Samsung Galaxy S20 Plus 5G im Langzeittest: Viel Power, wenig Saft
Das Samsung Galaxy S20 Plus 5G gibt es schon länger – erst vor kurzem wurde dann noch das Samsung Galaxy S20 FE vorgestellt. Ich hatte das Samsung-Flaggschiff einige Monate lang im Einsatz und werde in diesem Langzeittest auf die wichtigsten Punkte eingehen.
Vor einigen Monaten hat uns Samsung ein Testgerät zum Samsung Galaxy S20 Plus 5G zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle ein Dank an Samsung für die großzügig lange Bereitstellung des Testgeräts. Das Smartphone hat mich mehrere Monate lang im Alltag hauptsächlich begleitet. In diesem Langzeittest werde ich ein ausführliches Fazit nach mehreren Monaten Nutzung ziehen. Vorab: Es ist ein tolles Smartphone, welches allerdings eine große Schwäche hat.
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Handlich und gut verarbeitet
In der Box findet man neben AKG-Kopfhörern noch eine SIM-Nadel, ein USB-C-Netzteil und -Ladegerät, gemeinsam mit einem Quick Start Guide. Öffnet man die Box, kommt einem sogleich das Samsung Galaxy S20 Plus 5G entgegen. Dieses ist gut eingepackt und mit einer Schutzfolie ab Werk ausgestattet. Eine Hülle oder sonstiges Zubehör steckt nicht in der Packung.
Wie üblich kann beim Design und der Verarbeitung bei Samsung nicht meckern. Die Buttons haben einen guten Druckpunkt, einzig die riesige Kamerafläche auf der Rückseite gefällt mir persönlich nicht wirklich. Hier hätte man wesentlich dezenter und nicht so herausstehend vorgehen können. Auch der Grip ist echt gut – es liegt mit dem Gewicht von rund 186 Gramm ziemlich sicher und angenehm in der Hand.
Flüssig und scharf
Beim 6,7-Zoll-Display kann das Samsung Galaxy S20 Plus 5G so richtig punkten. Dieses löst mit bis zu 3200 x 1440 Pixel (WQHD+) auf und bietet bis zu 120 Hertz Bildwiederholrate. Beides kombinieren lässt sich allerdings nicht – entweder FHD+ (2400 x 1080) und 120 Hz oder 60 Hz und dafür die höchste Auflösung. Im Zusammenspiel wäre das beste von beiden Welten wohl wahnsinnig gut gewesen, der Akku hätte aber noch mehr darunter gelitten, als er es aktuell schon tut. Dazu aber später.
Die Farbdarstellung des Samsung-Display-Panels hat mich auch hier wieder überzeugt – kräftige Farben, guter Kontrast dank AMOLED und einstellbarer Weißabgleich. Sehr gut gefallen hat mir auch die unauffällige Notch, eher ein „Kameraloch“ auf der Oberseite des Displays. Beim Display bekommt das Flaggschiff meine volle Punktzahl, ich wäre aber für einen Kompromiss von 90 Hz und dafür WQHD+ gewesen.
Ein Always-On-Display ist auch mit an Board, welches die Uhrzeit und die Benachrichtigungen, dargestellt als App-Symbol, dezent darstellt. Gut gemacht, zieht allerdings noch mehr am Akku.
5G-Schnell und warm
Das Wort warm dürften wohl viele Samsung-Nutzer von ihrem eigenen Gerät kennen. Auch hier ist es wieder dasselbe Problem – ach, Samsung! Im Inneren steckt nämlich der Exynos 990 Octa-Core-Prozessor. Dieser lässt es gemeinsam mit seinen 8 bzw. 12 Gigabyte Arbeitsspeicher (je nach Variante) in der Hand recht warm werden. So kann es passieren, dass sich das Samsung Galaxy S20 Plus 5G mit einem simplen Neustart aufwärmt. Auch so Dinge wie das Updaten von Apps oder das Installieren von Systemupdates machen sich thermisch bemerkbar.
Ansonsten liefert der 5G-Prozessor im Alltag sehr gute Performance, tolles Multitasking und schnelle Geschwindigkeiten im 5G-Netz. In unserem Testbericht im 5G-Netz von Drei in Linz war auch das Samsung Galaxy S20 Plus mit dabei, welches sich gut geschlagen hat. So Dinge wie den „Service Mode“, den es bei Samsung gibt und die ausgefüllte oder nicht ausgefüllte 5G-Anzeige in der Statusleiste waren für den Test ziemlich hilfreich. Durch letzteres wusste man immer sofort, ob aktuell 5G aktiv ist oder nicht – andere Smartphones zeigen beispielsweise 5G dauerhaft an, obwohl es derzeit nur das 4G-Netz nutzt. Solche Dinge misst man bei anderen Smartphones der Konkurrenz.
Als Datenspeicher stehen 128 GB oder 512 GB (je nach Variante) bereit – erweiterbar mittels microSD-Karte um bis zu einem 1 TB. Das kann sich echt sehen lassen.
Akku schnell voll und schnell leer
Der größte Kritikpunkt ist die schwache Akkulaufzeit des Samsung Galaxy S20 Plus 5G. Quer durch die Bank lässt sich bei Testberichten der Kollegen dieses Problem wiederfinden. Auch unser Redakteur Nils, welcher das Samsung Galaxy S20 Ultra getestet hat, hat bei seinem Modell dasselbe bemängelt. Ein Problem, welches es bei Samsung – hauptsächlich verursacht durch den Exynos – schon lange gibt und es einfach nicht in den Griff bekommt. Bei Testberichten zum S20 Plus mit Qualcomm-Prozessor taucht dieser Kritikpunkt nicht auf.
So hielt das Smartphone nicht mal einen kompletten Tag durch, mit mehr als drei bis vier Stunden SOT (Screen-On-Time) braucht man nicht zu rechnen – das aber ohne 5G und ohne dauerhaft aktiviertem Always-On-Display. Vermutlich erreicht man mit deaktiviertem 120 Hz und niedrigerer Auflösung noch etwas mehr. Aber dieser Wert – das lässt sich direkt so sagen – wird einem Flaggschiff für diesen Preis nicht gerecht.
Es gibt aber Hoffnung für Steckdosen-Verwöhnte: Das S20 Plus lädt in etwas mehr als einer Stunde wieder voll auf. Im Lieferumfang liegt dazu ein 25-Watt-Schnellladegerät dabei, Samsung nennt das „Super Fast Charging„. Wie man sich denken kann, funktioniert dieses auch nur am schnellsten mit dem Original-Ladegerät. Kabellos lädt es mit 15 Watt auf, unabhängig welchen Charger man nutzt.
Mit „Wireless PowerShare“ zieht das Flaggschiff die Spendierhosen an und kann andere Geräte auf der Rückseite kabellos aufladen. Der 4.500 mAh Akku soll laut Herstellerangabe bis zu 17 Stunden im WLAN durchhalten – das geht sich niemals aus. Nach mehreren Monaten täglicher Nutzung hat sich dieses Problem nicht gelöst, auch nach mehreren Updates kam nichts besseres raus.
Gute Kamera und weiter Zoom
Nach einem Punkt ziemlicher Kritik kann das Samsung Galaxy S20 Plus 5G hingegen bei der Kamera im Test wieder überzeugen. Kräftige Farben, guter Kontrast, weiter Zoom und auch gute Nahaufnahmen. Das alles gibt es der Quad-Kamera zu verdanken, die folgendermaßen aufgestellt ist: 12 MP (f/2.2, Weitwinkel), 12 MP (f/1.8, Ultra-Weitwinkel), 64 MP (f/2.2, Zoom), 0.6 MP (f/1.0, Time of Flight). Letzterer ToF-Sensor dient der Abstandsmessung und Tiefenerkennung von Motiven.
Dieses Gesamtpaket auf der Rückseite klingt am Datenblatt nicht schlecht hält, was es verspricht, auch im Alltag. Schauen wir uns das am besten einfach mal mit einigen Testfotos an, die in den vergangenen Monaten entstanden sind – auch einige Motive in der Nacht mit Nachtmodus, 30-fach-Zoom und HDR sind dabei.
Folgende Bilder sind absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten und Speicherverbrauch der Webseite niedrig zu halten.
Samsung Galaxy S20+ 5G: Testfotos
Software gut aber träge
Überrascht hat mich die gute Update-Politik von Samsung – jeden Monat kam pünktlich zu Beginn des Monats der aktuellste Sicherheitspatch, immer wieder gemeinsam mit einigen Verbesserungen und Fehlerbehebungen. Das war ich mir von früheren Modellen so nicht gewöhnt und hat mich echt positiv überrascht. Dennoch werde ich nicht wirklich ein Freund von One UI: Auch wenn man die Oberfläche in der aktuellsten Version 2.x zusammengeräumt und poliert hat, ist sie teils echt sehr träge. Das Laden von Listen, etwa den Apps, Suchen in den Einstellungen dauert ungewöhnlich lange, was den eigentlich so schnellen Exynos-Prozessor dann wieder ausbremst.
Mit dem letzten Update von November 2020 hat sich die Situation deutlich verbessert und die Software läuft nun wirklich gut und performant. Dessen Probleme scheint sich Samsung somit selbst bewusst zu sein und verbessert sie mit Update regelmäßig.
Wasserfest und Dolby Atmos
Erwähnenswert ist auch die Wasserfestigkeit des S20 Plus (IP68), gemeinsam mit der Möglichkeit des Dolby Atmos Sound, welcher im Alltag besonders bei Filmen echt gut klingt. Auch bei Musik liefern die Lautsprecher gute Performance: guter Bass, klare Höhen und gute Tiefen. Im Vergleich zu anderen Smartphones in dieser Preisklasse spielen sie auch relativ laut. Auch bei Telefonaten ist die Gesprächslautstärke ziemlich gut und man versteht auch bei vielen Hintergrundgeräuschen seinen Gesprächspartner echt gut.
Des Weiteren sind alle Modelle der S20-Serie mit microSD-Karte erweiterbar, bzw. Dual-SIM-fähig. Also entweder zwei SIM-Karten oder eine SIM und eine Speicherkarte. 5G funktioniert allerdings nur mit der ersten SIM-Karte, was bei zwei 5G-SIMs etwas schade ist. Flott und zuverlässig funktioniert hat auch der Fingerprintsensor im Display, bei welchem man aber unbedingt die Entsperr-Animation deaktivieren sollte, damit er schneller wird. Das lässt sich unter Einstellungen > „Biometrische Daten und Sicherheit“ > „Fingerabdrücke“ > „Entsperr-Animation anzeigen“ ganz leicht ändern.
tl;dr – Fazit
Was soll ich also zum Samsung Galaxy S20 Plus 5G sagen? Ein sehr gut verarbeitetes Flaggschiff mit guter Performance, top Kamera und regelmäßigen Updates, welches mich – als „mal-wieder-Samsung-Nutzer“ echt abgeholt und überzeugt hat. Wäre nicht das Problem mit dem Akku: man schafft es mit dem S20 Plus 5G, auch mit den abgespecktesten Einstellungen, nicht ganz über den Tag. Auch das Hitzeproblem des Exynos ist echt ein störendes Manko, mit welchem man bei Samsung schon gefühlt ewig kämpft. Hier sollte man echt anpacken und das Problem beim Nachfolger in den Griff bekommen.
Hätte ich das Smartphone vor einigen Monaten zu einem Preis von anfangs knapp 1.000 Euro empfehlen müssen, hätte ich das nicht getan. Preis-Leistung war zu diesem Zeitpunkt bei dieser katstrophalen Akkulaufzeit einfach nicht gegeben. Bei aktuell etwa 700 Euro gebe ich dem Gerät allerdings eine Chance und würde es empfehlen – allerdings keinem, der nicht regelmäßig eine Steckdose zum Aufladen am Arbeitsplatz oder unter Tags in der Nähe hat. Sonst bekommt man hier ein gutes Gesamtpaket und – abgesehen von der Akkulaufzeit – das wohl beste Samsung-Smartphone bislang.
Und es muss mir ja wirklich gefallen haben – sonst wäre es mit vier Monaten fast durchgehender Nutzung nicht so lange bei mir gewesen.