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Huawei P40 Pro im Test: Das stumme Smartphone ohne Google-Dienste

Huawei P40 Pro Test
Bild: © 2020 TechnikNews
(Beitragsbild: © 2020 © 2020 TechnikNews)

Mit dem Huawei P40 Pro haben die Chinesen ihr erstes Smartphone der P-Serie ohne Google-Dienste veröffentlicht. Auf dem Datenblatt finden wir gute Hardware – ob das Konzept insgesamt trotz der fehlenden Google-Dienste aufgeht? Wir schauen uns das in diesem Test genauer an.

Über die Sache mit dem Huawei-Bann in den USA haben wir bereits ausführlich hier auf TechnikNews berichtet. Seit nun fast einem Jahr darf Huawei keine Google-Services mehr nutzen. Zwar gibt es weiterhin Android mit EMUI als Betriebssystem, da Android Open Source ist, aber keinerlei Apps und Dienste von Google. Dies mag für die Einen von Vorteil sein ohne Google auskommen zu müssen, aber für die Anderen? Funktioniert das? Wir haben das ausprobiert.

Unboxing

Die Verpackung hat sich hin zum Vorgänger mit dem Huawei P30 Pro nicht wirklich verändert. Lediglich den Hinweis „Explore it on AppGallery“ findet man nun aufgedruckt. Was das genau bedeutet, darauf gehe ich etwas später ein. Ansonsten kommt nach dem Abheben des Deckels direkt das Smartphone entgegen, weiters gibt es in der Packung dann noch eine SIM-Nadel, USB-C-Kopfhörer, ein Netzteil mit 40 Watt „Huawei SuperCharge“ und ein USB-C-Kabel. Ebenso findet man dann noch eine Weichplastik-Hülle beigelegt, welche nun nicht ganz edel wirkt, aber für den Einsatzzweck – das Smartphone vor Kratzern und Dellen zu schützen – passend ist.

Design & Verarbeitung

Nach den ziemlich bunten und gutaussehenden Farben des P30 Pro war ich durch die simplen Farben nun beim P40 Pro eigentlich enttäuscht. Die schimmernde Farbe hatte ein Alleinstellungsmerkmal, welches nun wieder weggefallen ist. Mein Testgerät in Silber sieht zwar gut aus, ist aber keine Besonderheit, wenn man die Farben des Vorgängers gesehen hat. Bei den Farben hätte man sich ruhig wieder mehr trauen können.

Auffallend war auch das Gewicht des Huawei P40 Pro: Mit seinem Gewicht von 209 Gramm ist es im Vergleich zu den aktuellen Flaggschiffen relativ schwer. Zwar unterscheidet man sich hier um nicht mehr als knapp 20 Gramm – das merkt man aber trotzdem deutlich. Man könnte hier gerne wieder etwas leichter werden. Letztes Jahr hatte ich bemängelt, dass das Huawei P30 Pro ziemlich rutschig war, das ist nun des angesichts hohen Gewichts nicht mehr der Fall.

Huawei P40 Pro Test Display

Die Aussparung am linken oberen Displayrand ist ziemlich groß. (Bild: © 2020 TechnikNews)

Ansonsten gibt es bei der Verarbeitung nichts zu meckern – lediglich die „Hole-Punch“ links oben am Display hätte für mich persönlich kleiner ausfallen können. Aktuell gehen durch die zwei Kameras an der Front ziemlich viel Displayfläche verloren.

Display

Das OLED-Display des Huawei P40 Pro misst 6,58 Zoll in der Diagonale und löst mit 2.640 x 1.200 Pixeln auf. Wie auch einige andere Flaggschiffe dieses Jahr verbaut auch Huawei hier ein 90 Hz Panel für flüssigere Darstellung. Telefoniert wird auch wie im letzten Jahr schon über den im Display integrierten Lautsprecher. Dieser ist nun merklich lauter geworden und stellt eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr dar. Ansonsten bietet das P40 Pro eine gute Farbdarstellung und gute Kontraste – allerdings das mit sehr wenig Helligkeit. Unter Sonneneinstrahlung ist das Display eigentlich nicht mehr ablesbar, das kam mir beim Vorgänger heller vor.

Software – ohne Google: Die Schwierigkeiten

Push-Benachrichtigungen funktionieren teilweise nicht

Durch den Huawei-Bann aus den USA darf das Unternehmen keine Google-Dienste mehr nutzen. Wer glaubt, das sei doch kein Problem, der irrt sich komplett: auch wenn man etwa nicht von den Google-Services abhängig ist, sind es sehr wohl die Apps. So nutzen einige Apps die Schnittstelle von Google für Push-Benachrichtigungen. Heißt also, dass bei rund 90 Prozent meiner installierten Apps keine Push-Benachrichtigungen ankamen. Sei es jetzt in Instagram, Twitter, Slack, Discord oder Outlook. Bis die Entwickler keine von Google unabhängigen Schnittstellen nutzen, wird man mit diesem Problem weiter kämpfen müssen. Und ohne Benachrichtigungen verpasst man doch einige wichtige Dinge. In einem Jahr könnte das aber schon ganz anders aussehen, wenn die Entwickler das Problem hoffentlich gemeinsam mit Huawei gelöst bekommen.

So installiert man Apps

Wie sieht es mit dem Installieren von Apps aus? Diese werden über die Huawei AppGallery oder als APK von anderen Stores wie APKPure installiert. Falls man nicht weiß, wo welche App verfügbar ist, gibt es noch die Huawei „AppSuche“, welche den jeweiligen Downloadlink zur App direkt eingebunden hat. Steht für eine App nur eine Web-Version zur Verfügung (etwa YouTube), gibt es einen entsprechenden Verweis darauf. Allerdings findet die AppSuche nicht alle Apps, die sehr wohl in APKPure verfügbar sind – daher habe ich die Apps eigentlich immer direkt über den externen Store bezogen.

Das hat aber auch seine Nachteile: so funktioniert nahezu keine einzige Banking-App, da diese das Beziehen von Quellen außerhalb des Google Play Store nicht zulassen. Einige Banken stellen ihre Apps auch schon in der Huawei AppGallery zur Verfügung, wo diese auch dann problemlos funktionieren, aber eben noch sehr wenige.

Welche Apps funktionieren und wie?

Machen wir eine kleine Tabelle, um aufzuzeigen, wie es mit den beliebtesten Apps aussieht.

App-NameDownloadquelleAlternativeEinschränkungen
Google MapsExtern (als APK)Funktioniert zur Navigation, Login in Google-Account klappt nicht
Google NotizenKeineIm Browser (keep.google.com) nutzen, Huawei Notizen, EvernoteAls APK herunterladen funktioniert nicht, weil das Login mit Google-Konto nicht klappt
InstagramExtern (als APK)Push-Benachrichtigungen funktionieren teilweise nicht
Microsoft TeamsExtern (als APK)Push-Benachrichtigungen funktionieren nicht
OutlookExtern (als APK)Huawei MailPush-Benachrichtigungen funktionieren nicht
Philips HueKeineHue EssentialsWenn man die App als APK herunterlädt, startet sie nicht
SlackExtern (als APK)Push-Benachrichtigungen funktionieren nicht
SparkExtern (als APK)Huawei MailPush-Benachrichtigungen funktionieren nicht
SwiftKey (Google Login)Huawei AppGalleryHuawei KeyboardGoogle-Login zum Synchronisieren der gespeicherten Wörter funktioniert nicht
WhatsAppExtern (als APK)Push-Benachrichtigungen funktionieren teilweise nicht; Chat-Backups lassen sich nicht importieren (nicht über Google Drive und auch nicht mit Kopieren der Database-Files)
YouTubeKeineIm Browser (youtube.com) nutzen, NewPipeWenn man die App als APK herunterlädt, startet sie nicht

Kein Google Pay

Ein großer Nachteil für viele könnte auch das fehlende Google Pay sein, welches ohne Google natürlich nicht funktioniert. Eventuell wird in einiger Zeit mal Huawei Pay starten, welches dies ersetzen könnte. Man hat aber noch keinerlei Infos über einen Start und wann dieser erfolgen soll – und ob das auch bei uns in Deutschland und Österreich in absehbarer Zeit sein wird.

Huawei AppGallery Allgemein

Im Allgemeinen funktioniert die Huawei AppGallery schon gut und macht ein paar Dinge besser, als der Play Store von Google. Etwa werden mehrere Apps parallel installiert und heruntergeladen, wodurch der Download viel schneller als im Play Store funktioniert. Allerdings findet man öfters mal Apps, wie etwa „Health Mate“ von Withings, welche nicht direkt vom Hersteller, sondern einem anderen Entwickler kommen und speziell auf das Gerät ohne Google Dienste angepasst wurden. Wie sehr man solchen Apps vertraut, muss man selbst wissen, ebenso ob man es sich traut, den Google Play Store händisch nachzuinstallieren (es existieren einige Anleitungen dazu im Internet).

Kamera

Huawei P40 Pro Test Kamera

Die Kamera sieht sehr futuristisch aus. (Bild: © 2020 TechnikNews)

In puncto Kamera hat Huawei beim P40 Pro gleich drei dieser verbaut. Es gibt einen 50 Megapixel Hauptsensor (f/1.9), eine 40 Megapixel Ultraweitwinkellinse (f/1.8), eine 12 Megapixel Telelinse (f/3.4) und einen Time of Flight Sensor, welcher unter anderem für die Tiefenschärfe zuständig ist. Durch diese Kamera-Kombination erreicht man insgesamt einen 50-fach-Zoom, welcher in der Praxis ziemlich spannend zum Vorzeigen war, aber der Nutzen doch etwas außen vor geblieben ist.

Testfotos

Schauen wir uns ein paar Testfotos dazu an. Wie gewohnt, etwas komprimiert, um Speicherplatz zu sparen und die Ladezeit zu erhöhen, aber definitiv verlustfrei und unbearbeitet.

Mit der Kamera des Huawei P40 Pro erzielt man wieder mal einen Volltreffer. Auch wenn speziell bei Nahaufnahmen der gewünschte Fokus überhaupt nicht zu erreichen ist, punktet die Kamera speziell bei Tageslicht und in der Nacht. Vor dem ersten Kamera-Update gab es allerdings viel zu viel Farbe, was man dann relativ schnell ausgebessert hat.

Vergleich mit Samsung Galaxy S20+ und OnePlus 8 Pro

Vergleichen wir noch kurz den Zoom mit anderen zwei Flaggschiffen:

Überraschenderweise liefert uns hier das Huawei P40 Pro das unnatürlichste und farbloseste Bild. Dafür punktet es beim Zoom, sogar in der maximalen 50-fach-Stufe.

Performance, 5G & Akku

Im Inneren des Huawei P40 Pro steckt ein Kirin 990 mit 5G-Modul. Diesem stehen 8 GB RAM und 256 GB Speicher beiseite – letzterer ist mittels Nano-Memory-Card erweiterbar. Bei meinem Alltagstest haben alle Apps immer flüssig gestartet und viele Apps waren sogar am Abend noch im Arbeitsspeicher, wodurch sie direkt an der Stelle geöffnet haben, wo ich aufgehört habe.

Auch bei meinen 5G-Tests in Linz mit Zusammenarbeit von Drei hat der Prozessor immer gut performt. Bei den erreichten Geschwindigkeiten liegt dieser mit den aktuellen Chips von Qualcomm und dem Exynos von Samsung aber auf gleicher Wellenlänge. Im Vergleich zu den anderen zwei Chips wurde der Kirin während Speedtests und Downloads aber weder warm, noch ging der Akku drastisch schnell leer – das ist beim Snapdragon von Qualcomm und dem Exynos von Samsung ganz anders. Ein Test zum 5G-Netz von Drei in Linz, Österreich folgt in den kommenden Wochen hier auf TechnikNews, wo ich genauer auf die technischen Daten dessen eingehen werde.

Damit man möglichst lange Spaß mit dem P40 Pro hat, findet man unter der Haube einen 4200 mAh Akku, welcher mittels Huawei SuperCharge innerhalb einer Stunde nahezu auf 100 Prozent aufgeladen wird. Im Vergleich zum Vorgänger, dem P30 Pro, hat sich die Größe des Akkus allerdings nicht verändert. Auch das Reverse Charge (also das kabellose Aufladen anderer) funktioniert weiterhin – wenn auch noch ziemlich langsam und mit viel Verlustleistung. In meinem Test kam ich – vermutlich auch wegen der fehlenden Google-Services – fast zwei Tage durch. Solch eine grandiose Akkulaufzeit hatte ich noch nie.

Preise und Verfügbarkeit

Zum Marktstart hat man für das Huawei P40 Pro stolze 999 Euro (UVP) aufgerufen, aktuell gibt es das Smartphone schon um knapp 800 Euro zu ergattern. Es stehen die Farben Schwarz, Silber Frost, Blush Gold und Ice White zur Auswahl – jeweils sind alle Modelle mit einer Dual-SIM-Funktion ausgestattet.

Fazit

Noch nie ist mir ein Fazit zu einem eigentlich so tollen Smartphone wie dem Huawei P40 Pro so schwergefallen. Angefangen von der Verarbeitung, über das Display bis hin zur Kamera, Akku und Performance: hier bekommt man absolute Spitzenklasse zu diesem Preis. Wäre da nicht die Software bzw. das Fehlen der Google Dienste, wo Huawei einfach noch keine gute Alternative bieten kann, zahlreiche Apps noch nicht funktionieren und es Probleme mit den Push-Benachrichtigungen gibt. Zwar kann Huawei da nicht direkt was für, sondern die Entwickler, aber trotzdem ein Punkt, welchen man anmerken muss.

Legt man nur Wert auf die Kamera, nutzt ansonsten alle Apps aus der AppGallery (da gibt es keine Probleme mit Benachrichtigungen) und kommt komplett ohne Google-Dienste aus, der wird hier super bedient. Für alle anderen Nutzer kann ich hier einfach keine klare Kaufempfehlung aussprechen, oben genannte Punkte sprechen einfach dagegen. Rund 90 Prozent meiner Apps nutzen einfach die Google-Schnittstellen und liefern somit keine Benachrichtigungen. Da brauche ich dann kein Smartphone, wenn ich alle Apps manuell checken muss. Der Punkt, dass keinerlei Banking-Apps funktionieren und somit auch das kontaktlose Zahlen wegfällt, ist bedrückend.

Auch wenn ich dieses Jahr zum Preis von 800 Euro einfach keine Empfehlung aussprechen kann, muss dies aber nicht so bleiben: Wenn die Entwickler ihre Apps unabhängig von Google umbauen und auch die AppGallery noch deutlich ausgebaut wird, kann sich meine Meinung dazu noch rasch ändern. Verschläft man dies allerdings, dann wird man zu diesen Preisen echte Probleme haben, mit der Konkurrenz mitzuhalten. Dieses Jahr bleibt dies allerdings so und es gibt zu diesem happigen Preis einfach keine Empfehlung von mir – auch wenn mir das sehr weh tut.

Eine bessere Alternative ist das Huawei P30 Pro

Ich hatte allerdings vor Kurzem erst wieder das Huawei P30 Pro in der Hand – welches ich auch im Jahr 2020 noch empfehlen kann (falls man nicht unbedingt 5G braucht). Dieses gibt es bei manchen Händlern derzeit um die 550 Euro, was ein top Preis ist. Die Kamera des P30 Pro ist auf derselben Höhe unterwegs, dort gibt es sogar noch alle Google-Dienste uneingeschränkt. Auch der Akku, die Performance und das Display sind am selben Level – somit kein wirklich großer Unterschied zum P40 Pro.

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David Wurm

Macht das TechnikNews-Ding gemeinsam mit einem tollen Team schon seit 2015. Werkelt im Hintergrund an der Server-Infrastruktur und ist auch für alles Redaktionelle zuständig. Ist an der aktuellen Technik fasziniert und bloggt gerne über alles Digitale. In der Freizeit oftmals beim Webentwickeln, Fotografieren oder Radiomachen anzutreffen.

David hat bereits 977 Artikel geschrieben und 383 Kommentare verfasst.

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