkamera kann ein wenig mehr überzeugen. Farben werden auch hier sehr natürlich wiedergegeben und mit der Schärfe bin ich ebenso durchaus zufrieden. In diesen Punkten können beispielsweise das OnePlus Nord und Realme GT nicht ganz mithalten, wohingegen diese beim Dynamikumfang deutlich die Nase vorn haben. Bei Lowlight ist diese Kamera erwartungsgemäß eher weniger zu gebrauchen, aber hier scheitern nahezu alle Mittelklasse-Smartphones.
Zoomaufnahmen sind für etwa 400 Euro gut, aber allzu viel dürft Ihr hier auch nicht erwarten. Ein Galaxy A72 mit einem 3-fach optischen Zoom und sogar das Realme GT ohne jegliche Telekamera sind hier besser, zumal diese nicht unnötig nachschärfen. Trotzdem können hier viele Mittelklasse-Smartphones nicht ganz mit dem 10 III mithalten.
Die Frontkamera überzeugt mit einer sehr natürlichen Farbwiedergabe und ordentlicher Schärfe. Während viele Smartphones Probleme haben, Gesichter farblich akkurat wiederzugeben, wirken Gesichter bei Sony schön natürlich und zu keiner Zeit soft. Der Dynamikumfang ist allerdings auch bei der Frontkamera ein großes Problem.
Testfotos
Schauen wir uns dazu noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten sowie den Speicherverbrauch der Webseite gering zu halten.
Vergleich mit dem OnePlus Nord und Realme GT
Zu guter Letzt wollen wir die Kameras in verschiedenen Situationen mit der Konkurrenz vergleichen. Hierfür habe ich mich für das Realme GT und OnePlus Nord entschieden, da sie ähnlich viel wie das Sony Xperia 10 III kosten.
Bei guten Lichtbedingungen machen alle Smartphones brauchbare Aufnahmen, die sich hauptsächlich in Sachen Farbwiedergabe sichtbar unterscheiden. Während Realme ein möglichst gesättigtes Bild abliefert, versucht Sony, die Bilder relativ natürlich wiederzugeben. Das gefällt mir sehr gut, aber dafür gibt es bei der Randschärfe sowie dem Dynamikumfang viel Luft nach oben. Wechselt man zur Ultra-Weitwinkelkamera, so liefert Sony wieder die natürlichsten Farben und überraschenderweise auch die höchste Schärfe. Zoomaufnahmen gehen in Ordnung, aber trotz einer 2-fach optischen Zoomkamera muss es sich dem Realme GT geschlagen geben. Recht auffällig ist das künstliche Nachschärfen, was Aufnahmen sehr unrealistisch wirken lässt.
Sobald es dunkler wird, kann das Xperia 10 III nicht mehr mithalten. Besonders die Schärfe ist hier ein großes Problem, aber auch bei der Helligkeit sowie dem Weißabgleich gibt es viel Luft nach oben. Darüber hinaus fangen die Bilder schnell an zu rauschen und werden oftmals zu kalt wiedergegeben.
Sonstiges – Lautsprecher, Fingerabdrucksensor und mehr
Widmen wir uns zu guter Letzt noch dem Vibrationsmotor, Lautsprecher und dem Fingerabdrucksensor. Letzterer befindet sich an der Seite des Smartphones und entsperrt das Gerät ausreichend schnell und zuverlässig. Ein Xiaomi Mi 11 Lite 5G ist zwar noch etwas besser, aber auch mit dem Fingerabdrucksensor des Xperia 10 III kann man gut auskommen.
Den Mono-Lautsprecher unterhalb des Bildschirms empfinde ich als eher unterdurchschnittlich. Er wird nicht besonders laut und klingt auch sehr dünn. Sony hätte für den angebotenen Preis Stereo-Lautsprecher verbauen müssen.
Der verbaute Vibrationsmotor kann nur bedingt überzeugen. Er vermittelt zwar ein hochwertigeres Gefühl in der Hand als die aktuelle A-Reihe von Samsung oder dem Vivo V21 5G, aber Xiaomi und Realme sind hier dennoch einen Schritt voraus. Darüber hinaus klingt der Vibrationsmotor auch eher störend.
Abschließend möchte ich Sony dafür loben, dass bereits USB-C 3.1 verbaut ist und eine Benachrichtigungs-LED mit an Board ist. Beide Dinge sieht man heutzutage für diesen Preis so gut wie gar nicht mehr.
Fazit
Das Sony Xperia 10 III konnte in meinem gesamten Testzeitraum leider nicht so wirklich überzeugen. Das Display weist ein paar Schwächen auf, die Performance ist recht träge, die Hauptkamera macht eher enttäuschende Aufnahmen, es fehlen Stereo-Lautsprecher und das 7,5 Watt Netzteil sowie die daraus resultierenden Ladezeiten haben im Jahr 2021 nichts mehr zu suchen. Für dieses Gesamtpaket verlangt der Hersteller aktuell stolze 409 Euro, was leider viel zu viel ist. Bei der Konkurrenz bekommt Ihr bereits für deutlich weniger Geld merkbar mehr geboten. So bietet beispielsweise das Poco F3 für aktuell 300 Euro ein sehr gutes 120 Hertz OLED-Display und den Snapdragon 870. Auch beim eigentlichen Alleinstellungsmerkmal des Sony Xperia 10 III, dem Zoom, gibt es in dieser Preisklasse mit dem Galaxy A72 (aktuell 400 Euro) oder dem Realme GT (aktuell 450 Euro) bessere Alternativen. Wer viel Wert auf ein wasserfestes Gehäuse legt, sollte sich ebenfalls das A72 oder das noch günstigere A52 etwas genauer anschauen.
Für aktuell 409 Euro kann ich das Smartphone wirklich nur denjenigen weiterempfehlen, die auf der Suche nach einem kompakten Mittelklasse-Smartphone mit hervorragender Akkulaufzeit sind. Wer (nur) danach sucht, hat mit dem Xperia 10 III das nahezu perfekte Gerät gefunden und wird sehr glücklich damit werden.
Wenn der Preis in naher Zukunft auf etwa 270 Euro sinken wird, kann ich das Smartphone auch abgesehen von der Akkulaufzeit weiterempfehlen, weil das Xperia 10 III ist keinesfalls ein schlechtes Smartphone, es ist nur leider viel zu teuer.
Wir bedanken uns bei Sony Deutschland für die Bereitstellung des Sony Xperia 10 III!