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NIO ET5 Touring im Test: Der E-Kombi, auf den wir alle warten?

NIO ET5 Touring Beitragsbild
Bild: TechnikNews
(Beitragsbild: © 2024 TechnikNews)

Mit dem NIO ET5 Touring startet NIO den ersten empfehlenswerten Elektrokombi in Deutschland. Sogar bevor Audi oder VW ihre jeweiligen Kombimodelle überhaupt vorgestellt hat. Kann der ET5 Touring wie der normale ET5 in unserem Alltagstest überzeugen? Das haben wir für euch herausgefunden.

Ohne Deutschland bzw. Europa gäbe es die Kombiversion des NIO ET5 wahrscheinlich gar nicht. Da in China seit Jahren eigentlich keine Kombis mehr laufen, im Autoverkauf haben die klassischen Hersteller lieber Limousinen angeboten. Nun aber hat NIO den ET5 „kombinisiert“ und siehe da, der Heimatmarkt von NIO, also China, mag Kombis doch sehr gerne. Hierzulande sind die Verkaufszahlen nicht so hoch wie NIO es gerne hätte, es liegt aber nicht am Auto, eher viel mehr an der Preisstrategie.

tl;dr: Ein erstklassiger E-Kombi

Wie auch der NIO ET5, den wir bereits getestet haben, unterscheidet sich der NIO ET5 Touring nur durch seinen Kombiaufbau am Heck. Die Außenmaße sind nämlich alle gleich geblieben, nur am Gewicht hat sich etwas getan. Laut NIO hat man durch die Kombiform auch im Fond mehr Kopffreiheit gewonnen, dies können wir bestätigen. Auch wenn man immer noch etwas hoch sitzt, durch das große Glasdach wirkt es luftiger als zuvor. Weiterhin gibt es auf den äußeren Rücksitzen eine Sitzheizung, die Sitze sind alle einzeln umklappbar, sodass der 450 Liter große Kofferraum erweitert werden kann. Mit der optionalen vollelektrischen Anhängerkupplung kann der ET5 Touring 1.400 Kilogramm gebremst ziehen. Weiterhin kann er sogar eine Dachbox mit maximal 75 Kilogramm tragen. Da man ihn auch als „Camping“ Kombi unter anderem ansieht, bietet er im Kofferraum einige nützliche Features, wie etwa eine herausnehmbare Taschenlampe mit eingebauten Warnlicht bei Unfällen.

Mit seinen 360 kW ergo 489 PS schiebt der ET5 Touring, in 4,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h, so ziemlich jeden andere Kombi in dem Preisbereich von der Straße. Der Allradantrieb, also ein Motor pro Achse, sorgt mit seinem Drehmoment von 700 nm für ordentlich viel Spaß im Sport + Modus. Auch bei glatten Straßen mit dicker Eisschicht, wie ich es erlebt habe, fährt der ET5 Touring genial im „Schnee-Modus“ den man neben einigen anderen Modi aktivieren kann. Wirklich gerutscht ist er wirklich nur dann, wenn man es auch wollte. Das Infotainment hat sich mit der zweiten Generation von „Banyan“, NIOs eigenem smarten Betriebssystem, stark verbessert. Das System läuft flüssiger, hat eine vernünftige Laderoutenplanung an Bord und man kann inzwischen per Browser auch auf YouTube etc. zugreifen.

Großer Vorteil das Battery Swapping in 5 Minuten

Ein großer Vorteil ist bei NIO ganz klar das „Battery Swapping Konzept“, dies funktioniert in der Realität schon ganz gut. Dennoch muss NIO hier weiterhin ausbauen, um es zu einer „wirklichen“ Alternative zum Laden zu machen. Was wir technisch sehr interessant finden, die Möglichkeit in einem Monatsrhythmus zwischen den zwei verfügbaren Akkugrößen tauschen zu können. Technisch ist dies laut NIO möglich, aber leider macht die Bürokratie da wieder einen Strich durch die Rechnung, eher gesagt durch den Fahrzeugschein, denn dort sind die Batteriegrößen fest abgedruckt. NIO arbeitet aber bereits an Lösungswegen, da man schließlich von Sommer auf Winterreifen mit unterschiedlicher Felgengröße nichts im Fahrzeugschein ändern muss.

Wir können den ET5 Touring definitiv empfehlen, er bietet ausreichend viel Platz und hat Dank seiner Dach- und Anhängelast für die meisten Zwecke genug Kraft. Auch wenn man einfach die Kombiform bevorzugt, kann man ohne großen Probleme zugreifen. Per Over-The-Air Updates wird die Software nur noch besser werden und auch die Assistenzsysteme sind nun gleichwertig und teils sogar besser als die gängigen Hersteller von Kombis.

Testbericht als Video

Design: Europäisches Design

Man merkt, wie auch schon bei den restlichen NIO Fahrzeugen, die Designer orientieren sich an europäischen Autodesigns. Was absolut nicht verwerflich ist. Beim ET5 Touring merkt man den Einfluss vom Porsche Taycan, aber dennoch bietet NIO immer noch ein eigenständiges Design unter anderem durch die Sensoren auf dem Dach, oder durch die markante Front. Die roten „AirGlow Orange“ Bremssättel, die eine Brembo Bremsanlage verbergen, zeigen dem ein- oder anderem, dass dies kein langsames Auto ist.

Das durchgezogene Rücklicht haben wir inzwischen schon zu „oft“ an neuen Autos gesehen. Dennoch sieht es beim ET5 und ET5 Touring irgendwie eigen aus, liegt vielleicht an den geschwungenen Elementen, wenn man dahinter steht. Wir haben keinen „Touring“ Schriftzug unter dem ET5 Badge, welches sich auf der elektrischen Heckklappe befindet. Was ebenfalls dazu gekommen ist, ein Heckscheibenwischer, welcher ebenfalls eine Waschdüse besitzt. Wie bei allen aktuellen NIO Modellen der NT 2.0 Plattform gibt es 7 Außenkameras mit 8 Megapixel und 4 Kameras mit erhöhter Lichtempfindlichkeit. Natürlich gibt es auch einen LiDAR Laser am Außenbereich des Fahrzeugs, dieser hat bei starkem Schneesturm hier und da noch seine Probleme. Aber bei starkem Regen funktioniert er tatsächlich sehr gut.

Assistenzsysteme & Infotainment: Verbessert und endlich brauchbar.

Während die Assistenz in den NIO Modellen zu Beginn etwas hinterhergehinkt hat, ist sie nun endlich auf einem Level mit den anderen Marken und ein großes Stückchen über dem „Vision Only“ von Tesla. Der Lenkassistent lenkt jetzt sanft, aber trotzdem mit gutem Griff im Lenkrad mit und die ACC Abstandsregelung arbeitet schneller und sicherer als zuvor. Das liegt wohl inzwischen daran, das man aktiv das LiDAR mit einbezieht. Vorher wurde es zum größten Teil eben nur über Kamerasicht geregelt. Auch wichtige Einstellungen, wie die Tempomatschritte in 1+ oder 5+ Schritten, werden jetzt im jeweiligen Nutzerprofil gespeichert.

Die Laderoutenplanung im Infotainment hat sich ebenfalls zu einer richtig guten gemausert. Ladestopps werden schnell und zuverlässig eingeplant und man hat wirklich das Gefühl, dass sie nicht mehr auf den WLTP Reichweitenschätzungen, wie zuvor basiert. Einen Browser für etwaige Streaming Apps gibt es inzwischen auch, dieser funktioniert recht schnell und kann die Ladeweile während einem Ladestopp durchaus bereichern. Die Entspannungsapp „Tide“ ist natürlich ebenfalls dabei, diese kann sogar beim Laden einen Timer stellen, sodass man bei 80 Prozent SoC geweckt wird. Das ist ein sehr schönes Feature in meinen Augen.

Weitere Neuheiten zur zweiten Infotainment-Software Generation bei NIO könnt ihr euch in unserem Video zum NIO ET5 Touring auf dem TechnikNews.net YouTube-Kanal ansehen.

Reichweite & Verbrauch: sehr gute Langstreckeneigenschaften

Mit dem neuen, verbesserten 100 kWh Akku, den NIO nach und nach mit neuen Fahrzeugen ausliefert, gibt es eine sehr ordentliche Steigerung im Ladeverhalten. Während zuvor bei 120 kW im Peak Schluss war, geht es nun bis zu 188 kW hoch und diese werden sehr lange gehalten, teils bis über 80 %. Eine manuelle und automatische Batterieheizung ist selbstredend natürlich auch an Bord, damit man auch diese sehr erfreulichen Zahlen an der Ladesäule sieht, vor allem im tiefsten Winter. Man merkt, dass NIO nicht schläft und sich ausruht, die Fahrzeuge werden konstant verbessert und man geht auf Kritik und das Feedback der User und Tester ein. Das kann nicht jede Marke von sich behaupten.

Was die reale Reichweite im Winter bei –5 Grad auf der Autobahn bei 120 km / h angeht, gehen wir mit dem Verbrauch von 23 kWh / 100 km einher. Das heißt, mit 90 kWh Batteriekapazität wären dies um die 330–350 km reale Reichweite auf der Autobahn, wohlgemerkt bei Gefriertemperaturen. Spätestens dann sollte man sowieso eine Pause einlegen. Mit Battery Swap geht es innerhalb von 5 Minuten natürlich weiter, dank der neuen Ladegeschwindigkeit ist aber die Frage, ob man diese dann überhaupt noch benötigt. Das liegt im Auge des Betrachters, wenn man eh eine Battery Swap Station auf seiner Route hat, dann gerne, vorausgesetzt diese hat den neuen Akku bereits an Bord. Wenn nicht, dann würde ich hier definitiv das Laden zum jetzigen Zeitpunkt bevorzugen.

Mit einem mittelgroßen Anhänger steigt der Verbrauch natürlich wie bei jedem Fahrzeug an. In unserem Test hat sich der Verbrauch bei 34 – 35 kWh / 100km eingependelt, bei Schneeregen und bei – 7 Grad wohlgemerkt.

Im Sommer definitiv effizienter

Im Sommer sollten die Verbrauchswerte durchaus bei 18 – 19 kWh / 100 km liegen, aus den Erfahrungswerten mit dem normalen ET5. Das sind dann sehr gute Werte im Alltag, die man für die Fahrzeugklasse auch in etwa erwartet. Die sogenannte „Reichweitenangst“ gibt es mit dem ET5 Touring definitiv nicht. Auch der Komfort kann sich sehen lassen, neben beheizten und belüfteten Vordersitzen, gibt es auch eine Massagefunktion mit diversen Programmen, die sich wirklich sehr angenehm anfühlen.

Preis: im Kauf definitiv ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis

Wer aktuell einen ET5 Touring komplett inkl. Akku kaufen möchte, und somit auf die Battery Swap Stations verzichten kann und möchte, der kann für 74.880 Euro inkl. 19 Prozent MwSt. ein kompletten vollausgestatteten NIO ET5 Touring sein Eigen nennen. Ein vergleichbarer Verbrenner Audi A4 Avant oder BMW 5er-Kombi liegt deutlich über diesem Kaufpreis, wenn man die Extras, die der NIO teils in seiner Serienausstattung bietet, haben möchte. Daher sehen wir den reinen Kaufpreis als äußerst gut an, auch wenn er dennoch teuer ist. Man darf nicht vergessen, dass NIO sich selbst als Premiummarke positioniert hat. Etwaige Submarken, wie man sie aus Gerüchten kennt, werden dann das untere Spektrum des Preissegments abdecken.

Im Akku Abo Modell zahlt man 289 Euro monatlich an Miete, um den Akku auch bei den Swap Stations tauschen zu können. Dann liegt der Fahrzeugkaufpreis bei ca. 52.000 Euro inkl. 19 Prozent MwSt. Immer noch ein super Deal in meinen Augen für diese Fahrzeugklasse. Da aktuell aber kein anderer Hersteller ein ähnliches Akku-Abo Modell anbietet, lässt es sich eher schwer einordnen. Auf der einen Seite hat der Halter dann keine Probleme nach 10-15 Jahren einen neuen Akku zu finden, wenn der alte mal in der Leistung nachlassen sollte. Auf der anderen Seite sind es halt monatliche Fixkosten die man hat. Aber das muss dann im Endeffekt jeder für sich entscheiden. Beide Optionen sind empfehlenswert in meinen Augen.

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Dominik Lux

Dominik ist 22 Jahre alt und sehr interessiert an neuer Hardware bei Smartphones, sowie im VR- und AR-Bereich. Er schreibt gerne Artikel über diese Themen. Er hat einen Fable für Smartphones und Gadgets, als auch für die Elektromobilität. Somit schreibt er momentan fleißig im neuen Mobilitätsressort hier auf TechnikNews.

Dominik hat bereits 130 Artikel geschrieben und 8 Kommentare verfasst.

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