Huawei Mate 50 Pro im Test: Gute Hardware ist eben nicht alles
Die vergangenen Jahre waren für Huawei nicht einfach. Trotzdem gaben sie nicht auf und jede Generation brachte neue Innovationen auf den Markt. Mit dem Huawei Mate 50 Pro präsentierte der Hersteller das erste Smartphone mit variabler Blende.
In den folgenden Zeilen erfahrt Ihr, wie sich das Huawei Mate 50 Pro im Test geschlagen hat.
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Design
Huawei-Smartphones standen schon lange für ein schönes und hochwertiges Design und auch beim Mate 50 Pro ist das erneut der Fall. Das Smartphone ist etwas kleiner als beispielsweise ein Samsung Galaxy S22 Ultra oder Apple iPhone 14 Pro Max. In Kombination mit der leicht abgerundeten Vorder- und Rückseite sorgt es dafür, dass das Mate 50 Pro sehr weich und angenehm in der Hand liegt. Allerdings sind die Tasten für meinen Geschmack etwas zu weit oben platziert.
Das Huawei Mate 50 Pro ist in den Farben Schwarz und Silber erhältlich, wobei ich jedem Interessenten zum silbernen Modell raten würde. Diese sieht in meinen Augen nicht nur schöner aus, sie ist auch matt gehalten und somit weniger anfällig für Fingerabdrücke als das schwarze Modell.
Vielen dürfte auch die verhältnismäßig große Notch aufgefallen sein. Als die ersten Leaks aufkamen, war ich zunächst überrascht, denn eine Notch dieser Größe ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Für mich ist es unverständlich, wieso man diesen Schritt gegangen ist, denn sowohl das Mate 30 Pro, als auch das Mate 40 Pro verfügen über kleinere Aussparungen.
Entsperrmöglichkeiten
Doch die große Notch hat auch einen Nutzen. Denn Huawei setzt hier auf eine 3D-Gesichtserkennung, also ähnlich wie Face ID beim iPhone. Anders als bei Apple muss man nach dem Entsperren aber nicht nochmal nach oben wischen, sondern kommt nach Erkennen des Gesichts direkt zum Startbildschirm. Generell ist die Gesichtserkennung von Huawei schnell, sicher und zuverlässig. Das wünsche ich mir in Zukunft auch von weiteren Herstellern.
Natürlich verbaut Huawei auch noch einen In-Display-Fingerabdrucksensor. Dieser funktioniert schnell und zuverlässig, ist für meinen Geschmack aber etwas zu weit unten platziert.
Display
Ist das Mate 50 Pro dann einmal entsperrt, so kommt das 6,74 Zoll große OLED-Display zum Vorschein. Dieses löst mit 2.616 x 1.212 Pixel – genau zwischen 1.080p und 1.440p – auf, wodurch sich eine PPI von 428 ergibt.
Im Alltag reichte die Schärfe eigentlich immer aus und ich konnte während der Nutzung nie einzelne Pixel sehen. Man könnte argumentieren, dass andere in der Preisklasse bereits Displays mit über 500 PPI bieten und prinzipiell stimme ich da auch zu. Klar, jetzt sagen einige, dass man den Unterschied nur im direkten Vergleich sieht, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, was ich bei so hohen Preisen erwarten kann und ich persönlich erwarte da 1.440p. Des Weiteren ist die Blickwinkelstabilität im Bereich der Edges ausbaufähig.
Abgesehen davon handelt es sich aber um ein wirklich gutes Display. Es unterstützt eine Bildwiederholrate von 120 Hertz, welches die Bedienung flüssiger und angenehmer gestaltet. Leider handelt es sich hierbei um kein LTPO-Display, sodass sich die Bildwiederholrate nicht adaptiv anpassen kann. Darüber hinaus bietet das Huawei Mate 50 Pro eine wirklich brauchbare Displayhelligkeit. Diese ist zwar nicht auf dem Niveau eines iPhone 14 Pro, hat mir jedoch nie Probleme in der Nutzung bereitet.
Performance
Trotz der aktuellen Probleme ist es Huawei gelungen, mit dem Snapdragon 8+ Gen 1 4G einen der besten Prozessoren auf dem Markt zu verbauen. In Kombination mit den 8 GB RAM und den 256 GB an internem Speicher verleiht der SoC dem Mate 50 Pro eine hervorragende Performance. Apps öffnen und schließen rasend schnell und das ganze Bedientempo ist auf einem sehr hohen Niveau.
Leider darf Huawei nicht auf die 5G-Technik zurückgreifen, weshalb es sich hier um ein 4G-only-Smartphone handelt. Diesbezüglich habe ich zwei Ansichten: Einerseits ist 4G schnell genug und der Ausbau von 5G ist in Deutschland auch noch nicht dort angekommen, dass man wirklich einen Mehrwert hätte. Andererseits sollte der Kunde bei einer vierstelligen UVP auch die bestmögliche Technik erwarten können. 5G ist die Zukunft und niemand weiß, wie schnell der Ausbau vorangehen wird.
Software
Das größte Problem des Huawei Mate 50 Pro ist und bleibt die Software. Der Hersteller setzt anders als im chinesischen Markt nicht auf HarmonyOS, sondern bleibt der EMUI in Version 13 treu.
Die Software bei einem Smartphone ist generell immer ein sehr subjektives Thema. Dem einen gefällt sie, dem anderen nicht. Zum Beispiel nutzt mein Kollege Fabian die EMUI sehr gerne. Für ihn gehört sie zu den besten Benutzeroberflächen. Mir persönlich hat sie allerdings nicht so gefallen. Ja, Optik ist bekanntlich Geschmacksache, aber für mich persönlich ist die EMUI einfach zu bunt, zu unübersichtlich und überladen. Hinzu kommt, dass Huawei wirklich massiv Bloatware vorinstalliert. Bei Smartphones im unteren Preissegment kann ich das ja noch verstehen, weil Hersteller so eben auch den Preis nach unten drücken können. Aber nicht bei einem Smartphone bei diesem Preis. Ich möchte weder die GMX App, noch irgendwelche komischen Spiele und erst recht nicht Tinder auf meinem Smartphone haben.
Mittlerweile sollte allseits bekannt sein, dass Huawei auf ihren Smartphones keine Google-Dienste verwenden darf. Das schreckt natürlich erst einmal viele ab und auch ich war zunächst skeptisch, ob ich ohne Google-Services zurechtkommen würde, aber was soll ich sagen, ich würde tatsächlich positiv überrascht. Apps werden nicht über den Google Play Store bezogen, sondern über die hauseigene AppGallery oder meine persönliche Empfehlung: Petal Search. Diese App sucht Euch Eure Lieblingsapps aus den verschiedensten Quellen heraus und installiert sie für Euch. Hier gilt allerdings zu beachten, dass Petal Search für die Apps keine automatischen Updates liefert.
Über GSpace könnt Ihr tatsächlich auch ein paar von den Google eigenen Apps nutzen. Hierzu zählen beispielsweise YouTube, Gmail, Maps oder die Google Suche. Auch für Google Pay gibt es mit Huawei Pay eine Alternative. Was tatsächlich nicht funktioniert, sind zum einen Android Auto und zum anderen Google Cast. Gerade letzteres hat mir persönlich stark gefehlt.
Abschließend kann ich zur ganzen Google Thematik nur folgendes sagen: Meiner Ansicht nach fehlt es Huawei nicht an der App-Auswahl. Viele Apps funktionieren und für viele weitere gibt es Alternativen. Es fehlt an der Einfachheit, die der Google Play Store bietet. Eine Quelle und alle Apps werden automatisch geupdatet. Das gibt es hier nicht und ich bezweifle, dass der Otto Normalverbraucher diesen Kompromiss eingehen möchte.
Kamera
Das Mate 50 Pro ist das erste Huawei-Flaggschiff seit langem, welches ohne Zusammenarbeit mit Leica entstanden ist. Seit dem Huawei P9 haben das chinesische und das deutsche Unternehmen zusammengearbeitet und den Kameramarkt revolutioniert. Sei es ein Nachtmodus, Pixel-Binning, die Periskop-Technik oder der RYYB-Sensor. Huawei trieb Innovationen voran und ich bin froh, dass das beim Mate 50 Pro nicht anders ist.
Hardwareseitig setzt der Hersteller auf ein Triple-Kamerasystem, bestehend aus einer 50 Megapixel Weitwinkelkamera, 13 Megapixel Ultraweitwinkel Kamera, sowie einer 64 Megapixel Telefotokamera, welche einen 3,5-fach optischen Zoom ermöglicht. Das Beeindruckende ist hierbei die 50 Megapixel Weitwinkelkamera, denn Huawei verbaut als erster Hersteller eine 10-stufige variable Blende von f/1.4 bis f/4.0.
Die eigentliche Bildqualität ist – wie wir es Huawei kennen – auf einem sehr hohen Niveau. Die 50 Megapixel Weitwinkelkamera bietet hierbei die beste Bildqualität des Trios. Schöne Schärfe, Farbwiedergabe und Dynamik zeichnen die Bilder aus.
Auch bei schlechten Lichtbedingungen wissen die Bilder zu überzeugen. Hier würde ich tatsächlich empfehlen, nicht auf den Nachtmodus zu wechseln, denn in der Automatik ist gerade die Farbdarstellung deutlich ansprechender und realistischer.
Der 13 Megapixel Ultraweitwinkel ist hier schon etwas schlechter. Keinesfalls schlecht, aber keineswegs auf dem Niveau eines OPPO Find X5 (Pro) oder Vivo X80 Pro.
Auch vom Zoom habe ich mir etwas mehr erwartet. Gerade wenn man bedenkt, wie gut der Zoom des Huawei P50 Pro war. Zwar kommt hier dieselbe Hardware zum Einsatz, dennoch macht das P50 Pro die besseren Bilder. Gerade in den Bereichen über 3,5x fehlt es in meinen Augen an Schärfe. Auch ist die Farbwiedergabe zwischen Weitwinkelkamera und Telefotokamera ausbaufähig. Während der Ultraweitwinkel und Weitwinkel ziemlich nah bei einander und die Bilder etwas wärmer gehalten sind, sind die Bilder der Telekamera eher blass und leblos. Ein Samsung Galaxy S22 Ultra, Google Pixel 7 Pro oder Xiaomi 12s Ultra haben definitiv einen besseren Zoom.
Akku
Mit 4.700 mAh ist der Akku des Huawei Mate 50 Pro etwas kleiner bemessen als bei der vergleichbaren Konkurrenz. Dennoch ist die Akkulaufzeit absolut solide und reichte für mich locker für einen Tag. Hier spielen der effiziente SoC und das Fehlen der Google Dienste zusammen.
Sollte der Akku dann mal leer sein, so kann er dank des mitgelieferten 66 Watt Netzteils recht schnell wieder vollgeladen werden. Auch Wireless-Charging mit 50 Watt sowie Reverse-Wireless-Charging werden unterstützt.
Alles in allem eine flaggschiffwürdige Akkuperformance.
Sonstiges
Unter dem Punkt „Sonstiges“, möchte ich auf Kleinigkeiten eingehen, die das Paket, welches das Mate 50 Pro bietet, abrunden. So ist Huaweis Flaggschiff selbstverständlich wieder nach IP68, also gegen das Eindringen von Wasser und Staub zertifiziert.
Hinzu kommt ein wirklich guter X-Achse Vibrationsmotor und auch die Sprachqualität beim Telefonieren ist absolut solide.
Abgerundet wird das Ganze dann von Stereo-Lautsprechern. Diese befinden sich auf der Unterseite sowie in der Hörermuschel und klingen eigentlich ganz passabel. Für mein Empfinden könnten sie jedoch noch etwas voluminöser sein. Ein iPhone 14 Pro beispielsweise ist hier hörbar besser.
Fazit
Das Fazit zum Huawei Mate 50 Pro fällt mir schwer, denn die Hardware, die Huawei bietet, ist absolut potent und zählt definitiv zu den Besten in 2022. Doch auch die beste Hardware bringt nichts, wenn die Software nicht stimmt. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es einige Menschen gibt, denen das Fehlen der Google Play Services kaum auffallen wird, sollten diese Menschen keine 1.199 Euro für ein Smartphone ausgeben. Während es früher noch so war, dass gerade im Bereich der Kamera der Vorsprung zur Konkurrenz groß genug war, dass man für die bestmögliche Bildqualität die fehlenden Google Dienste in Kauf nehmen konnte, ist dies nun nicht mehr der Fall. Die Konkurrenz hat aufgeholt und egal ob Vivo X80 Pro, Google Pixel 7 Pro oder Samsung Galaxy S22 Ultra und weitere. Sie alle bieten mehr als potente Kameras.
Trotzdem ruft Huawei eine UVP von 1.199 Euro auf. Hätte das Mate 50 Pro die Google-Dienste, wäre diese auf jeden Fall fair, aber es hat sie nunmal nicht. Und wie ihr euch sicherlich denken könnt, kann ich das Huawei Mate 50 Pro zu diesem Preis leider nicht weiterempfehlen. Huawei hätte die Einschränkungen über den Preis kompensieren müssen, aber das tun sie nicht und wenn ich als Hersteller eingeschränkt bin, kann ich nicht dieselben Preise wie Hersteller aufrufen, die keine Einschränkungen haben.
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Wir bedanken uns bei Huawei AT für die Bereitstellung des Testgeräts!