Windows 11 ist da: Alle neuen Funktionen und Neuerungen im Überblick
Microsoft hat am heutigen Abend offiziell den Nachfolger von Windows 10, jetzt also Windows 11, vorgestellt. Dieser soll die gewohnten Funktionen designtechnisch aufhübschen und noch besser zu bedienen sein. Wir haben alle neuen Funktionen für Euch in der Übersicht zusammengefasst.
Eigentlich war gar keine Neuauflage geplant – Windows 10 sollte die letzte Versionsnummer für Microsoft bleiben. Am Donnerstagabend hat man in knapp 45 Minuten nun doch im Rahmen des Microsoft Event einen neuen Windows-Nachfolger präsentiert. Für das Marketing dürfte das aber nicht so optimal gewesen sein: Bei neuen Windows-Updates gibt es deutlich weniger Berichterstattung und Aufregung wie bei neuen macOS-Versionen bei Apple. Einiges soll sich mit Windows 11 doch ändern, wenn auch manchmal nur im Detail. Wir haben uns die wichtigsten Funktionen herausgepickt und stellen sie Euch im kommenden Artikel vor.
Zum Abschnitt springen
Die wohl größte, offensichtlichste Änderung gibt es mit dem Startmenü und der Taskleiste. Seit Jahren setzt man auf ein aufpoppendes Startmenü – eben als „Menü“ – welches nun zum eigenen Fenster wird. Im Juli 2015 mit dem Release von Windows 10 wurde dieses dann nach dem Vollbild-Fenster von Windows 8 wieder zum Menü. Aufrufbar schon seit Windows-Urgesteinsversionen immer im linken Eck.
Außerdem war die Taskleiste immer links angeordnet, welche mit Windows 11 nun standardmäßig in die Mitte wandert. Falls eingefleischte Windows-Fans nun Gänsehaut bekommen: Die Positionierung lässt sich künftig in den Einstellungen der Taskleiste ganz individuell anpassen.
Auch zieht ein neues Video-Icon in die Taskleiste ein – ja, dabei handelt es sich um Microsoft Teams. Dieses wird künftig direkt in Windows integriert sein und nicht mehr als eigene App agieren. Ein Klick auf das Icon gibt direkten Zugriff auf kürzliche Chats und Kontakte. Das Ende von Skype mit Fokus hin zu Microsoft Teams scheint auf längerfristige Sicht somit auch eingeleitet, ersteres wird ja seit Jahren mit Windows 10 vorinstalliert. Skype gehört gemeinsam mit 3D Viewer, OneNote und Paint 3D mit Windows 11 nun nicht mehr standardmäßig zum Lieferumfang.
Windows Widgets
Statt den Widgets und bewegenden Kacheln direkt im Startmenü, widmet man ihnen nun einen komplett eigenen Abschnitt. Einen Vorgeschmack darauf gibt uns bereits jetzt – welch Überraschung – das neue Update in Windows 10, welches ein Wetter- & News-Widget in die Taskleiste gebracht hat. So in etwa wird es auch in Windows 11 aussehen, nur kann man dort nicht nur das Wetter und Nachrichten, sondern auch Widgets von anderen Apps sehen.
Neue Fenster-Anordnung mit „Snap Layouts“ & „Snap Groups“
Microsoft möchte mit Windows 11 auch die Produktivität erhöhen. Einen Teil dazu sollen die „Snap Layouts“ im Zusammenspiel mit den „Snap Groups“ beitragen, welche mehrere Fenster anordnen und genau in dieser Anordnung auch abspeichern können. In der Titelleiste der Programme wird es durch längeres mit der Maus auf den Maximieren-Knopf „bleiben“ in der Mitte ein Menü geben, welches alle aktuell am Bildschirm sichtbaren Fenster schnell in Layouts anordnen kann – die „Snap Layouts“. Diese Layouts sollen automatisch an die Bildschirmgröße angepasst werden und beim Anstecken an einen Monitor oder Beamer auch entsprechend neu skalieren. Minimiert man eine Anwendung, nimmt sie beim Öffnen wieder exakt ihren Platz und Größe ein.
Darüber hinaus hat man noch Verbesserungen für mehrere Desktops angekündigt – die es ja auch schon in Windows 11 gibt. Dort soll man wirklich personalisierte Desktops für Arbeit, Schule und Freizeit anlegen können – mit jeweils eigenen Apps am Schirm und nicht nur den gewünschten Fenstern.
Android-Apps in Windows 11
Im Vorhinein war bereits einiges zu Windows 11 durchgesickert, aber sicher nicht das: Android-Apps laufen nun auch in Windows. Wohlgemerkt ohne Emulator, sondern direkt nativ auf dem System. Eine Android-App erhält somit auch eine komplette Titelleiste mit den üblichen Minimieren-, Maximieren- und Schließen-Buttons, gemeinsam mit einem Zurück-Button. Auch werden diese komplett in die Taskleiste integriert, lassen sich dort also auch anheften und von dort aus direkt starten. Hier arbeitet man mit dem Amazon AppStore und Intel zusammen. Google Play Apps wird es somit wohl nicht geben, auch gibt es keine Google Play Dienste.
Schnellere Updates, kürzeres Warten
Der Albtraum jedes Windows-Nutzers ist wohl der gelbe Punkt des Power-Buttons beim Ausschalten des eigenen Computers, welcher auf ein ausstehendes Update hinweist. Hat man dann nicht unbedingt die schnellste Festplatte und Prozessor, kann das Herunterfahren und darauffolgende Starten einige Zeit dauern. Microsoft ist sich dessen bewusst und möchte mit Windows 11 hier endlich deutliche Verbesserungen bringen – mit im Hintergrund installierenden Updates und deutlich kleineren Update-Größen. Konkret sollen die Windows Updates um 40 Prozent kleiner werden.
Auch sollen Dinge wie das Erwachen aus dem Energiesparmodus oder Entsperren und Sperren des PCs nun deutlich schneller und flüssiger laufen. Weniger Akku soll man dabei auch noch verbrauchen – und das Betriebssystem als ganzes noch sicherer als zuvor sein.
Neuer Microsoft Store
Ganz ehrlich, wer nutzt den Microsoft Store wirklich regelmäßig? Da dürften sich nicht viele Nutzer finden. Auch ein Grund für Microsoft, das Thema unter Windows 11 neu anzugehen. Mit gelockerten Regeln, neuem Design und attraktiveren Rahmenbedingungen für Entwickler. Ein Teil davon ist nun die Freistellung des genutzten Bezahldiensts der App – bislang musste bei Apps direkt im Store mit 15 Prozent Abgabe an Microsoft abgerechnet werden. Nun können Entwickler jeden beliebigen Zahlungsdienstleister verwenden.
Die neuen Regelungen zeigen auch schon Wirkung: Ein Fixstarter im neuen Microsoft Store ist Adobe mit seiner Creative Cloud. Auch Apps wie Microsoft Teams, Visual Studio, Disney+, Zoom und Canva sollen schon bald in den neuen Store einziehen. Ja, tatsächlich – nicht mal Microsoft-Programme wie Teams und Visual Studio waren bislang im eigenen Store zu finden.
Designtechnisch hat man den Store nun auch aufpoliert und teilt ihn ganz klar in drei Bereiche auf: Apps, Gaming, Filme & TV. Schneller soll er auch sein und die einzelnen Apps deutlich attraktiver darstellen. Auch die einzelnen App-Raster werden nun endlich gleich groß.
Neue Einstellungen
Die Systemsteuerung in Windows 10 ist nicht optimal – teilweise sehr unordentlich und ein ziemliches Chaos. Microsoft recycelt bei Windows 11 die Einstellungen nicht, sondern beginnt nochmal komplett von vorne. Mit neuem Design, neuer Gliederung und mehr geordneter Darstellung aller Einstellungspunkte. Wie die verschiedenen Menüpunkte in den Einstellungen genau aussehen, hat Microsoft noch nicht ausführlich gezeigt. Die alte Systemsteuerung (vor Windows 10) bleibt weiterhin Teil von Windows, wird aber immer weiter in die neuen Einstellungen migriert.
Gaming
Für Gamer soll das kommende Windows 11 eine deutliche Verbesserung darstellen, auch in Verbindung zur Xbox – so zieht eine komplett neue Xbox Game Pass App in das System ein. Darüber hinaus unterstützt man nun DirectX 12 Ultimate für bessere Grafik bei höheren Frames, „DirectStorage“ für schnellere Ladezeiten bei Games und Auto HDR für verbesserte Farbdarstellung. DirectStorage wird es Spielen ermöglichen, wichtige Teile direkt an die Grafikkarte weiterzugeben, ohne an der CPU zu nagen.
Obendrein wird das neue Betriebssystem die bereits gewohnte Hardware und die dazugehörigen Games von Windows 10 auch weiterhin unterstützen.
Weiteres
Tschüss, Internet Explorer
Mit Windows 11 vollzieht Microsoft nun endlich die komplette Trennung des Internet Explorer, welcher mit der kommenden OS-Version komplett aus dem System geschmissen wird. In Windows 10 ist er aktuell weiterhin im Hintergrund installiert. Der Ersatz dafür bietet der IE-Modus in Microsoft Edge, welcher für nur im Internet Explorer laufenden Webseiten aktiviert werden kann.
Tschüss, Cortana: Endlich stille Windows-Installationen
Hut ab, wer Cortana während einer Installation von Windows 10 nicht stummschalten musste. Die Sprachassistentin verabschiedet sich mit Windows 11 aus dem Installationsprozess und wird auch nicht mehr standardmäßig in der Taskleiste angezeigt, geschweige denn überhaupt aktiviert. Eine Sprachunterstützung ist hinsichtlich Barrierefreiheit aber weiterhin optional möglich, auch bei der Installation.
Weitere unter Windows 11 nicht mehr verfügbare Funktionen
Neben Internet Explorer und Cortana verabschiedet sich Microsoft von weiteren Funktionen, welche unter Windows 10 bislang vorhanden waren:
- Bildschirmhintergrund kann nicht zum oder vom Gerät übertragen werden, wenn man mit einem Microsoft-Konto angemeldet ist
- Mathematik-Eingabebereich
- News & Interests in der Taskleiste wird entfernt. Widgets bieten Funktionen, die stattdessen verwendet werden können.
- Schnellstatus vom Sperrbildschirm und die zugehörigen Einstellungen werden entfernt.
- S Modus ist jetzt nur für die Windows 11 Home Edition verfügbar.
- Skype MeetNow wird durch Chat ersetzt.
- Snipping Tool ist weiterhin verfügbar, aber das alte Design und die Funktionalität wurden durch die neue Screenshot-App „Snip & Sketch“ aus Windows 10 ersetzt.
- Start mit folgenden Änderungen:
- Benannte Gruppen und Ordner von Apps werden nicht mehr unterstützt, und die Größe des Layouts kann derzeit nicht geändert werden.
- Angeheftete Apps und Websites werden beim Upgrade von Windows 10 nicht migriert.
- Livekacheln sind nicht mehr verfügbar und wechseln zur neuen Widget-Funktion.
- Tablet-Modus
- Zeitleiste
- Bildschirmtastatur kann keine Tastaturlayouts mehr an Bildschirmgrößen von 18 Zoll oder mehr an- oder abdocken.
- Brieftasche
Verfügbarkeit, Voraussetzungen & Update von Windows 11
Grundsätzlich wird das Upgrade von Windows 10 auf Windows 11 gratis sein und sich wie ein normales Update von Windows 10 anfühlen. Einzig die Systemvoraussetzungen von mindestens 4 GB RAM, 64 GB Speicher oder mehr und einem Prozessor mit 1 Gigahertz (GHz) Taktfrequenz oder schneller mit 2 oder mehr Kernen müssen erfüllt sein. Abseits dessen ist für die Windows 11 Home Edition eine Internetverbindung und ein Microsoft-Konto erforderlich, um die Geräteeinrichtung bei der ersten Verwendung abzuschließen, wie Microsoft auf der Spezifikationsseite angibt.
Windows 11 wird noch dieses Jahr verfügbar sein, das Update für unterstützte Geräte sollen alle bis spätestens Anfang 2022 angeboten bekommen. Ein konkretes Startdatum gibt es nicht. Auch gibt es noch keine Preise für Lizenzen von Windows 11, wenn es sich um kein Upgrade handelt.