LG V40 ThinQ im Test: Die Spitze verfehlt
Letzten Oktober haben die Südkoreaner das LG V40 ThinQ vorgestellt. In den vergangenen Wochen hatte ich die Möglichkeit, das denkende Smartphone auf Herz und Nieren zu testen. Nun gibt es mein Fazit und sage Euch, wieso es knapp die Spitze verfehlt hat.
Auch wenn wir in Kürze wohl wieder ein neues Smartphone von LG sehen werden, kann man sich auch die derzeit noch aktuellen Modelle genauer anschauen. Zwar ist es nun fast ein Jahr her – heißt aber nicht, dass das Smartphone unbedingt schlecht ist. Genau aus diesem Grund habe ich LG im Juli nach einem Testgerät zum LG V40 ThinQ gebeten. Das ist nun mein Testbericht.
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Verpackung & Äußeres
In der Packung des LG V40 ThinQ steckt ein QuickCharger, gemeinsam mit USB-C-Ladegerät, einem Putztuch und Quick-Start-Guides. USB-C-Kopfhörer sind auch noch mit an Board.
Die Rückseite des V40 ThinQ kommt in einer Mischung aus Glas und Metall. Es fühlt sich durch das Metall allerdings nicht weniger rutschig an, als wie Geräte mit Glasrückseite. Eigentlich genau im Gegenteil: ich fand das Smartphone rutschiger als vergleichbare Modelle mit Glasrückseite. Auf der Seite gibt es noch die klassische Lautstärkewippe, gefolgt von einem Power-Button.
Zusätzlich findet man im LG-Flaggschiff auch einen Google Assistant Button vor. Mit diesem lässt sich – wie der Name schon sagt – der smarte Assistent mit einem Knopfdruck starten. Sagen wir mal so: ich fand ihn eher störend als wirklich nützlich. Der Google Assistant Button lässt sich aber immerhin mit einer anderen App bzw. Aktion belegen.
Display
Wie auch alle anderen Smartphones in den letzten Monaten kommt auch das V40 mit einer Notch (einer Displayaussparung). Aus diesem Grund hat man sowohl oben als auch unten sehr dünne Displayränder. In dieser Aussparung an der Oberseite verbaut man zwei Frontkameras, einen Helligkeits- und Näherungssensor Plus eine Hörermuschel. So schmal wie eine Tropfennotch ist sie dadurch natürlich nicht, aber trotzdem nicht wirklich breiter als bei Konkurrenzmodellen.
Insgesamt setzt man auf ein 6,4 Zoll großes OLED-Display im Verhältnis von 19,5:9. Darüber hinaus bietet es eine Pixeldichte von 537 PPI bleibt bei der Auflösung von 3.120 x 1.440 Pixel hingegen gleich wie beim Vorgänger V30.
Aber irgendwie kam mir das Display des LG V40 ThinQ im Sonnenlicht sehr dunkel vor. Ein Blick ins Datenblatt bestätigte dann meinen Verdacht: hier setzt man auf eine Lichtstärke von 350 cd/m². Das Huawei P30 Pro etwa kommt mit knapp 700 cd/m² daher, das OnePlus 7 Pro mit knapp 590 cd/m². Hier hat man daher noch Aufholbedarf – ansonsten sind alle Inhalte knackig und scharf. Auch die Farbabstimmung passt. Ein Always-On-Display gibt es auch, welches in den Einstellungen sogar ziemlich großzügig angepasst werden kann.
Performance & Software
Die Performance im Alltag passt. Im Inneren steckt – zwar nicht der neueste, aber trotzdem völlig in Ordnung gehende – Qualcomm Snapdragon 845 Prozessor. Diesem stehen 6 GB an Arbeitsspeicher zur Seite – 64 GB bzw. 128 GB interner Speicher dienen zum Ablagern von Apps, Dateien und Bildern. Dieser kann mittels micro-SD-Karte zudem um bis zu 1 TB erweitert werden. Natürlich habe ich für Euch wieder ein paar Benchmark-Tests durchgeführt:
- Antutu: 244.148 Punkte
- Geekbench 4 (single): 2.709 Punkte
- Geekbench 4 (multi): 8.717 Punkte
Was mir allerdings nicht gefällt, ist die Software gemeinsam mit der Update-Politik von LG. Zwar bekam das Smartphone kurz nach Ablauf meiner Testphase noch ein Update auf Android 9.0, welches ich daher nicht mehr testen konnte. Aber generell scheint man Updates, geschweige denn Sicherheitspatches, ziemlich nachlässig zu behandeln. Ansonsten orientiert man sich beim Stil der Oberfläche an Samsungs‘ Software – die Einstellungen etwa sehen zum Verwechseln ähnlich.
Kamera
Schauen wir uns die Kamera des LG V40 ThinQ genauer an. Diese kommt im Triple-Format mit 12 MP (Standard, f/1.5), 12 MP (Telefoto, f/2.4) und 16 MP (Weitwinkel, f/1.9). Videoaufnahmen sind in UHD in 30 und 60 fps möglich, in 1080p mit 30/60/240 fps. Zoomen ist bis zu zweifach möglich – weiter geht es verlustfrei nicht. Bei der Frontkamera setzt man auf eine Dual-Kamera: 8 MP (Standard, f/1.9) und 5 MP (Weitwinkel, f/2.2). Klingt zwar deutlich besser als eine Single-Cam, macht aber gleich gute Fotos als mit Konkurrenzmodellen. Für Gruppenselfies ist die Weitwinkel-Kamera aber keine schlechte Idee.
Generell war ich im Test von der Kameraqualität ziemlich begeistert – am meisten störte mich allerdings die Software. Der Autofokus braucht oft sehr lange um zu fokussieren und anschließend dauert das Auslösen oft ewig. Vielleicht sind diese Punkte nach dem Update auf Android Pie nun behoben, konnte ich allerdings wie erwähnt leider nicht mehr ausprobieren. Die Bilder am Tag gelingen sehr gut, wenn auch die Fotos im „AI Cam“-Modus etwas zu farbig sind. Die künstliche Intelligenz erkennt das Motiv und optimiert das Bild dahingehend – aber eher nicht verwenden, wirkt unnatürlich.
Ansonsten sollte man HDR auf jeden Fall aktiviert haben (standardmäßig auf automatisch), das verbesserte die Bildqualität in meinem Test deutlich. So bekommen wir mit dem LG V40 ThinQ unter Tags ziemlich gute, scharfe und detailreiche Aufnahmen. Jedoch waren diese farblich oftmals nicht wirklich der Realität entsprechend und viel zu künstlich wirkend. In der Nacht wirken die Bilder zudem ziemlich matschig und rauschig.
LG V40 ThinQ Kamera – Testbilder
Sound – der Hammer
Wirklich umgehauen hat mich der Sound des LG V40 ThinQ (bei Kopfhörern). Hier lässt sich nicht nur in den Einstellungen genau festlegen, was für eine Klangqualität man gerade wünscht, sondern unterstützt auch weitere Sound-Features. Darunter gehört etwa Hi-Fi Quad DAC, welches für ein klareres Sounderlebnis sorgt – zudem gibt es noch DTS:X-Surroundeffekte. Allerdings werden diese Funktionen nur bei wirklichen Over-Ear-Kopfhörer aktiv.
Bei USB-C oder Bluetooth-Kopfhörern stehen diese Funktionen nicht zur Verfügung. Ebenso gilt dies für den integrierten Lautsprecher, welcher bei lautem Aufdrehen echt klapprig und nicht wirklich gut klingt. Das war aber auch bei LG-Vorgängern schon der Fall – hier ist noch Luft nach oben.
Akku
Der Akku kommt mit einer Kapazität von 3300 mAh auf dem Datenblatt daher. Scheint ziemlich klein, ist er auch: der Akku ging oftmals im Flug davon. Von 07:00 morgens bis 20:00 Uhr abends mit einer Akkuladung durchzukommen war sehr schwierig. Obwohl ich zwischendurch nicht gespielt und andere anspruchsvolle Apps gestartet hatte. Zu meiner Verteidigung: hier war kein WLAN aktiv – so hätte man noch mehr Akkulaufzeit rauskitzeln können.
Wem der Saft ausgeht, kann diesen mittels Quick Charge 3.0 aufladen – bis 50% Akkukapazität braucht man etwa 30 Minuten am Strom. Danach wird das ganze langsamer und für eine komplette Aufladung braucht man über eine Stunde. Wireless Charging unterstützt das LG-Flaggschiff ebenso.
Fazit
Auch wenn ich liebend gerne positive Punkte für das LG V40 ThinQ finden würde – es tut mir leid. Auch wenn mir die Rückseite, die Verarbeitung und die erweiterten Soundfunktionen echt sehr gut gefallen und ich so Extras wie eine Weitwinkel-Kamera für Gruppenselfies nützlich finde, kann ich keine klare Kaufempfehlung aussprechen. Die vernachlässigte Software, die oft künstlich wirkende Kamera und der langsame Autofokus und die kurze Akkulaufzeit hindern mich daran.
Zwar ist das Smartphone von seinen original 899 Euro (UVP) mittlerweile deutlich günstiger geworden (derzeit knapp 500 Euro). Trotzdem gibt es bessere Modelle der Konkurrenz – gute Beispiele in dieser Preisklasse sind das Huawei P30 und das OnePlus 7. Zudem scheint LG aber selbst auch nicht ganz auf das aktuelle Flaggschiff stolz zu sein und verkauft das Modell aktuell nicht mal auf Amazon (bzw. ist nicht mehr verfügbar) und vielen weiteren Onlinehändlern. Hierzulande in Österreich gibt es das Smartphone aktuell nur bei MediaMarkt und Saturn zu Kaufen – aber auch nur im Markt.
In Kürze soll das LG ThinQ Smartphone auf der IFA 2019 anstehen – wir werden die Vorstellung verfolgen. Mein Rat bis dorthin: kein V40 mehr kaufen und lieber den Nachfolger abwarten.