OnePlus Nord N10 5G im Test: Solide, aber die Konkurrenz bietet mehr
Das OnePlus Nord N10 5G wurde bereits im Oktober des letzten Jahres offiziell vorgestellt und kostete zum Marktstart 349 Euro, also nur 50 Euro weniger als das reguläre OnePlus Nord. Mittlerweile ist der Preis aber deutlich gesunken, wodurch man es schon für etwa 250 Euro ergattern kann.
Was Kunden dafür alles geboten bekommen, wie es sich im Vergleich zur Konkurrenz schlägt und warum ich das Smartphone trotz des deutlich gesunkenen Preises nicht weiterempfehlen kann, erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen.
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Haptik, Design und Verarbeitung
Das OnePlus Nord N10 5G ist ein eher größeres Smartphone, was die Abmessungen von 163 x 74,7 x 8,96 mm schon vermuten lassen. Mit 190 Gramm ist es aber nicht auffällig schwer. Es liegt zwar gut in der Hand, könnte für meinen Geschmack aber noch etwas geschmeidiger wirken, denn die Kanten sind nicht optimal abgerundet, wodurch ein leicht scharfkantiges Gefühl in der Hand vermittelt wird.
Während die Vorderseite aus Glas besteht, kommt auf der Rückseite leider nur Kunststoff in Hochglanzoptik zum Einsatz, weshalb Fingerabdrücke nahezu magisch angezogen werden. Außerdem fühlt sich der Kunststoff recht billig an und lässt sich sogar ein wenig eindrücken. Bei den Farben gibt es mit Midnight Ice auch nur eine Option. Je nach Lichteinfall schimmert sie leicht bläulich. Im oberen Drittel positioniert OnePlus den Fingerabdrucksensor, dessen Qualität wir uns später noch anschauen werden. Die Kameras sitzen oben links und stehen etwas aus dem Gehäuse hervor, wodurch das Gerät bei der Bedienung auf dem Tisch liegend etwas wackelt.
Leider besteht auch der Rahmen aus Kunststoff in Hochglanzoptik, der sich ebenso wenig hochwertig anfühlt. Für eine UVP von 349 Euro hätte OnePlus gerne über hochwertigere Materialien nachdenken können oder zumindest mattes, gut verarbeitetes Kunststoff verbauen sollen. Drehen wir das Smartphone herum, so begrüßt uns ein 6,49 Zoll großes Display, welches nur durch eine Punch-Hole, in der die Frontkamera Platz findet, unterbrochen wird. Die Ränder um das Panel könnten dünner sein, vor allem wenn man es mit anderen Smartphones in dieser Preisklasse oder auch dem deutlich günstigeren Nord N100 vergleicht.
Bei der Verarbeitung gibt es noch ein wenig Luft nach oben. Die Rückseite lässt sich, wie bereits erwähnt, leicht eindrücken und in meiner Testzeit knarzte das Nord N10 auch vereinzelt. Zumindest die Tasten sind sehr gut verarbeitet.
Display – solide, aber die Konkurrenz bietet mehr
OnePlus verpasst dem Nord N10 5G ein 6,49 Zoll großes LC-Display im 20:9 Seitenverhältnis. Im Alltag lassen sich dank der Full-HD+ Auflösung (2.400 x 1.080 Pixel) keine einzelnen Pixel erkennen. Außerdem sind 90 Hertz mit an Board, sprich, das Bild aktualisiert sich in einer Sekunde bis zu 90 mal. Dadurch wirken Animationen zwar schön flüssig, aber die Konkurrenz setzt überwiegend schon auf 120 Hertz IPS-Bildschirme und manche sogar schon auf OLED-Panels mit hoher Bildwiederholrate.
Leider hat das Display, ähnlich wie beim Realme 7 5G, einen leichten Rotstich, was vor allem bei weißen Inhalten auffällt. Die Blickwinkelstabilität ist für ein IPS-Panel in dieser Preisklasse wiederum echt gut und auch die maximale Helligkeit ist ausreichend. Nur bei direkter Sonneneinstrahlung hatte ich hin und wieder Probleme mit der Ablesbarkeit. Insgesamt geht das Display des Nord N10 völlig in Ordnung, aber viele Konkurrenten bieten schon eine 120Hz Bildwiederholrate, eine bessere Farbwiedergabe oder eine etwas höhere Helligkeit. Im Falle des Redmi Note 10 Pro bekommen Kunden sogar ein 120Hz OLED-Display geboten.
Software – noch kein Android 11
Als Software kommt die hauseigene Benutzeroberfläche OxygenOS, auf Basis von Android 10, zum Einsatz. Dass hier noch kein Android 11 läuft, obwohl das Smartphone schon seit Monaten auf dem Markt ist, ist für mich völlig unverständlich. Außerdem soll Android 11 auch das letzte große Software-Update sein, was sowohl für den Preis als auch für OnePlus extrem schwach ist.
Nach all der Kritik gibt es aber auch einiges zu loben, denn die Benutzeroberfläche OxygenOS gefällt mir sehr gut, da sie zum einen sehr übersichtlich gehalten ist und zum anderen mit einigen nützlichen Zusatzfunktionen ausgestattet ist.
Performance – durchschnittlich
Unter der Haube werkelt der 5G-fähige Snapdragon 690 aus dem Hause Qualcomm, der im stromsparenden 8-Nanometer-Verfahren gefertigt ist. Ihm stehen 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internen Speicher (UFS 2.1) zur Seite. Er lässt sich problemlos via Mikro-SD-Karte erweitern und zusätzlich kann das Smartphone noch mit zwei SIM-Karten betrieben werden. Man muss sich hier also nicht zwischen Dual-SIM und Mikro-SD entscheiden.
Apps starten und schließen meist recht zügig, aber in meiner gesamten Testzeit kam es immer wieder zu vereinzelten Ruckler und kleineren Verzögerungen. Schon jetzt stößt der Prozessor hin und wieder an seine Grenzen und das dürfte in Zukunft nicht besser werden.
Akku – das Highlight
Der Akku hat eine Kapazität von 4.300 mAh und kann mit dem mitgelieferten 30 Watt Netzteil schnell geladen werden. Ich kam immer problemlos durch einen Tag und selbst 1,5 Tage waren meist im Rahmen des Möglichen. Die Screen-On-Time bei aktivierten 90 Hertz lag meist bei 11 bis 12 Stunden. Außerdem ist mir der Standby-Verbrauch extrem positiv aufgefallen. Der Akku ist für mich auf jeden Fall das Highlight des N10 5G.
Kamera – Solider Hauptsensor, aber…
Bei den Kameras sehen wir ein gewohntes Bild von OnePlus. Sie verbauen neben einer 64 Megapixel Hauptkamera noch eine Ultra-Weitwinkelkamera mit 8 Megapixel und zwei weitere Sensoren mit jeweils 2 Megapixel, die für Makroaufnahmen und Tiefeneffekte zum Einsatz kommen.
Mit der Hauptkamera gelingen bei guten Lichtbedingungen sehr gute Aufnahmen, die sich vor allem durch eine schöne, realistische Farbwiedergabe auszeichnen. OnePlus-typisch kann auch der Dynamikumfang überzeugen und auch die Schärfe ist dem Preis mehr als angemessen. Leider nimmt die Qualität bei schlechteren Lichtbedingungen sichtbar ab. Der Nachtmodus bringt zwar leichte Verbesserungen, aber dennoch werden die Aufnahmen zu dunkel und lassen einige Details vermissen. In Anbetracht des aktuellen Preises von 250 Euro geht das zwar noch völlig in Ordnung, aber man muss auch immer bedenken, dass dieses Smartphone zum Marktstart 350 Euro gekostet hat und dafür liefert die Hauptkamera bei Lowlight zu wenig.
Von der Ultra-Weitwinkelkamera war ich auch bei guten Lichtbedingungen eher enttäuscht. Zwar kann auch hier der Dynamikumfang durchaus überzeugen, aber die Farben wirken oft zu übersättigt und bei der Schärfe gibt es eklatante Schwächen. Hier ist nahezu die komplette Konkurrenz sichtbar besser.
Wer gehofft hat, dass wenigstens die Makrokamera überzeugen kann, muss ich leider enttäuschen. Die Aufnahmen werden wie bei der Konkurrenz viel zu unscharf und zu blass. Man sollte hier lieber die Hauptkamera benutzen und anschließend ins Bild reinzoomen. Schon deutlich besser hat mir die Frontkamera gefallen. Selfies gelingen mit einer ordentlichen Schärfe und guter Farbwiedergabe.
Testfotos
Schauen wir uns dazu noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um den Speicherverbrauch und die Ladezeiten der Webseite gering zu halten.
Vergleich mit dem Poco X3 NFC
Vergleichen wir noch die Kamera in verschiedenen Situationen mit dem Poco X3 NFC, welches aktuell für unter 200 Euro angeboten wird.
Beide Smartphones machen bei Tageslicht mit der Hauptkamera ähnlich gute Aufnahmen, die sich nur in Nuancen, wie der Farbwiedergabe, unterscheiden. Sobald es dunkler wird, sind die Bilder beider Smartphones nicht mehr wirklich zu gebrauchen. Auch bei der 2 Megapixel Makrokamera gibt es so gut wie keine Unterschiede. Erst bei der Ultra-Weitwinkelkamera fallen signifikante Unterschiede zugunsten des Poco X3 NFC auf. Dieses hat bei der Schärfe und der Belichtung klar die Nase vorn.
Sonstiges – gute Stereo-Lautsprecher
OnePlus verbaut Stereo-Lautsprecher, die sehr laut werden und bis 70 Prozent Lautstärke einen schönen, klaren Klang bieten. Für den Preis ist das mehr als ordentlich.
Auf der Rückseite findet der Fingerabdrucksensor Platz, der für meinen Geschmack noch etwas weiter unten positioniert sein könnte. Er reagiert angenehm schnell, könnte das Smartphone aber noch etwas zuverlässiger entsperren.
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte über den verbauten Vibrationsmotor verlieren. Dieser fühlt sich leider nicht sonderlich hochwertig an und klingt zudem auch eher störend.
Fazit
Das OnePlus Nord N10 5G ist für aktuell 250 Euro eigentlich ein solides Smartphone, welches vor allem mit einer hervorragenden Akkulaufzeit und guten Stereo-Lausprechern punkten kann. Allerdings bekommen Kunden bei der Konkurrenz, wie beispielsweise dem Poco X3 NFC, Realme 7 5G, Redmi Note 10 Pro oder Xiaomi Mi Note 10 Lite, überwiegend mehr geboten. Nicht zu vernachlässigen ist auch der schlechte Update-Support und der daraus resultierenden Langlebigkeit.
Aufgrund dessen kann ich das Nord N10 5G für aktuell 250 Euro leider keinem weiterempfehlen. Schade OnePlus.
Wir bedanken uns bei OnePlus Deutschland für die Bereitstellung des OnePlus Nord N10 5G!