Redmi Note 10S im Test: Solide, aber die Konkurrenz ist zu stark
Die Note 10 Reihe des chinesischen Herstellers besteht mittlerweile aus vier Geräten, die alle für einen fairen Preis möglichst viel bieten wollen. In diesem Artikel wollen wir das Redmi Note 10S ausfürlich unter die Lupe nehmen.
Für aktuell etwa 220 Euro bietet das Note 10S unter anderem ein hochwertiges OLED-Display, eine 64 Megapixel Quad-Kamera, 33 Watt Fast-Charge und noch vieles mehr. Auf dem Papier kann das Smartphone also durchaus überzeugen, aber ob das auch im Alltag der Fall ist und ob es dieses Smartphone unter den vielen anderen Geräten aus dem eigenen Hause überhaupt gebraucht hätte, erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen.
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Haptik, Design und Verarbeitung
Obwohl das Redmi Note 10S mit Abmessungen von 160,5 mm in der Höhe und 74,5 mm in der Breite alles andere als kompakt ist, kann es noch einigermaßen gut mit einer Hand bedient werden und liegt auch sehr angenehm in der Hand. Ein Grund für das ansprechende Handling sind zum einen die abgerundeten Kanten auf der Rückseite, die geschmeidig in den Rahmen überfließen und zum anderen die zusagende Dicke von 8,3 mm. Das Gewicht von knapp 179 Gramm geht absolut in Ordnung und insgesamt bin ich vom Formfaktor des Note 10S ein großer Fan.
Eher weniger angetan, bin ich von der gewählten Materialwahl. Mittlerweile ist es in der Einsteiger- bis Mittelklasse leider üblich, sowohl den Rahmen als auch die Rückseite aus Kunststoff in Hochglanzoptik zu verbauen. So ist es auch beim Redmi Note 10S. Es fühlt sich zwar nicht besonders hochwertig, aber auch auf keinen Fall billig an. Für den aktuellen Preis von 220 Euro möchte ich hier nicht allzu sehr meckern, denn wie gesagt, andere Smartphones machen das auch nicht besser.
Aufgrund der Hochglanzoptik werden Fingerabdrücke nahezu magisch angezogen, vor allem bei der von mir getesteten Farbe Grau. Diese Farbe ist recht dezent, auch wenn sie je nach Lichteinfall leicht silber und bläulich schimmert. Ansonsten haben Kunden noch Weiß zur Auswahl und wer es noch etwas bunter mag, kann auch zur blauen Farbe greifen, die sogar einen leichten Farbverlauf vorweist. Neben der Farbe fällt auch sofort der Kamerahügel in der linken Ecke auf, der ein wenig aus dem Gehäuse hervorsteht, wodurch das Smartphone bei der Bedienung auf dem Tisch liegend, leicht wackelt. Xiaomi verbaut insgesamt vier Sensoren, deren Qualität wir uns gleich noch ganz ausführlich ansehen werden.
Die Vorderseite wird geschützt von Corning Gorilla Glass 3 und unterschiedet sich rein äußerlich kaum von vielen anderen Geräten in dieser Preisklasse. Auch hier dominiert ein riesiges Display, welches nur von einer mittig-sitzenden Punch-Hole unterbrochen wird. Ähnlich wie bei der aktuellen A-Reihe aus dem Hause Samsung ist die Aussparung für die Frontkamera leider nicht Schwarz sondern Grau/Silber, was im Alltag zwar zu keiner Zeit stört, aber etwas gewöhnungsbedürftig aussieht. Die Ränder um den Bildschirm sind an drei von vier Seiten angenehm dünn, nur der untere Bildschirmrand könnte noch etwas dünner sein, aber ähnlich wie bei der Materialwahl möchte ich auch hier nicht allzu sehr meckern.
Bei der Verarbeitung hat mich der Power-Button etwas gestört. Er ist zwar super zu erreichen und hat einen soliden Druckpunkt, aber für meinen Geschmack wackelt die Taste bei der Benutzung etwas zu sehr. Erfreulicherweise ist das bei der Lautstärketaste nicht der Fall. Ansonsten macht das Note 10S einen gut-verarbeiteten Eindruck.
Display – solides OLED-Panel
Xiaomi setzt auf ein 6,43 Zoll großes OLED-Display, welches mit 2.400 x 1.080 Pixel scharf genug auflöst und eine Bildwiederholrate von 60 Hertz unterstützt. Viele Konkurrenten in diesem Preisbereich bieten zwar 90 oder gar 120 Hertz, dann handelt es sich aber leider nur um ein LCD, die bei der Blickwinkelstabilität, der Farbwiedergabe und den Kontrastwerten sichtbar schlechter sind. Von daher bin ich froh, dass sich der Hersteller für ein OLED mit 60 Hertz statt ein LCD mit höherer Bildwiederholrate entschieden hat.
Sowohl die Farbwiedergabe als auch die maximale Helligkeit können auf ganzer Linie überzeugen. Ich hatte selbst an sonnigen Tagen keine größeren Probleme mit der Ablesbarkeit und die Farben werden im Modus „Standard“ schön natürlich wiedergegeben. Wer es deutlich gesättigter – und ich meine wirklich deutlich – der kann in den Einstellungen den Farbmodus „Gesättigt“ wählen. Eher durchschnittlich fällt die Blickwinkelstabilität aus. Schon bei leichter Neigung verfärbt sich das Display leicht rötlich und bei extremen Blickwinkeln bildet sich quasi ein Regenbogen, was vor allem bei weißen Hintergründen auffällt. Ein OPPO A74 und Realme 8 Pro sind hier etwas besser.
Die Schärfe ist eigentlich mehr als ausreichend, im Alltag lassen sich keine einzelnen Pixel erkennen, aber sobald man YouTube öffnet und ein Video abspielen lässt, wirkt das Panel künstlich überschärft. Kann sein, dass das ein Software-Bug ist, aber ich wollte es unbedingt erwähnt haben, da ich so etwas in dieser Art noch nie gesehen habe.
Software – MIUI 12.5.6
Als Software kommt die hauseigene Benutzeroberfläche MIUI in Version 12.5.6, auf Basis von Android 11, zum Einsatz. Der Sicherheitspatch ist zum Zeitpunkt des Testberichts auf dem Stand Mai. Bei MIUI handelt es sich um eine stark angepasste Benutzeroberfläche, die relativ wenig mit Stock-Android zu tun hat. Sie ist recht bunt und an einigen Stellen viel zu unübersichtlich wie ich finde.
Dafür gibt es etliche Zusatzfunktionen, wie beispielsweise „Schwebende Fenster“: Bei eingehenden Benachrichtigungen können diese heruntergezogen werden und anschließend öffnet sich diese App in einem kleinen Fenster. Man kann dieses Fenster verschieben und kleiner machen. Des Weiteren gibt es ein Always-On-Display sowie einen Einhandmodus, der bei solch großen Displays definitiv von Vorteil ist. Leider war anfangs mit Netflix, TikTok, eBay, Amazon, Facebook, LinkedIn, Booking.com und etlichen Spielen auch etwas Bloatware vorinstalliert. Glücklicherweise lassen sich alle Apps problemlos deinstallieren.
Software-Bugs
Leider sind mir im Alltag zwei Software-Bugs aufgefallen, die mich nach wie vor extrem stören:
- In den Einstellungen wählte ich den Farbmodus „Standard“, bei dem Farben deutlich natürlicher als beim Modus „Gesättigt“ wiedergegeben werden. Schon nach wenigen Minuten fiel mir hier ein Bug auf. Sobald ich das Smartphone in den Standby versetze und anschließend den Power-Button betätige, um den Bildschirm zu aktivieren, wirkt das Panel oftmals total übersättigt, als wäre der Farbmodus „Gesättigt“ aktiviert. Gehe ich allerdings in die Einstellungen, so ist nach wie vor der Modus „Standard“ aktiviert, obwohl die Farben deutlich gesättigter sind als sie sein sollten. Glücklicherweise werden die Farben wieder deutlich natürlicher wiedergegeben, sobald ich das Smartphone wieder in den Standby versetze und anschließend das Display über den Power-Button aktiviere. Dieses Problem hat mich im Alltag enorm gestört, weil es zum einen etliche Male am Tag vorkam und zum anderen, weil ich das Smartphone jedesmal kurz ausschalten musste, damit die Farben wieder dem Modus „Standard“ entsprachen. Auf den unteren Bildern könnt Ihr den Sperrbildschirm des Redmi Note 10S sehen. Auf dem linken Bild ist die Farbwiedergabe normal, also so wie sie sein sollte und auf dem rechten Bild ist sie nach dem Versetzen in den Standby-Modus viel zu übersättigt:
- Außerdem sind auf dem Sperrbildschirm hin und wieder hellgraue Streifen zu sehen, die allerdings nach etwa einer Sekunde wieder verschwinden. Auch beim sogenannten „Benachrichtigungseffekt“, den man in den Einstellungen auswählen kann, sind Streifen zu erkennen (rechtes Bild):
Ob es sich bei diesen Bugs um einen Einzelfall handelt oder ob auch noch andere Geräte betroffen sind, kann ich leider nicht sagen. Wenn auch noch andere Geräte betroffen sein sollten, hoffe ich, dass Xiaomi diese Probleme mit zukünftigen Updates beheben wird.
Performance – (fast) sehr gut
Unter der Haube werkelt der Helio G95 von MediaTek, dem 6 GB RAM und wahlweise 64 oder 128 GB Flash-Speicher zur Seite stehen. Der interne Speicher kann problemlos via microSD-Karte erweitert werden.
Die alltägliche Performance hat mich sogar positiv überrascht. Apps starten und schließen recht flott und größere Ruckler und Verzögerungen kamen in meinem gesamten Testzeitraum nur selten vor. Auch Spiele laufen, sofern sie nicht allzu aufwendig sind, einigermaßen ohne Probleme. Hier wird noch am ehesten deutlich, dass es sich eben nur um einen Prozessor für die Mittelklasse handelt.
Etwas mehr hätte ich mir allerdings vom RAM-Management erwartet. Trotz der ordentlichen 6 GB RAM, werden Apps im Hintergrund meiner Meinung nach zu schnell geschlossen. Hier könnte Xiaomi vielleicht mit zukünftigen Updates nachbessern.
Akku – sehr zufriedenstellend
Der Akku misst 5.000 mAh und kann mit dem mitgelieferten 33 Watt Netzteil in knapp einer Stunde vollgeladen werden, was ein ziemlich guter Wert für ein Smartphone dieser Preisklasse ist.
Mit der Akkulaufzeit dürften selbst Heavy-User keine Probleme haben. Ich kam immer locker durch 1,5 Tage und selbst 2 Tage waren hin und wieder möglich. Am Ende des Tages hatte ich bei einer Screen-On-Time von 5 bis 6,5 Stunden meist noch 40 bis 55 Prozent Akku übrig.
Kamera – zu wenig trotz natürlicher Farbwiedergabe
Auf der Rückseite verbaut der Hersteller ganze vier Sensoren, die oben links angeordnet sind. Das Kamera-Setup umfasst eine 64 Megapixel Hauptkamera, 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera und zwei weitere Sensoren mit jeweils 2 Megapixel, die für Makroaufnahmen und Tiefeneffekte zuständig sind. Die Frontkamera löst mit 16 Megapixel auf.
Das Redmi neigt zu einer sehr natürlichen, teilweise auch eher blassen Farbwiedergabe, was sicher nicht allen gefallen dürfte. Mir persönlich gefällt die Farbwiedergabe sehr gut, auch wenn Bilder auf den ersten Blick im Vergleich zu einem Realme 8 Pro oder Samsung Galaxy A52 etwas leblos wirken. Ansonsten kann die Kamera nicht wirklich überzeugen. Die Schärfe geht zwar in Ordnung, aber jedes aufgenommene Foto in meiner Galerie fällt durch ein künstliches Nachschärfen auf, was besonders auf einem größeren Monitor nicht mehr gut aussieht. Des Weiteren hat das Note 10S einige Probleme beim Dynamikumfang. Helle Stellen, wie beispielsweise der Himmel oder Wolken, werden oftmals überbelichtet. Am meisten enttäuscht, wurde ich aber bei schlechteren Lichtbedingungen. Der Nachtmodus bringt quasi keine Verbesserungen mit sich, weshalb die Aufnahmen zu dunkel und insbesondere zu unscharf werden. Für eine UVP von 249 Euro erwarte ich hier natürlich keine Wunderdinge, aber selbst für diesen Preis sind die Ergebnisse bei Lowlight sehr enttäuschend. Das deutlich günstigere Poco X3 NFC (für aktuell etwa 190 Euro) ist hier einen Schritt weiter.
Die Ultra-Weitwinkelkamera ist gewohntes Einsteiger- bis Mittelklasseniveau. Bei guten Lichtbedingungen ist sie durchaus zu gebrauchen und kann auch mit einer ordentlichen Schärfe überzeugen, wobei auch hier künstlich nachgeschärft wird. Insgesamt finde ich sie sogar minimal besser als die Ultra-Weitwinkelkamera des Realme 8 Pro, weil sie an den Randbereichen sichtbar schärfer ist. Dem Poco X3 NFC muss sie sich aber geschlagen geben.
Um die Kamera als „Quad-Kamera“ vermarkten zu können, finden auf der Rückseite noch zwei günstige Sensoren für Makroaufnahmen und Tiefeneffekte Platz, die im Alltag nicht zu gebrauchen sind. Für Makroaufnahmen empfehle ich, die Hauptkamera zu benutzen und anschließend in das Bild zu croppen. Schon deutlich besser hat mir die Frontkamera gefallen. Sie macht farblich akkurate Aufnahmen, die Schärfe kann sich sehen lassen und auch der Dynamikumfang ist okay. Für den Preis ist sie absolut zufriedenstellend.
Testfotos
Schauen wir uns dazu noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten sowie den Speicherverbrauch der Webseite gering zu halten.
Vergleich mit dem Realme 8 Pro und Poco X3 NFC
Zu guter Letzt wollen wir die Kamera noch in verschiedenen Situationen mit dem Realme 8 Pro und dem Poco X3 NFC vergleichen. Letzteres bekommt man schon für 190 Euro und für das Realme müssen aktuell 260 Euro in die Hand genommen werden.
Besonders auffällig ist die durchgehend natürliche, teilweise auch etwas zurückhaltende Farbwiedergabe des Redmi Note 10S. Bei der Schärfe muss es sich allerdings dem Poco X3 NFC geschlagen geben, auch wenn das Redmi dürch künstliches Nachschärfen versucht, mitzuhalten. Auch beim Dynamikumfang sind die anderen Smartphones einen Schritt weiter, ebenso wie bei schlechteren Lichtbedingungen. Die Aufnahmen werden beim Redmi zu dunkel und fangen schnell an zu rauschen.
Sonstiges – guter Fingerabdrucksensor, solide Lautsprecher usw.
Positiv hervorheben, möchte ich den verbauten Fingerabdrucksensor an der Seite, der das Smartphone extrem schnell sowie ausreichend zuverlässig entsperrt. Einige Smartphones in dieser Preisklasse, deren Fingerabdrucksensor im Display Platz findet, können da nicht ganz mithalten.
Xiaomi spendiert dem Redmi Note 10S Stereo-Lautsprecher, die laut genug werden und bis zu einer gewissen Lautstärke auch relativ gut klingen.
Zu guter Letzt möchte ich noch den Vibrationsmotor erwähnen. Er vermittelt, zumindest für aktuell 220 Euro, ein ausreichend hochwertiges Gefühl, klingt aber etwas störend, vor allem wenn das Gerät auf einem Tisch liegt. Ein OPPO A74 oder OnePlus Nord N10 5G sind hier trotzdem merkbar schlechter, von daher bin ich mit dem Vibrationsmotor im Note 10S recht zufrieden.
Fazit
Das Redmi Note 10S ist für aktuell 220 Euro ein gelungenes Smartphone, welches vor allem Stärken beim Display, der Performance und der Akkulaufzeit vorweisen kann. Die eher enttäuschende Kamera und die nervigen Software-Bugs überschatten aber das eigentlich solide Gesamtpaket. Wer gerne Fotos mit seinem Smartphone machen möchte, sollte auf keinen Fall zum Note 10S greifen.
Zu starke Konkurrenz
Hinzu kommt die starke Konkurrenz, die hauptsächlich aus dem Hause Xiaomi kommt. Zum einen wäre da ein Poco X3 NFC, welches sich zwar beim Display und der Performance dem Redmi geschlagen geben muss, jedoch bei der Kamera merkbar bessere Ergebnisse liefert und mindestens 30 Euro günstiger ist. Die Pro-Variante liefert zusätzlich noch den deutlich stärkeren sowie zukunftssicheren Prozessor. Des Weiteren gibt es auch noch das normale Redmi Note 10 und das neu vorgestellte Poco M3 Pro, die zwar bei der Performance nicht mithalten können, aber aufgrund der niedrigeren Preise (aktuell zwischen 160 und 180 Euro) definitiv eine Überlegung wert sind. Zu guter Letzt möchte ich auch noch das Realme 8 Pro erwähnen, welches momentan für etwa 260 Euro angeboten wird. Hier bekommen Kunden ein noch besseres Display, 50 Watt Fast-Charge, eine noch bessere Hauptkamera, eine mindestens gleich gute Performance sowie eine ebenfalls sehr zufriedenstellende Akkulaufzeit.
Von daher sehe ich aktuell keinen Grund, zum Redmi Note 10S zu greifen. Xiaomi hätte sich dieses Gerät aufgrund der etxrem starken Konkurrenz also eher sparen können oder die unverbindliche Preisempfehlung noch niedriger ansetzen können. Wenn es in ein paar Tagen vielleicht für 190 Euro angeboten wird und man besonders viel Wert auf die Akkulaufzeit, Ladezeit und Performance legt, kann man gerne zum Redmi Note 10S greifen. Euch muss dann aber nach wie vor klar sein, dass es auch für diesen Preis einige andere Smartphones gibt, die bei der Kamera die Nase vorn haben.
Wir bedanken uns bei Xiaomi Deutschland für die Bereitstellung des Redmi Note 10S!
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