Huawei nova 9 im Test: Viel Licht, aber auch einiges an Schatten für 500€
Der chinesische Hersteller ist mit dem neuen Huawei nova 9 endlich wieder zurück auf dem europäischen Smartphone-Markt. Es kommt zwar nach wie vor ohne Google-Dienste daher, weswegen es für viele Leute ziemlich sicher keine Option ist, aber die technischen Daten lesen sich für eine unverbindliche Preisempfehlung von 499 Euro durchaus gut.
So bekommen Kunden unter anderem ein hochwertiges und schönes Smartphone mit matter Glasrückseite, ein großes OLED-Display mit flüssiger 120 Hertz Bildwiederholrate, einen Snapdragon 778G aus dem Hause Qualcomm, einen 4.200 mAh starken Akku, 66 Watt Fast-Charge sowie eine 50 Megapixel RYYB Quad-Kamera geboten. All das ließt sich recht gut, aber ob es auch im Alltag und nicht nur auf dem Papier überzeugen kann und ob ich es für den Preis von 499 Euro weiterempfehlen kann, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
Zum Abschnitt springen
- 1 Haptik & Design – schön und relativ hochwertig
- 2 Display – sehr gut
- 3 Software – EMUI 12 (nahezu identisch mit HarmonyOS)
- 4 Performance – gut, aber…
- 5 Akku – ordentliche Laufzeiten, noch bessere Ladezeiten
- 6 Kamera – Licht und leider auch viel Schatten
- 7 Sonstiges – guter Fingerabdrucksensor, durchschnittlicher Vibrationsmotor und mehr
- 8 Fazit
- 9 Huawei nova 9 kaufen
Haptik & Design – schön und relativ hochwertig
Smartphones wurden in den letzten Jahren immer größer, dicker und vor allem schwerer, was vielen Leuten gar nicht zusagt. Zwar ist das Huawei nova 9 mit Abmessungen von 160 Millimeter in der Höhe sowie 73,7 Millimeter in der Breite auch kein kompaktes Smartphone, welches zu jeder Zeit problemlos mit einer Hand bedient werden kann, aber im Vergleich zu einem Großteil der Konkurrenten ist es merkbar handlicher und angenehmer zu bedienen. Ein Grund dafür ist die Dicke von lediglich 7,77 Millimeter, was für heutige Verhältnisse recht dünn ist. Auch das geringe Gewicht von 175 Gramm trägt zum äußerst guten Handling bei. All diese Punkte, gepaart mit den leicht abgerundeten Kanten auf der Vorder- und Rückseite führen dazu, dass das nova 9 sehr gut in der Hand liegt und oftmals auch einhändig bedient werden kann. An dieser Stelle möchte ich Huawei auf ganzer Linie loben.
Nach all dem Lob muss ich allerdings auch etwas kritisieren, denn beim Rahmen wurden Abstriche gemacht, die meiner Meinung nach für eine unverbindliche Preisempfehlung von 499 Euro nicht sein dürfen. Er besteht aus Kunststoff in Hochglanzoptik, wodurch Fingerabdrücke nahezu magisch angezogen werden. Des Weiteren fühlt er sich auch nicht besonders hochwertig an und mindert somit das eigentlich schöne Gerät etwas ab. Hier hätte ich für 500 Euro etwas mehr erwartet, vor allem weil Huawei in der jüngeren Vergangenheit sehr hochwertige Smartphones mit Metallrahmen auf den Markt brachte. Fairerweise muss man aber auch ganz klar erwähnen, dass fast alle Konkurrenten in dieser Preisklasse mit einem Rahmen aus Kunststoff daherkommen, aber gut finde ich das trotzdem nicht.
Glücklicherweise gefällt mir die Rückseite deutlich besser, denn sie besteht aus Glas, was sehr hochwertig wirkt. Bei den Farben haben Kunden mit Schwarz und Blau zwei Farben zur Auswahl. Ich habe letztere zum Testen bekommen, worüber ich sehr froh bin, denn sie ist matt, weswegen Fingerabdrücke selbst nach Tagen ohne Putzen nicht auffallen. Das hat Huawei hervorragend hinbekommen und tröstet auf jeden Fall ein wenig über den Rahmen aus Kunststoff hinweg. Je nach Lichteinfall sieht die blaue Farbe auch immer etwas anders aus. Teilweise wirkt sie leicht Silber, hin und wieder Violett und scheint das Licht direkt auf die Farbe, so schimmert sie auch leicht Grünlich sowie Gelblich, was meiner Meinung nach wunderschön aussieht. Für mich persönlich haben wir es hier mit einer der schönsten Farben des Jahres zu tun. Die schwarze Farbe hingegen ist recht unspektakulär, zumal sie leider auch glänzend ist, weshalb Fingerabdrücke nahezu magisch angezogen werden. Ich würde also jedem zur blauen Farbe raten.
Ansonsten fällt auf der Rückseite auch das ovale Kameraelement in der linken Ecke auf, welches anders als beim P50 Pro komplett in Schwarz gefärbt ist. Hier finden insgesamt vier Sensoren Platz, die sichtbar aus dem Gehäuse hervorstehen, wodurch das Smartphone bei der Bedienung auf dem Tisch liegend etwas wackelt.
Schauen wir uns nun als Nächstes die Vorderseite an. Hier dominiert ein großes OLED-Display, welches von angenehm dünnen Rändern umgeben ist und oben in der Mitte lediglich von einer recht großen Punch-Hole unterbrochen wird. Hier sitzt die Frontkamera. Wie bereits erwähnt, ist der Bildschirm zu beiden Seiten hin leicht abgerundet, was mich im Alltag zu keiner Zeit störte.
Gute Verarbeitung
Das Huawei nova 9 hinterlässt einen stabilen und gut verarbeiteten Eindruck. Hier knarzt nichts, es gibt zwischen der Rückseite und dem Rahmen keine Lücken und die Rückseite lässt sich anders als bei manch anderen Smartphones – ja Samsung, ich meine Euch – nicht eindrücken. Zudem sind die Tasten super platziert, sodass man sie problemlos mit einer Hand erreichen kann. Der Druckpunkt geht in Ordnung und sie sitzen ausreichend fest im Gehäuse, aber hier gibt es noch ein wenig Luft nach oben.
Display – sehr gut
Bei einer Diagonale von 6,57 Zoll löst das OLED-Panel im langgezogenen 19,5:9 Seitenverhältnis mit 2.340 x 1.080 Pixel auf, was uns auf 392 Pixel pro Zoll bringt und eine ausreichend scharfe Darstellung der Inhalte bewirkt. In der alltäglichen Nutzung lassen sich keinerlei einzelne Pixel erkennen. Zusätzlich unterstützt der Bildschirm eine flüssige Bildwiederholrate von 120 Hertz, was bedeutet, dass das Panel 120 Einzelbilder in der Sekunde wiedergeben kann. Dadurch wirken sämtliche Animationen sowie das Scrollen butterweich, was für ein tolles Nutzungserlebnis sorgt.
Auch in den restlichen Punkten, wie der Helligkeit und Farbwiedergabe kann das Display auf ganzer Linie überzeugen. Dank der OLED-Technologie haben wir es hier mit perfekten Schwarz- und Kontrastwerten zu tun und selbst der Weißwert ist zufriedenstellend, auch wenn mir in diesem Punkt das Realme GT Neo 2 und Xiaomi 11 Lite 5G NE noch etwas besser gefallen, denn der Weißwert wirkt beim nova minimal rötlich, aber es geht noch völlig in Ordnung. Farben werden im Modus „Normal“ äußerst naturgetreu wiedergegeben, was mir richtig gut gefällt. Wer es gerne gesättigter mag, kann in den Einstellungen den Modus „Lebhaft“ wählen. Die Blickwinkelstabilität ist ebenso auf einem sehr hohen Niveau. Bei extrem Blickwinkeln verfärbt sich das Panel zwar leicht ins Gelbliche, aber das ist so minimal, dass es bei alltäglicher Nutzung zu keiner Zeit störend auffällt. Das eben genannte GT Neo 2 kann in diesem Punkt nicht ganz mithalten. Dafür gefällt mir dieses bei der Helligkeit noch ein wenig besser, auch wenn das Panel des nova 9 selbst in helleren Umgebungen noch sehr gut abzulesen ist.
Software – EMUI 12 (nahezu identisch mit HarmonyOS)
Was auf den ersten Blick zwar sehr stark an das eigene Betriebssystem HarmonyOS auf dem Huawei P50 Pro erinnert, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als die übliche Benutzeroberfläche des chinesischen Herstellers, nämlich EMUI in Version 12. Der größte Unterschied im Vergleich zu EMUI 11 ist das veränderte Steuerfeld sowie die Benachrichtigungsleiste. Hier hat man sich vermutlich ein wenig von Apple inspirieren lassen, denn die Idee ist ganz ähnlich wie bei IOS. Wischt man von rechts oben herunter, so gelangt man zum sogenannten „Steuerfeld“, welches bei IOS als „Kontrollzentrum“ bezeichnet wird. Hier werden alle nötigen Steuerelemente, beispielsweise das WLAN, Bluetooth und die Taschenlampe angezeigt und darüber hinaus kann man auch seine Musik steuern sowie Smart Devices anzeigen lassen. Wischt man hingegen von links herunter, so gelangt man zur Benachrichtigungsleiste, bei der alle eingehenden Benachrichtigungen angezeigt werden. Mir persönlich gefällt diese Lösung zwar optisch sehr gut, weil dadurch alles ein wenig aufgeräumter als zuvor wirkt, aber als praktisch empfinde ich es eher weniger, denn ich muss ständig umgreifen oder meine zweite Hand benutzen, wenn ich von links oben herunterwischen möchte, um meine Benachrichtigungen sehen zu können. Das nova 9 ist zwar nicht so groß wie viele andere Smartphones, aber es ist dennoch nicht klein genug, um es vernünftig mit einer Hand bedienen zu können.
Ansonsten ist eigentlich alles wie bei EMUI 11. Die Software ist schön übersichtlich, mit wunderschönen Animationen beschmückt und mit einigen nützlichen Zusatzfunktionen ausgestattet. So kann man beispielsweise die Animation beim Entsperren über den ins Display integrierten Fingerabdrucksensor verändern, die App-Symbole nach seinem eigenen Geschmack nach anpassen und noch vieles mehr. Des Weiteren gibt es einen hervorragenden Nachtmodus sowie ein erstklassiges Always-On-Display, welches in den Einstellungen konfiguriert werden kann.
Wie man schon mitbekommen haben sollte, haben die aktuellen Huawei-Smartphones seit dem Mate 30 Pro jedoch einen unvermeidbaren Nachteil, denn sie werden ohne vorinstallierte Google-Dienste ausgeliefert. Die meisten Applikationen, abgesehen die von Google, können über alternative App-Stores, der AppGallery oder Petal Search heruntergeladen werden. Probleme gibt es jedoch unter anderem mit Banking-Apps und Push-Benachrichtigungen in Apps wie eBay oder Twitter. Ich persönlich komme super ohne Google-Dienste zurecht, weil viel mehr möglich ist als einige Leute denken, aber wer Google-Apps oft nutzt oder auf andere Apps angewiesen ist, die Google benötigen, werden mit dem nova 9 vermutlich nicht zu 100 Prozent zufrieden sein.
Performance – gut, aber…
Unter der Haube werkelt der Snapdragon 778G aus dem Hause Qualcomm und dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass es sich hierbei um eine 4G-Version handelt, denn Qualcomm darf keine 5G-Prozessoren an Huawei liefern. Für mich persönlich ist das zwar kein Problem, da 4G völlig ausreicht, aber wer darauf viel Wert legt, muss sich bei der Konkurrenz umsehen. Zur Seite stehen 8 GB RAM und 128 GB an internem Speicher, welcher leider nicht via MicroSD-Karte erweitert werden. Eine Option auf 256 oder gar 512 GB gibt es leider nicht, was ich extrem schade finde, vor allem weil sich der Speicher nicht erweitern lässt.
Die alltägliche Performance ist eigentlich sehr gut, denn Apps starten und schließen rasend schnell, jedoch bemerkte ich in den ersten Tagen ein paar wenige Ruckler, beispielsweise beim Herunterziehen des Steuerfeldes, was ich von Huawei und dem Snapdragon 778G eigentlich nicht erwartet hätte. Glücklicherweise wurde dieses kleine Problem mit einem Update behoben, sodass ich mittlerweile äußerst zufrieden bin. Ich finde zwar nach wie vor, dass beispielsweise das günstigere Realme GT Neo 2 mit dem Snapdragon 870 noch besser läuft und das ein Snapdragon 778G in einem 500 Euro teuren Smartphone eher grenzwertig ist, aber auch die alltägliche Performance des nova 9 ist mehr als ausreichend. Spiele sehen auf dem Huawei auch recht gut aus und laufen in ansprechender Grafik. Loben möchte ich Huawei für das hervorragende RAM -Management, denn Apps bleiben sehr lange im Hintergrund geöffnet.
Akku – ordentliche Laufzeiten, noch bessere Ladezeiten
Der 4.300 mAh starke Akku kann mit dem mitgelieferten 66 Watt Netzteil in 15 Minuten auf bis zu 53 Prozent geladen werden und nach etwa 40 Minuten ist das Smartphone komplett vollgeladen, was sehr lobenswert ist. Von solchen Werten können Flaggschiffe aus dem Hause Samsung, Google und Apple nur träumen. Ganz großes Lob an Huawei.
Die Akkulaufzeit empfinde ich als ordentlich. Sie ist zwar nicht überragend und Heavy-User dürften dieses Smartphone ohne Probleme an einem Tag leer bekommen, aber ich kam immer durch einen Tag und teilweise waren sogar 1,5 Tage möglich. Mit dauerhaft aktivierten 120 Hertz hatte ich am Ende des Tages bei einer Screen-On-Time von 5 bis 6 Stunden noch 10 bis 20 Prozent Akku übrig. Wer gerne eine etwas längere Laufzeit aus dem nova 9 herausholen möchte, kann die Bildwiederholrate in den Einstellungen auch auf „Standard“ (dauerhaft 60 Hertz) oder „Dynamisch“ (je nach Szenario 60 oder 120 Hertz) stellen.
Kamera – Licht und leider auch viel Schatten
Die Kamera war schon immer eine große Stärke der letztjährigen Huawei-Smartphones und zumindest die Hauptkamera scheint auch beim nova 9 wieder richtig überzeugend zu sein. Es handelt sich um den IMX 766, der mit 50 Megapixel auflöst und sogar auch im aktuell besten Kamera-Smartphone, dem P50 Pro, zum Einsatz kommt. Er ist 1/1.56 Zoll groß, was ordentlich ist und obendrauf kommt der Sensor mit der hauseigenen RYYB-Technologie daher, um bei schlechten Lichtbedingungen für noch besser Ergebnisse sorgen zu können, denn gelbe Pixel lassen mehr Licht als die üblichen grünen Pixel durch. Das restliche Kamerasetup klingt dann eher unspektakulär und auch leicht enttäuschend, denn die verbaute Ultra-Weitwinkelkamera mit 8 Megapixel bekommen wir bereits bei Smartphones für unter 300 Euro zu sehen und mit den zwei restlichen Sensoren mit jeweils 2 Megapixel für Makroaufnahmen und Tiefeneffekte ist in der Regel relativ wenig anzufangen. Für Selfies ist eine 32 Megapixel Frontkamera zuständig.
Angefangen mit der Hauptkamera, die vor allem Stärken beim Dynamikumfang vorweist. In diesem Punkt gefällt es mir in diesem Preisbereich mit am besten und der Dynamikumfang ist schon seit langer Zeit eine große Stärke von Smartphones aus dem Hause Huawei. Die generelle Bildschärfe ist völlig in Ordnung, aber ich hätte mir ehrlich gesagt noch ein wenig mehr erwartet, denn Huawei schärft die Bilder künstlich viel zu sehr nach, wodurch einige Details verloren gehen und die Bilder insgesamt sehr unnatürlich wirken. Des Weiteren rauschen einige Aufnahmen sehr stark, was bei guten Lichtbedingungen für ein 500 Euro teures Smartphone eigentlich nicht sein darf. Hier kann Huawei mit zukünftigen Updates sicher noch einiges verbessern. Auch in Sachen Farbwiedergabe hätte ich mir nach dem tollen Huawei P50 Pro noch ein wenig mehr erwartet, denn das nova 9 ist in diesem Punkt nicht konstant. Hin und wieder wirken Farben wunderschön und natürlich, aber oftmals werden sie auch viel zu übersättigt oder teilweise sogar zu blass wiedergegeben. Besonders rötliche Töne bereiten dem nova 9 große Probleme. Sobald die Lichtbedingungen schlechter werden, kann das nova 9 mit einer ordentlichen Lowlight-Performance punkten. Auch hier hätte ich mir vielleicht noch ein wenig mehr erhofft, da Bilder schnell anfangen zu rauschen und Farben teilweise unnatürlich wirken, aber für 500 Euro haben wir es hier trotzdem mit einer tollen Lowlight-Performance zu tun. Besonders die Schärfe ist richtig gut und selbst bei extrem schlechten Lichtbedingungen werden Aufnahmen OHNE NACHTMODUS dank der innovativen RYYB-Technologie sehr hell wiedergegeben. Das teurere Xiaomi 11T oder das Realme GT Neo 2 können hier bei weitem nicht mithalten, wo hingegen sich das günstigere OnePlus Nord 2 keineswegs verstecken muss.
Die 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera ist für das ein oder andere Foto zwar gut zu gebrauchen, weil deutlich mehr eingefangen werden kann, aber die Qualität ist in dieser Preisklasse und vor allem für Huawei eher enttäuschend. Ich erinnere mich gerne noch an mein Huawei P40 Pro+, welches bis heute so ziemlich die beste Ultra-Weitwinkelkamera in einem Smartphone hat und auch das reguläre P40 oder gar das P30 besitzen eine bessere, von daher kann ich nicht ganz verstehen, weswegen wir beim nova 9 für 500 Euro die gleiche 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera zu sehen bekommen, die es auch schon mit einer ähnlichen Qualität beim 150 Euro teuren Realme 8 gibt. Das Problem dieser Kamera ist hauptsächlich die geringe Schärfe. Das Xiaomi 11T beispielsweise besitzt den gleichen Sensor, macht allerdings schärfere Aufnahmen. Positiv hervorheben möchte ich allerdings das Rauschlevel an den Randbereichen, was Huawei sichtbar besser als viele andere Smartphones in dieser Preisklasse hinbekommen hat.
Recht unbrauchbar ist die dedizierte Makrokamera, die für eine unverbindliche Preisempfehlung von 499 Euro eigentlich nichts zu suchen hat. Den Aufnahmen fehlt es hauptsächlich an akkurater Farbwiedergabe sowie Schärfe. Sobald das Licht nur minimal schlechter wird, möchte man diese Kamera vermutlich niemals wieder verwenden. Viel besser ist es, wenn man den Hauptsensor für Makroaufnahmen verwendet, in dem man etwa 2-fach digital an die zu fotografierenden Objekte heranzoomt. Die folgenden Vergleiche zwischen der Makro- und Hauptkamera zeigen einen deutlichen Qualitätsunterschied zugunsten der Hauptkamera (das 1. und 3. Bild stammen von der Makrokamera und das 2. und 4. Bild von der Hauptkamera):
Selfies hingegen gelingen mit dem nova 9 sehr gut. Gesichter werden zwar trotz deaktivierter Beauty-Filter etwas zu weich gezeichnet, aber die Schärfe sowie der Dynamikumfang können sich mehr als sehen lassen.
Testfotos
Schauen wir uns dazu noch ein paar Testfotos an. Die folgenden Bilder sind wie immer absolut unbearbeitet, aber verlustfrei komprimiert, um die Ladezeiten sowie den Speicherverbrauch der Webseite gering zu halten.
Vergleich mit dem OnePlus Nord 2 & Xiaomi 11T
Zu guter Letzt wollen wir die Kameras in verschiedenen Situationen mit der ähnlich teuren Konkurrenz aus dem Hause OnePlus und Xiaomi vergleichen. Der Vergleich mit dem Nord 2 dürfte besonders spannend sein, denn beide Smartphones verfügen über denselben 50 Megapixel Hauptsensor. Das 11T greift auf einen 108 Megapixel Hauptsensor zurück.
Fangen wir zunächst mit der Ultra-Weitwinkelkamera an, denn hier gibt es bei allen Smartphones viel Luft nach oben. Nichtsdestotrotz gewinnt in diesem Punkt das Xiaomi 11T, da Farben meist am akkuratesten dargestellt werden und bei genauerer Betrachtung auch am meisten Details erhalten bleiben. Das nova 9 schärft für meinen Geschmack zu sehr künstlich nach, sodass die Fotos leider sehr unnatürlich wirken. Auch die Farben spiegeln nicht immer die Realität wieder. Wechseln wir zur Hauptkamera, so machen alle drei Smartphones sehr gute Aufnahmen, die sich auf den ersten Blick kaum unterscheiden. Croppt man allerdings in die Bilder herein, so erkennt man leider auch hier ein sichtbares Nachschärfen des nova 9 sowie ein überraschend hohes Rauschlevel, was tagsüber für ein 500 Euro teures Smartphone eigentlich nicht sein sollte. Abgesehen davon ist die Schärfe aber eigentlich recht zufriedenstellend. Die Farbwiedergabe der Hauptkamera ist nicht wirklich konstant, denn im zweiten Vergleich wirken die Farben viel zu blass und im vierten Vergleich wiederum wirken sie nahezu perfekt.
Sobald das Licht schlechter wird, zeigen sich die Stärken der 50 Megapixel RYYB Hauptkamera. Ich hätte mir auch hier vielleicht noch ein wenig mehr erwartet, aber dennoch liefert das Huawei hier richtig gute, scharfe und helle Bilder, die mit dem OnePlus Nord 2 sehr gut mithalten können. Das Xiaomi 11T hat bei Lowlight absolut keine Chance.
Sonstiges – guter Fingerabdrucksensor, durchschnittlicher Vibrationsmotor und mehr
Entsperren lässt sich das Huawei nova 9 über den ins Display integrierten Fingerabdrucksensor, der für meinen Geschmack zwar etwas zu weit unten positioniert ist, aber dafür das Smartphone sehr schnell sowie äußerst zuverlässig entsperrt.
Der verbaute Vibrationsmotor ist leider nur durchschnittlich für den Preis. Er vermittelt zwar ein ordentliches Gefühl in der Hand und klingt noch einigermaßen in Ordnung, aber zufrieden bin ich damit nicht. Realme, OnePlus und Xiaomi sind hier einen Schritt weiter, aber mit Samsung, Honor und Sony gibt es auch einige Hersteller, die beim Vibrationsmotor noch schlechter sind.
Huawei verbaut im Jahr 2021 in einem 500 Euro teuren Smartphone tatsächlich nur einen Mono-Lautsprecher auf der Unterseite, der auch alles andere als gut klingt. Er wird zwar ausreichend laut, klingt aber schon bei 50-prozentiger Lautstärke ziemlich blechern. Wenn sich der Hersteller schon für einen Mono-Lautsprecher entscheidet, dann erwarte ich, dass er zumindest richtig gut klingt, wie beispielsweise beim P40 Pro+, aber der Lautsprecher des nova 9 enttäuscht leider auf ganzer Linie. Hier sind tatsächlich (fast) alle anderen Smartphones in dieser Preisklasse hörbar besser. Schade Huawei.
Zu guter Letzt möchte ich noch erwähnen, dass das nova 9 nicht nach IP68, gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt ist, was für den angebotenen Preis allerdings völlig zu verschmerzen ist. Bis auf die Samsung-Geräte der aktuellen A-Reihe und dem Sony Xperia 10 III sind in dieser Preisklasse kaum andere Smartphones offiziell gegen das Eindringen von Wasser und Staub zertifiziert, von daher kann ich das nicht wirklich kritisieren.
Fazit
Das Huawei nova 9 ist ein gutes Mittelklasse-Smartphone, welches hauptsächlich mit dem wunderschönen sowie hochwertigen Design, dem tollen Display mit flüssiger 120 Hertz Bildwiederholrate, schnellem Fast-Charge und dem tollen Fingerabdrucksensor punkten kann. Auch die Hauptkamera, die Performance sowie die Akkulaufzeit sind ordentlich. Etwas enttäuschend sind allerdings der Lautsprecher, die Makro- sowie Ultra-Weitwinkelkamera und auch beim Vibrationsmotor gibt es Luft nach oben. Der größte Kritikpunkt und der Grund warum es dieses Smartphone leider extrem schwer haben wird, ist natürlich das Fehlen der Google-Dienste, die für die meisten Leute schlichtweg nicht wegzudenken sind. Hinzu kommt die unverbindliche Preisempfehlung von 499 Euro, welche für das Gebotene und im Vergleich zur Konkurrenz zu hoch ist, denn bei einem günstigeren OnePlus Nord 2 oder Realme GT Neo 2 gibt es deutlich bessere Lautsprecher, einen stärkeren Prozessor mit 5G, eine noch bessere Akkulaufzeit, Google-Dienste und im Falle des OnePlus Nord 2 auch eine ähnlich gute Hauptkamera.
Von daher kann ich das nova 9 für den aktuellen Preis von 500 Euro leider kaum weiterempfehlen. Für alle, die ohne Google-Dienste auskommen können, sollten meiner Meinung nach eher zu einem Huawei P40, P40 Pro oder dem Mate 40 Pro greifen, die für etwas mehr Geld deutlich mehr zu bieten haben. Ansonsten würde ich noch ein wenig abwarten, bis der Preis des nova 9 auf etwa 400 Euro gesunken ist. Dann kann man definitiv mit der ähnlich teuren Konkurrenz mithalten und bekommt ein gutes, wunderschönes und hochwertiges Smartphone mit überdurchschnittlich guter Hauptkamera.
Wir bedanken uns bei Huawei Österreich für die Bereitstellung des nova 9!