Huawei P30 Pro im Test: Das Smartphone mit Ass im Ärmel
Vor einigen Wochen haben wir hier auf TechnikNews bereits unseren Ersteindruck zum Huawei P30 Pro veröffentlicht. Ich konnte das Gerät derweilen für einige Wochen für Euch testen. Nun ist es Zeit für unseren ausführlichen Testbericht.
Im März dieses Jahres hat man das Huawei P30 Pro offiziell vorgestellt. Was auffällt: Man spricht bei diesem Smartphone nicht wirklich über seine Funktionen, sondern man hört immer wieder die Kamera. Übertrieben gesagt ist schon fast ein Hype darum entstanden. Aber wieso? Hat das Huawei P30 Pro in puncto Kamera wirklich ein Ass im Ärmel? Im folgenden Testbericht schauen wir uns das genauer an.
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- 1 Unboxing: wie immer
- 2 Verarbeitung und Design: gut gelungen
- 3 Display: mit integriertem Lautsprecher
- 4 Performance: unverändert gut
- 5 Kamera: das Ass im Ärmel
- 6 Akku: locker über den Tag andere hinweg aufladen
- 7 Das Sahnehäubchen: wasserfest und Fingerabrucksensor im Display
- 8 Fazit: zu viel Hype um zu viel Kamera?
Unboxing: wie immer
Wie bei einem Huawei-Smartphone typisch findet man auch hier wieder eine kleine Schachtel. Der Inhalt besteht auch wie gewohnt aus dem Smartphone selbst, einem USB-C-Ladegerät, USB-Kopfhörern und einiges an Blatt Papier. Einen USB-zu-Klinke-Adapter gibt es leider nicht mehr. Somit muss man sich entweder USB-C-Kopfhörer zulegen oder man greift auf Bluetooth-Kopfhörer zurück. Heißt zugleich, dass es einen Klinkenanschluss beim Huawei P30 Pro auch nicht gibt. Das ist aber bei den meisten Smartphones heutzutage so.
Verarbeitung und Design: gut gelungen
Bei meinem Testbericht zum Huawei P20 Pro vor einem Jahr habe ich es schon gesagt: Die Verarbeitung ist top. Das kann ich auch beim Nachfolger ein Jahr später nicht anders sagen. Dennoch hat sich das Design im Vergleich zum P20 um einiges verändert. Die größte Neuerung ist wohl die Rückseite, die nun aus einem Farbverlauf statt einem eingefärbtem Glas besteht. Gleich geblieben ist aber, dass das Glas ziemlich spiegelt. Hält man es also in die Sonne, sieht man die Fingerabdrücke deutlich – und man sieht sich selbst. Als Spiegel ist das Huawei P30 Pro also auch tauglich – wieso nicht?
Ein „Problem“ hat sich nicht geändert: der Punkt, dass es extrem rutscht. Liegt es am Tisch, kann es passieren, dass es sich selbstständig macht und den Weg auf den Boden sucht. Das habe ich bereits letztes Jahr bemängelt. Aber mit der Glasrückseite, welche nun übrigens sehr schön aussieht, wird sich das auch nicht ändern. Ansonsten sind die Knöpfe gut im Gehäuse eingearbeitet und wackeln nicht herum. Auch die Kanten sind perfekt rund – überhaupt keine Mängel also bei der Verarbeitung.
Display: mit integriertem Lautsprecher
Das Display des Huawei P30 Pro hat eine Besonderheit gegenüber anderen Smartphones: Es besitzt einen integrierten Lautsprecher. Somit findet man nur die Tropfennotch, welche für die Selfie-Kamera notwendig ist. Die Hörermuschel darüber fällt somit komplett weg – der Ton wird mittels spezieller Schwingungen übertragen. Heißt allerdings auch, dass es beim Telefonieren sogar bei höchster Lautstärke ziemlich leise ist.
Zudem muss man das Ohr beim Telefonieren direkt zum markierten Bereich halten, damit man den Gesprächspartner bestmöglich versteht. Trotzdem ist alles sehr leise, wie oben erwähnt. Achja: noch kurz zu den Display-Daten. Insgesamt löst das OLED-Panel in Full-HD+ auf und misst 6,47 Zoll in der Diagonale. Wem das zu scharf ist oder wer Angst vor kurzer Akkulaufzeit hat, kann in den Einstellungen auf HD+ zurückschalten. Danach sieht alles aber deutlich unscharf aus. Die standardmäßige Einstellung „Smarte Auflösung“ regelt das sogar alleine und ist meiner Meinung nach die beste Option.
Performance: unverändert gut
Auch bei der Performance gibt es auch beim Nachfolger wieder nichts auszusetzen. Im Inneren steckt ein Kirin 980 Prozessor mit KI-Chip (eher ein Marketing-Argument als wirklich spürbar). Unterstützt wird dieser mit 8 GB Arbeitsspeicher und 128 bzw. 256 GB internen Speicher. Für alle Aufgaben, die man am Smartphone erledigen kann, verrichtet der Prozessor seine Arbeit sehr gut. Lediglich fiel mir eine leichte Hitzeentwicklung auf, wenn man während dem Laden das Handy bedient. Natürlich gibt es für die ganzen Benchmark-Fans unter Euch auch hier wieder unsere typischen Testpunkte:
- Antutu: 290.184 Punkte
Ansonsten reagiert das ganze Smartphone schnell, Multitasking und schnelles Wechseln zwischen Apps ist problemlos möglich.
Kamera: das Ass im Ärmel
Hoch beworben wird das Huawei P30 Pro wegen seiner Kamera. Man kann fast schon sagen, dass das etwas „overhyped“ ist. Das hat aber seinen Grund. Insgesamt bietet das Huawei P30 Pro auf der Rückseite drei Kameralinsen, wobei eine für die Farbe, die andere für Weitwinkel und die dritte für den Zoom zuständig ist. Dies ermöglicht auch einen Maximalzoom von 50x. Springt man beim Zoomen über den 10-fach-Bereich, merkt man sogar, dass sich nun die „Zoomlinse“ aktiviert. Der Nachteil ist allerdings, dass man mit dieser Linse nahe Objekte nahezu unmöglich aufnehmen kann. Dann muss man wieder unter den 10-fach-Bereich gehen, um das Bild wieder scharf zu bekommen.
Das sind die Auflösungen der drei Linsen: 40 MP Huawei SuperSpectrum (f/1.6), 20 MP Weitwinkel-Sensor (f/2.4) und ein 8 MP Telefoto-Sensor (f/3.4). Zudem gibt es eine vierte ToF-Kamera, welche Objekte erkennen soll und die Tiefenschärfe anpassen soll. Die Frontkamera löst mit 32 MP auf. Videos sind in 4K bei 30 fps möglich.
Folgende Bilder sind komplett unbearbeitet. Aufgrund der manchmal sehr großen Dateigröße und der daraus langen Ladezeiten aber etwas – verlustfrei – komprimiert.
Kamera: die Testbilder
Generell kann man sagen, dass die Fotos auch in der Nacht sensationell gelingen. Der Nachtmodus kann Bilder heller machen, als man sie selbst sehen kann. Das ist sehr erstaunlich und kenne ich so auch von keinem anderen Smartphone. Ich habe mir viel von der Kamera erwartet – meine Erwartungen wurden auch erfüllt. Den KI-Modus sollte man allerdings deaktivieren, da dadurch die Bilder oftmals zu viel Farbe bekommen. Wer aber etwas „unnatürliche“ Bilder möchte, kann ihn auch gerne so lassen – dann werden die Farben nochmal ordentlich kräftiger.
Akku: locker über den Tag andere hinweg aufladen
Stichpunkt Akku: Im P30 Pro ist ein 4200 mAh-Akku mit Schnellladefunktion verbaut. Dieser ist durch Huaweis Quick-Charge in knapp 1h voll und kann das Smartphone in 30 Minuten auf 60 Prozent aufladen. Während meines Tests erreichte ich an mehreren Tagen eine SOT (Screen on Time – die Zeit, in der das Display gesamt eingeschaltet war) von 8 bis 9 Stunden. Neben dem hielt das Smartphone im Test knapp 1 1/2 Tage durch. Heißt: Spätestens am zweiten Tag zu Mittag muss man das P30 Pro wieder aufladen, außer man ist ein wirklich sparsamer Nutzer.
Dann gibt es noch das spannende „Reverse-Charge“-Feature, mit welchem man andere Smartphones aufladen kann. So kann man mit seinem Date den Akku teilen – vorausgesetzt, das Smartphone des anderen unterstützt Wireless Charging. Und ja, auch unterstützte iPhones kann man mit dem Huawei P30 Pro aufladen! Somit kann man sich ja zukünftig den Satz „Willst du meine Nummer?“ sparen und diesen gegen „Willst du etwas von meinem Akku?“ ersetzen. Ohje, der war echt schlecht – lieber gleich weiter.
Das Sahnehäubchen: wasserfest und Fingerabrucksensor im Display
Bevor wir mit einem Fazit diesen Testbericht hier abrunden, hat auch Huawei mit zwei Features das Huawei P30 Pro zu einem guten Komplettpaket gemacht. So gibt es obendrauf noch eine IP68-Zertifizierung und einen Fingerabdrucksensor unter dem Display. Dieser kam mir um einiges schneller vor, als bei vergleichbaren Modellen. Einen 3,5mm-Klinkenanschluss gibt es leider nicht mehr, das ist bei Smartphones aus 2019 aber leider mittlerweile so Mode. Auch der Klinke-auf-USB-C-Adapter ist nicht mehr im Lieferumfang dabei. Schade.
Nicht zum Sahnehäubchen gehört allerdings der Lautsprecher. Früher war mit zwei Lautsprechern (der eine ist ja nun unter dem Display) auch Stereo-Sound möglich. Nun klingt das Ganze eher wie eine langweilige Dose. Sorry Huawei, aber das Huawei P30 Pro ist in Sachen Musik ein echter Langweiliger. Da braucht es eine Bluetooth-Box, um auf einer Party ordentlich abliefern zu können.
Fazit: zu viel Hype um zu viel Kamera?
Sagen wir mal so – ja, zum Huawei P30 Pro gab es etwas zu viel Hype. Auch wenn man bedenkt, dass es das erste Smartphone mit einem 50-fach-Zoom ist, gerät das nach einiger Zeit wieder schnell in Vergessenheit. Eher fällt einem dann die gute Performance, gute Kameraqualität und der gute Akku sehr positiv auf. Ob die Kamera jetzt bis zu 50x zoomt … okay. Auch Funktionen wie Reverse Charging oder der Lautsprecher im Display sind eher Nice-To-Have, als unbedingt notwendig.
Generell macht man mit dem Huawei P30 Pro gute Sprünge in die Zukunft, lässt diese Sprünge allerdings etwas zu klein ausfallen. Bis auf die Kamera haben wir etwa hier dieselben Testergebnisse als beim Huawei P20 Pro letztes Jahr. Dennoch verbaut man für den Preis von 999 Euro (UVP) absolute Spitzenhardware. Bis auf den klapprigen Lautsprecher kann ich hier ehrlich keine sonstigen Kritikpunkte finden.
Der Preis ist nicht zuletzt durch den Handelsstreit mit der USA deutlich gefallen. So gibt es das Smartphone aktuell für einen Preis von 695 Euro auf Amazon zu haben.
Wir bedanken uns für die Bereitstellung des Huawei P30 Pro.
Mit Morgenrot, roten Wangen und dergleichen hat die Kamera ein grobes Problem mit Weißabgleich. Da stell ich manchnal manuell auf ganz warm und es ist immer noch nicht so rot, wie in Natura.
Die normale Kamera hat ein Problem mit fokusieren von nahen Objekten. Jetzt könnte man sagen, dann nimm doch die Makrokamera. Aber leider weiß die App mit der ich den Mini-QR Code am Fitnessgerät scannen will nichts von der Makrokamera.
Ansonsten ist die Kamera super. Und jedem anderen Smartphone überlegen….. wenn wir von Fotos reden.
Ich weiß nicht warum aber scheinbar sind nicht viele Redakteure auf die Idee gekommen zu filmen. Bei nicht perfekter Beleuchtung hat der Zoom Probleme, das Bild ist grieselig wie bei anlogen ISO400 Filmen, man hat den Eindruck, dass der optische Zoom überhaupt nicht verwendet wird weil alles unscharf und grobklötzig wirkt. Auf der schlecht beleuchteten Bühne die weit weg war hatte ich dafür Verständnis – die Gesetzte der Physik kann auchbHuaweibjicht aushebeln. In der gut beleuchteten Kirche nur ein paar Meter vom Objekt entfernt fehlte mir aber das Verständnis. Obwohl die Kamera bei ganz ähnlichen Verhältnissen schon einmal super gefilmt hat.
Es ist auch schwierig beim Filmen kein Mikrofon abzudecken und dann noch zu zoomen ;-).
Man verstellt auch leicht unabsichtlich die Programme. Wenn die Kamera einmal nicht so tut wie erwartet – kurz mal checken, ob nix verstellt ist. Denn mit Portrait Einstellung schaut’s schlecht aus, wenn man eigentlich ein Panoramafoto machen wollte.
Mein P30 Pro ladet nicht mit allen Quickcharge Ladegeräten bis 100%. Solange mein USB C Messgerät noch nicht habe kann ich noch nix genaues dazu sagen.
Hallo Chilli,
danke erstmal für Deine ausführliche Anmerkung, auf die ich kurz eingehen möchte. 🙂
Wir versuchen natürlich so objektiv und genau wie möglich zu testen, jedoch ist mir das mit dem Weißabgleich tatsächlich nicht aufgefallen und wurde deswegen im Test auch nicht von mir erwähnt. Noch dazu, dass ich das Gerät zuletzt bei meinem Test im Sommer in der Hand hatte und die Kamera durch Updates eventuell auch in einigen Punkten „verschlimmbessert“ worden ist – so etwa beim Weißabgleich.
Das mit dem Fokussieren auf nahen Objekten ist mir auch so bekannt, da habe ich mich als Notlösung immer etwas vom Objekt entfernt und dann den Zoom genommen. Echt schade, dass das wohl noch nicht ausgebessert ist.
Ohja: Leider vergessen nicht nur wir, sondern auch viele Kollegen auf Filme bei Testberichten von Smartphones. Da fehlt entweder die Zeit, das passende Motiv oder die fehlenden, optimalen Testverhältnisse (man soll das Video anderer Smartphones ja auch irgendwie vergleichen können). Da sind die Kollegen auf YouTube oft besser aufgestellt, das muss ich zugeben. Somit am besten immer mehrere Testberichte und -videos durchstöbern. 🙂
Punkto Mikrofon zudecken und Programme verstellen: Da habe ich das Handy immer an den Seitenkanten gehalten, sonst passiert das nahezu bei jedem Smartphone 😉
Merkwürdig, ist mir so nicht aufgefallen. Bei meinen Chargern von Huawei und Anker hat das immer problemlos funktioniert – welche nutzt Du?
Hoffentlich konnte Dir unser Testbericht dennoch weiterhelfen und eine gute Kaufentscheidung geben!
Liebe Grüße
David von TechnikNews