Microsoft Surface Go 2 im Test: Klein, und noch besser?
Vor gut zwei Jahren ist Microsoft mit dem Surface Go einen etwas anderen Weg gegangen. Es ist aber noch nicht perfekt gewesen. Ob das jetzt mit dem Microsoft Surface Go 2 sich geändert hat, habe ich mir angeschaut.
Das Surface Go ist das erste Convertible von Microsoft gewesen, bei dem man vollkommen auf Portabilität gesetzt hat. Das Display und das Gehäuse sollten so klein wie möglich sein, dass es in jeder nur denkbaren Tasche transportiert werden kann. Trotzdem sollte Platz für den typischen Surface-Kickstand und einen Konnektor für die Tastatur sein. Dabei ist ein kompaktes und leichtes Convertible herausgekommen, auf dem ich während der IFA 2018 ohne signifikante Leistungseinbußen meine Artikel geschrieben habe und das ich problemlos in der Hand herumtragen konnte. Noch dazu haben mich auch die restlichen Aspekte des Gerätes weitestgehend überzeugt.
Es ist aber leider nicht alles perfekt gewesen. Die drei Hauptkritikpunkte sind die dicken Displayränder, der relativ schwache Prozessor in der Top-Konfiguration und der eMMC-Speicher in der Einsteiger-Variante gewesen. Ob sich das bei der zweiten Generation geändert hat, habe ich herausgefunden.
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Unboxing und Ersteinrichtung
Insgesamt sind bei mir drei verschiedene Verpackungen angekommen. In einer ist das Surface Go 2 selbst drin, in der zweiten der Surface Pen und in der letzten das Surface Signature Type Cover. Letztere beiden Dinge müssen separat erworben werden – die Preise gibt es am Schluss dieses Testberichtes.
Widmen wir uns der Packung, in der das Surface auf uns wartet. Vom Aussehen her hat sich diese nicht groß verändert. Sie ist noch immer größtenteils weiß, außer an den Stellen, wo Microsoft das eigene Logo und ein Bild des Convertibles hingedruckt hat. Entfernt man das Schutzplastik und den oberen Deckel, sieht man schon das Gerät. Nimmt man es aus der Box, findet man darunter noch ein 24-Watt-Ladegerät und einige Anleitungen. Etwas schade ist, dass man hier nicht ein stärkeres Netzteil mitliefert. Die anderen beiden Verpackungen sind recht unspektakulär. In diesen gibt es jeweils nur den Pen und die Tastatur für das Microsoft Surface Go 2.
Auch wenn mein Testgerät bereits eingerichtet gewesen ist, möchte ich kurz darauf eingehen, wie ein typisches erstes Setup bei einem Windows-Gerät aussieht. Nachdem man die eigene Sprache und die Region des Wohnortes festgelegt hat, wird man dazu aufgefordert, dass man sich bei seinem Microsoft-Konto anmeldet. Dieses wird automatisch auch als Nutzerkonto verwendet. Alternativ kann man auch ein lokales Konto erstellen. Ist das erst einmal erledigt, kann man Windows Hello einrichten. Was das ist, erkläre ich später noch genauer. Zusätzlich dazu lässt sich dann auch noch festlegen, ob der PC mit einem PIN-Code entsperrt werden kann. Danach muss man nur noch den Nutzungsbestimmungen einwilligen. Der gesamte Prozess sollte in etwa eine viertel Stunde dauern.
Design und Display
Das Surface Go 2 hat im Vergleich zur ersten Generation einen größeren Touchscreen bekommen. Während diese noch ein 10 Zoll großes Display gehabt hat, misst das des neuen Go 2 10,5 Zoll in der Diagonale. An der Größe des Tablets hat sich aber nichts verändert, was heißt, dass die Displayränder nun um einiges dünner sind. Kritikpunkt Numero Uno des Vorgängers: Check! Die Auflösung liegt bei 1920×1280 Pixel, das Seitenverhältnis beträgt 3:2. Dieses Seitenverhältnis macht in meinen Augen besonders bei solchen kompakten Convertibles Sinn, da so mehr Content in der Vertikalen Platz hat. Das Display selbst konnte mich im Test soweit überzeugen. Besonders die ziemlich knalligen Farben haben mir gut gefallen. Allerdings ist die maximale Helligkeit etwas niedrig, besonders dann, wenn man im Freien arbeitet.
Über dem Touchscreen sitzen die Sensoren für Windows Hello. Diese erlauben das Entsperren des Surface mit dem Gesicht. In den meisten Fällen ist das bei mir schon geschehen, bevor ich es überhaupt bemerkt habe. Man muss nicht einmal gerade in die Sensoren schauen, um erkannt zu werden. Nur bei Sonneneinstrahlung funktioniert dieses Feature nicht so schnell.
Rechts und links neben dem Display hat Microsoft je einen Lautsprecher integriert. Besonders vorteilhaft ist hier, dass diese direkt auf den Nutzer gerichtet sind, was das gesamte Erlebnis etwas verbessert. Leider habe ich beim Musikhören bei manchen Songs festgestellt, dass der Bass nicht der beste ist. Alles in allem reichen die Speaker für unterwegs aber allemal aus.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Surface Pro- und Go-Reihe ist der Kickstand auf der Rückseite. Damit lässt sich der Blickwinkel auf das Gerät stufenlos einstellen, im Endeffekt lässt sich der Kickstand um fast 180 Grad zurückziehen. Besonders praktisch ist das dann, wenn man mit dem Surface Pen arbeiten will. Je weiter man den Blickwinkel verstellt, desto wackeliger wird es allerdings auf dem Schoß. Das Problem ist aber schon länger bekannt.
Verarbeitung und Anschlüsse
Was die Anschlüsse betrifft, ist das Go 2 noch immer nicht sehr gut aufgestellt. Wir haben hier einen Klinkenstecker, einen USB-C-Port und den altbekannten Surface Connector. Hach, der Surface Connector, was soll ich sagen? Prinzipiell eine prima Sache, da das Gerät nicht kaputt wird, wenn der Nutzer während eines Ladevorgangs über das Kabel stolpert. Trotzdem denke ich, dass Microsoft einen zweiten USB-C-Stecker integrieren hätte können, da das einfach der Anschluss ist, der weiter verbreitet ist.
Die Verarbeitung dagegen ist auf einem gewohnt hohen Level. Microsoft hat hier wieder auf eine Magnesium-Legierung gesetzt, die auch bei anderen Geräten zum Einsatz kommt. Beim Microsoft Surface Go 2 wirkt alles sehr stabil und robust, es knarzt rein gar nichts. Das trifft auch auf den oben erwähnten Kickstand zu – hat man sich erst einmal für eine passende Position entschieden, bleibt der Stand auch in dieser Position, ohne dass irgendetwas wackelt.
Zubehör: Type Cover und Surface Pen
Mit dem Surface Go 2 habe ich das Signature Type Cover aus Alcantara und die aktuellste Ausführung des Surface Pen bekommen. Mein Type Cover ist das graue, wobei es auch die Farben Kobalt Blau und Bordeaux Rot gibt. Alternativ gibt es auch die Type Covers ohne dem „Signature“ im Namen, und zwar in Eisblau, Mohnrot, Platin und Schwarz. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist, dass die Farben der Standard-Varianten ein wenig heller sind.
Mit der Tastatur und dem damit verbunden Trackpad bin ich weitestgehend zufrieden gewesen. Die Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt und sind sogar hintergrundbeleuchtet. Und auch wenn das Trackpad ziemlich klein ist, fühlt es sich gut an und Eingaben und Gesten werden immer schnell und akkurat erkannt. Störend ist aber, dass man im oberen Bereich der Fläche nur sehr schwer drücken kann. Tatsächlich hätte Microsoft das Trackpad gar nicht mehr vergrößern können, da einfach kein Platz mehr vorhanden gewesen wäre. Wem die Größe nicht passt, der sollte sich eine externe Maus anschaffen. Drei Kritikpunkte habe ich allerdings noch. Erstens ist mir persönlich die Ablage für die Handballen zu klein, auch wenn ich weiß, dass es eigentlich nicht mehr größer ginge. Zweitens ist mir aufgefallen, dass die Unterdrückung der Handballen des Trackpads nicht perfekt ist. Hier ist es bei mir zu einigen Fehleingaben gekommen. Und Drittens wobbelt das Keyboard beim Tippen immer hin und her, was sich ein wenig komisch anfühlt.
Kommen wir zum Surface Pen. Dieser hat sich im Vergleich zu letzten Mal so gut wie gar nicht verändert. Er kann weiterhin auf der linken Seite des Convertibles aufbewahrt werden, wo er auch magnetisch hält. Leider lädt er doch nicht, stattdessen muss man alle paar Monate die Batterie wechseln. Das ist zwar auch kein Weltuntergang, allerdings ist es weitaus praktischer, wenn man sich keine Gedanken darum machen muss, ob der Stift jetzt geladen ist oder nicht. Das Schreibgefühl ist dank der weichen Spitze, welche man übrigens auch gegen andere von Microsoft austauschen kann, super. Noch dazu gibt es 4.096 verschiedene Druckstufen, was besonders beim Zeichnen hilfreich sein kann. Und wenn man sich einmal verschrieben hat, kann man das Geschriebene mit dem Radiergummi auf der Oberseite wieder wegradieren.
Spezifikationen und Software
In meiner Test-Konfiguration, der bestmöglichen Ausstattung, des Go 2 ist der Intel Core m3 der achten Prozessorgeneration verbaut. Das freut mich, da das derselbe Prozessor ist der einmal in der Pro-Reihe zum Einsatz gekommen ist. Außerdem ist es ein Fortschritt im Vergleich zum ersten Go: In der Top-Ausstattung der ersten Generation ist nur ein Pentium Gold 4425Y verbaut. Dazu gibt es acht Gigabyte Arbeitsspeicher und eine 128 Gigabyte große SSD. In der Einsteiger-Version werkelt der eben erwähnte Pentium Gold mit vier Gigabyte RAM und 64 Gigabyte eMMC-Speicher. Schade, dass Microsoft das wieder verbaut hat. Dafür kann der Speicher bei allen Ausstattungen mit einer microSD erweitert werden.
Die Performance im Alltag ist so naja. Man darf eine wichtige Regel bei der Nutzung des Gerätes auf keinen Fall vergessen: Überfordere das Microsoft Surface Go 2 auf keinen Fall. Das Surfen mit einigen Tabs in Microsoft Edge und iTunes für Apple Music im Hintergrund geht gerade noch. Überschreitet man dann aber zum Beispiel die 10-Tabs-Marke, merkt man sofort, dass auf einmal alles ein wenig langsamer vonstatten geht. Zudem dauert das Öffnen von Programmen oft ein bis zwei Sekunden. Klar, das Surface Go 2 ist kein Surface Book 3 mit Top-Specs, trotzdem bei dem Ganzen noch Luft nach oben.
Auf dem Convertible läuft Windows 10 mit S-Mode. S-Mode – was ist denn das? Dieser Modus legt fest, dass auf dem Gerät nur Apps aus dem Microsoft Store installiert werden können. Windows 10 Home oder Windows 10 Pro kann aber auch geladen werden – und das sollte man auf jeden Fall (!!) tun. Einerseits ist der Wechsel auf Home kostenlos, andererseits hat der Microsoft Store beim besten Willen keine gute App-Auswahl. Klar, WhatsApp Web und Co. sind Nice-To-Have, aber das war es dann auch schon.
Leider darf man das Haus nie ohne Ladegerät verlassen, wenn man das neue Go unterwegs verwenden will. Bei meiner Nutzung habe ich im Durchschnitt eine Akkulaufzeit zwischen fünf und sechs Stunden erzielt. Bei einem solchen Gerät, das auf Portabilität abzielt, darf das eigentlich nicht sein. Und eigentlich bin ich vom ersten Go auch besseres gewohnt, was die Akkulaufzeit betrifft. Hier noch ein Vergleich: Mit meinem iPad Air 3 kann ich in etwa 10 Stunden arbeiten, bis ich es wieder aufladen muss.
Preise und Verfügbarkeit
Das Surface Go 2 gibt es bei Microsoft, bei Amazon und bei diversen Händlern, darunter MediaMarkt und Saturn. Die Einsteiger-Version mit 64 Gigabyte Speicher und dem Intel Pentium Gold ist bereits für 459 Euro zu haben. Mein Testgerät mit 128 Gigabyte Speicher und dem m3 kostet dann schon 719 Euro. Dieselbe Version mit LTE kostet 829 Euro. Für das Zubehör wird man noch einmal extra an die Kasse gebeten. Fürs Type Cover werden 129 Euro fällig und für den Pen 109 Euro.
Microsoft Surface Go 2: Fazit
Das Microsoft Surface Go 2 ist nach wie vor das perfekte Gerät für das Arbeiten unterwegs. Mit der LTE-Variante muss man sich nicht einmal mehr Gedanken um einen Hotspot machen. Einzig und allein für anspruchsvolle Aufgaben benötigt man ein leistungsstärkeres Gerät. Durch den kompakten Formfaktor und die gute Verarbeitung kann man das Gerät ohne Sorgen in eine Tasche werfen. Gut gefallen hat mir auch, dass Microsoft in den besseren Konfigurationen nun auf den etwas stärkeren m3 von Intel setzt. Und wenn man will, kann auf diesem kompakten Convertible sogar vollwertiges Windows 10 Pro laufen.
Für die nächste Generation könnte sich Microsoft auf jeden Fall vom Surface Connector verabschieden. Im Vergleich zu USB-C fallen mir bei diesem Anschluss einfach keine wirklichen Vorteile ein. Auch könnte man sich vom eMMC-Speicher verabschieden, da dieser einfach viel langsamer als eine SSD ist. Betrachtet man die Preise, merkt man außerdem schnell, dass man bei einem niedrigen Einstiegspreis startet, es aber schnell teurer werden kann. Außerdem könnte die Akkulaufzeit bei einem solchen Gerät besser sein.
Abschließend kann man sagen, dass es mit der Geräte-Reihe auf jeden Fall in die richtige Richtung geht. Auch wenn ich etwas enttäuscht bin, dass die Akkulaufzeit nicht mehr so gut ist. Außerdem spricht der Fakt, dass auf dem Gerät vollwertige Windows-10-Programme laufen können, ganz klar für das Surface Go 2. Ich bin schon auf die nächste Generation gespannt und hoffe, dass Microsoft hier wieder einige Kritikpunkte behebt.
Wir bedanken uns für die Bereitstellung des Surface Go 2.