Google Nest Hub im Test: 1:0 für Amazon Alexa
Mittlerweile hat sich neben Alexa bei Amazon im Google-Ökosystem der Google Assistant etabliert – dieser steckt unter anderem im Google Nest Hub. Dieser ist ein Assistent mit Bildschirm, vergleichbar mit dem Amazon Echo Show 5. Wie schlägt sich das Modell von Google? Wir klären es in diesem Test.
Da ich selbst den Amazon Echo Show 5 getestet habe, kam ich in die Versuchung, auch den Google Nest Hub mal auszuprobieren. Immerhin kommt dieser mit dem Google Assistant, wie man ihn bereits aus den Smartphones kennt. Auch sah die Produktseite ziemlich spannend aus, was auf viele tolle, smarte Features schließen ließ. Wieso hat mich der Google Nest Hub dann nicht umgehauen? Das und mehr lest Ihr hier.
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In der Verpackung
Schauen wir wie gewohnt zuerst mal unter den Deckel. Mitgeliefert wird dem Google Nest Hub natürlich das Gerät selbst, zudem gibt es noch ein Netzteil mit rundem Wandstecker. Wieso ausgerechnet Google – wo fast alles schon mit USB-C läuft – hier auf einen anderen Anschluss setzt, ist mir ein Rätsel. Darüber hinaus gibt es noch einiges an Zettel und eine Schnellstart-Anleitung.
Installation
Die Installation geht nach der Einrichtung über die Google Home App schnell über die Bühne. Heißt allerdings auch, dass ein Google-Account zwingend notwendig ist – dürfte aber keine große Überraschung sein. Einfach die Google Home App herunterladen, dort links oben auf das Plus drücken, „Gerät einrichten“ und anschließend nochmals auf „Neue Geräte im Zuhause einrichten“ klicken. Dann wird noch der gewünschte Raum ausgewählt und schon geht es los. Auf aktuellen Android-Smartphones dürfte die Home-App zumeist schon vorinstalliert sein.
Auf der Rückseite des Geräts wird man sich auch ziemlich rasch mit den Tasten vertraut – oben gibt es einen Stummschalt-Regler, am Rand befindet sich noch die Lautstärkewippe.
Dem Google Nest Hub’s Stärken
Google Maps Integration
Eines der Hauptfeatures, mit dem mich der Google Nest Hub wirklich überzeugen konnte, war die Integration von Google Maps. Hat man nämlich die Adresse seines Arbeitsplatzes in den Assistant-Einstellungen eingetragen, bekommt man morgens gleich die Fahrzeit am Display des Nest Hub angezeigt. Natürlich funktioniert das auch mit Öffis, wo die Abfahrt des nächsten Busses oder Zugs angezeigt wird.
Auch „Ok Google, navigiere mich zu …“ funktioniert prima – kurz nach dem Kommando bekommt man eine Karte von Google Maps im Vollbild auf dem 7 Zoll Display angezeigt. Übrigens: Dieses löst mit 1.024 x 600 Pixeln auf und spiegelt wie viele andere Displays mit Touchscreen. Allerdings hat die Navigation mit Google Maps teilweise auch wieder mal nicht funktioniert:
Das Update von Dezember
Mit Anfang Dezember bzw. Ende November hat der Google Nest Hub ein umfangreiches Update erhalten. Nun ist die Bedienung endlich intuitiver, man wischt jetzt einfach vom rechten Rand nach links, um zwischen den einzelnen „Tabs“ zu navigieren. Dort gibt es „Dein Tag“, „Smart-Home-Steuerung“, „Medien“, „Kommunizieren“ und „Entdecken“. Vorher war das ein Chaos mit mehreren Karten, die manchmal da waren, manchmal nicht.
Zudem schaltet der Google Nest Hub zwischendurch immer wieder die Tabs durch, wenn man sich bewegt. Der smarte Bildschirm hat nämlich einen Näherungssensor verbaut – somit zeigt er beim Vorbeigehen etwa die nächsten Termine oder morgens die Karte zur Arbeit bzw. das Wetter an.
Streamen des Smartphones bzw. Nutzung als Google Cast
Im Google Nest Hub steckt zugleich ein Google Cast, wodurch man kompatible Geräte auf dem Display spiegeln kann. Mag jetzt nicht unbedingt ein Killer-Feature sein, aber dennoch gut zu wissen. Auch das Spielen von Musik über Google Cast in Spotify funktioniert problemlos und reibungslos.
Adaptives Display
Wenn es im Raum dunkler wird, passt auch der Google Nest Hub die Helligkeit an. Das klingt am ersten Blick jetzt nicht unbedingt spannend. Hier kann das smarte Display von Google aber mit einer weiteren Funktion punkten: Auch die Farben werden angepasst. Laut eigenen Angaben von Google soll dieser zwischen 16 Millionen Licht- und Farbkombinationen unterscheiden und diese widerspiegeln können. Strahlt also die Sonne oder man hat Kerzenlicht, strahlt der Google Nest Hub etwas wärmere Farben aus, als unter Tags. Das hat man echt gut gemacht.
Smart-Home-Steuerung
Über das Display lassen sich Smart-Home-Geräte, welche in der Google Home App eingerichtet wurden, problemlos steuern. Dazu gehört in meinem Fall auch Philips Hue, wessen Steuerung immer einwandfrei über die Bühne ging. Mit Reglern kann man die Helligkeit dann noch ganz individuell, bei Farblampen sogar die jeweilige Farbtemperatur. Leider bekommt man aber nicht eine so detaillierte Farbpalette wie direkt in der Philips Hue App angezeigt.
Mehr Privatsphäre
Während Alexa allen Nutzern im Haushalt auch private Dinge wie Termine ausplaudert, tut dies der Google Assistant nicht. Hat man diesem nämlich seine Stimme gelernt, verknüpft er das aktuelle Konto mit dieser Stimme – eine fremde Person kann somit nicht meinen Kalender durchforsten oder meine privaten Fotos anzeigen lassen. Nicht ohne Grund bekommt man beim Start der Interaktion mit dem Nest Hub ein „Hallo, [Name]“ angezeigt.
Dem Google Nest Hub’s Schwächen
Der Google Assistant
Meiner Meinung nach ist der Google Assistant selbst auch das Problem. Man merkt es zwar nicht, wenn man keine Alexa ausprobiert hat, aber wenn, sind die Unterschiede wahnsinnig groß. Der Google Assistant hängt Alexa sowas von Welten hinten nach. Einfache Dinge, wie einen Wecker mit einem Radiosender von TuneIn zu stellen, geht bei Alexa mit „Alexa, stelle einen Wecker für 7 Uhr morgens mit … von TuneIn“. Hingegen bei Google läuft das nur mit Routinen, die wieder in der App eingestellt werden müssen.
Auch liest der Google Assistant beim Kommando „Ok Google, wie wird das Wetter in den nächsten Tagen“ nur das Wetter für den kommenden Tag vor. Das wollte ich eigentlich nicht – bittet man Alexa darum, spricht sie vom Wetter der nächsten sieben Tage. Meiner Ansicht nach ist Alexa einfach intuitiver und sinnvoller zu bedienen, als der Google Assistant.
Generell scheint der Google Assistant noch nicht für den Google Nest Hub optimiert zu sein – immer wieder gibt es Dinge, die nicht ordentlich angezeigt werden oder auf dem smarten Display nicht funktionieren.
Viel in der App
Während Amazon mit dem Echo Show den Ansatz verfolgt, vieles ohne App lösen zu können, sondern direkt am Gerät, macht es Google anders. Ohne die Home-App kommt man bei Einstellungen nicht herum. Einfache Dinge wie ein Hintergrund können nur vernünftig über die App eingestellt werden, das geht bei Amazon problemlos am Gerät selbst.
Ohne Internetverbindung keine Uhr
Klingt merkwürdig, ist aber wirklich so. Verliert der Google Nest Hub die Verbindung zum eigenen WLAN bzw. hat dieses keine Internetverbindung, so poppt großflächig ein Hinweis dazu auf. Während Amazon beim Echo Show eine durchgestrichene Wolke anzeigt und sonst weitermacht wie immer, ist das beim Google Nest Hub ganz anders. Der Hinweis „Überprüfe die Internetverbindung“ legt sich über den kompletten Bildschirm und sonst gibt es nichts mehr zu sehen. Das hätte man echt eleganter lösen können – scheint aber schon seit langem ein „Feature“ zu sein.
Auch wenn das selten passiert, sind es trotzdem Dinge, die einfach störend sind und man einen Punkt Abzug geben muss, dass der Assistant ohne Internet völlig verloren ist. Stattdessen könnte der Nest Hub weiterhin ein Bild anzeigen, welches als letztes angezeigt wurde.
Begrenzte Funktionalität
Während man bei Alexa das Gerät mit zigtausenden Skills erweitern kann, schaut man als Nutzer eines Google Assistant – bzw. hier mit dem Hub – in die Röhre. Es gibt nur die verfügbaren Google-Features, wer mehr will, hat Pech gehabt. Hier geht der Punkt ganz deutlich 1:0 für Amazons Alexa.
Lautsprecher & Musikwiedergabe
Oben habe ich bereits erwähnt, dass das Abspielen von Musik über den Google Nest Hub gut funktioniert. Einerseits über TuneIn mit „Ok Google, spiele … von TuneIn“ oder über Spotify, YouTube Musik und weiteren Diensten. Die Funktionalität ist also voll gegeben, aber die Hardware im Form von ordentlichen Lautsprechern nicht. Der Sound klingt leider wie aus einer Dose, hat zu viele Höhen und überhaupt keinen Bass. Die Mitten sind auch nicht wirklich ausgeglichen. Obwohl man hier eigentlich große Lautsprecher verbaut hat, wurde hier einfach an der falschen Stelle gespart.
Fazit
Was soll ich sagen – umgehauen hat mich der Google Nest Hub jetzt nicht. Obwohl er während meines Tests am Schreibtisch als Uhr ein gutes Bild macht und manchmal das Wetter anzeigt, bietet er für mich nicht wirklich viel Benefit. Zum Musik hören ist er nicht geeignet, die Lautsprecher haben überhaupt keinen Bass, die Höhen sind viel zu viel. Ein großer Schwachpunkt ist auch der Google Assistant selbst, der einfach bei weitem nicht mit Alexa von Amazon mithalten kann. Auch die Integration dessen scheint einfach nicht ganz gut gelungen zu sein – manche Dinge kann der Assistant am Nest Hub nicht wiedergeben oder steuern.
Gut gelöst hat Google die sogenannten „Tabs“, zwischen denen immer bei Relevanz umgeschaltet wird. So erhält man morgens die Fahrzeit in die Arbeit eingeblendet, auch anstehende Termine werden im Vorbeigehen auf dem Display angezeigt. Die automatische Farbanpassung an die Umgebung hat man gut umgesetzt, auch das Privatsphäre-Feature und die Koppelung des Accounts an die eigene Stimme funktioniert Weltklasse.
Kurz gesagt: Der Google Nest Hub bzw. der Google Assistant scheinen nicht ausgereift. Manchmal funktionieren Dinge nicht, fast alles muss über die App gesteuert werden und es gibt keine erweiterbaren „Skills“ wie bei Amazon. Ich würde persönlich zum Amazon Echo Show greifen, außer man kann sich mit Alexa überhaupt nicht anfreunden. Dann würde es aber ein Google Nest Mini auch tun, das Display bietet mir jetzt nicht so viele Vorteile.
Preislich liegt der Google Nest Hub derzeit bei rund 70 Euro, gestartet ist er Anfang 2019 mit einer UVP von rund 200 Euro. Wenn man trotzdem ein Display mit Google Assistant sucht, dem sei auch das Lenovo Smart Display ans Herz gelegt, welches speziell bei den Lautsprechern deutlich mehr Spaß bietet.
Vielen Dank an Google für die Bereitstellung des Testgeräts.