BMW iX xDrive50 im Test: Stilvoll ohne M-Paket?
Nach dem BMW i3 gab es erstmal lange Zeit keine eigene Elektroplattform bei BMW. Im Jahr 2021 war es dann endlich so weit und nach langem Warten wurde ein neues Fahrzeug unter dem BMW i Branding vorgestellt. Kein umgebauter Verbrenner, sondern ein reines Elektroauto namens „iX“. Damit sollte die Zukunft der SUVs aus dem Hause BMW elektrifiziert werden. Im Kern baut der iX zwar immer noch auf der CLAR-Plattform, die es bereits seit 2015 bei BMW gibt, dennoch wurde so ziemlich alles andere eigens neu entwickelt.
Wir haben uns den BMW iX in der xDrive50 Version im Alltag genauer angeguckt. Wie schneidet das normalere Modell neben dem BMW iX M60 so ab?
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tl;dr: Gutes (aber teures) Gesamtpaket
Um mich kurzzufassen, ja der iX xDrive50 ist wie auch der M60 ein geniales Elektroauto. Das hat aber natürlich auch seinen Preis: In der Grundversion startet der xDrive50 bei 107.900 € (inkl. 19 % MwSt.). Dennoch könnte er für das nötige Kleingeld eine gute Alternative zu einigen anderen großen Elektro-SUVs sein. Mit dem 105,2 kWh großen „nutzbaren“ Akku lädt er dank 400 V System in 31 Minuten von 10 auf 80 %. Beschleunigen tut er, trotz seines hohen Gewichts von 2,5 Tonnen, in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das schafft er dank seines Allradsystems mit 385 kW / 523 PS.
Das ist natürlich keine rekordverdächtige Ladezeit, aber es ist immer noch im Rahmen, auch wenn wir uns für den Preis ein 800 V System mit dementsprechend über 250 kW Leistung beim Laden gewünscht hätten. Bei 195 kW war bei uns im Test Schluss, was den Peak angeht. Diesen hält der iX bis knapp 42 % SoC. Danach geht es stufenweise nach unten mit bis zu 64 kW bei 95 %.
Fahren tut er BMW-typisch sehr ruhig und dank seines Gewichts von gut 2,5 Tonnen liegt er wie ein Stein auf der Straße. Das spiegelt sich leider auch im Verbrauch wider, denn unter 21 kWh/100 km kann man ihn zumindest im Winter nicht fahren. Bei sommerlichen Temperaturen kann man schon zwischen 17 – 18 kWh / 100 km unterwegs sein. Dann muss man aber auch das Strompedal streicheln.
Was eine Besonderheit beim BMW iX ist, er darf und kann sein komplettes Eigengewicht als gebremsten Anhänger ziehen. Richtig gelesen, 2,5 Tonnen Anhängelast (gebremst) sind problemlos möglich.
Innenraum: Shy-Tech wie eh und je
Sehr minimalistisch, aber dennoch durch und durch BMW. Das merkt man, finden wir deutlich, wenn man vorne im BMW iX Platz nimmt. Die Lautsprecher sind versteckt und kein Bowers and Wilkins Soundsystem im xDrive50 sind Serie, sondern ein durchaus solides von Harman Kardon. In den Kopfstützen der Rücksitzbank befinden sich die Lautsprecher für hinten. Also etwas „Luxus“ wie im iX M60 ist hier auch gegeben, auch wenn die Subwoofer / Bass Shaker aus den Sitzen fehlen.
Generell wirkt der Innenraum vom BMW iX sehr zurückhaltend, aber edel designt. Die Qualitätsanmutung ist typisch BMW Oberklasse, es gibt also eigentlich nichts auszusetzen. Nun, bis auf die Klavierlackschichten beim iDrive Controller, die man zwar optional gegen ein Holz-Inlay austauschen kann, aber dennoch sehr leicht zu Kratzern oder Verschmutzungen neigen. Das darf bei so einem teuren Fahrzeug eigentlich nicht sein. Aber wie so oft, Klavierlack scheint „premium“ zu sein, auch wenn einige andere Hersteller, zum Beispiel aus Fernost, dies besser angehen.
Des Weiteren ist die Handyablage für das kabellose Laden, gelinde gesagt, etwas unpraktisch platziert worden. Dafür hat man auf der Rücksitzbank einiges an Beinfreiheit und sehr bequeme Sitze im Allgemeinen.
Soundsystem von Harman Kardon
Das Harman Kardon System ist für den Alltag definitiv mehr als ausreichend. Dennoch ist es nicht vergleichbar mit dem deutlich höherpreisigen Bowers and Wilkins, welches im iX M60 zur Serienausstattung gehört. Wer also sowieso schon das nötige Kleingeld für den iX xDrive50 hat, der kann getrost auch das Harman Kardon überspringen und wenn ihm Audioqualität am Herzen liegt, zu einem der besten In-Car Audiosysteme auf dem Markt greifen.
Infotainment: BMW OS 8, aber etwas langsamer
Da der iX xDrive50 das älteste Fahrzeug der aktuellen Generation von Elektro-BMWs ist, hatte unser Testwagen dementsprechend ein paar Schwierigkeiten, mit dem BMW OS 8 klarzukommen. Beim iX M60 und BMW i4 gab es keiner dieser Probleme. Bei BMW erklärte man uns, dass es „normal“ sei, weil es eines der ersten Fahrzeuge mit dementsprechend anderer Hardware war.
Für den Preis darf man eigentlich keine Ruckler oder Verzögerungen im System haben. Findet ihr nicht auch? Weitere Informationen und wie gut BMW OS 8 eigentlich laufen könnte, lest ihr in unserem Artikel zum BMW i4 und iX M60.
Fahrgefühl: Ja, immer noch eine Schrankwand
Der iX xDrive50 fährt sich eigentlich so, wie er aussieht: groß und schwer. Klingt etwas zu negativ, oder? Er fährt sich BMW-typisch echt super, liegt wie ein Stein (oder wie eine Schrankwand) auf der Straße und macht durchaus viel Spaß. Weniger spaßig ist es, das Auto innerstädtisch oder gar in einer Großstadt zu bewegen. Dafür ist er einfach zu groß. Immerhin setzt man hier auf eine Integralhinterradlenkung, die ich mir eigentlich als Basisausstattung gewünscht hätte. Sie ist aber aufpreispflichtig, lohnt sich aber dennoch, wenn man einen kleineren Wendekreis haben möchte. Farblich tut BMW sich nicht schwer, die Blau-Metallic Lackierung sieht exzellent auf unserem Testwagen aus. Ebenfalls aufpreispflichtig sind die goldenen Akzente in Niere und ums Fahrzeug herum.
Anhänger Champion?
Ja richtig gelesen, der iX xDrive50 kann sein gesamtes Eigengewicht (2,5 Tonnen gebremst) als Anhänger ziehen. Wie sich das auf den Verbrauch auswirkt, konnten wir nicht testen, da wir so einen schweren Anhänger nicht organisieren konnten. Mit einem regulären 700 Kilogramm schweren Gespann kommt man bei 18 Grad Außentemperatur auf zirka 24 kWh / 100 km. Durchaus akzeptable Werte in Anbetracht der Größe des Fahrzeugs.
Lohnt sich der BMW iX xDrive50 im Vergleich mit dem NIO EL7?
Im groben und ganzen macht man sicherlich nichts falsch, wenn man sich für den iX xDrive50 entscheidet. In einer ähnlichen / gleichen Preisliga spielt aber auch der NIO EL7 mit. Der SUV punktet mit mehr technischen Spielereien und einem, unserer Meinung nach, besseren Interieur. Zudem ist er im Grundpreis günstiger als der iX xDrive50 und bietet mehr Leistung.
Die Software läuft auch schneller und reibungsloser als in unserem iX xDrive50 Testwagen. Daher sollte man in Erwägung ziehen, erstmal den NIO EL7 zu fahren und sich dann ein Bild zu machen, welches Auto besser zu einem passt. Übrigens bekommt der NIO, im Gegensatz zum iX, stetig neue Softwarefunktionen und Over-the-Air-Updates. Diese sind bei BMW zwar möglich, werden aber nicht häufig mit neuen Funktionalitäten bestückt.
Als Beispiel sei BMW OS 9 genannt. Dieses brandneue Betriebssystem für BMW-Fahrzeuge wird es wohl nie auf diesen iX schaffen, da Fahrzeuge mit BMW OS 8 oder 8.5 auch auf dem Stand bleiben laut BMW. NIO hingegen hat bereits die 2.0 Version ihres eigenen Betriebssystems auf den EL7 gebracht, mühelos per Update.