iPad Air 3 (inkl. Zubehör) im Test: Wer braucht ein iPad Pro?
Im Frühjahr stellte Apple ganz heimlich via Pressemitteilung das iPad Air 3 vor. Man verkauft dieses als Mittelklasse-Gerät, obwohl es sich nicht mal so sehr vom iPad Pro unterscheidet. Mein Test.
Schauen wir uns zu Beginn an, womit wir es hier eigentlich zu tun haben, denn der Hersteller hat gleich mehrere Tablets im Sortiment – fangen wir beim preislich günstigsten Gerät an. Da hätten wir das iPad 7, das mit 32 Gigabyte Speicher und einem vergleichsweise älteren Prozessor daherkommt. Danach kommen schon das iPad Air 3 und das iPad mini, die in der Mittelklasse angesiedelt sind und ganz oben hätten wir das iPad Pro. So, jetzt wo das geklärt ist, können wir mit dem eigentlichen Bericht anfangen.
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Unboxing und Ersteinrichtung
Apple packte das aktuellste iPad Air in eine Firmen-typische Verpackung. Das heißt, dass auf der Oberseite ein Foto des Produkts sichtbar ist, auf den Seiten jeweils zwei Apple-Logos und zweimal der Produktname. Einmal die ganz äußerste Plastikschicht entfernt, lässt sich der Deckel (etwas schwierig, aber doch) anheben. Schon bekommt man das Air zu Gesicht. Darunter: Ein Lightning-zu-USB-Kabel, ein (viel zu langsamer) Fünf-Volt-Adapter, einige Zettel und die obligatorischen Apple-Sticker. Die erste Einrichtung des iPads ist denkbar simpel. Einfach das Gerät einschalten, die Sprache und das Land auswählen, die Apple ID eingeben, mögliche Backups importieren und kurz warten, bis die Software die letzten Dinge automatisch konfiguriert. Nach gut 15 Minuten kann der Nutzer sein neues Tablet auch schon verwenden.
Zum iPad gibt es aber auch noch zwei zusätzliche, separat erworbenen Verpackungen. In der ersten befindet sich der Apple Pencil mit einem kleinen Ladeadapter, einer Reservespitze und etwas Papierkram. Den Stift richtet man ein, indem man am iPad Air 3 Bluetooth aktiviert und ihn am Lightning-Port ansteckt. Schon nach wenigen Sekunden sollte eine Kopplungsanfrage erscheinen. In der Schachtel, die mit dem Smart Keyboard, findet man einzig und allein das Tastatur-Cover, das einfach bei den Smart-Konnektoren angeschlossen wird.
Design und Verarbeitung
Das aktuellste Air gehört noch zu den iPads mit dem „alten“ Design. Das heißt, dass die Ecken und Kanten zu den Seiten hin abgerundet wurden und noch ein Homebutton und der Kopfhöreranschluss vorhanden sind. In diesem Homebutton versteckt sich der obligatorische Sensor für Touch ID, mit dem man sein iPad entsperren und Käufe im App Store tätigen kann. Zwar konnte ich die neuere Technologie, nämlich Face ID, noch nicht ausprobieren, aber ich vermute, dass mir Touch ID besser gefällt im Vergleich. Immerhin reicht es, die Taste zu drücken, damit das Tablet entsperrt wird. Mit dem „alten“ Aussehen kommen auch etwas dickere Displayränder als bei den aktuellen iPad Pros. Ich dachte zuerst, dass mich das ein wenig stört, da ich im Normalfall ein Fan von dünnen Rändern bin, doch ich konnte mich an die Abstände bis hin zum Touchscreen gewöhnen.
Beim iPad Air 3 setzt Apple (wieder) auf einen Lightning-Anschluss für das Laden und den Datenaustausch – kein USB-C. Zuerst störte es mich ein wenig, dass ich nun ein weiteres Kabel und weitere Adapter brauche, doch auch diese Gedanken verflogen nach einigen Tagen. Dennoch denke ich, dass mein nächstes iPad USB-C haben wird, da ich so weniger Kabel und Dongles mit mir herumtragen muss. Rechts sitzt dann noch der Einschub für die SIM sowie der Regler für die Lautstärke, oben dann der Powerbutton.
Neben dem Anschluss fallen dann zwei Lautsprecher-Gitter auf. Es bleibt auch bei den beiden, den Stereoeffekt bekommt ein Käufer des iPad Air nicht. Zwar nutze ich in 99 Prozent der Fälle Kopfhörer für den Mediengenuss, dennoch griff ich ein paar Mal auf die integrierten Speaker zurück. Klar, sie sind bei Weitem nicht so gut wie die des iPad Pro, aber sie sind eben auch nicht grottenschlecht. Der Sound ist sehr klar und laut und reicht für den gelegentlichen Musikgenuss allemal. Es kann dennoch hin und wieder passieren, dass die Gitter für die Lautsprecher unabsichtlich verdeckt werden.
Eine Besonderheit sind die drei Punkte auf der linken Seite, das sind die Konnektoren für das Smart Keyboard von Apple.
Das iPad besteht vollständig aus Aluminium auf der Rückseite und Glas auf der Vorderseite. Das ganze Paket fühlt sich sehr hochwertig an und geht auch nicht so leicht kaputt. Dennoch ist es mit einem Gewicht von 456 Gramm (464 Gramm mit LTE) sehr leicht. Mir fiel das Gerät einmal vom Tisch und es trug keinen einzigen Kratzer davon. Die Firma aus Cupertino verkauft das Gerät außerdem in mehreren Farben: Space Grau (mein Modell), Silber und Gold.
Display: Ohne 120-Hertz-Wiederholungsrate
Das Display des aktuellsten Modells der Air-Reihe ist 10,5 Zoll groß und löst mit 1668 x 2224 Pixeln auf. Es unterstützt True Tone, was heißt, dass sich die Farbtemperatur des Panels an das Umgebungslicht anpasst. Wenn es also draußen dunkler ist, wird das Bild leicht orange, da das die Augen in der Dunkelheit schont. Ist standardmäßig aktiviert, kann aber in den Einstellungen ganz einfach deaktiviert werden – habe ich auch gemacht, da mich das ständige Wechseln der Farbe störte und die unechten Farben bei der Bildbearbeitung stören. Ich hörte aber auch schon von vielen Seiten, dass man mit dem True-Tone-Feature sehr zufrieden sei.
Was ebenfalls nicht unterstützt wird, ist die 120-Hertz-Wiederholungsrate, nein, wir bekommen hier nur 60 Hertz. Doch was macht das für einen Unterschied? Das Display des iPad Air 3 aktualisiert seinen Inhalt 60 Mal pro Sekunde, was 60 Hertz entspricht. Das sind wir von den meisten Smartphones, Tablets, Laptops und PCs bereits gewohnt, es ist also quasi der Standard. Der Unterschied zu 120 Hertz ist, dass das Ganze sehr viel wackliger im Vergleich aussieht, da weniger Aktualisierungen vorgenommen werden. Das fällt aber meiner Meinung nicht auf, wenn man nicht schon mal ein Gerät beziehungsweise iPad mit einer solchen Wiederholungsrate benutzte. Heißt, dass mich die 60 Hertz gar nicht störten und es den meisten Käufern sehr wahrscheinlich ähnlich gehen wird.
Zubehör: Apple Pencil und Smart Keyboard
Kommen wir jetzt nochmal im Detail zum Zubehör, das ich mir für das iPad Air 3 kaufte, nämlich den Apple Pencil und das Smart Keyboard.
Beginnen wir beim Apple Pencil, welcher mir grundsätzlich sehr zusagt. Er liegt wie ein Bleistift in der Hand, ist sehr leicht und nach einigen Tagen ist das Schreibgefühl, welches durch die glatte Oberfläche zu Beginn ungewohnt wirkt, auch sehr toll. Meine Freundin meinte einmal sogar, dass meine Handschrift damit schöner als auf Papier sei. Er hat aber auch noch einige Nachteile, die Apple zum Teil bei der zweiten Generation für das aktuelle iPad Pro behob. Der wohl größte Minuspunkt ist das Fehlen eines Magnets, was heißt, dass man den Stylus immer separat in die Hand nehmen oder auf ein Drittanbieter-Gadget zurückgreifen muss, in dem der Stift aufbewahrt werden kann. Auch nicht schön: Der Ladevorgang. Während man die zweite Generation einfach ans iPad Pro pinnt, wird die erste Generation über den Lightning-Port geladen. Das sieht nicht nur komisch aus, sondern ist auch extrem unpraktisch. Zudem kann die Schutzkappe vom Pencil sehr leicht verloren gehen. Zu guter Letzt fiel mir auf, dass die Stiftspitze leicht Kratzer bekommen kann, weshalb sich in der Verpackung Reserve befindet.
Weiter geht es mit dem Smart Keyboard. Auch für das iPad Air bietet Apple nur die erste Generation an, die zweite ist wieder nur mit dem iPad Pro kompatibel. Das hat einen Vorteil, aber auch einen Nachteil. Das Gute daran ist, dass das Cover so gefaltet werden kann, dass sich das iPad in einen kleinen Standfernseher verwandelt. Das Schlechte ist aber wiederum, dass es einige Tage dauern kann, bis man sich mit dem etwas komplizierten Faltmechanismus anfreundet. Noch dazu ist das Arbeiten auf dem Schoß und unebenen Oberflächen eher unpraktisch, da das Tablet sehr leicht umkippt. Das Schreibgefühl ist in meinen Augen jedoch sehr gut.
Ausstattung
Und nun wollen wir einen Blick in das Innere des iPads werfen. Angetrieben wird das Gerät von einem A12 Bionic, der in den letztjährigen iPhones zum Einsatz kam, dazu gibt es drei Gigabyte an Arbeitsspeicher. Letzteres mag vielleicht etwas mau aussehen, reicht aber überraschend gut aus. RAM-Management ist etwas, was Apple scheinbar sehr gut kann. Bei der Speicherkapazität kann der Nutzer zwischen zwei verschiedenen Optionen wählen: 64 Gigabyte und 256 Gigabyte. Ein SIM-Karten-Slot, womit sich das iPad in das Internet einwählen kann, ist optional. Ich habe das LTE-Modell mit 64 Gigabyte und muss sagen, dass ich mit der Wahl sehr zufrieden bin. Die Wahl der Speichergröße bereue ich nicht, obwohl es „nur“ 64 Gigabyte sind – ich habe gerade Mal 20 Gigabyte davon belegt. Mit der Performance hatte ich auch nie Schwierigkeiten, der A12 Bionic kommt mit allen Aufgaben prima zurecht – von einfachem Browsen bis hin zur Fotobearbeitung mit der neuen Photoshop-App funktioniert alles reibungslos.
Der Akku ist Fluch und Segen zugleich. Kommen wir zuerst zum Segen, was die Größe der Batterie wäre. Mit 8134 Milliamperestunden ist es mir möglich, das Tablet mindestens einen ganzen Tag zu verwenden, sodass ich am Abend trotzdem mindestens noch 30 Prozent Restladung habe. Ist das gute Stück dann Mal leer, kommt der Fluch zum Vorschein, das ist die Ladegeschwindigkeit. Das Problem ist hier, dass Apple nur ein 10-Watt-Netzteil beilegt, wodurch es gern Mal 3,5 Stunden (wtf?!) dauern kann, bis der Akku wieder voll ist. So etwas darf im Jahr 2019 einfach nicht mehr sein. Die logische Konsequenz für mich war hier auf Amazon zu gehen, um mir einen schneller Netzadapter zu kaufen. Das machte die Situation um einiges erträglicher.
Software: iPadOS
Weiter geht es mit der Software. Als ich mir das iPad Air 3 zulegte, lief darauf noch iOS 12. Bereits schon eine Woche später stand das Update auf iPadOS 13 zur Verfügung – und das machte das Gerät nur noch besser, wie ich finde.
Auf den ersten Blick änderte sich einmal gar nichts. Alles sah so aus, wie man es vor dem Update vorfand. Geht man dann in die Einstellungen, wird es schon spannender. Da gibt es dann auf einmal eine Option für einen systemweiten Dark-Mode und eine Option für das Anzeigen von mehr Apps pro Homescreen-Seite. Noch dazu hat auch die Widget-Leiste am Startbildschirm einen Platz. Doch da hört es nicht auf. Man kann nun auch Computermäuse und externe Speichermedien verwenden. Ein verbessertes Multitasking mit der Möglichkeit, mehrere Instanzen einer App gleichzeitig zu verwenden, ist auch mit an Bord. Gleich wie ein neues Slide-Over-Fenster.
Es gibt aber leider auch einige Bugs, welche zwar die Benutzung nicht unangenehm einschränken, dennoch auffallen. Dazu gehört der Fehler, dass sich das Dock oft falsch ausrichtet, der Rest vom Homescreen aber richtig. Zudem ist es ein wenig störend, wenn gefühlt täglich ein neues Systemupdate erscheint.
Ein Blick in den App Store genügt allerdings, um meine Laune wieder zu heben. Dort gibt es nämlich jede Menge Apps, die sehr nett gestaltet wurden und echt nützlich sein können. In der Schule nutze ich zum Beispiel GoodNotes in Verbindung mit dem Apple Pencil, gleich wie MyScript Calculator oder PDF Expert 7 von Readdle. Ebenfalls findet man dort die exklusiven Apple-Arcade-Games. Nett ist außerdem, dass man ein Jahr Apple TV+ mit dem Kauf geschenkt bekommt.
Durch das Update verbesserte sich außerdem der Safari-Browser. Dieser gaukelt Webseiten nun vor, dass das iPad ein Mac ist, weshalb nun Seiten wie WhatsApp Web plötzlich funktionieren. Zudem kann man nun besser mit Seiten wie Google Docs arbeiten, außerdem implementierte Apple einen anständigen Download-Manager.
Kamera
Zwar hat das iPad eine Acht-Megapixel-Kamera mit einer f/2.4 Blende und Videoaufnahmen mit 1080p, allerdings habe ich die Kamera nicht wie eine eines Smartphones beurteilt, da ich persönlich mit einem Tablet keine Fotos mache. Ich verwendete das Gerät hauptsächlich zum Einscannen von Unterlagen und Dokumenten – dafür reichte die Linse allemal aus. Die 1080p-Frontkamera hat eine Sieben-Megapixel-Auflösung. Für Videotelefonate mit FaceTime reicht die aus, für das Selfie-Knipsen greife ich aber auch hier lieber zum Smartphone.
Preise und Verfügbarkeit
Das iPad Air 3 kauft man sich am besten bei Apple selbst, weil man dort flexibel zwischen den Konfigurationen und den Farben wählen kann. Der Startpreis liegt bei 549 Euro. Der Aufpreis auf 256 Gigabyte kostet fast 200 Euro, während für das Upgrade auf die LTE-Variante 140 Euro fällig werden.
iPad Air 3: Fazit
Im Endeffekt kommt es auf zwei Dinge an, die entscheiden sollten, ob man sich ein iPad Pro kauft oder mit dem iPad Air schon auskommt. Die erste der beiden Sachen ist das Design. Das Pro ist das erste Apple-Tablet seit langem mit einer neuen Optik, während das Air noch mit dem „alten“ Aussehen daherkommt. Die zweite Sache ist das Display. Der Touchscreen meines Modells hat noch eine 60-Hertz-Wiederholungsrate, das teurere Modell von Apple bietet 120 Hertz, was besonders beim professionellen Arbeiten schon einmal einen Unterschied machen kann.
Ich selbst bereue den Kauf des iPad Air 3 nicht. Das Gerät ist im Alltag sehr zuverlässig und bis auf das Programmieren für die Schule und meinen Nebenjob kann ich auf dem Ding alles erledigen, worauf ich gerade Lust habe. Auch Artikel für TechnikNews schreiben und veröffentlichen geht sogar überraschend gut.
Und so gut die Akkulaufzeit des iPads auch ist, umso schlimmer ist die Länge der Ladezeit. Ich hoffe doch sehr, dass mit der nächsten Generation der Air-Reihe ein schnelleres Netzteil mitgeliefert wird.