Samsung Galaxy Z Fold4 im Test: Stark trotz weniger Neuerungen
Samsung ist nach wie vor so ziemlich der einzige Hersteller, welcher faltbare Smartphones für den europäischen Markt anbietet. Huawei liefert mit dem P50 Pocket und Mate Xs 2 zwar ein ähnliches Setup wie Samsung, aber dass die Foldables von Huawei hier in Europa leider so gut wie keine Rolle spielen, dürfte jedem klar sein. Samsung steht als nicht unter Druck, was wahrscheinlich der Grund ist, weswegen sie sich ein wenig zurücklehnen und dem neuen Samsung Galaxy Z Fold4 im Vergleich zum Vorgänger nicht allzu viele Upgrades spendierten.
Rein vom Design hat sich auf den ersten Blick kaum etwas getan und sowohl beim Display als auch dem Akku ebenfalls nicht. Die größten Änderungen verspricht Samsung bei den Kameras und dem Prozessor. Ob das nicht nur leere Versprechungen sind, sondern sich tatsächlich auch im Alltag bewahrheitet, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
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- 1 tl;dr
- 2 Haptik & Design
- 3 Das kleine Außen-Display
- 4 Das große Innen-Display
- 5 Software – OneUI
- 6 Performance – astrein
- 7 Akku – solide Laufzeit
- 8 Kamera – gute Qualität, aber dennoch zu wenig für den Preis
- 9 Sonstiges – die aktuell besten Lautsprecher, erstklassiger Vibrationsmotor und mehr
- 10 Preise und Verfügbarkeit
tl;dr
Das Samsung Galaxy Z Fold4 ist ein überzeugendes Foldable mit nur sehr wenigen Schwächen. Sowohl das Design und Display als auch die Performance, die Kamera und die Lautsprecher sind auf einem hohen Niveau und die Akkulaufzeit ist endlich ordentlich, sodass die meisten Leute problemlos durch einen Tag ohne Ladung kommen.
Auch wenn der Sprung im Vergleich zum Vorgänger nicht riesengroß ist, muss sich Samsung keine Sorgen machen, denn hier in Europa gibt es auf dem Foldable-Markt leider keine ernstzunehmende Konkurrenz.
Ich kann das Samsung Galaxy Z Fold4 allen weiterempfehlen, die unbedingt ein faltbares Smartphone im Alltag nutzen wollen, die von den Vorteilen des Formfaktors profitieren und 1.799 Euro ausgeben können und auch wollen. Ansonsten würde ich eher von einem Kauf abraten und zu einem Non-Foldable oder dem Z Fold3 greifen.
Haptik & Design
Die Abmessungen hat Samsung nahezu unverändert gelassen. Im zugeklappten Zustand misst das Samsung Galaxy Z Fold4 160,9 Millimeter in der Höhe und 62,8 Millimeter in der Breite, was für ein Smartphone relativ ungewöhnlich ist, denn im zugeklappten Zustand ist es schlichtweg zu schmal. Das Z Fold4 besitzt im zugeklappten Zustand allerdings noch ein ganz anderes Problem, nämlich die Dicke. Es ist stolze 15,7 Millimeter dick, woran man sich zwar gewöhnt, aber dennoch ist es störend. Hinzu kommt ein enormes Gewicht von 263 Gramm, was zusammen mit der Dicke sowie dem Formfaktor dazu führt, dass ich das Smartphone im zugeklappten Zustand nicht gerne nutze. Es liegt alles andere als ansprechend in der Hand.
Sobald man das Samsung Galaxy Z Fold4 allerdings aufklappt, möchte es man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen. Es misst in der Dicke nun nur noch 6,9 Millimeter, was für ein kleines Tablet sehr angenehm ist.
Hochwertige Materialien
Der Rahmen besteht aus Aluminium in Hochglanzoptik, was einen wunderschönen und hochwertigen Eindruck hinterlässt. Er ist im Vergleich zum Vorgänger etwas kantiger geworden, was allerdings in keinster Weise zu einem scharfkantigen Gefühl in der Hand führt. Zusammen mit der matten Rückseite aus Glas und den wunderschönen Farben (Schwarz, Graugrün und Beige) haben wir es hiermit mit einem der hochwertigsten Smartphones auf dem Markt zu tun.
Dünnere Ränder & neues Seitenverhältnis
Bei den Vorderseiten hat Samsung die ersten sichtbaren Änderungen vorgenommen. Sowohl das innere als auch äußere Display sind von etwas dünneren Rändern umgeben, was ein gelungenes Upgrade ist. Zudem ist das äußere Panel endlich etwas breiter, sodass es sinnvoller genutzt werden kann. Nichtsdestotrotz empfinde ich den Bildschirm nach wie vor als etwas zu schmal, um darauf vernünftig Tippen zu können.
Wie auch schon beim Fold3 wird das innere Display natürlich nicht von Glas, sondern von Kunststoff geschützt, denn es handelt sich hierbei ja um ein faltbares, flexibles Panel. Den Unterschied zu normalen Bildschirmen merkt man auf jeden Fall, aber gestört hat es mich während der Nutzung zu keiner Zeit. Auch am Knick und an der Frontkamera unter dem Display habe ich mich zu keiner Zeit gestört, aber dennoch hätte ich mir mehr erwartet, da sich Vergleich zum Vorgänger so gut wie nichts getan hat. OPPO, Huawei und Xiaomi haben beim Knick die Nase vorn.
Gute Verarbeitung und toller Faltmechanismus
Bei der Verarbeitung gibt es absolut keinen Grund zur Kritik. Die Verarbeitung ist einfach nur top. Die Tasten sind gut platziert, haben einen hervorragenden Druckpunkt und sitzen fest im Gehäuse.
Der Faltmechanismus ist merkbar stabiler und besser geworden. Das Falten funktioniert immer noch so gut wie am ersten Tag. Mir ist nur aufgefallen, dass es nur beim ersten Mal Falten, nachdem man es eine längere Zeit nicht mehr genutzt hat, minimal knarzt. Das hinterlässt bei mir immer wieder ein ungutes Gefühl.
Das kleine Außen-Display
Beim äußeren Display handelt es sich um einen OLED-Bildschirm mit einer Diagonale von 6,2 Zoll. Aufgrund des langen Seitenverhältnisses ergibt sich eine recht ungewöhnliche Auflösung von 2.316 x 904 Pixel, was eine Punktpixeldichte von 402 ergibt. Die Auflösung empfinde ich als ausreichend. Im Alltag sind keine einzelnen Pixel zu erkennen. Das Panel unterstützt zudem eine flüssige Bildwiederholrate von 120 Hertz, wodurch das Scrollen sowie sämtliche Animationen butterweich wirken.
Farben werden je nach Modus angenehm realistisch wiedergegeben, wobei ich in diesem Punkt Apple und Huawei etwas weiter vorn sehe. Die Helligkeit ist ordentlich, aber nicht Spitzenklasse und auch die Blickwinkelstabilität geht in Ordnung, könnte aber gerne noch besser sein, denn bei seitlicher Neigung wirkt die Darstellung leicht bläulich.
Das große Innen-Display
Der innere Bildschirm misst 7,6 Zoll und löst mit 2.176 x 1.812 Pixel auf, wodurch eine Punktpixeldichte von 374 entsteht. Das klingt zwar nach wenig, aber da es sich hierbei um ein kleines Tablet-Display handelt – welches man in der Regel weiter von den Augen entfernt hält – ist die Auflösung völlig ausreichend. Hier werden ebenfalls 120 Hertz unterstützt.
Farben werden auch hier sehr ansprechend, aber nicht ganz so natürlich wie beim iPhone 14 Pro wiedergegeben. OLED-typisch kann der Schwarzwert auf ganzer Linie überzeugen und selbst der Weißwert gefällt mir sehr gut. Lediglich bei seitlicher Betrachtung verfärben sich – besonders weiße Inhalte – extrem stark. Hier muss Samsung endlich mal nachlegen, denn dieses Problem hatte auch schon der Vorgänger. Die Helligkeit wiederum kann auf ganzer Linie überzeugen. Selbst in hellen Umgebungen hatte ich nie Probleme mit der Ablesbarkeit.
Software – OneUI
Als Software kommt die hauseigene One UI, basierend auf Android 13, zum Einsatz. Bei One UI handelt es sich um eine stark angepasste Benutzeroberfläche, welche relativ wenig mit Stock-Android zu tun hat. Sie ist recht bunt und mit etlichen Zusatzfunktionen beschmückt. So wird beispielsweise eines der aktuell besten Always-On-Displays und zweimaliges Tippen für Ein- bzw. Ausschalten angeboten. Eine Gestensteuerung ist ebenfalls mit an Board, aber leider sehen die Animationen alles andere als schön und flüssig aus. Meiner Meinung nach haben die Samsung-Smartphones die schlechteste Gestensteuerung im Android-Lager.
Darüber hinaus hat Samsung einige Apps, wie zum Beispiel die Kamera- oder Einstellungen-App, für das größere Innen-Display angepasst. Die Einstellungen-App wird quasi zweigeteilt dargestellt, sodass auf der linken Hälfte alle Menüpunkte angezeigt werden und auf der rechten Hälfte alle dazugehörigen Unterpunkte erscheinen. Öffnet man die Kamera-App und klappt das Smartphone ein wenig zu, so teilt sich die App in zwei Hälften.
Performance – astrein
Für die Rechenleistung sorgt der Snapdragon 8+ Gen1 aus dem Hause Qualcomm, welcher von 12 GB RAM unterstützt wird. Mit dazu gibt es je nach Version 256 bzw. 512 GB an internem Speicher, der sich leider nicht mit einer MicroSD-Karte erweitern lässt.
Akku – solide Laufzeit
Bei der Akkukapazität von 4.400 mAh hat sich im Vergleich zum Vorgänger leider nichts getan, aber die Akkulaufzeit soll dennoch aufgrund des effizienteren Prozessors spürbar besser sein. Stimmt das auch? Ja, Samsung hat da glücklicherweise nicht zu wenig versprochen. Während meiner Testphase hatte ich bei einer Screen-On-Time von 5 bis 6 Stunden meist noch zwischen 1 bis 30 Prozent Akku übrig, was zwar kein Spitzenwert, aber dennoch solide ist. Nutzer, die allerdings fast ausschließlich das große Innen-Display nutzen oder gar Heavy-User sind, werden mit dem Samsung Galaxy Z Fold4 definitiv nicht durch einen Tag ohne Ladung kommen.
Der Akku kann leider nur mit bis zu 25 Watt geladen werden, was für ein Smartphone für knapp 2.000 Euro extrem peinlich ist. Darüber hinaus wird auch leider kein Netzteil mitgeliefert.
Kamera – gute Qualität, aber dennoch zu wenig für den Preis
Auf der Rückseite findet das gleiche Triple-Kamera-Setup wie beim Galaxy S22 und S22 Plus Platz. Das S22 Ultra legt noch eine Schippe obendrauf, denn die 108 Megapixel Hauptkamera ist deutlich größer als der 50 Megapixel Hauptsensor im Z Fold4. Darüber hinaus unterstützt das Setup des S22 Ultra einen bis zu 10-fach optischen Zoom, was natürlich beeindruckender als der 3-fach optische Zoom im Z Fold4 ist. Immerhin gibt es bei der 12 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera keine Unterschiede.
Selfies können auf unterschiedliche Art und Weise geschossen werden. Zum einen kann im zugeklappten Zustand die 10 Megapixel Frontkamera und zum anderen im aufgeklappten Zustand die 4 Megapixel Under-Display-Kamera verwendet werden. Wenn Ihr allerdings viel Wert auf eine richtig gute Bildqualität legt, könnt Ihr auch die Hauptkamera im aufgeklappten Zustand als Frontkamera verwenden.
Mit allen drei Kameras gelingen sehr gute Aufnahmen, die besonders mit einer ansehnlichen Schärfe und einem tollen Dynamikumfang überzeugen können. Die Schärfe ist ordentlich, aber hier haben Huawei und Apple die Nase etwas vorn. Vor allem beim Zoom hat die Konkurrenz aus dem Hause Huawei, Xiaomi und Vivo deutlich mehr zu bieten. Wie schon seit einigen Jahren, übertreibt Samsung auch beim Fold4 sowohl bei der Haupt- als auch der Ultra-Weitwinkelkamera mit den Farben. Sie werden für meinen Geschmack etwa zu übersättigt wiedergegeben, aber es gibt sicher einige Leute, welche diesen Look bevorzugen.
Sobald die Lichtbedingungen schlechter werden, kann eigentlich nur noch die Hauptkamera überzeugen. Während die Ergebnisse mit der Zoom- und Ultra-Weitwinkelkamera zu dunkel und zu unscharf werden, können die Aufnahmen der Hauptkamera mit einer ordentlichen Schärfe, guter Belichtung und soliden Farben überzeugen. Fairerweise muss man aber auch ganz klar sagen, dass man hier für einen Preis von knapp 2.000 Euro etwas mehr erwarten kann.
Videos in 4K mit 30 oder 60 FPS sehen bei Tageslicht richtig gut aus. Hier spielt Samsung ganz vorne mit. Sobald es allerdings dunkel wird, sind die Videos leider nicht mehr zu gebrauchen. Aufnahmen mit der 10 Megapixel Frontkamera können besonders mit einer ausreichend realistischen Farbwiedergabe und gutem Dynamikumfang überzeugen, aber in Sachen Schärfe gibt es Verbesserungsbedarf. Die 4 Megapixel Frontkamera unter dem inneren Display ist für das ein oder andere Zoom-Meeting einigermaßen zu gebrauchen, aber Selfies sollten unbedingt mit der anderen Frontkamera oder am besten mit den Hauptkamera gemacht werden, denn vor allem die Schärfe sowie die Farbwiedergabe lassen bei der Under-Screen-Kamera stark zu wünschen übrig.
Sonstiges – die aktuell besten Lautsprecher, erstklassiger Vibrationsmotor und mehr
Samsung verbaut auf der Unter- und Oberseite jeweils einen Lautsprecher, wodurch ein Stereo-Klang zustande kommt. Die Lautsprecher werden extrem laut und liefern einen sehr vollen, ausgewogenen Klang mit überraschend viel Bass, sofern man bei Smartphone-Lautsprecher von Bass sprechen kann. Für mich hat das Samsung Galaxy Z Fold4 die besten Lautsprecher der aktuellen Flaggschiffe.
Der verbaute Vibrationsmotor hat im Vergleich zum Vorgänger ein ordentliches Upgrade erhalten. Er sorgt nun für noch präzisere Vibrationen. Auch in diesem Punkt gehört das Fold4 zu den besten auf dem Markt.
Entsperren lässt sich das Smartphone über den seitlich platzierten Fingerabdrucksensor im Rahmen, der gut zu erreichen ist und das Smartphone schnell und ausgesprochen zuverlässig entsperrt.
Abschließend möchte ich noch positiv hervorheben, dass das Galaxy Z Fold4 tatsächlich nach IPX8, gegen das Eindringen von Wasser, geschützt ist. Von Staub solltet Ihr es allerdings fern halten, denn staubdicht ist es aufgrund des Falt-Mechanismus verständlicherweise nicht.
Preise und Verfügbarkeit
Das Samsung Galaxy Z Fold4 ist in der kleineren Speichervariante mit 12 GB RAM und 256 GB an internem Speicher für eine unverbindliche Preisempfehlung von 1.799 Euro auf den Markt gekommen. Mittlerweile müssen hierfür allerdings nur noch etwa 1.400 Euro auf den Tisch gelegt werden. Für doppelten Speicher verlangte Samsung zum Marktstart stolze 1.919 Euro, aber heute muss man nur noch etwa 1.500 Euro in die Hand nehmen. Erhältlich ist das faltbare Smartphone unter anderem bei Amazon, Saturn, Sparhandy und natürlich auch bei Samsung direkt.