CUPRA Born im Test: Erfahrungsbericht nach sechs Tagen im Alltag
Der CUPRA Born ist das einzige E-Auto der Untermarke von Seat und basiert auf derselben Plattform wie unter anderem der ID. 3 von VW. Ich konnte ihn für eine knappe Woche ausprobieren.
Einen VW ID. 3 hat bestimmt jeder schon einmal gesehen. Es ist das erste Fahrzeug von VW, bei dem die MEB-Plattform zum Einsatz kommt, und wurde 2019 erstmals vorgestellt. Er gehört zu den beliebtesten Elektroautos in Deutschland, 16.421 Neuzulassungen gab es im Jahr 2022. Damit liegt er etwas hinter dem ID. 4 und ID. 5.
Dann gibt es den CUPRA Born, das einzige vollelektrische Modell aus dem Hause CUPRA mit einer großen optischen Ähnlichkeit zum ID. 3. Mit dem Born konnte ich nun für eine knappe Woche fahren und legte dabei rund 800 Kilometer zurück. Was dabei meine Erfahrungen waren, lest ihr in diesem Testbericht.
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Design
Der CUPRA Born sieht kurz gesagt wie ein ID. 3 im sportlichen Gewand aus. Die Autos teilen sich zwar die gleiche Grundform, doch der CUPRA hebt sich mit ein paar kleinen Details ab. Insgesamt gibt es sechs dezente Lackierungen, wobei mein Testfahrzeug die Farbe Mondstein-Grau hat. Gefällt mir ganz gut und bringt den praktischen Vorteil mit sich, dass Schmutz nicht so leicht sichtbar ist. Ich muss jedoch sagen, dass mir das Lava-Blau Metallic, welches ich zufällig in einer Parkgarage sah, noch ein Ticken mehr zusagt. Mit dazu gibt es graue Felgen mit wahlweise silbernen oder goldenen Akzenten.
Das Aussehen mag für viele womöglich zu auffällig – zu „fancy“ – sein, doch genau dafür steht die Marke CUPRA. Meiner Meinung nach hat man hier den perfekten Mittelweg zwischen einem schlichten und gleichzeitig sportlichen Look gefunden. Wer sich damit gar nicht anfreunden kann, hat immer noch den ID. 3 als Alternative. Für meinen Geschmack passen lediglich die Reifen nicht so gut ins Bild, sie wirken nämlich gar ein wenig groß.
Werfen wir noch einen Blick um das Auto herum, angefangen beim Heck. Dort haben wir eine durchgehende Rückleuchte, die auf den Seiten einen kleinen Born-Schriftzug aufweisen. So ähnlich kennen wir das auch von anderen CUPRAs. Das Logo fungiert als Kofferraumöffner, die Klappe öffnet sich nicht automatisch. Eine kleine Kritik habe ich zur Heckscheibe, diese ist relativ klein und noch dazu ganz oben. Noch dazu gibt es keine Seitenscheiben hinter der C-Säule, was die Sicht beim Retourfahren etwas erschwert. Da ist man je nach Fahrkönnen und Selbstvertrauen froh, wenn man die Rückfahrkamera bei der Konfiguration des Autos auswählte.
Auf der rechten Seite ist der Ladeanschluss verbaut. Die C-Säule wurde mit einem Muster versehen, was optisch noch einmal einiges hermacht. Die Griffe der Türen sind bei Dunkelheit beleuchtet, außerdem wird bei Finsternis ein CUPRA-Logo vor die Fahrertür projiziert – nettes Gimmick.
Die Front ist soweit unauffällig. Auf einen Frunk verzichtete man beim CUPRA Born, wodurch man das Ladegerät im Kofferraum aufbewahren muss. Je nach Ausstattung gibt es dafür einen doppelten Boden. Ich finde jedoch, dass das in der Serienausstattung inkludiert sein soll.
Interieur, Lautsprecher und Infotainment
Nun öffnen wir die Türen zur vorderen Reihe und setzen uns auf die Sitze aus recyceltem Mikrofaser. Diese sind elektronisch verstellbar, bieten eine Sitzheizung und eine Massagefunktion und sie sind sehr angenehm – nicht zu hart und nicht zu weich. Selbst auf längeren Fahrten wird es also auch nicht unbequem. In der Mittelkonsole gibt es einen Getränkehalter, ein kleines Aufbewahrungsfach und eine geräumige Mittelkonsole. Der Deckel zu dieser lässt sich einfach zurückschieben, wodurch man leichter zu den zwei USB-C-Anschlüssen kommt. Eine Fläche zum kabellosen Laden von einem Smartphone ist auch am Start. Diese benötigt gelegentlich einige Anläufe (was auch an meiner Handyhülle liegen kann), doch funktioniert dann schneller als in manch anderen Autos.
Eine physische Klimasteuerung ist nicht vorhanden, stattdessen steuert man alles über das Display. Die Spiegel- und Fenstereinstellungen befinden sich wie gewohnt zur Linken des Fahrers. Hierbei fand ich komisch, dass man nur Fensterheber für eine Reihe hat und mit einem Knopf zwischen den beiden Reihen wechseln muss. Hätten zwei weitere Tasten nicht mehr Platz gehabt? Das Lenkrad ist mit Touchflächen ausgestattet, welche gut reagieren und ein ähnliches Feedback wie 3D-Touch in älteren iPhones geben. Eine Lenkradheizung ist auch mit an Bord, was meinen ohnehin schon kalten Händen nach dem Besuch auf dem Salzburger Adventmarkt guttat.
Insgesamt wurde hier meiner Meinung nach das richtige Maß an Minimalismus gewählt. Für die wichtigsten Features gibt es Tasten und Hebel, alles andere ist über das Display zu regeln.
Die hintere Sitzreihe bietet drei weitere Sitzgelegenheiten, wobei es schon recht kuschelig werden kann, wenn alle belegt sind. Ist das nicht der Fall, kann man den Getränkehalter im mittleren Sitz nutzen und schnell von der hinteren Reihe in den Kofferraum greifen. Das Platzangebot ist generell sehr gut, im Alltag wird man damit selbst als Familie gut zurechtkommen. Für Urlaube könnte es ein wenig eng werden, doch das ist sicher auch machbar.
Die Lautsprecher wurden in Kooperation mit Beats entworfen. Sie bringen mehr Wumms und einen besseren Klang als die im Volvo XC40 Recharge, daher war ich sehr zufrieden damit.
Das Betriebssystem des Infotainments ist sehr an das von Volkswagen angelehnt. Die Performance ist flüssig und gut und essenzielle Funktionen wie die Anzeige von Ladestationen funktionieren sehr gut. Jedoch ist die Bedienung nicht immer ganz intuitiv. Es kam etwa öfters vor, dass die App-Leiste inaktiv und trotzdem sichtbar ist und ich zuerst ein Fahrerprofil bestätigen musste, was nicht immer gleich ersichtlich war. Ferner habe ich eine genaue Anzeige der Ladeleistung des Ladenvorgangs vermisst (zumindest fand ich nirgends eine). Dafür gibt es kabelloses Android Auto und CarPlay und eine nette Meldung vor dem Aussteigen, welche daran erinnert, alle wichtigen Sachen mitzunehmen.
Das Display vor dem Fahrer zeigt die aktuelle Geschwindigkeit, erkannte Schilder, den Spurhalteassistent und etwaige Statussymbole. Die Schildererfassung war bei speziellen Straßenverkehrsregeln in Österreich nicht immer zuverlässig. Zum Beispiel wurde nicht erkannt, wenn man in einen Ort einfuhr und eine Geschwindigkeitsbegrenzung, welche höher als 50 km/h ist, nicht aufgehoben ist. All diese Informationen sind auch im Head-Up-Display sichtbar, welches bei eingeschaltetem adaptiven Tempomat auch erkannte Autos markiert und auf die Spurlinien hinweist, wenn sich der Assistent meldet.
Fahrerlebnis und Reichweite
Der Testwagen, welcher mir zur Verfügung gestellt wurde, ist die e-Boost-Variante des CUPRA Born mit Heckantrieb. Diese hat in meinem Fall 231 PS und 170 Kilowatt. Die maximale Geschwindigkeit liegt bei 160 km/h und das Gewicht liegt bei rund 1800 Kilogramm. Die WLTP-Reichweite ist mit 420 Kilometern angegeben.
Bleiben wir gleich bei der Reichweite. Wenn das Auto voll geladen ist, sagt die Vorhersage, dass man damit 320 Kilometer weit kommt. Eine Strecke von Graz-Seiersberg nach Salzburg mit einer Länge von 276 Kilometern konnte so in einem Zug bewältigt werden, trotz Autobahn und Landstraßen mit unterschiedlichen Steigungen. Kommen jedoch Temperaturen im zweistelligen Minusbereich dazu, steigt der Verbrauch schnell, was jedoch auch bei jedem anderen E-Auto so wäre. Ansonsten beträgt der Verbrauch um die 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was wirklich gut ist. Laden kann man das Auto mit höchsten 160 Kilowattstunden, wenn da nicht wieder die gemeinen Minusgrade wären.
Die Rekuperation lässt sich über die Gänge B und D entweder vollständig aktivieren oder deaktivieren. Bei D fährt man ohne Rekuperation, mit B rekuperiert der Born bis 5 km/h und rollt dann aus. Ich mag diesen Modus persönlich mehr, allerdings würde ich mir wünschen, dass sich das Auto den zuletzt verwendeten Gang merkt. Die Rekuperation ist nicht so stark wie beim von mir getesteten Volvo, ich musste deutlich öfter bremsen. Dafür lernte ich besonders in Stausituationen zu schätzen, dass man einfach mit 5 km/h und dem richtigen Abstand dahin rollen kann, ohne ständig auf das Strompedal steigen zu müssen.
Was den Komfort, das Fahrgefühl und die Stabilität auf der Straße betrifft, bin ich wunschlos zufrieden. Es ist jedoch möglich, mittels verschiedener Fahrmodi einige Anpassungen am Fahrverhalten vorzunehmen. So bekommt man im Komfortmodus etwa eine weiche Lenkung, während im Performance-Modus die Lenkung steifer und die Beschleunigungskurve steiler ist.
Außerdem stehen während der Fahrt einige Assistenten zur Verfügung:
- Der adaptive Tempomat hält eine eingestellte Geschwindigkeit und bewahrt gleichzeitig einen gewissen Sicherheitsabstand. Auf Landstraßen greift das Einhalten des Abstandes für mein Empfinden etwas zu spät. Gut funktioniert das jedoch, sobald sich das Auto einmal einpendelte oder auf Autobahnen. Außerdem beschleunigt der Tempomat sehr angenehm, wenn man unter der definierten Geschwindigkeit fährt.
- Die Rückfahrkamera und die Abstandssensoren gehen im Rückwärtsgang und in engen Situationen automatisch ein. Die Kamera hat eine ausreichend gute Auflösung, muss besonders jetzt im Winter aber regelmäßig geputzt werden. Außerdem ist sie nur ausstattungsspezifisch.
- Zu guter Letzt möchte ich auf die Müdigkeitserkennung eingehen. Diese fordert einen zur Pause auf, wenn Anzeichen der Müdigkeit erkannt werden. Als es jedoch einmal finster und die Sicht schlecht war, meinte sie es für meinen Geschmack zu gut mit mir.
Preise und Verfügbarkeit
Den CUPRA Born gibt es ab 43.990 Euro. Mit Ausstattungen wie dem doppelten Ladeboden und einigen weiteren kann es aber schnell teurer werden.
CUPRA Born: Fazit
Bei den grundlegenden Dingen eines Autos habe ich beim CUPRA Born fast nichts auszusetzen. Das Heck mit der hohen Scheibe könnte zum Beispiel für manche unpraktisch sein, außerdem ist die Software des Infotainments ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist der Funktionsumfang gut, andererseits ist es nicht immer offensichtlich aufgebaut. Ansonsten ist alles stimmig: Der Innenraum, die Reichweite und das Fahrgefühl konnten mich überzeugen. Ebenso gefielen mir unter anderem das Design, die Beats-Lautsprecher, die geräumige Mittelkonsole und auch der adaptive Tempomat. Kritisieren muss ich mitunter, dass es standardmäßig keine gute Möglichkeit zum Mitführen eines Ladekabels gibt, die Steuerung der Fenster komplizierter als vermutlich notwendig ist und einige wichtige Dinge nur als Zusatzpaket verfügbar sind.
Alles in allem hinterließ der Born aber einen positiven Eindruck. Ich freue mich darauf, die weitere Entwicklung des Autos zu verfolgen.
Wir bedanken uns bei Porsche Österreich für die Bereitstellung des CUPRA Born!
1800 KILO! EINS KOMMA ACHT TONNEN..
Das hätte man mit 1100 Kilo hinbekommen können.
Das Design ist unter all den 0 8 15 SPECK FETTEN SUV ein wenig besser.
Aber.. ne 🙂
Es würde mich sehr verwundern, wenn man ein solches EL-Fahrzeug mit den ganzen Akkus auf 1100 kg runter bringen könnte.
Vllt. fehlt müsste sich Herr nolo1 mal bei Cupra als Ingenieur bewerben 😉