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MINI Countryman SE ALL4 im Test: Der Große jetzt auch elektrisch

MINI Countryman SE ALL4 Beitragsbild
Bild: TechnikNews
(Beitragsbild: © 2024 TechnikNews)

Der MINI Countryman SE ALL4 ist nicht nur der erste vollelektrische Countryman, er ist seinen Vorgängern auch einiges voraus. Was er gut macht und wo es Verbesserungspotenzial gibt, konnte ich herausfinden.

tl;dr: Der MINI Countryman SE ALL4 macht nicht nur bei der Motorisierung, sondern auch beim Aussehen, einen gewaltigen Sprung nach vorn. MINI verpasste dem Modell denselben modernen Look wie auch dem neuen Aceman oder dem aktuellen MINI Cooper.

Zu den Highlights des Autos gehört primär das Feeling beim Fahren. Der Countryman ist sehr verspielt, was man im Infotainment-Betriebssystem und bei den Experience-Modi merkt. Ferner punktet das Modell mit einem modernen Aussehen im Inneren und außen und mit seinem geräumigen Innenraum. Zudem hinterließen neben einigen weiteren Dingen die Vielzahl an verfügbaren Kameraperspektiven und die soliden Assistenzsysteme einen bleibenden Eindruck.

Kommen wir zu den Kontras, wovon die Reichweite und die Ladegeschwindigkeit ein Teil sind. Beide Dinge sind keinesfalls schlecht, aber dennoch bietet die Konkurrenz zum gleichen oder ähnlichen Preis hier oft schon mehr. Verbesserungsbedarf sehe ich darüber hinaus bei der Performance des Infotainment-Systems. Und mehr Stauraum in der Vorderreihe für kleine Dinge hätte ich mir gewünscht. Ganz generell kann insbesondere in der Stadt die Größe des Countrymans ein Problem werden, wie ich später noch erklären werde.

MINI Countryman SE ALL4: Der TechnikNews-Test auf YouTube

Design

Optisch veränderte sich beim MINI Countryman nicht allzu viel über die Jahre. Er wurde lediglich etwas länger und flacher und mit der aktuellen Generation modernisierte der Hersteller das Design noch einmal komplett. Mein Testwagen hat die Farbe „British Racing Green IV“ und ein schwarzes Dach. Standardmäßig ist auch das Dach in Wagenfarbe gehalten.

Der MINI Countryman SE ALL4 ist kein kleines Gefährt. Er ist 4,45 Meter lang und 2,07 Meter breit und hat einen Radstand von 2,69 Meter. Deshalb ist das Fahren in der Stadt damit nicht immer leicht. Gerade in der Parkgarage eines mir naheliegenden Einkaufszentrums hätte ich aufgrund der engen Parkplätze mit einem MINI Cooper ein deutliches einfacheres Leben gehabt. Dafür empfand ich das Auto als sehr übersichtlich.

Im Alltag können die vielen Kameraperspektiven enorm hilfreich sein. Es gibt nicht nur eine 3D-Ansicht, eine Vogelperspektive, eine Panoromaansicht und Kamerabilder vorn und hinten, sondern auch eine Darstellung speziell für die Einfahrt in Waschstraßen (was ich sehr begrüße, da ich so etwas gerne einmal vermassle) und bei der Anhängerkupplung. Für die Panoramaansicht lassen sich sogar Aktivierungspunkte festlegen.

Die Verbrenner- und die Elektrovariante des Countryman sehen weitestgehend gleich aus. Hinten sehen wir ein MINI-Logo, einen Countryman-Schriftzug und die Rückleuchten. Für diese kann man sich eine Animation aussuchen, die beim Auf- und Zusperren des Fahrzeuges abgespielt wird. Seitlich haben wir neben dem Ladedeckel und den Türen mit bündig abschließenden Griffen ein ALL4-Logo. Leider hat nur die Fahrertüre Sensoren zum Sperren und Entsperren ohne Schlüssel. Dafür lässt sich der MINI Countryman mit dem Smartphone über NFC oder eine Schlüsselkarte entriegeln. Vorn gibt es wieder ein MINI-Logo und ein kleines S an der Stelle, wo beim Verbrenner der Kühlergrill wäre, zu sehen. Auch bei den Frontscheinwerfer gibt es die Option, eine Begrüßungs- und Verabschiedungsanimation festzulegen. Einen Stauraum unter der Haube ist übrigens nicht vorhanden.

MINI Countryman SE ALL4 Heck

Bild: TechnikNews

Innenraum

Auch der Innenraum erhielt einen komplett neuen Anstrich und strahlt förmlich vor Modernität. Lediglich ein Bestandteil überlebte aus den alten Zeiten, nämlich das runde Display in der Mitte.

Das Lenkrad ist besteht aus Leder und ist etwas dicker, als man das von anderen Autos gewohnt sein könnte. Es hat drei Speichen, wobei die dritte Speiche ein Stoffband ist. In meinem Test fühlte sich dieses sehr robust an, doch trotzdem besteht die Frage, wie sich das mit der Zeit verändern könnte. Das Lenkrad bietet einige Knöpfe, welche sich gut anfühlen und sich während dem Fahren natürlich um einiges einfacher als Touchflächen bedienen lassen. Lediglich die Wippe zum Verstellen der Geschwindigkeit im Assisted Driving hat einen eigenartigen Druckpunkt.

Das Angebot an Ablagen und Stauraum in der Vorderreihe hält sich in Grenzen. Es gibt eine gummierte Fläche mit einer Spule fürs kabellose Laden vom Smartphone. Diese lädt tatsächlich recht zügig, denn in nur einer Stunde hatte ich schon wieder 35 Prozent an Akku in meinem iPhone 15 Pro Max. Dabei entstand nicht einmal allzu viel Hitze. In der Etage unter dem Wireless-Charger gibt es Platz für ein Portemonnaie oder ähnliche Gegenstände. In der Mitte haben wir einen Getränkehalter und eine kleine Box, welche sich durch Ziehen an einer Schlaufe öffnen lässt. Leider war ich mir dem während dem Fahren zu Beginn nicht bewusst und riss so aus Versehen das graue Plastikteil mit dem MINI-Schriftzug heraus. Die Verarbeitung ist an dieser Stelle also eindeutig verbesserungswürdig. Ebenso bietet die Mittelkonsole noch zwei USB-C-Anschlüsse. Was meiner Meinung nach fehlt, ist eine weitere, tiefere Box unter der Armlehne.

MINI Countryman SE ALL4 Ablagen Vorderreihe

Bild: TechnikNews

Im mittleren Bereich findet man außerdem noch eine Leiste mit einigen Schaltern, wie den Ganghebel oder ein Rad zum Verstellen der Lautstärke der Lautsprecher. Knöpfe für Funktionen wie die Klimaanlage gibt es nicht – solche Dinge sind ausschließlich über das Infotainment zu bedienen.

Die Sitze vorn sind flexibel verstellbar und können auch beheizt werden. Weiters verfügt der Fahrersitz über eine Massagefunktion. Das Einschalten von dieser geht ganz einfach durch Verstellen der Lordosenstütze am Sitz und dem Bestätigen der Meldung am Display. Sie lässt sich bedauerlicherweise nur über ein Untermenü am Display ausschalten, was vom Verkehr ablenkt. Die Sitze an sich sind sehr angenehm, selbst nach mehreren Stunden hatte ich keine Probleme.

Hinten haben noch einmal drei Personen recht komfortabel Platz. In der Mitte stehen noch zwei USB-C-Anschlüsse zum Laden von etwaigen Geräten bereit.

Der Kofferraum ist mit einem Volumen zwischen 460 und 1.450 Litern sehr geräumig. Es gibt auch einen doppelten Boden zum Verstauen eines Ladekabels.

Infotainment

Auf dem Bildschirm in der Mitte läuft MINI OS 9, welches auf Android Automotive basiert. Es unterstützt auch kabelloses Android Auto und Apple CarPlay und bietet mehrere verschiedene Apps zum Download. So gibt es zum Beispiel auch Pocket Casts oder Spotify direkt für MINI OS 9, wodurch ich nicht einmal CarPlay nutzen müsste. Apropos CarPlay: Ich finde, dass MINI die Integration des Features auf dem runden Display mit dem Hintergrund, das sich über die gesamte Displayfläche erstreckt, hervorragend gelungen ist.

MINI Countryman SE ALL4 CarPlay

Bild: TechnikNews

Die Anzeige basiert auf OLED, ist sehr scharf und gut leserlich und kann Farben gut wiedergeben. Leider passt sich die Helligkeit von dieser nicht automatisch an das Licht der Umgebung an. Stattdessen ist das Helligkeitslevel in der Dunkelheit manuell in den Einstellungen zu setzen.

Das OS bietet eine Art Startseite mit verschiedensten Widgets, um zu den wichtigsten Bereichen des Systems schnell zu kommen. Diese sind auch ziemlich groß dargestellt, sodass man während der Fahrt leicht mit ihnen interagieren kann. Dann gibt es noch eine App-Ansicht für alle restlichen Dinge. Leider sind manche Features, wie die vorher erwähnte Steuerung der Massagesitze, grundsätzlich nur über dieses Grid an Icons erreichbar, was, wie gesagt, die Aufmerksamkeit beim Fahren sehr einschränkt. Es gibt zwar auch die Möglichkeit, Shortcuts zu erstellen, doch diese ist auf den ersten Blick nicht wirklich ersichtlich.

MINI Countryman SE ALL4 Apps

Bild: TechnikNews

Informationen zur Fahrt und zum Fahrzeug gibt es im oberen Bereich der Anzeige. Einige dieser Daten davon sind auch am Head-Up-Display einsehbar, gleich wie aktuelle Anrufe oder was über die Lautsprecher abgespielt wird. Ein nettes Detail finde ich, dass am Bildschirm ein Tacho eingeblendet werden kann, was an ältere MINI-Modelle erinnert.

MINI Countryman SE ALL4 Head-Up-Display

Bild: TechnikNews

Die Performance vom Infotainment-System ist noch ausbaufähig. Sobald man einmal in einer App oder einem Bereich ist, funktioniert die Bedienung recht flüssig. Auch Dinge wie das Wischen in der Karten-App klappen dann ohne Stottern. Das Wechseln zwischen Apps ist jedoch das, was langsam ist. Dadurch wird überschattet, dass echt viel Liebe und Details in die Benutzeroberfläche einflossen. Tatsächlich muss ich sagen, dass ich finde, dass MINI OS 9 eines der schönsten Auto-Betriebssysteme ist. Doch die Performance zerstört das Ganze eben ein wenig.

Ein weiterer, etwas kleinerer, Kritikpunkt ist die Tastatur am Display. Ich hatte teils große Schwierigkeiten, die richtigen Tasten zu treffen, da sie meiner Meinung nach etwas klein sind. Die Tastatur könnte in meinen Augen gerne mehr von der Bildschirmfläche eintreffen.

Ebenfalls gefiel mir die AR-Navigation in der Karten-App nicht so wirklich. Damit wird auf einem Kamerabild der nächste Schritt in der Navigation eingeblendet, was ich im Vorfeld auch recht cool fand. In der Realität war das Ganze aber nicht so hilfreich, da die visuellen Hilfen nicht immer pünktlich erschienen.

Ein großes Highlight waren dafür die Surround-Sound-Lautsprecher von Harman/Kardon. Klanglich spielen diese ganz oben mit, denn lediglich die Lautsprecher im BMW 520d gefielen mir noch eine Spur besser. Und dank des Surround-Sounds hat man auch ein richtig gutes kinoartiges Erlebnis, wenn man Zeit bei der Ladestation totschlagen muss.

Fahrgefühl

Der MINI Countryman SE ALL4 hat eine Leistung von 225 Kilowatt (306 PS) und einen Allrad-Antrieb. Das bringt ihn in nur 5,6 Sekunden auf eine Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. 180 Kilometer pro Stunde ist die maximale Geschwindigkeit, die erreicht werden kann.

Das Fahrerlebnis lässt sich in neueren MINIs durch sogenannte Experience-Modi anpassen. Diese beeinflussen anders als klassische Fahrmodi nicht nur das Fahrverhalten, sondern auch das Feeling im Auto. So schließt sich im „Balance“-Modi beispielsweise das Dach und eine Massage beginnt, während im Go-Kart-Modus zu Beginn ein freudiges „Wu-huu“ ertönt und das Motorgeräusch, welches über die Lautsprecher eingespielt wird, von Fehlzündungen untermauert wird. Auch hier kommt also die verspielte Ader des MINIs stark durch.

An sich macht das Auto sehr viel Spaß beim Fahren. Man hat hohe Geschwindigkeiten in Windeseile erreicht und die MINI-Fahrsounds fördern den Spaß noch ein zusätzlich. Die Lenkung ist nicht zu hart und nicht zu weich und dank des Gewichts von knapp über zwei Tonnen liegt das Fahrzeug ausgezeichnet auf der Straße.

MINI Countryman SE ALL4 Fahrerperspektive

Bild: TechnikNews

Die Rekuperation lässt sich in D mit vier verschiedenen Stufen regeln. Der B-Gang bietet klassisches One-Pedal-Driving, wobei die Geschwindigkeit in höheren Bereichen langsam und dann immer stärker verringert wird, was ein ziemlich flüssiges Fahren ermöglicht. Etwas merkwürdig fühlte sich für mich der Autohold-Modus an. Wenn man eine Geschwindigkeit von null Kilometer pro Stunde erreicht, rollt das Fahrzeug nämlich noch ein wenig nach und erst dann greift die Bremse. Bei anderen wird da sofort eingebremst.

Ein Highlight auf Autobahnen und im Stop-And-Go-Verkehr war für mich Assisted Driving, womit der MINI selbst lenkt und die Geschwindigkeit und den Abstand hält. Noch dazu reduziert es automatisch die Geschwindigkeit vor Abfahrten und Aufbringer und bildet automatisch die Rettungsgasse. Außerdem erkennt es, wenn man im Stop-And-Go nicht auf den Verkehr achtet und verweigert dann die Weiterfahrt. Im meinem Test funktionierte das System fehlerfrei. Nur einen Spurwechselassistent vermisste ich.

Ansonsten verfügt der MINI Countryman SE noch über einen Totwinkelassistent, einen Fernlichtassistent und einen Einparkassistent. Obendrein warnt das Auto beim Aussteigen, wenn sich ein Auto oder ein Fahrrad von hinten nähert. All das funktionierte im Test auch immer überaus zuverlässig.

Reichweite und Laden

Die Batterie im MINI Countryman SE ALL4 ist rund 66 Kilowattstunden groß und die WLTP-Reichweite ist mit 411 bis 431 Kilometer angegeben. Der Verbrauch beträgt laut Hersteller 16,9 bis 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Alltag kam ich mit dem MINI bei einer Kombination aus Stadt, Autobahn und Freiland rund 350 Kilometer weit. Der Verbrauch betrug dabei immer so um die 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.

Die maximal mögliche Ladeleistung soll 128 Kilowatt betragen. In all meinen Tests lud das Fahrzeug zu Beginn allerdings immer mit rund 125 Kilowatt und fiel erst bei circa 45 Prozent unter 100 Kilowatt. So dauerte das Laden von 30 auf 80 Prozent bei mir etwa 25 Minuten, das Laden von 20 auf 80 Prozent rund 30 Minuten und für das Laden von 20 auf 100 Prozent musste ich eine Stunde einplanen. Um die Ladezeit zu verkürzen, lässt sich in den Einstellungen der Lüfter während des gesamten Ladevorgangs aktivieren.

MINI Countryman SE ALL4 Front

Bild: TechnikNews

Man kommt also ziemlich zügig wieder auf Fahrt, doch andere zeigen, dass das auch ein wenig schneller geht.

MINI Countryman SE ALL4: Preise

Mein Testwagen kostet inklusive Mehrwertsteuer 63.474 Euro, wobei der Brutto-Listenpreis bei 49.500 Euro liegt. Für den Aufpreis sind die Lackierung, der Classic Trim, das „Paket XL“ und die 18-Zoll-Felgen verantwortlich. Die günstigste Konfiguration des MINI Countryman startet preislich bei 43.000 Euro.

Wir bedanken uns bei BMW Österreich für die Bereitstellung des MINI Countryman SE ALL4!

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David Haydl

David wohnt in Graz und ist bereits rund ein halbes Jahrzehnt bei TechnikNews, seit einiger Zeit auch Chefredakteur. Er versorgt die Seite regelmäßig mit News, Testberichten und dem TechnikNews Weekly, dessen Einführung seine Idee war. Seine Freizeit verbringt er gerne im Freien, er hört dabei viel (und eindeutig zu laut) Musik und einige Podcasts zu allen möglichen Themen und geht auch gerne Laufen. Die Zeit, die dann noch übrig bleibt, genießt er mit seiner bezaubernden Freundin oder vor der laufenden Glotze.

David hat bereits 1269 Artikel geschrieben und 117 Kommentare verfasst.

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