NIO ET7 im Test: Kann die Luxus-Limousine im Alltag überzeugen?
Mit dem NIO ET7 bringt die chinesische Marke ihre erste Luxus-Limousine auf den deutschen Markt. Aber wer genau ist NIO eigentlich? Diese Frage versuchen wir Euch ebenfalls in diesem Testbericht zu beantworten.
NIO ist ein chinesischer Autohersteller, der bereits seit acht Jahren auf dem Markt vorhanden ist. Im vergangenen Jahr starteten sie in Deutschland und versuchen mit dem Firmenslogan „Blue Sky Coming“ ihr Leitbild für alle Interessenten klar und deutlich zu definieren.
Sie stellen sich als stark User-zentriertes Unternehmen dar. Damit wollen sie den NIO-Käufern ein erstklassiges Angebot an Services und innovativen Ladelösungen bieten. NIO bietet viele neue Technologien in ihren Fahrzeugen in Serie an. Das Design des ET7 findet sein Zuhause in Bayern in der Hauptstadt München. Damit zeigen sie, dass man vom Image einer „China-Marke“ Abstand halten möchte.
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NIO bietet mit dem ET7 eine waschechte Luxus Premium Limousine an. Dies wird einem erst beim Fahren klar. Man sitzt auf sehr bequemen Massagesitzen, die beheizt und belüftet sind. Neben der schnellen Infotainment-Bedienung und der tollen Funktionen, die NOMI ermöglicht, sieht man mal wieder, wie schwer es andere Hersteller in Zukunft haben werden. Wer das nötige Kleingeld übrig hat, bekommt mit dem ET7 wirklich mit das beste Elektrofahrzeug, was es aktuell auf dem Markt gibt. Abgesehen von der Ladeleistung, bietet der ET7 mehr als genügend Reichweite im Alltag. Von den ganzen Möglichkeiten im Alltag ganz zu schweigen. Eine elektrische Anhängerkupplung gibt es ebenfalls, diese schwingt auf Knopfdruck elektrisch ein und aus. Ganze zwei Tonnen (gebremst) kann der NIO ET7 damit ziehen.
Wir fanden den NIO ET7 wirklich sehr gelungen und freuen uns auf die Zukunft, die NIO auf dem europäischen Markt verfolgt. Als nächstes NIO Fahrzeug werden wir für euch das SUV Modell EL7 ausgiebig testen. Seid gespannt und guckt regelmäßig auf unserem YouTube-Kanal vorbei, dort kommen nun häufiger Videos zu neuen Elektroautos online!
Design: Direkt aus München
Designt wurde der ET7 oder vielmehr alle NIO-Fahrzeuge in München von einem ehemaligen BMW-Chefdesigner und seinem Team. Dies würde man auf den ersten Augenblick eher weniger merken. Das Design ist frontal betrachtet einzigartig. Von hinten hat man eine konventionelle durchgängige Lichtleiste sowie dynamische Blinklichter. Aber auch vorne sind diese dynamisch im Tagfahrlicht vorhanden. „Double Dash“ nennt NIO dieses Scheinwerferdesign. Dass dies ein Marketingbegriff ist, ist schon klar, aber dennoch sieht es vor allem nachts einzigartig aus.
Sehr markant auf dem vorderen Teil des Dachs angebracht, findet man die Sensorik vom NIO Aquila System. So nennt NIO ihre Sensorikpalette. Den jeder neue NIO ist mit ganzen 33 Sensoren & Kameras ausgestattet. Damit ist Autonomes Fahren in Zukunft sicherlich kein Problem mehr. Man setzt auf hochauflösende Kamerasensoren von Sony mit 8MP Bildauflösung. Was im Automobilsektor als sehr hochauflösend gilt.
In der Mitte thront der sogenannte „Watchtower“ dieser beinhaltet den LiDAR Sensor. Ein Lasergestütztes Erkennungssystem, was in bis zu 500 Metern Hindernisse oder andere Objekte erkennen kann. Später dazu mehr.
Innenraum: Futuristisch viel Platz
Der Innenraum des NIO ET7 ist definitiv ein Platzwunder, das seinesgleichen sucht. Fangen wir aber mal beim Fahrer / Beifahrerplatz an. Beide Sitze sind vollelektrisch einstellbar und verfügen über eine Massagefunktion sowie Sitzheizung und Sitzbelüftung. Dies repliziert sich im Fond, dort ist die Lordosenstütze ebenfalls elektrisch einstellbar und man hat Sitzheizung / Belüftung serienmäßig verbaut. Der gesamte Dachhimmel inkl. Seitenteile ist mit einem Velours Stoff überzogen. Dies wirkt wirklich sehr hochwertig und man hat zu keiner Zeit das Gefühl in einem „nicht“ hochwertigen Fahrzeug zu sitzen.
In allen Sitzen des NIO ET7 sitzt man sehr bequem, auch auf längeren Fahrten. Im Fond hat man währenddessen wirklich ausreichend Platz, so wie es sich für eine Limousine gehört. Wer vorne keinen Beifahrer unterbringt, der kann hinten rechts Platz nehmen. Und in den sogenannten „Chauffeurmodus“ wechseln. Damit fährt der Beifahrersitz komplett nach oben und nach vorne. Somit hat man wirklich Wohnzimmerfeeling per Exzellenz. Die Massagefunktion ist auf allen Sitzen gleichwertig, kann in zwei Stufen dosiert werden und fühlt sich außerdem sehr gut an. Sitzkühlung und Heizung sind angenehm und können im Sommer beziehungsweise Winter sehr nützlich sein. Ebenfalls vorhanden ist ein sehr großes Panorama-Dach, welches für viel Licht im Innenraum sorgt und das Raumgefühl nochmals vergrößert.
Generell ist das Interieur sehr minimalistisch gehalten, aber dennoch verzichtet NIO nicht auf ein Head-up-Display oder sogar auf ein Driver-Info-Display. Beides ist beim ET7 vorhanden. Das Head-up-Display zeige ich Euch im Interieur-Check.
NOMI: Intelligenter Assistent mit KI
NOMI, so heißt der intelligente Assistent, der in jedem NIO aktuell mit an Bord ist. Im ET7 ist es serienmäßig die NOMI Mate. Also eine bewegliche Kugel mit zwei Augen, die Euch auch aktiv anguckt, wenn ihr mit ihr spricht. Sehr süß und im Alltag wirklich spitze. Vor allem die deutsche Stimme kann überzeugen. In keinem Auto aktuell dürfte eine so „menschliche“ Stimme als Sprachassistenz verbaut sein. Das hat NIO wirklich sehr gut hinbekommen.
Auf das Rufwort „Hey Nomi“ hört sie Euch auf allen Sitzen im Fahrzeug. Heißt, man kann auch sagen man will massiert werden, wenn man hinten rechts sitzt. Dank der Mikrofone im ET7 kann NOMI dann nur den Sitz hinten rechts hören. So werden Fehleingaben verringert und man kann in Ruhe mit NOMI sprechen. Dies funktionierte im Test wirklich herausragend. Kurzum kann NOMI im Alltag wirklich sehr überzeugen. Im Interieur-Check seht ihr im Detail, wie NOMI und die anderen Features funktionieren:
Infotainment: Banyan Software 1.2.2 kann überzeugen
Im gesamten NIO ET7 sind nur AMOLED Displays verbaut. Das ist wirklich einmalig bisher. Die Software auf dem 12,8 Zoll großen Center-Display kann ebenfalls überzeugen. Diese nennt NIO Banyan. Wir hatten auf unserem Testfahrzeug die 1.2.2 als Version installiert und natürlich ist das gesamte Fahrzeug OTA-fähig. Heißt, per simplem Software-Update wie beim Smartphone können hier Bugs gefixt werden oder auch neue Funktionen hinzugefügt werden. Wie die Software im Detail aufgebaut ist, könnt ihr in unserem Video hier sehen:
Das Infotainment reagiert wirklich sehr flott, wobei es einige Slowdowns hatte, die man spürte. Da hat NIO aber mit der 1.3.1 schon nachgebessert, denn hier konnten wir gar keine Verzögerung bemerken. Die Rechenleistung im Hintergrund sollte weniger das Problem sein. Diese hat nämlich die Leistung von 100 Sony Playstation 5. Aktuell vermeintlich das stärkste Rechenzentrum in einem Auto? In Zukunft sollen sogar AR Brillen im Auto getragen werden können, damit können die Beifahrer zum Beispiel in neue Welten eintauchen, um die Langeweile während der Urlaubsfahrt zu verhindern. Ein weiterer Vorteil wäre, dass der sogenannte Supercomputer ebenfalls autonomes Fahren Level 4 unterstützen kann, sollte es jemals regulatorisch zugelassen werden. Dadurch kann NIO lange auf diese Hardware vertrauen und kann per OTA Updates einfach neue Funktionen ins System integrieren.
Videostreaming Services sollen das aktuelle noch recht schwache Streaming-Angebot bei NIO erweitern. Dies soll noch in diesem Jahr wohl passieren. Ebenfalls gibt es User, die sich gerne Android Auto und auch Apples CarPlay im NIO wünschen. Als weitere Option wäre es definitiv nicht schlecht. Aktuell gibt es Spotify und Tidal zur Auswahl.
Soundsystem: Dolby Atmos und Tidal
Richtig gelesen, diese Kombi bietet auf dem europäischen Markt in einem PKW aktuell wohl nur NIO. Sie haben ein Dolby-Atmos-Soundsystem eigens entwickelt, um auch die Audio-Enthusiasten unter ihren Fahrern zu befriedigen. Natürlich klingt das System auch über Bluetooth oder Spotify genial. Ganze 23 Lautsprecher befinden sich im Innenraum des ET7 verteilt. Mit einem 1000-Watt-Verstärker werden diese versorgt, um auch den nötigen Druck aus den Boxen und dem Subwoofer in die Ohren des Fahrers und den Insassen zu befördern. Dies gelingt NIO nicht nur gut, sondern mit am besten in dieser Klasse. Sie sind ganz klar auf dem Niveau von Bowers & Wilkins und dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten wohlmöglich sogar noch etwas besser.
Wie so oft, probiert es in einem NIO House in Eurer Nähe oder bei einer Probefahrt am besten selbst aus. Nur so könnt ihr das geniale Soundsystem mit Eurer Lieblingsmusik erleben.
Rechenleistung: Supercomputer NIO ADAM so stark wie 100 Sony Playstation 5.
Was etwas an den Haaren herbeigezogen klingt, ist bei NIO Realität. Der ET7 hat etwa 1000 TFLOPs an Rechenleistung. Das ist, um es einfach darzustellen, die Leistung mal 100 der aktuellen Sony-Spielekonsole Playstation 5. Diese pure Leistung wird natürlich nicht nur fürs Infotainment eingesetzt, sondern vor allem für das autonome Fahren, welches irgendwann Realität werden wird. Denn NIO ist sich sicher, da sie jetzt schon so eine hochmoderne Rechenleistung in ihre Autos einbauen, dass sie, sobald es erlaubt ist, mit zu den ersten gehören, die autonomes Fahren in Europa ermöglichen könnten. Desweiteren sollen sogar bald AR Brillen kompatibel mit den NIOs sein. Da können sich die Beifahrer dann einfach mal so 100 Zoll große Bildschirme vor die Augen projezieren und so entspannt ihren Lieblingsfilm genießen.
Fahreigenschaften: Wie auf Wolke (ET)7
Durch das Vier-Achsen-Luftfahrwerk, welches adaptiv in der Höhe verstellt werden kann, hat der NIO wirklich exzellente Fahreigenschaften. Durch das hohe Gewicht von zirka 2,3 Tonnen gleitet er sanft und wie auf Schienen durch die Kurven und bricht in keinem Moment auch nur ansatzweise aus. Die Stromannahme am Pedal ist etwas verzögert, nicht zu direkt und man kann die Geschwindigkeit auch ohne Tempomat echt gut halten. Durch die 5,10 Meter an Länge des Autos kommt man bei der Parkplatzsuche möglicherweise an seine Grenzen.
Da hilft dann der autonome NOMI Pilot Einparkassistent. Dieser funktioniert, ohne dass Autos auf einem Parkplatz sichtbar sind und anhand von Linien, die einen Parkplatz oder Lücke kennzeichnen. Mit Autos sollte es ebenfalls funktionieren. Und bis dato war es der schnellste und zuverlässigste Parkassistent, den wir getestet haben.
Verbrauch im Alltag: Kein Effizienzwunder wie Tesla
Der NIO ET7 ist trotz des niedrigen cW-Wertes kein Effizienzwunder. Er verbrauchte in unserem Test im Stadt-Land-Mix rund 18 bis 19 kWh pro 100 Kilometer und im Autobahnbereich bei 130 bis 150 km/h ungefähr 20 bis 23 kWh pro 100 Kilometer. Das sind trotzdem gute Werte für die Größe des Fahrzeuges
Aufladen: Leider etwas zu langsam, aber ausreichend
NIO wirbt mit dem Battery Swap als eine Möglichkeit, einen vollen Akku zu erhalten. Zum aktuellen Stand gibt es nur zwei dieser Wechselstationen in Deutschland. Diese werden aber immerhin ausgebaut und es sollen noch mehrere in Europa und Deutschland entstehen. Zum Thema Laden: Er kann mit AC bei 11 kW und DC bei 130 kW nachladen, was keinesfalls neue Rekordwerte sind. Wenigstens 150 kW über DC wären bestimmt möglich gewesen, vor allem, wenn man den großen 100 kWh Akku verbaut hat. Hier wartet man nämlich gute 40 Minuten bei einer Ladung von 10 Prozent auf 80 Prozent. Das geht in der Preisklasse definitiv besser. Im Alltag dürften viele an der heimischen Wallbox laden, weshalb das in erste Linie nur für weitere Strecken eine Rolle spielt. Und wenn auf der Route ein oder zwei Battery Swap Stations stehen, dann spielt das Thema Aufladen auf Langstrecke sowieso keine Rolle mehr.
Wechseln des Akkus: In fünf Minuten zu 90 Prozent aufgeladen?
Richtig gehört. Mit allen aktuellen NIO Fahrzeugen kann man einen sogenannten Battery Swap an den NIO eigenen Power Swap Stations durchführen. Dieses dauert in der Regel gute fünf Minuten. Der „alte“ Akku wird aus dem Unterboden vollautomatisch entfernt und ein neuer Akku wird mit 90 Prozent Ladung in das Fahrzeug eingebaut.
Wir haben dies im Testverlauf sehr oft gemacht und sind auch ohne zu Laden durch die Niederlande gekommen, da dort schon vier bis fünf Power Swap Stations ausgebaut sind. Aktuell steht Euch noch ein NIO-Power-Mitarbeiter bei Startschwierigkeiten zur Hilfe. In Zukunft sollen die Stationen komplett autonom laufen. Ob sie natürlich eine Zukunft gegenüber dem normalen Aufladen haben, wird sich erst zeigen. Wir finden das es eine gute und schnellere Alternative ist. Und bei den gut 15 Battery Swap Vorgängen, die wir im Testzeitraum durchgeführt haben, gab es eigentlich keine großen Probleme, die nicht durch „Human Error“ ausgelöst worden sind. In Zukunft werden wir noch etwas detaillierter auf die Funktionalitäten einer Power Swap Station von NIO eingehen.
Preise: Happig, aber teils gerechtfertigt
Kommen wir zu den Preisen, die NIO für den ET7 verlangt. Gehen wir mal von der Kaufoption ohne Akku aus. Dann kostet Euch der NIO ET7 so wie wir ihn Euch hier gezeigt haben 69.900 Euro. NIO hat aktuell kaum Konfigurationsmöglichkeiten, weil sie immer quasi Vollausstattung verkaufen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Aber zum Beispiel bei der kleineren Limousine, dem ET5, soll es aufgrund von Kunden-Feedback bereits Pakete geben, wo die Anhängerkupplung seperat ist.
Der Akku kostet Euch beim Autokauf monatlich dann Geld. Beim „kleineren“ mit 75 kWh Größe müsst ihr 169 Euro pro Monat bezahlen. Damit könnt ihr dann auch die NIO Power Swap Station in vollen Zügen benutzen und genießen. Der große Akku, den wir in unserem Testfahrzeug hatten, schlägt dann mit 289 Euro pro Monat zu buche. Ihr könnt natürlich auch die Akkus kaufen. Beim kleinen liegt ihr dann bei 12.000 Euro und beim großen bei 21.000 Euro. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass ihr die Power Swap Stationen in diesem Fall nicht verwenden könnt, da der Akku in Euren Eigentum übergeht.
Doch lieber im Abo?
Für alle, die weder das Auto, noch den Akku, kaufen wollen, hat sich NIO auch was überlegt. Ursprünglich sind sie in Deutschland nämlich mit dem Abo-Modell gestartet. Heißt, ihr abonniert das Fahrzeug inklusive Akku und zahlt eine monatliche Gebühr. Da liegen die Preise beim ET7 für den großen Akku bei 1.269 Euro pro Monat. Beim kleineren Akku seid ihr dann bei 1.199 Euro im Monat. Das Abo ist entweder auf längere Zeit buchbar und dann etwas günstiger oder monatlich kündbar und dann dementsprechend etwas teurer. Man sollte die Abo-Gebühren nicht mit einem Leasing gleichsetzen, da man hier keine Anzahlung und auch keine Sonderzahlung an NIO leisten muss. Daher liegt die Aborate so hoch an.
Wir hoffen, dass NIO sehr bald vernünftige Konditionen bei Leasing-Angeboten oder sogar Finanzierungsmodelle anbietet. Das dürfte die monatlichen Kosten nochmal etwas nach unten korrigieren.