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Can-Am Ryker im Test: Eine neue Art von Fahrspaß?

Can-Am Ryker Rally Beitragsbild
Bild: TechnikNews
(Beitragsbild: © 2024 TechnikNews)

Can-Am wurde 1972 als Tochtergesellschaft der Bombardier Corporation gegründet und stellte zunächst nur Motocross und Enduromotorräder her. Von ATV’s über Side-by-Side-Fahrzeuge kamen bis heute immer mehr Fahrzeuge hinzu. Nutzfahrzeuge und Spaßmobile hat Can-Am gleichermaßen im Programm.

Wir durften den Can-Am Ryker für Euch testen. Er ist eins von den derzeit drei verschiedenen 3-Rad-Modellen von Can-Am und sozusagen die Mitte zwischen Motorrad und Auto. Das Besondere, anders als die Konkurrenz haben die 3-Rad-Modelle von Can-Am die zwei Räder vorne statt hinten. Welche Vorteile und Nachteile das hat und wie der allgemeine Eindruck ist, stelle ich Euch im folgenden Testbericht vor.

tl;dr: Der Can-Am Ryker macht massig Spaß

Der Can-Am Ryker überzeugt als sportliches Trike mit seinem einzigartigen Konzept zwischen Motorrad und Auto. Besonders Anfänger und Umsteiger von klassischen Fahrzeugen finden hier eine spannende Alternative, die mit Stabilität, einfachem Handling und viel Fahrspaß punktet. Die auffällige Radpositionierung mit zwei Rädern vorne bietet klare Vorteile in Sachen Kurvensicherheit und Bremsverhalten, verlangt jedoch bei sportlichen Fahrten etwas Muskelkraft und Fahrgeschick.

Das Design ist modern und aggressiv, mit gut durchdachten Details wie der verstellbaren Ergonomie und der automatischen Blinkerrückstellung. Die Fahrassistenzsysteme sorgen für Sicherheit, greifen aber bei dynamischer Fahrweise etwas zu früh ein. Der Sport-Modus und die gute Gasannahme machen das Fahrerlebnis wiederum besonders für Adrenalinjunkies interessant.

Kleine Schwächen wie die begrenzte Beleuchtung und das Fehlen von Komfortfeatures wie Sitz- und Griffheizung trüben den Gesamteindruck nur minimal. Wer auf der Suche nach einem spaßbetonten Fahrzeug ist, das ein außergewöhnliches Fahrerlebnis bietet, findet im Can-Am Ryker einen starken Begleiter. Der Preis beginnt für die Rally Version bei stolzen 16.799 € (inkl. 19 % MwSt.). Die günstigste Ryker Version bekommt man ab 11.099 € (inkl. 19 % MwSt.).

Design: Markantes Erscheinungsbild mit funktionalen Details

Einen Can-Am erkennt man ziemlich schnell daran, dass zwei Räder vorne an einer Doppelquerlenker-Achse montiert sind, mit unabhängiger Federung und direkter Lenkung, was für Stabilität und präzises Handling sorgt. Das einzelne Hinterrad ist an einer Einarm-Schwinge befestigt und wird über eine Kardanwelle angetrieben, was ein minimalistisches Design und direkte Kraftübertragung ermöglicht. Auch die Lichter stechen hervor. Die Tagfahrlichter sind an den Kotflügeln angebracht. Die Abblendlichter stehen zu den Seiten raus, bringen aber viel zu wenig Licht auf die Straße, sodass im Dunkeln eigentlich immer mit Fernlicht gefahren werden muss, was aber wiederum andere Verkehrsteilnehmer blendet. Designtechnisch sind die Halogen-Fernlichter gut in die Karosse integriert und passen zu dem aggressiven Gesamtstil. Dazu sind für unser Rally Modell auch noch die weißen Rally Felgen (vorne 15 Zoll / hinten 6,5 Zoll) und der Akrapovič Auspuff mit recht netten Klang eine Erwähnung wert.

Ansonsten ist der Ryker wie ein ganz normales Motorrad aufgebaut, abgesehen von der Kupplung dank CVT-Getriebe. Nichtsdestotrotz gibt es auf der linken Seite ein mit den Füßen gut erreichbaren Kupplungshebel, welcher den Rückwärtsgang einlegen lässt. Wir haben einen Lenker mit bekannten Gashebel, Blinker und Elektrostarter. Auch hier zu finden ist der Knopf für den Tempomaten, welcher die aktuelle Geschwindigkeit hält und beim Betätigen der Bremse abbricht. Als Bremse haben wir nur eine Fußbremse, welche alle Räder gleichzeitig bremst.

Das 4,4 Zoll große digitale Kombiinstrument zeigt die wichtigsten Informationen klar an. Für Annehmlichkeiten wie ein Navigationssystem oder Bluetooth muss aber zum Spyder Modell gegriffen werden. Die zwei mit Handschuhen gut bedienbaren Knöpfe auf der linken Seite der Anzeige lassen durch das Menü navigieren und auf den Eco- oder Rally-Fahrmodus umschalten. Unterhalb der Mitte vom Lenker befindet sich unter einer verschiebbaren Abdeckung der Tankstutzen.

Can-Am Ryker Rally Lenker

Bild: TechnikNews

Komfort

Unser Ryker Rally kam mit dem dazugehörigen Rallye-Komfortsitz, mit dem auch zwei Stunden fahren am Stück kein Problem sind. Hilfreich war dabei auch die LinQ Thermobox (417,64 € Aufpreis, hält Verpflegung heiß bzw. kalt, 16 l Fassungsvermögen), an die man sich mit einem Rückenprotektor angenehm anlehnen und dem Tempomaten die Arbeit überlassen konnte. Alternativ kann man statt einer Box aber auch einen Beifahrersitz konfigurieren. Serienmäßigen Stauraum haben wir in der vorderen Klappe mit 6,8 l Fassungsvermögen. Hier passt zum Beispiel das gesetzlich vorgeschriebene Erste-Hilfe-Set rein. Dabei verschließt sie sich nach Ausschalten des Gefährts und bietet einen doppelten USB-Port. Die Fußrasten und der Lenker sind in wenigen Sekunden werkzeugfrei an den jeweiligen Fahrer angepasst. Die Vorspannung der Gasdruck-Stoßdämpfer ist über vier Stufen ebenfalls für jedes Rad in kürzester Zeit verstellbar. Leider haben wir trotz des hohen Preises auch in der Rally Version weder Sitz- noch Griffheizung. Immerhin geht der Blinker automatisch aus, nachdem man abgebogen ist. Generell gilt der Ryker als sportliches Modell, das in erster Linie für Fahrspaß sorgt, während der Spyder eher für gemütliche Touring-Fahrer konzipiert ist.

Fahreindruck: Sicheres Fahrerlebnis mit sportlichem Charakter

Schlüssel und Bedienung

RFID-Schlüssel auf die seitlich angebrachte RFID-Dockingstation stecken, Not-Aus-Schalter auf „An“ stellen, Anlasserknopf drücken, Gasgriff nach vorne drehen, den Fuß auf die Bremse stellen und nochmal den Anlasser betätigen – dann und erst dann ist der Ryker fahrbereit. Klingt nach vielen Schritten, ist nach dem dritten Mal aber eine Sekundenarbeit. Ich finde den Schlüssel zum Draufstecken sogar komfortabler: kein Schlüsselloch finden und eine erhöhte Diebstahlsicherheit, da nur angelernte Schlüssel das Fahrzeug starten können. Hinzu kommt, dass ein sogenannter „Learning Key“ für den Ryker 900 optional erhältlich ist, mit dem Fahranfänger die Geschwindigkeit auf 90 km/h begrenzen können, ohne dabei auf die verschiedenen Fahrmodi verzichten zu müssen.

Can-Am Ryker Rally Schlüssel

Bild: TechnikNews

Vor- und Nachteile der Radpositionierung

Can-Am setzt wie erwähnt anders als andere Trike-Hersteller 2 Räder an die Vorderachse, doch was ändert das im Fahrverhalten. Zunächst einmal haben Autofahrer, welche freier unterwegs sein wollen, aber nicht direkt zum Motorrad greifen möchten, den Vorteil des sicheren Standes im Stehen. Grade in Kurven geben die zwei Reifen an der Front ein sichereres Kurvenfahrverhalten. Möchte man jedoch etwas sportlicher durch jene Kurve gilt es drei Sachen zu beachten: 1. Wie bei einer Fahrt auf einem Motorrad muss man sich mit dem ganzen Körper ins Kurveninnere lehnen 2. Es gibt keine Servolenkung und zwei lenkende Räder auf dem Boden brauchen nun mal mehr Muskelkraft als ein Rad 3. Geübte Fahrer kommen früher oder später an die Haftgrenze der Räder und rutschen dann schnell über die Vorderachse weg.

Mit aktivierten Sport-Modus wird das Trike zur Drift Maschine. Dann ist die Traktionskontrolle reduziert und es sind unheimlich gute Drifts aus dem Stand bei trockenem wie auch noch längere bei nassem Asphalt möglich.

Ein weiterer Punkt, die das Fahrverhalten und die Radpositionierung angehen, sind die Fliehkräfte. Bei einer Bremsung verlagert sich das Gewicht nach vorne, wobei die zwei Räder dadurch besser verzögern, als wär es ein Rad alleine. Bei der Beschleunigung hingegen verlagert sich das Gewicht auf die Hinterachse, somit wäre vermutlich eine bessere Tempozunahme mit zwei angetriebenen Rädern am Heck möglich.

Motor und Fahrverhalten

Als Antrieb haben wir einen Rotax 3-Zylindermotor mit 900 Kubikzentimetern (ccm) ACE. Dieser leistet 82 PS und schafft die 0 auf 100 km/h in 8,2 Sekunden mit 78 Kilo Fahrerzuladung. Ende ist schließlich bei 162 km/h, was aufgrund des Gegenwindes gegen den vollen Oberkörper auch reicht. Der kombinierte Verbrauch schwankt zwischen 6 und 7,5 Liter auf 100 km, je nachdem wie sportlich man unterwegs sein möchte. Dank eines CVT-Getriebes müssen wir nicht selbst in den nächsten Gang kuppeln. Im Gegenteil, der Motor dreht schön gleichmäßig hoch. Zwei weitere großer Vorteile dieser Getriebeart sind der Rückwärtsgang und im Stand nicht eine Kupplung halten zu müssen oder den neutralen Gang zu suchen. Für das Gelände ist der Ryker aber ausdrücklich nicht geeignet. Viel zu schnell setzt der Kühler auf und mit nur einem angetriebenen Rad kommt man auch nicht allzu weit. Schotterpisten und lose Feldwege sind dank des Rally-Modus, in dem die Fahrassistenzsysteme angepasst werden, und den XPS Rally-Reifen aber kein Problem.

Fahrassistenzsysteme

Für ein sicheres Gefühl auf der Straße sorgen gleich mehrere Fahrhilfen. Neben ABS und ASR ist noch ein „EBD-System“ an Board. Dieses gleicht die Bremskraft zwischen allen 3 Rädern aus und sorgt zusammen mit dem ABS für eine Maximierung der Bremskraft. Das auch vorhandene Stabilitäts-Kontroll-System begrenzt die Beschleunigungskraft auf das angetriebene Rad und kann einzelne Räder abbremsen. Diese Eingriffe sind besonders bei starken Slalomfahrten spürbar, wo es zu abrupten Bremsungen kommen kann, da das System etwas zu früh reagiert. Ähnlich verhält es sich, wenn ein Rad kurz davor ist, den Kontakt zum Asphalt zu verlieren: Zwar wird dadurch schnell die Haftung wiederhergestellt, was im Alltag sinnvoll ist, doch bei sportlicher Fahrweise erfolgt die Regelung auch hier oft zu früh und recht abrupt. Für zusätzlichen Komfort sorgt der ab 36 km/h aktivierbare Tempomat.

Wer sollte und wer darf ein Trike fahren

Neben dem sicheren Stand ist auch die angenehmere Körperhaltung von Vorteil gegenüber einem Motorrad. Durch eine gerade Sitzposition könnten auch Personen mit dem Ryker fahren, die auf dem Motorrad schnell zu Rücken- oder Handgelenkbeschwerden neigen.

Was geht mit welchem Führerschein*:

  • Klasse AM: Reicht für Trikes mit max. 2 Sitzen, 45 km/h Höchstgeschwindigkeit, 4 kW Leistung, 270 kg Leermasse und kleinen Motoren (bis 50 cm³ Fremdzündung oder 500 cm³ Selbstzündung).
  • Klasse A1: Erforderlich für Trikes mit bis zu 15 kW Leistung.
  • Klasse A: Notwendig für Trikes mit mehr als 15 kW Leistung, jedoch nicht für Trikes mit Anhänger.
  • Autoführerschein (vor 19.01.2013): Besitzer von Klasse B (oder alt Klasse 3) dürfen alle Trikes, auch mit Anhänger, fahren; dies wird durch Schlüsselzahlen 79.03 und 79.04 bestätigt.
  • Autoführerschein (ab 19.01.2013): Klasse B erlaubt das Führen von Trikes in Deutschland (Schlüsselziffer 194), unter 21 Jahren jedoch nur bis 15 kW Leistung.

Danke an Can-Am Deutschland für die Bereitstellung des Ryker Rally für diesen Testbericht.

* Quelle: ADAC

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Benedikt Behrling

Benedikt ist 22 Jahre alt und auf Berichte im Bereich der Mobilität für TechnikNews spezialisiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um zwei- oder vierrädrige Fahrzeuge handelt. Aber auch wenn es sich um technische Produkte des alltäglichen Lebens handelt, beschäftigt sich Benedikt gerne mit der Materie, egal um welchen Bereich es da genau geht.

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