Apple iPad Pro 11“ (2020) im Test: Das teure Rundum-Sorglos-Paket
Trotz der Corona-Pandemie stellte Apple im Frühjahr das Apple iPad Pro 11“ (2020) vor. Ob die Umstände einen Einfluss auf das Tablet haben und wo die Unterschiede zum Vorgänger sind, erfährt ihr hier.
Mittlerweile bietet Apple iPads in jeder nur denkbaren Preis- und Leistungsklasse an. Es fängt mit dem iPad der achten Generation an, bis wir über das iPad Air 3 und das neu erschienene iPad Air 4 schließlich zum iPad Pro kommen. Genauer gesagt habe ich nun das Apple iPad Pro 11“ (2020) vor mir. Die wohl größte Änderung findet man allerdings nicht bei der Hardware, sondern in der Software. Parallel mit dem iPad Pro erschien nämlich auch iPadOS 13.4, das erstmals einen Support für Computermäuse und Trackpads mit sich bringt. Aber wie macht sich dieses Feature in Kombi mit dem teuersten iPad im Alltag? Sollte man nicht doch zu einem günstigeren Gerät greifen? Das soll dieser Testbericht ein für alle Male klären.
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Unboxing und Ersteinrichtung
Beim Unboxing des iPads darf man keine großen Überraschungen im Vergleich zu anderen Modellen erwarten. Die Verpackung ist wie gewohnt weiß. Das einzige, was man sieht, sind Logos, Produktnamen und ein Bild des Apple iPad Pro 11“ (2020). Entfernt man die dünne Plastikfolie, kann der Deckel angehoben werden. Sobald das geschehen ist, sieht man schon das Tablet oben aufliegen. Darunter warten ein USB-C-Netzteil mit 18 Watt, ein USB-C-zu-USB-C-Kabel, Apple-Sticker, ein Quick-Start-Guide und diverse andere Zettel.
Ich testete aber nicht nur das iPad Pro selbst, sondern auch das Zubehör. Als Erstes haben wir hier das Smart Keyboard Folio, welches in einer eigenen Verpackung ohne großen Schnickschnack kommt. Auch probierte ich den Apple Pencil aus, dem Apple eine Reservespitze beilegte.
Die Einrichtung des Tablets ist kinderleicht, besonders dann, wenn man schon ein iPhone oder ein iPad besitzt und dieses in die Nähe bringt. Dann erscheint am bereits konfigurierten Gerät die Frage, ob man das gefundene iPad Pro aufsetzen wolle. Erlaubt man das, übernimmt das iPad bereits die meisten Informationen (Sprache, Region, Apple ID und einige weitere) automatisch. Face ID, Apple Pay und Siri müssen separat eingerichtet werden. Das sind nämlich Dinge, die direkt am Gerät ausgeführt werden und Apple will nicht, dass diese sensiblen Daten über die Cloud mit der Apple ID verbunden werden. Danach könne auf Wunsch fällige Softwareupdates geladen werden. Das erste Setup sollte mit dem Herunterladen von Aktualisierungen nicht länger als eine halbe Stunde dauern.
Und was ist mit dem eben ausgepackten Zubehör? Das iPad kann ohne große Umwege direkt in das Smart Keyboard Folio eingelegt werden, welches dann gleich erkannt wird. Um den Apple Pencil zu verbinden, muss man zuerst Bluetooth aktivieren, da dieses für die Kommunikation zwischen den beiden Geräten verwendet wird. Danach muss der Stift nur noch an die rechte Seite des Tablets gepinnt werden. Es sollte ein kleines Pop-Up im oberen Bereich des Displays zur Bestätigung erscheinen.
Design und Verarbeitung
Das Apple iPad Pro 11“ (2020) orientiert sich beim Design stark am Vorgänger aus 2018. Sprich, wir haben den Smart Connector für Tastatur-Covers auf der Rückseite und dünne Displayränder mit abgerundeten Ecken. Nur das Kameramodul auf der Rückseite sieht anders aus. Was es damit genau auf sich hat, erkläre ich später noch genauer.
Apple verkauft das iPad Pro nach wie vor in zwei Farben. Diese wären Space Gray und Silber. Ich habe das iPad in ersterer Option.
Bei der Verarbeitung sind soweit keine Mängel feststellbar. Beim Material entschied sich Apple dabei wieder einmal für Aluminium. Ja, ich kenne auch die Geschichten vom Vorgänger, wo die Geräte teils bereits verbogen bei Kunden ankamen oder das Video, in dem JerryRigEverything das Tablet ohne großen Aufwand in der Hälfte brach. Bei mir gibt es derzeit noch keine Verbiegungen oder ähnliche Auffälligkeiten, allerdings würde ich das Gerät mit seiner Dicke von nur fünf Millimeter nie ohne das Smart Keyboard Folio benutzen. Meine Angst unterstützt EverythingApplePro mit seinem Bend-Test zu dem iPad. Dafür ist das Apple iPad Pro 11“ (2020) mit seinen rund 470 Gramm sehr leicht. Dadurch kann man es problemlos überall mitnehmen oder es auch länger in der Hand halten.
Ein klarer Vorteil bei den iPads der Pro-Reihe sind die Stereo-Lautsprecher – zwei davon auf der Oberseite, zwei davon auf der Unterseite. Durch die Positionierung können diese schon einmal nicht so leicht verdeckt werden. Und dann sind diese auch noch laut und klar und sie haben einen überraschend guten Bass. Das erwartet man sich eher nicht von so einem dünnen Gerät. In meinen Augen kommt die Klangqualität sogar an die der Lautsprecher des MacBook Pro 13“ dran.
Auf der Suche nach Anschlüssen wird man nicht sonderlich fündig, da es auch nur kaum welche gibt. Im iPad Pro verbaute Apple nur einen USB-C-Stecker, einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker gibt es nicht. Mich persönlich stört das nicht – Bluetooth-Kopfhörern sei Dank – aber ich verstehe auch, wenn manche damit nicht so gut zurechtkommen. Besonders wenn man bedenkt, dass das iPad die Bezeichnung „Pro“ im Namen hat. Dafür erlaubt USB-C das Anstecken von allen möglichen Accessories, Adaptern und externen Monitoren. Ebenfalls sind Datenübertragungen mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde möglich. Alles in allem finde ich den Anschluss um einiges besser als Lightning.
Display
Wie der Titel des Testberichts schon vermuten lässt, ist das Display 11 Zoll groß. Apple nennt das LCD „Liquid Retina“, es löst mit 1.668 x 2.388 Pixel auf. Die Farben sind top und die maximale Helligkeit ist allemal ausreichend, allerdings erkannt man bei genauer Betrachtung einzelne Pixel. Bei der alltäglichen Verwendung fällt das aber nicht allzu stark auf.
Die Wiederholungsrate des Bildes liegt bei maximal 120 Hertz, was Apple als „ProMotion“ verkauft. Ich sage absichtlich „maximal“, da sich die Anzahl der Bilder pro Sekunde dynamisch anpasst. Bei der Betrachtung eines Bildes wird diese zum Beispiel minimiert, was im Endeffekt in einer etwas längeren Akkulaufzeit resultiert. Ich lernte dieses Feature schnell zu lieben und will auch nicht mehr ohne diesem. Besonders merkt man es bei der Verwendung mit dem Apple Pencil, da das Schreibgefühl hier noch natürlicher wird und das Geschriebene förmlich aus dem Stift rausfließt.
Über dem Display befinden sich die Sensoren für Face ID. Der Hersteller wagte bereits in 2018 den Schritt vom Fingerabdrucksensor zur Gesichtserkennung. Beim iPad funktioniert diese sogar im Querformat und kopfüber. Und wenn man die Sensoren einmal verdeckt, wird man freundlich darauf hingewiesen, dass das Gesicht nicht erkannt werden kann. Das Scannen klappt dann im Normalfall auch prima, so wie wir es auch von den iPhones kennen – solange das Tablet nicht auf einem Tisch liegt. Dann kann es nämlich schon einmal passieren, dass man nicht im richtigen Winkel hinschaut. Ärgerlich, mit einem iPad Air 4 und Touch ID würde das sicher nicht passieren.
Wo wir schon über Face ID reden, müssen wir auch kurz klären, warum Touch ID im Homebutton nicht einfach bleiben konnte. Der Grund dafür sind die dünneren Displayränder. Sieht auf den ersten Blick total sexy aus, bringt aber einen Nachteil mit sich. Und zwar hat man so nicht mehr allzu viel Angriffsfläche für die Hände. Für mich mit meinen mittelgroßen Händen nicht allzu signifikant, doch dünner dürfte Apple die Ränder auf keinen Fall mehr machen. Fun Fact: Durch die dünneren Ränder fühlt es sich jetzt nicht mehr so falsch an, wenn man das Tablet mit dem angebissenen Apfel verkehrt hält.
True Tone gibt es auch noch immer und schon wieder. In der Theorie soll dieses Features die Farbtemperatur des Displays an die Helligkeit der Umgebung anpassen. Das klingt zwar schön und gut, doch während der Verwendung viel mir auch bei diesem Apple-Gerät kaum ein Mehrwert auf. Also deaktivierte ich diese Funktion wieder.
Zubehör
Insgesamt gibt es vier verschiedene Dinge von Apple selbst, die man sich zu seinem iPad Pro kaufen kann. Apple verkauft den Apple Pencil, das Smart Keyboard Folio, das Magic Keyboard und diverse Folio Cases. Den Pencil und das Keyboard Folio konnte ich ausprobieren.
Apple Pencil
Beim Apple Pencil für das Pro handelt es sich um den der zweiten Generation des Stifts, der magnetisch auf der Seite des Tablets hält und dort auch induktiv geladen wird. Dadurch wurde der vollkommen irrsinnige Lademechanismus des ersten Pencils eliminiert und damit auch die kleine Kappe, die den Lightning-Stecker zum Laden schützen sollte und bei gefühlt 99 Prozent der Käufer verloren ging (bei mir zum Glück aber nicht). Durch die Aufbewahrung direkt am Gerät muss man sich außerdem keine Gedanken mehr um den Transport machen – der Stift ist immer dabei. Und die Sorgen, dass der Apple Pencil nicht geladen wird, gehören ab sofort auch der Vergangenheit an.
Das Schreibgefühl mit dem Pencil ist sehr angenehm. Und dank des ProMotion-Displays wirkt das Schreiben noch natürlicher. Der Stift liegt sehr gut in der Hand und dank der neuen matten Oberfläche kann man ihn nun auch besser greifen. Hier wirkt sich auch die abgeflachte Seite, mit der der Pencil am iPad hält, positiv aus, da man so einen guten Platz für seinen Zeigefinger oder seinen Daumen hat. Der Stylus ist nicht zu dick und nicht so schwer, er kann dadurch ohne weiters für mehrere Stunden am Stück verwendet werden – besonders an langen Schultagen macht sich dies bezahlt.
Im Vergleich zur ersten Generation kam auch das Doppeltippen mit einem Finger neu hinzu. In den Einstellungen des iPads gibt es dafür einen Punkt, wo sich definieren lässt, was bei dieser Geste passieren soll. Man kann entweder zum Radiergummi in einer Zeichen- oder Notiz-App wechseln, zum zuletzt verwendeten Werkzeug springen oder die Farbpalette anzeigen. Das Ganze klappt nicht nur in Standard-Apps von Apple, sondern auch in Apps von Drittanbietern wie zum Beispiel GoodNotes. Das einzige Manko an dieser Funktionalität: In meinem Test fiel mir oft auf, dass Fehleingaben vorkamen. Besonders oft passierte das, wenn ich den Stift nur zur Seite legte.
Smart Keyboard Folio
Das Smart Keyboard Folio ist ähnlich wie das Smart Keyboard für ältere iPads, mit dem großen Vorteil, dass der komische Origami-Mechanismus wegfällt. Die Hülle hält komplett magnetisch und lässt sich mit dem iPad wie ein Buch zusammenklappen. Soweit so gut, doch die Magneten im Folio bereiten mir noch ein wenig Kopfzerbrechen. Gut, egal wie schief ich das Ganze halte, das iPad fiel bisher noch nie heraus. Allerdings reicht nur ein leichtes Drücken, um das Tablet aus seiner aktuellen Position zu bringen.
Im Vergleich zum älteren Smart Keyboard ist neu, dass es zwei verschiedene Blickwinkel gibt. Meistens verwendete ich die zweite Stufe, da diese für mich zum Arbeiten angenehmer ist. Doch wenn ich bei meinem Schreibtisch sitze zum FaceTimen, eignet sich der steilere Winkel besser, da ich hierfür meist in einer nicht so aufrechten Position sitze.
Das Gefühl der Tasten ist komplett gleich wie bei der Vorgängerversion der Tastatur. Hier veränderte Apple rein gar nichts, was mich auch gar nicht störte. Ein großer Pluspunkt dieser Tastatur ist nämlich auch, dass keine Flüssigkeiten oder kein Schmutz eindringen und die Tasten somit beschädigen kann.
Warum kein Magic Keyboard?
Aber David, warum hast du nicht das neue Magic Keyboard, bei dem das iPad Pro sogar in der Luft schwebt?
Im Vorfeld machte ich mir viele Gedanken darüber, welche Tastatur es zu meinem iPad sein sollte. Klar, das Magic Keyboard in Kombi mit dem iPad sieht erstens einmal super futuristisch aus. Noch dazu tippt es sich etwas weicher und die Tasten sind hintergrundbeleuchtet. Und oben drauf bekommt man auch ein kleines Trackpad. Wenn es dann aber an die Verwendung mit dem Stift geht, muss man das iPad Pro 11“ (2020) aus der Halterung nehmen und es ohne Schutz auf den Tisch legen. Da dieses Szenario bei mir ziemlich häufig vorkommt, kam das Magic Keyboard für mich einfach nicht in Frage, da ich mein iPad ungern durch Herumschieben zerkratzen möchte.
Bereue ich diese Entscheidung? Nein, keineswegs. Ich bin diese Tasten bereits gewohnt, und ich schrieb mit dieser iPad-Tastatur-Kombination bereits mehrere Artikel und Testberichte für TechnikNews, unter anderem auch diesen hier. Das Magic Keyboard würde mich im Alltag einfach einschränken, und das trotz den Pluspunkten, die es mit sich bringen würde.
Bitte versteht mich aber nicht falsch! Wenn einer von Euch den Stift überhaupt nie benötigt und dafür den ganzen Tag auf seinem iPad Texte tippt, ist das Magic Keyboard ganz klar die bessere Wahl.
Spezifikationen
Das iPad Pro aus 2020 wird von dem hauseigenen A12Z Bionic angetrieben. Das ist im Grunde der A12X Bionic aus 2018 mit der Ausnahme, dass ein weiterer Prozessor-Kern der Grafikeinheit aktiviert wurde. Aber merkt man das im Alltag? Nope! Trotzdem kann man das iPad so gut wie gar nicht in die Knie zwingen. Während meines Tests gab es weder einen Absturz von iPadOS oder irgendeiner App, noch irgendwo längere Wartezeiten. Dabei war es egal, ob ich mit einigen Tabs in Safari surfte, oder ob ich Oceanhorn 2 zockte und Fotos mit Photoshop oder Lightroom bearbeitete. Hier wird das iPad seinem Namen ganz klar gerecht. Zahlentechnisch sieht es so aus, dass das Tablet in Antutu 712.218 Punkte erzielt, im Geekbench Single-Core-Score sind es 1.120 Punkte und beim Multi-Core-Score haben wir 4.643 Punkte. Verglichen mit dem A12X ist das nur ein sehr geringer Sprung und im Single-Score wird der Prozessor sogar schon vom neuen A14 Bionic überholt.
Ich besitze die Einsteiger-Version des iPad Pro, was heißt, dass meine Ausführung 128 Gigabyte Speicher hat. Für alle, die damit nicht auskommen, bietet Apple auch Optionen mit mehr Speicher, maximal sind es aber ein Terabyte. Eine Variante mit 64 Gigabyte bietet man nicht mehr an. Zwar kam ich mit dieser Größe immer gut aus, dennoch ist mehr Speicher für den gleichen Preis immer Nice-To-Have. Da ich meine Daten sowieso in der Cloud auslagere, belege ich aber auch jetzt nicht mehr vom verfügbaren Platz als vorher. Alternativ kann man seinen Dateien auch auf externe Speichermedien schieben – das ist seit dem Release von iPadOS 13 erst so richtig möglich.
Der RAM im Apple iPad Pro 11“ (2020) ist sechs Gigabyte groß. Damit sollte jeder zurechtkommen können. Mir gelang es nie, dass ich viele Apps gleichzeitig nutzte und eine davon neu laden musste. Auch für das Verwenden von größeren Apps reicht der Arbeitsspeicher auf jeden Fall aus.
Die Akkulaufzeit kam mir bei der Verwendung nie in die Quere, so wie man das auch von anderen iPads bereits kennt. Der Akku fasst dabei 28,65 Wattstunden. An einem meiner üblichen Tage kam ich mit dem Akku ohne weiters durch den ganzen Zeit mit einer Laufzeit von etwa acht bis neun Stunden. Dank des beiliegenden 18-Watt-Netzteils ist das Tablet auch schnell wieder einsatzbereit. In meinem Test dauerte eine volle Ladung in etwa zwei Stunden. Das ist viel besser als noch mit dem 5-Watt-Stecker, den Apple mit älteren Modellen mitlieferte.
Für eine Verbindung zum Internet steht in allen Konfigurationen Wi-Fi ac für Verbindungen mit 2,4-Gigahertz- und 5-Gigahertz-Netzwerke zur Verfügung. Optional gibt es gegen einen kleinen Aufpreis eine Version mit LTE-Modul. 5G können die iPads bis dato noch nicht.
Software
Zwar kommt das iPad Pro noch mit iPadOS 13 ab Werk (in der Regel ist es derzeit noch iPadOS 13.7), dafür kann man das Update für iPadOS 14 bereits bei der Einrichtung herunterladen und installieren. Auch im Betriebssystem für das iPad sind die neuen Homescreen-Widgets die große Neuerung. Sie werden in der Seitenleiste, die Apple mit iPadOS 13 einführte, platziert – leider können sie nicht quer über den Homescreen verteilt werden.
Mit iPadOS 13.4 kam die Unterstützung für externe Mäuse und Trackpads dazu. Entweder benutzt man dabei ein Zubehör wie das vorher erwähnte Magic Keyboard, um von der Funktionalität Gebrauch zu machen, oder man setzt auf eine eine Maus oder ein eigenes Trackpad. Ist ein solches Eingabegerät erstmal verbunden, erscheint bei der Verwendung von diesem ein kleiner kreisförmiger Cursor auf dem Bildschirm. Das Besondere an der ganzen Sache ist, dass sich dieser an den Kontext der aktuellen Software anpassen kann. Ist man zum Beispiel am Homescreen und berührt ein App-Icon, nimmt der Cursor die Form von diesem an. Oder in Notizen oder Word wird er zu einem kleinen Textmarker, um leichter einzelne Stellen oder größere Passagen markieren zu können. In meinen Augen machte Apple bei der Integration der Unterstützung alles richtig. Alles fühlt sich so logisch an, da die Bedienung präzise auf das iPad abgestimmt wurde. Selbst als Neuling muss man sich keine großen Gedanken über die Funktionsweise machen.
Natürlich lässt sich die Oberfläche auch weiterhin mit dem Finger, dem Apple Pencil oder mit Tastenkombinationen auf einer Tastatur bedienen. Die Besonderheit bei der Verwendung mit dem Apple Pencil ist, dass man in Textfelder schreiben kann, um diese auszufüllen. Apple nennt das „Kritzeln“. Ich verwendete das in meinem Test kaum, da das System sich mit meiner Handschrift in den seltensten Fällen anfreunden kann und lieber falsche Ergebnisse ausspuckt. Ich glaube aber nicht, dass meine Schrift jetzt übermäßig grässlich ist.
Der App Store haucht dem iPad Pro erst so richtig das Leben ein. Egal wonach man sucht, der App Store bietet gefühlt für alles eine passende App. Sei es MindNode zum Erstellen von MindMaps, Word oder das fabelhafte Ulysses zum Schreiben von Texten, Todoist zum Verwalten seiner Aufgabe, GoodNotes für handgeschriebene Notizen, Google Drive zum Aufbewahren von Dateien oder YouTube und Netflix für Unterhaltung zwischendurch – der App Store hat sie alle. Ist man mit Apples Marktplatz für Apps noch nicht so vertraut, fällt auf, dass viele Apps entweder kostenpflichtig sind oder ein kostenpflichtiges Abonnement nach der Installation anbieten. Das begrüßt vielleicht nicht jeder. Meine Meinung ist, dass der Store wirklich einige Meisterstücke zu bieten hat. Und für gute Produkte, die im besten Fall auch noch meinen Alltag aufpeppen, gebe ich gerne Geld aus. Außerdem sind Apps viel besser an die verfügbare Displayfläche angepasst (mit ein paar lausigen Ausnahmen wie Instagram). Bei Android-Apps auf Tablets ist das weitestgehend nicht der Fall. Mit dem App Store bekommt man auch Zugang zu Apple Arcade. Das ist ein Spiele-Abo, bei dem man für rund fünf Euro pro Monat oder rund 50 Euro pro Jahr Zugriff auf mehrere 100 Premium-Titel bekommt.
Ansonsten veränderte sich das OS im Vergleich zum Vorjahr nicht, weshalb ich Euch empfehle, dass ihr bei meinem iPad-Air-3-Testbericht, der oben verlinkt ist, vorbeischaut, wenn ihr mehr Details erfahren wollt. Meine Highlights sind nach wie vor der integrierte Dark-Mode und die vielen Multitasking-Möglichkeiten. Slide Over, was eine Option ist, beschrieb ich vor einem Jahr hier genauer.
Bei der Verwendung des Systems fielen mir hier und da kleine Fehler auf. Diese schränkten zwar das Benutzererlebnis nicht ein, auffällig waren sie dennoch. Beispielsweise machte mir das Screenshot-Menü mehrfach Ärger. Das ist nicht schön und Apple könnte das bestimmt besser. Allerdings ist es nicht so schlimm wie mit iPadOS 13, und ehrlich gesagt bin ich diese kleinen Bugs mittlerweile auch schon ein wenig gewohnt – so komisch es auch klingen mag. Oft werden diese aber durch das Installieren von Softwareupdates behoben.
Kamera
Schauen wir uns nun auch noch die Kameras kurz an. Prinzipiell bin ich nach wie vor der Meinung, dass ein Tablet als Hauptkamera absolut ungeeignet ist (wozu gibt es sonst überhaupt Smartphones?). Allerdings glaube ich auch, dass das iPad als „Ersatzkamera“ in manchen Situation ganz praktisch sein kann – so werde ich es auch bei der Bewertung einstufen.
Auf der Rückseite haben wir eine Dualkamera, wobei es einen Weitwinkel-Sensor mit 12 Megapixel (f/1.8) und einen Ultraweitwinkel-Sensor mit 10 Megapixel (f/2.4) gibt. Hiermit ist nicht nur die Aufnahme von normalen Bildern, sondern auch das Knipsen von Panoramas und Portraits, möglich. Die Ergebnisse sehen für ein Tablet sehr gut, scharf und farbenfroh aus – man kann diese auf jeden Fall verwenden, sollte man einmal kein iPhone zur Hand haben. Sobald die Lichtverhältnisse dann aber schlechter werden, ist Schicht im Schacht.
Ebenfalls verbaute Apple auf der Rückseite einen LiDAR-Sensor für Anwendungen mit Augumented Reality (AR). Dieser misst, wie lange es dauert, bis ein gesendeter Lichtstrahl von einem Objekt reflektiert wird und wieder ankommt. Dadurch können AR-Objekte genauer platziert und Fotos in schlechten Lichtverhältnissen detaillierter werden.
Die Frontkamera löst mit sieben Megapixel auf (f/2.2) und kann Videos in 1080p aufnehmen. Dank der Sensoren für Face ID unterstützt auch diese den Portrait-Modus und das Animoji-Feature. Sollte man einmal das Bedürfnis haben, Selfies mit dem iPad zu knipsen, reicht auch die Frontkamera total aus. Viel eher kommt diese aber beim FaceTimen zum Einsatz. Für meine Gesprächspartner war ich immer ausreichend scharf und naturgetreu im Hinblick auf die Farben dargestellt. In schlechterem Licht gab es dann aber immer ein leichtes Rauschen.
Preise und Verfügbarkeit
Das iPad Pro bekommt man unter anderem bei Apple, bei Amazon und bei MediaMarkt. Für die Einsteiger-Konfiguration muss man 879 Euro (UVP) hinlegen. Der Apple Pencil kostet zusätzlich 135 Euro und für das Smart Keyboard Folio verlangt Apple ganze 199 Euro. Ist man am Magic Keyboard interessiert, so muss man noch ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Apple ruft hierfür 339 Euro auf.
Apple iPad Pro 11“ (2020): Fazit
Das iPad Pro ist ein hilfreicher Begleiter im Alltag. Es ist kompakt, leicht und handlich, bietet eine zuverlässige Performance und eine lange Akkulaufzeit und im App Store bekommt man jede App, die man zum Erledigen seiner Aufgaben braucht. Der Sache mit der Leistung des Prozessors im Vergleich zu der des A14 Bionic im iPad Air 4 und der damit verbundenen Zukunft des kleineren Pros sehe ich kritisch ins Auge. In Puncto Prozessor überholt das günstigere iPad bereits das teurere Pro, und bei allen anderen Aspekten kommt das Air schon gefährlich nahe an das iPad Pro mit 11 Zoll heran. Der einzige wirkliche Mehrwert des kleinen iPad Pro ist derzeit nur das ProMotion-Display und die schnelleren Übertragungsraten des USB-C-Anschlusses. Vermutlich wird ein neues iPad Pro dem Air wieder eindeutig überlegen sein, doch derzeit würde ich den meisten Interessenten das Air anstelle des kleinen Pros empfehlen – somit dürfte es dieses in den nächsten Monaten etwas schwerer haben.
An der Verarbeitung konnte ich nichts aussetzen. Ich werde aber trotzdem vorsichtiger mit dem Gerät umgehen, da ich nicht will, dass sich mein iPad verbiegt oder dass sonst irgendwas in die Richtung passiert. Auch hoffe ich, dass die Displayränder in Zukunft nicht noch dünner werden, da man so das Tablet nicht mehr ordentlich angreifen kann. Mit dem Apple Pencil und dem Smart Keyboard Folio war ich soweit auch zufrieden. Apple könnte ich Zukunft nur die Empfindlichkeit beim Doppeltippen-Feature ein wenig zurückschrauben.
Die Kameras sind zwar keineswegs so gut wie in den iPhones, für gelegentliche Aufnahmen reichen sie aber auf jeden Fall aus.
iPadOS machte bei der Benutzung prinzipiell sehr viel Spaß, allerdings sind die ständigen Fehler in der Software etwas nervig. Ich hoffe, dass Apple das in Zukunft besser in den Griff bekommt, auch wenn iPadOS 14 schon viel stabiler ist als es iPadOS 13 war. Dafür gefielen mir Dinge wie die Cursor-Integration wieder sehr gut. Apple legte sehr viel Wert darauf, dass die Bedienung so natürlich wie möglich wirkt. Und das gelang in meinen Augen ausgezeichnet.
Ob ich das iPad Pro empfehlen kann, hängt also davon ab, für was man es benötigt. Für kreatives Arbeiten zum Beispiel eignet sich sich perfekt. Dank der verfügbaren Rechenleistung laufen auch grafikhungrige Anwendungen wie geschmiert. Zählt man sich selbst nicht zu dieser oder einer ähnlichen Zielgruppe, ist das Air 4 auf jeden Fall auch eine besser Wahl.