BMWi i5 eDrive40 Touring im Test: Premium-Kombi als Wolf im Schafspelz
Mit dem BMWi i5 eDrive40 Touring legt der bayerische Autohersteller einen E-Kombi im Premiumsegment auf. Auf dem Papier, als auch optisch verspricht er vieles: böses, sportliches Design mit sanfter E-Power. Wie er sich im Test schlägt, haben wir von TechnikNews herausgefunden.
Fazit: BMW verspricht vieles und überrascht dennoch. Mit ausgereifter Software, einem vernünftigen Verbrauch, einer App die sich sehen lassen kann, überdurchschnittlicher Ladeleistung, beeindruckender Performance und einem ansprechenden Design lässt der 5er keine Wünsche offen. Unser Testfahrzeug war außerdem mit dem M-Sportpaket ausgestattet, welches zusätzlich einen noch sportlicheren Look verleiht und auffällt. Und zwar so auffällt, dass der BMWi i5 eDrive40 Touring von begeisterten Fans fotografiert oder auf Parkplätzen begutachtet wurde.
Abzüge gibt es beim teils etwas schwammigen Fahrverhalten beim Beschleunigen im Sport-Modus, dem fehlenden Frunk und das – besonders für Elektro-Kenner – nicht so ganz intuitive One-Pedal-Drive. Auch der Lenkassistent neigt teilweise dazu, etwas in der Spur zu pendeln, was nicht sein sollte. Abgesehen davon wird der Kombi seinem Preis gerecht und zeigt, dass Elektromobilität nicht heißen muss, auf Premium-Qualität verzichten zu müssen. Preislich startet unser Testfahrzeug für Österreich bei 71.952,00 Euro (inkl. 20 % MwSt.; 0 % NoVA). Mit den Zusatzausstattungen nähern wir uns dann der 100.000 Euro-Marke. Leistbar bleibt der Kombi somit wohl nur für die wenigsten, auch wenn er für viele das wohl perfekte Elektroauto sein könnte.
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Design: Wolf im Schafspelz
Bilder sagen mehr als tausend Worte – dies trifft auch für den 5er-BMW vollkommen zu. Egal, ob lässiges, vollelektrisches dahincruisen oder doch sportlich unterwegs: Dieses Fahrzeug spricht jene an, die sowohl auf Stil als auch auf Power Wert legen – ein wahrer Wolf im Schafspelz.
„Freude am Fahren“, wie am Kennzeichenhalter abgedruckt, ist untertrieben. Der BMWi i5 eDrive40 Touring bringt 340 PS (400 Nm Drehmoment) an die Hinterräder, die das Heck bei der Beschleunigung im Sport-Modus teilweise durchgehen lassen. Ein Allrad-Antrieb hätte auch dem Kombi angesichts dieser Elektropower gutgetan. Wer den extra Kick braucht, kann zudem den Boost-Modus, verbaut als „Schaltwippe“-Hebel ziehen und 10 Sekunden lang das Maximum an Drehmoment und Leistung herausholen. Wer das ganze auf der deutschen Autobahn testen möchte: bei exakt 193 km/h ist Schluss. Apropos Beschleunigung: in 6,1 Sekunden drückt der 2,2 Tonnen schwere 5er von 0 auf 100 km/h.
Auch die Innenausstattung ist gut durchdacht und unterscheidet sich nicht zu den anderen Antriebsvarianten (Hybrid oder Verbrenner). Das Bedienkonzept mit dem großen Drehrad im Glas-/Diamantlook ergibt bei Menüs absolut Sinn und ermöglicht eine angenehme Auswahl. Nicht überzeugen konnten mich die Knöpfe auf dem Lenkrad, wessen Druckpunkte sich nicht ganz so hochwertig anfühlen – das geht besser.
Die Mittelkonsole könnte etwas aufgeräumter sein, hier sind Geschmäcker aber verschieden. Dort lässt sich unter anderem neben den Entertainment-Modi auch die Fahrmodi und Lautstärke schnell einstellen. Besonders gut gefallen haben auch die versteckten Lüftungsdüsen, welche über Touch-Regler neben MAX und REAR angepasst werden können. Darunter befinden sich kleine Regler mit Pfeilen, welche die Position des Luftstroms verändern lassen. Ebenso vorhanden ist eine Smartphone-Ablage, welche mit Wireless Charging ausgestattet ist. Allerdings konnte sie kein getestetes Smartphone in vernünftiger Zeit aufladen – leider lässt sie sich so nicht vernünftig nutzen.
Die milchigen Leuchtstreifen verleihen besonders nachts eine wohlige Ambientenbeleuchtung. Dabei vermitteln sie eine angenehme, dezente und indirekte „Wohnzimmerstimmung“. Eh klar: Helligkeit, Farben und Leuchtstärke lassen sich individuell anpassen oder je nach Fahrmodi automatisch übernehmen.
Außerdem Chapeau an BMW für folgende Lichtdetails: beim Annähern an das Fahrzeug leuchten die Streifen vom Rand verlaufend auf bzw. blenden bei Entfernung verlaufend aus. Auch die typische „BMW-Niere“ ist beleuchtet, beim M-Sportpaket werden obendrein die M-Streifen animiert auf den Boden neben den Türen projiziert. Beim Starten des Fahrzeugs spielen die Scheinwerfer eine kleine Lichtshow und beim Aktivieren des automatischen Matrix-LED-Fernlichts gehen die Lichter wie ein „Vorhang“ auf.
Verbrauch & Aufladen: Sparsam und schnell
Ein so sportlicher Wagen muss nicht unbedingt hohen Verbrauch bedeuten. Im TechnikNews Test mit knapp 1.500 Kilometern bei österreichischen Verhältnissen (Straßenmix aus Autobahn, Landstraße, Ort; 130 km/h, 100 km/h bzw. 50 km/h) liegt der Kombi bei einem Verbrauch zwischen 18 – 21 kWh/100 km. Beim Cruisen mit 130 km/h auf der Autobahn, wenig Wind, 18 Grad Außentemperatur und seltenen Beschleunigungs- und Bremsmanövern waren zu Bestzeiten kurz sogar um die 17 kWh/100 km drin.
Der Blick auf die Herstellerangaben (Verbrauch, kombiniert WLTP in kWh/100 km: 16,5-19,2; Reichweite, WLTP in km: 483–560) zeigt, dass zumindest die Verbrauchswerte in der Praxis absolut zutreffen. Die Maximalreichweite (laut WLTP) ist schwierig zu schaffen, aber unser Test zeigt, dass um die 420 bis 450 Kilometer bei herbstlichen Verhältnissen gut zu erreichen waren.
Das Ganze ist nicht wirklich ein Problem, da der BMWi i5 eDrive40 Touring auch in puncto Ladeperformance top abliefert. Von 0 bis etwa 30 Prozent hält er die Ladeleistung mit vorkonditionierter Batterie (dazu später mehr) bei einem Spitzenwert von 200-210 kW (DC-Ladung) durch. Bei AC sind 11 bzw. 22 kW (je nach Ausstattung) möglich. Das bringt bei einer Akkukapazität von 81,2 kWh eine – im Vergleich zur Konkurrenz – hervorragend flotte Aufladedauer von 10 bis 80 Prozent in knapp 30 – 35 Minuten.
Infotainment & Software: Überzeugend gut
Die Software am großen Curved-Screen weiß in den meisten Fällen zu überzeugen. Teils wirken Menüs nicht ganz dem Zahn der Zeit entsprechend oder überladen – etwa die App-Übersicht, in welcher alle Apps in einer Übersicht zusammengefasst sind. Das macht die Bedienung zu umständlich. Abgesehen davon läuft die Bedienung flüssig, es gibt keine Abstürze und alles funktioniert nahtlos. Angefangen vom Navi, inklusive Ladeplanung, über eine Video-App mit Joyn oder ZDF-Mediathek, bis hin zu CarPlay und Android Auto.
Weiters macht die Soundanlage von harman/kardon Spaß und bietet ordentlichen Klang, tiefe Bässe, ausgewogene Mitten und Höhen. Natürlich lässt sich in den Einstellungen im Equalizer der Bass noch etwas adjustieren, sollte das für das Feeling fehlen.
Was gibt es essenzielleres bei einem Elektrofahrzeug, als die Ladeplanung? So viele Lade-, wie Zapfsäulen gibt es einfach noch nicht und meistens sind sie nicht prominent an allen Verkehrspunkten zu finden. Aus diesem Grund muss das Navi diese Planung übernehmen, was der 5er fast mit Bravour meistert.
Fragen wirft allerdings auf, weshalb das Navi Ladestationen vorschlägt, die sich in Firmengeländen mit geschlossenen Schranken oder Fahrverboten befinden. Woher soll es das wissen, dürfte jetzt der ein oder andere fragen. Na ja – kurz vor Erreichen des Ziels weiß es das plötzlich: „Bitte an der Ampel links, anschließend sofort rechts abbiegen – Achtung, Zufahrtsbeschränkung“. Das darf nicht so sein und muss unbedingt vor dem Losfahren ersichtlich sein. Merkwürdig bleibt auch, dass das Navi bei der Routenführung in vielen Fällen die Ladepunkte automatisch auswählt, in anderen Fällen wieder nicht und während der Fahrt darum bittet, sich in einer langen Liste selbst einen Ladepunkt zu suchen. Eine optimierte, automatische Auswahl sollte aus meiner Sicht immer erfolgen können.
Bei aller Kritik funktioniert das Navi sonst die meiste Zeit einwandfrei und bietet weitere, sinnvolle Funktionen. So zeigt es in der speziellen „AR-Ansicht“ sogar Pfeile gemeinsam mit einem Live-Kamerabild an, um die Kreuzung oder Fahrtrichtung auch optisch zu kennzeichnen. Auch die automatische Vorkonditionierung der Batterie nach Eingabe eines Ziels funktioniert so, wie es soll. So wird das Fahrzeug immer mit optimaler Temperatur am Ladepunkt geladen.
Ebenso lassen sich Ziele direkt aus anderen Apps (wie etwa Google Maps) heraus in die BMW App teilen und so ans Auto senden oder die Route am Smartphone zusammenstellen. Dabei nutzt die App auch die aktuelle Ladekapazität des Autos, um entsprechende Ladestopps automatisch einzuplanen. Von dieser Funktion wissen wohl die wenigsten, aber genau so soll Software zusammenspielen.
My BMW App: Das Sahnehäubchen auf der Torte
Wenn wir schon bei App-Funktionen sind, dann kommen wir gleich zum nächsten Punkt: App. Die wohl nützlichste Funktion ist – wie oben schon erwähnt – die Synchronisation mit dem Navi im Auto, welche echt großartig funktioniert. Bei längeren Routen lässt sich diese schon am Smartphone zusammenstellen, inklusive Zwischenzielen und Ladepunkten, und anschließend an das Auto senden. Weltklasse. Darüber hinaus bietet die App die bereits gewohnten Möglichkeiten, von der Ferne aus das Licht aufblinken zu lassen, zu hupen, die Klimaanlage zu vorkonditionieren und auf- bzw. zusperren des Fahrzeugs. Weiters lässt sich das Auto remote ausparken oder das Fahrzeug als Schlüssel nutzen (beides konnten wir leider nicht testen, da wir in unserem Pressefahrzeug nicht Hauptbesitzer waren), eine Aufnahme des Innenraums machen oder die Batterie vorkonditionieren.
Dabei kann die App noch viel mehr, wie etwa vergangene Ladevorgänge (inklusive Kosten, Ladekurve und Ladestatistiken) oder vergangene Fahrten (Verbrauch, Dauer, Distanz und Abfahrts- bzw. Zielort) anzuzeigen. Eine Art digitales Fahrtenbuch, welches aber vorher explizit aktiviert werden muss. Andernfalls werden diese Daten nicht gespeichert. Während eines Ladevorgangs werden außerdem die verbleibende Ladedauer und momentane Kapazität angezeigt – dass die aktuelle Ladegeschwindigkeit nicht übermittelt wird, ist schade.
Teilweise wurden die Daten aber nicht korrekt synchronisiert bzw. musste die App komplett beendet werden, damit wieder aktuelle Daten des Fahrzeugs abgerufen wurden. Das ist aber ein kleinerer Fehler, den BMW sicher schnell lösen können wird. Grundsätzlich aber eine – aus meiner Sicht – perfekte App, von jener sich die Konkurrenz vieles abschauen kann. Die App-Durchschnittsbewertung im App Store und Play Store bei 4,7/5 Sternen spricht für sich.
Fahrassistenz
Selbstverständlich hat auch der BMWi i5 eDrive40 Touring eine Reihe an Fahrassistenzsystemen mit an Bord. Mit dabei sind natürlich die üblichen, bekannten Sicherheitsssysteme, darüber hinaus gibt es aber noch ein paar weitere, erwähnenswerte Dinge:
- Lenkassistent: Dieser lenkt das Fahrzeug völlig von selbst und hält das Fahrzeug in der Spur. Der Fahrer bleibt aber weiterhin Hauptverantwortlich – völlig autonomes Fahren ist das nicht. Leider gibt es in manchen Situationen ein leichtes Pendeln, fährt aber sonst sehr gut. In anderen Ländern funktioniert dies auf der Autobahn und übereinstimmenden Fahrbahnverhältnissen sogar ohne dem Griff aufs Lenkrad.
- Schilderkennung: Die erkannten Straßenschilder werden direkt in das Cockpit-Display für den Fahrer übernommen und angezeigt. Dabei scheint es sich aber nicht immer um Kamera-gestütze Schilderkennung zu handeln. Bei einem Ortsstück wurde beispielsweise Tempo 50 immer zu spät angezeigt und übernommen – vor einigen Jahren wurde dort das Ortsschild einige Meter nach vorne verlegt und könnte so in den Navi-Daten noch nicht korrekt abgebildet gewesen sein. Sehr positiv fällt auch die Übernahme von Vorrang- und Stopp-Tafeln auf, zumindest die Idee davon. Beim „Überfahren“ dieser gibt es eine akustische Warnung. Soweit, so gut. Da hierzulande in Österreich das Stopp-Schild aber immer etwas vor der Haltelinie steht, gibt es jedes Mal eine Warnung, obwohl sie sozusagen nicht überfahren wurde – das ist nicht ganz optimal.
- Tempomat: Der Tempomat funktioniert ausgesprochen gut, bremst sogar Kurven selbstständig an. Wie stark, lässt sich sogar in den Einstellungen konfigurieren. Außerdem können je nach Einstellung die Geschwindigkeiten der Schilder automatisch übernommen werden und bremst diese vorausschauend an. Ebenso lässt sich ein Offset von bis zu 12 km/h in den Einstellungen festlegen, den der Tempomat zum erkannten Verkehrsschild oben drauf legen soll. Ein Offset in Prozent wäre auch noch eine gute Option gewesen.
- Ampelerkennung: Ein tolles Feature, mit noch etwas Luft nach oben. Wie auch bei den anderen Assistenzsystemen lässt sich positiv hervorheben, dass auch diese Einstellung völlig individuell konfiguriert werden kann – danke BMW für die individuelle Anpassmöglichkeit. Wenn konfiguriert, wird nicht nur die Ampel optisch am Cockpit angezeigt, sondern im Tempomat-Modus auch automatisch gebremst. Sollte eine rote Ampel erkannt werden und eine Bremsung geplant sein, wird dies mittels „OK“ angezeigt. Ein Tipp aufs Gaspedal überschreibt diese Einstellung aber sofort. Vorsicht ist bei größeren Ampelregelungen geboten, wo mehrere Ampeln nebeneinander zu finden sind – hier wird gerne mal die falsche Ampel (beispielsweise die Ampel in der linken Spur rot; bei der rechten Spur grün) interpretiert und plötzlich angebremst. Genau für solche Fälle lässt sich aber konfigurieren, ob rote Ampeln automatisch angebremst oder erst nach manueller Bestätigung angebremst werden sollen.
- Rettungsgassen-Assistent: Jeder mit Lenkassistent und Tempomat kennt es: bei Staubildung muss eine Rettungsgasse gebildet werden und man lenkt entsprechend in die korrekte Richtung. Ohne Rettungsgassen-Assistent lenkt der Tempomat mit Lenkassistent aber immer wieder zurück in die Spur. Hier passiert dies nicht, der BMWi i5 eDrive40 Touring erkennt automatisch eine Staubildung, lenkt sogar selbstständig in die korrekte Spur und bleibt auch dort. Gut gemacht.
- 360-Grad-Kamera: Hier gibt es nicht viel zu sagen – funktioniert einwandfrei. Die Bildqualität kann sich sehen lassen, auch die Anordnung mit den zwei Ansichten parallel ist optimal.
Weiteres
Um diesen Testbericht abzuschließen, werfen wir noch einen Blick auf die kleinen Dinge, die für Fans des BMWi i5 eDrive40 Touring auch erwähnenswert sind:
- Frunk: Leider gibt es beim BMWi i5 eDrive40 Touring keine Möglichkeit, Dinge vorne unter der Motorhaube zu verstauen. Ein Blick unter die Motorhaube zeigt, dass ein Platz dafür auf jeden Fall vorhanden gewesen wäre, dieser aber mittels Abdeckung verdeckt wurde und nicht nutzbar ist. Schade.
- Kofferraum: Das Platzangebot ist mit 570 Litern echt gut, damit lässt sich als Familie perfekt in den Urlaub fahren. Sitze können natürlich umgeklappt werden, was dann bis zu 1.700 Liter Stauraum ermöglicht. Zudem lässt sich der Kofferraum durch das Darunterhalten eines Beins auch ohne Hände offnen.
- Türen: Mir gefällt die Anordnung der Griffe, welche nicht nervig herausfahren müssen, sondern immer „griffbereit“ sind, aber sich trotzdem schön in das Design schmiegen. Nur der Türschließpunkt ist etwas eigenartig, da könnten die Türen ruhig „kräftiger“ schließen.
- AirConsole Games: Mithilfe der AirConsole lassen sich Games während des Stillstands spielen. Perfekt für eine Ladepause, die aber ohnehin nicht lange dauern sollte. Da die Smartphones über Internet als Controller dienen, ist aber mit etwas Latenz zu rechnen. Mein Kollege David hat das in einem Artikel nochmals genauer für Euch ausprobiert.