Redmi 10 im Test: Licht und Schatten
Vor einigen Wochen stellte Xiaomi mit dem Redmi 10 ein günstiges Einsteiger-Smartphone vor, welches auf dem Papier für eine unverbindliche Preisempfehlung von 179,90 Euro einiges zu bieten hat.
So bekommt man unter anderem eine 50 Megapixel Quad-Kamera, ein großes Display mit flüssiger 90 Hertz Bildwiederholrate, einen riesigen 5.000 mAh starken Akku und noch vieles mehr geboten. Wir haben das Redmi 10 in den letzten Wochen ausführlich getestet und ob es für 180 Euro nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Alltag überzeugen kann, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
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Haptik, Design und Verarbeitung
Mit Abmessungen von 162 mm in der Höhe sowie 75,3 mm in der Breite gehört das Redmi 10 zu den eher größeren Smartphones, die nicht mehr problemlos einhändig bedient werden können. Hinzu kommt die Dicke von knapp 9 mm, welche eine vernünftige Einhandbedienung ebenfalls erschwert. Das Gewicht von 194 Gramm geht allerdings völlig in Ordnung. Für ein so günstiges Smartphone liegt das Redmi 10 noch erstaunlich gut und griffig in der Hand, auch wenn es aufgrund der nicht perfekt abgerundeten Kanten etwas scharfkantig wirkt, aber das ist in dieser Preisklasse völlig normal und nicht weiter schlimm.
Auf der Rückseite kommt matter Kunststoff zum Einsatz, welcher deutlich pflegeleichter und weniger anfällig für Fingerabdrücke als Kunststoff in Hochglanzoptik ist. Zudem fühlt er sich auch spürbar hochwertiger an. Gepaart mit dem ebenfalls matten Rahmen aus Kunststoff fühlt sich das Redmi 10 spürbar hochwertiger als das Poco X3 NFC, Realme 8 und Realme 8i an. Mit Sea Blue, Pebble White und Carbon Grey haben Kunden drei wunderschöne Farben zur Auswahl, die alle matt sind. Ich habe die graue Variante getestet, die je nach Lichteinfall immer etwas anders aussieht. Hin und wieder sieht die Rückseite leicht bläulich aus und teilweise schimmert sie sogar Silber, was meiner Meinung nach richtig gut aussieht. Neben der Farbe sticht auch sofort das Kameramodul in der linken Ecke ins Auge, welches für ein Einsteiger-Smartphone überdurchschnittlich groß ist. Hier finden insgesamt vier Sensoren Platz, die sichtbar aus dem Gehäuse hervorstehen, weswegen das Smartphone bei der Bedienung auf dem Tisch liegend leicht wackelt. Drehen wir das Smartphone herum, so kommt ein riesiges Display zum Vorschein, welches nur von einer kleinen, mittig sitzenden Punch-Hole unterbrochen wird. Die Ränder um den Bildschirm sind dem Preis angemessen.
Zu guter Letzt widmen wir uns noch der Verarbeitung. Das Gehäuse macht einen stabilen, gut verarbeiteten Eindruck und anders als bei einigen anderen Konkurrenten lässt sich die Rückseite so gut wie nicht eindrücken. Darüber hinaus haben die Tasten einen ordentlichen Druckpunkt, sitzen ausreichend fest im Gehäuse, aber könnten gerne noch ein wenig weiter unten positioniert sein, sodass man sie besser mit einer Hand erreichen kann.
Display – 90Hz, aber ansonsten zu wenig
Beim Display handelt es sich um ein IPS-Panel, welches 6,5 Zoll misst und mit 2.400 x 1.080 Pixel angenehm scharf auflöst. Im Alltag lassen sich also keine einzelnen Pixel erkennen. Des Weiteren unterstützt der Bildschirm eine flüssige Bildwiederholrate von 90 Hertz, was sämtliche Animationen sowie das Scrollen sichtbar flüssiger als mit nur 60 Hertz aussehen lässt. An dieser Stelle möchte ich Xiaomi loben, denn in dieser Preisklasse ist eine solch hohe Bildwiederholrate eher selten.
Das Display ist für meinen Geschmack leider etwas zu warm kalibriert, weswegen der Weißwert enorm verfälscht wird und die Blickwinkelstabilität ist stark ausbaufähig. Selbst bei minimaler Neigung verfärben sich Farben sichtbar. Besonders in diesen Punkten sind das Realme 8 und 8i sichtbar besser. Die maximale Helligkeit reicht gerade so aus, um das Display in hellen Umgebungen noch einigermaßen gut ablesen zu können, es sei denn, die Sonne scheint direkt auf das Panel, denn dann kann es zu Problemen bei der Ablesbarkeit kommen. Immerhin ist der Bildschirm gut ausgeleuchtet, was bei LC-Displays oftmals Probleme darstellt.
Software – MIUI
Als Software kommt die hauseigene Benutzeroberfläche MIUI, auf Basis von Android 11, zum Einsatz. Der Sicherheitspatch ist zum Zeitpunkt des Testberichts auf dem Stand August.
Bei MIUI handelt es sich um eine stark angepasste Benutzeroberfläche, die relativ wenig mit Stock-Android zu tun hat. Sie ist recht bunt und an einigen Stellen viel zu unübersichtlich wie ich finde. Dafür gibt es etliche Zusatzfunktionen, wie beispielsweise „Schwebende Fenster“: Bei eingehenden Benachrichtigungen können diese heruntergezogen werden und anschließend öffnet sich diese App in einem kleinen Fenster. Man kann dieses Fenster verschieben und kleiner machen. Des Weiteren gibt es ein Always-On-Display sowie einen Einhandmodus, der bei solch großen Displays definitiv von Vorteil ist. Was mir allerdings nicht ganz so gut gefällt, ist der Nachtmodus, der hauptsächlich bei Snapchat sowie bei Twitter-Profilbilder einige Probleme macht.
Leider war anfangs mit Netflix, TikTok, eBay, Amazon, Facebook, LinkedIn, Booking.com und etlichen Spielen auch einiges an Bloatware vorinstalliert. Glücklicherweise lassen sich alle Apps problemlos deinstallieren.
Performance – das geht besser
Im Inneren werkelt der Helio G88 aus dem Hause MediaTek, der von 4 GB RAM unterstützt wird. Mit dazu gibt es je nach Version 64 oder 128 GB an internem Speicher, der problemlos via microSD-Karte erweitert werden kann. Zusätzlich kann das Smartphone im Dual-SIM-Betrieb genutzt werden und dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass bei einer Speichererweiterung via microSD-Karte nach wie vor zwei SIM-Karten eingelegt werden können. Ihr müsst Euch also nicht zwischen Dual-SIM und Speichererweiterung entscheiden. Großes Lob an Xiaomi.
Von der alltäglichen Performance war ich selbst für den Preis ein wenig enttäuscht. Versteht mich nicht falsch, das Smartphone ist definitiv benutzbar und Apps wie WhatsApp, YouTube oder Twitter laufen ohne größere Probleme, aber immer wieder gibt es trotz hoher Bildwiederholrate größere Ruckler und Verzögerungen, die quasi überall im System auftreten. Besonders beim Fotografieren braucht man etwas Geduld und sobald das Redmi 10 intensiver genutzt wird oder App-Wechsel betrieben werden, häufen sich die Ruckler. Hier hätte ich mir einfach etwas mehr erwartet. Ein Realme 8 performt trotz geringerer Bildwiederholrate spürbar besser und selbst das hauseigene Redmi Note 10S hat mehr zu bieten.
Akku – sehr gute Laufzeiten
Xiaomi verbaut einen 5.000 mAh starken Akku, der mit bis zu 18 Watt geladen werden kann. Mit dem mitgelieferten Netzteil dauert es gut zwei Stunden bis der Akku wieder komplett vollgeladen ist, was für die unverbindliche Preisempfehlung in Ordnung geht. Ein Realme 8 beispielsweise bietet mit bis zu 30 Watt allerdings noch etwas mehr und kostet aktuell etwa gleich viel.
Mit aktivierter 90 Hertz Bildwiederholrate kam ich immer locker durch einen Tag und selbst 1,5 bis 2 Tage waren meist kein Problem. Am Ende des Tages hatte ich bei einer Screen-On-Time von 5 bis 6 Stunden noch etwa 35 bis 50 Prozent Akku übrig, was richtig starke Werte sind. Selbst Heavy-User sollten mit dem Redmi 10 keine Probleme haben, durch einen Tag ohne Ladung zu kommen.
Kamera – ordentlich
Bei den Kameras wird es sehr spannend, denn Xiaomi möchte genau in diesem Punkt auf ganzer Linie überzeugen. Sie verbauen auf der Rückseite vier Sensoren, die oben links Platz finden. Bei der Hauptkamera handelt es sich um einen neuen 50 Megapixel Samsung Sensor mit einer Größe von 1/2.6 Zoll, der laut Xiaomi für unter 200 Euro hervorragende Ergebnisse liefern soll. Mit dazu gibt es eine Ultra-Weitwinkelkamera, die mit 8 Megapixel auflöst. Ergänzt wird dieses Setup noch von zwei weiteren Sensoren mit jeweils 2 Megapixel, die für Makroaufnahmen und Tiefeneffekte zuständig sind. Für Selfies ist eine 8 Megapixel Kamera verbaut.
Die Hauptkamera hat nicht nur auf dem Papier im Vergleich zum Vorgänger ein großes Upgrade erhalten, sondern auch bei der letztendlichen Qualität der Aufnahmen. Bei guten Lichtbedingungen halten sich die Unterschiede noch in Grenzen, wobei man beim Redmi 10 bei genauerer Betrachtung ein wenig mehr Details erkennen kann und auch der Dynamikumfang ist leicht besser geworden. In diesem Punkt hat allerdings das Realme 8i klar die Nase vorn, ebenso in Sachen Farbwiedergabe, denn Farben werden beim Redmi 10 für meinen Geschmack etwas zu blass wiedergegeben. Sobald die Lichtbedingungen schlechter werden, sollte man definitiv den Nachtmodus verwenden, der die Bilder für wenige Sekunden lang belichtet, um somit bessere Ergebnisse liefern zu können. Für 180 Euro finde ich die Lowlight-Performance völlig solide, auch wenn ich das eben genannte Realme 8i leicht vorne sehe.
Der größte Vorteil des Redmi 10 im Vergleich zum Realme 8i ist die verbaute Ultra-Weitwinkelkamera, die bei Realme leider fehlt. Sie macht für unter 200 Euro überraschend solide Aufnahmen, die bei (sehr) guten Lichtbedingungen tatsächlich zu gebrauchen sind. Auch hier sehe ich sichtbare Verbesserungen im Vergleich zum Redmi 9.
Die Makrokamera ist leider genau so unbrauchbar wie bei anderen vergleichbaren Smartphones. Den Aufnahmen fehlt es hauptsächlich an Schärfe sowie realistischen Farben. Für Makrofotos solltet Ihr eher die Hauptkamera verwenden.
Testfotos
Schauen wir uns dazu noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind wie immer absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten sowie den Speicherverbrauch der Webseite gering zu halten.
Vergleich mit dem Redmi 9 und Realme 8i
Zu guter Letzt wollen wir die Kameras in verschiedenen Situationen mit dem Vorgänger sowie dem ähnlich teuren Realme 8i vergleichen.
Die Kameras des Redmi 10 wurden im Vergleich zum letztjährigen Vorgänger sichtbar verbessert. Sowohl die Bildschärfe als auch der Dynamikumfang sind nun auf einem ordentlichen Niveau, wobei Realme bei der Farbwiedergabe nach wie vor die Nase vorn hat. Das Redmi gibt Farben für meinen Geschmack etwas zu blass wieder. Die Ultra-Weitwinkelkamera hat ebenfalls ein gelungenes Upgrade erhalten. Sie macht schärfere Bilder, was besonders an den Randbereichen deutlich sichtbar wird. Sobald die Lichtbedingungen dunkler werden, sind alle drei Smartphones eher unbrauchbar, wobei sich das Realme 8i für ein günstiges Einsteiger-Smartphone noch recht gut schlägt. Das Redmi 10 ist minimal schlechter, dennoch bin ich hier für 180 Euro durchaus zufrieden. Für diesen Preis kann man nicht mehr erwarten.
Sonstiges – ordentliche Lautsprecher, solider Fingerabdrucksensor und mehr
Xiaomi spendiert dem Redmi 10 Stereo-Lautsprecher, was für unter 200 Euro alles andere als selbstverständlich ist. Zudem klingen sie bis zu einer gewissen Lautstärke auch relativ gut. Hier war ich insgesamt sehr zufrieden.
Entsperren lässt sich das Smartphone unter anderem durch einen Fingerabdrucksensor im Power-Button, der stets zuverlässig und ausreichend schnell arbeitet.
Der verbaute Vibrationsmotor ist dem Preis völlig angemessen. Er vermittelt zwar kein sonderlich hochwertiges Gefühl in der Hand, aber für diesen Preis verbauen andere Hersteller teilweise merkbar schlechtere Vibrationsmotoren.
Fazit
Das Redmi 10 ist ein solides Einsteiger-Smartphone für aktuell 180 Euro, von dem ich mir allerdings noch etwas mehr erwartet hätte. Die Akkulaufzeit, der Vibrationsmotor, die Haptik, die Stereo-Lautsprecher sowie die Kameras gefallen mir zwar ziemlich gut, aber dem gegenüber steht die Performance, die ich schon jetzt als eher grenzwertig empfinde und auch beim Display gibt es selbst in dieser Preisklasse viel Luft nach oben. Hinzu kommt die starke Konkurrenz aus dem Hause Realme. Sowohl das Realme 8 als auch 8i punkten mit einer spürbar besseren Performance und besseren Displays. Hinzu kommt noch schnelleres Fast-Charge beim Realme 8 und eine minimal bessere Hauptkamera beim 8i. Von daher würde ich aktuell eher zu einem dieser beiden Smartphones raten, es sei denn, Ihr legt nicht allzu viel Wert auf die Displayqualität sowie Performance und braucht unbedingt eine Ultra-Weitwinkelkamera sowie Stereo-Lautsprecher, denn dann kann man das Redmi 10 definitiv in Erwägung ziehen.
Wir bedanken uns bei Xiaomi Deutschland für die Bereitstellung des Redmi 10!