Weltweite IT-Ausfälle: Zahlreiche Banken, Flughäfen und Unternehmen stehen still – aber warum?
Nach einem fehlerhaften Update einer Software für Windows-Systeme sorgt dieses für massive IT-Ausfälle weltweit. Tausende Computer, Server und weitere Infrastruktur starten momentan mit einem Bluescreen. Dabei scheint Microsoft selbst mit seiner Azure-Cloud, Microsoft 365 und einige Flughäfen am größten betroffen.
Durch das Ausrollen eines fehlerhaften Updates der Software CrowdStrike für ihre Komponente „Falcon Sensor“ sind zahlreiche Rechner auf der ganzen Welt gestört. Betroffene Hosts booten derzeit mit einer Fehlermeldung und dem typischen, blauen Bluescreen (BOD). Das US-Unternehmen für Cybersicherheit, welches Produkte für den Schutz von Endgeräten wie PCs und Servern in einem Unternehmen anbietet, hat den Fehler bereits bestätigt und das Update zurückgezogen. Dies hilft natürlich nur jenen Systemen, an welchen dieses noch nicht eingespielt wurde.
Somit liegt es nicht, wie fälschlicherweise von anderen Quellen behauptet, direkt an einem Fehler bzw. Ausfall bei Microsoft. Außerdem sind diejenigen, die keine Software von CrowdStrike einsetzen, darunter auch meist Privatpersonen, nicht betroffen.
Zum Abschnitt springen
Workaround verfügbar, fordert aber manuellen Eingriff
CrowdStrike stellt im Supportportal mittlerweile einen Workaround zur Verfügung, für welchen allerdings auf jedem betroffenen System manuell eingegriffen werden muss – da man diese von der Ferne eben nicht mehr erreichen kann. Auf Reddit ist dieser ebenfalls aufgetaucht, da das Supportportal nur nach Anmeldung zugänglich ist:
- Windows im abgesicherten Modus oder in der Windows-Wiederherstellungsumgebung starten
- Zum Verzeichnis C:\Windows\System32\drivers\CrowdStrike wechseln
- Datei(en) nach dem Muster “C-00000291*.sys” finden und löschen
- Host wieder normal starten
Somit nicht wirklich komplizierte Steps, allerdings mühsam, da diese Schritte für jeden einzelnen Host einzeln durchgeführt werden müssen.
Störungen bei Microsoft 365, Flughafen Berlin & Wien, Fluggesellschaften und Krankenhäusern
Update am 21.07.: Insgesamt soll das Problem rund 8,5 Millionen Windows-Systeme betroffen haben, wie Microsoft am Samstag mitteilt. Dies soll weniger als ein Prozent aller mit Windows laufenden Geräte ausmachen.
Weltweit gesehen stehen derzeit zahlreiche Flughäfen still und müssten den Check-in manuell abwickeln. Auch Banken, Fernsehstationen und Supermärkte – besonders in den USA und Australien – sind von den IT-Ausfällen betroffen. Ein Blick auf Europa, bzw. Deutschland und Österreich – wie sieht die Lage hierzulande aus?
Vorübergehend stand auch der Flughafen Berlin komplett still – bis kurz nach 10:00 Uhr konnten keine Flüge starten oder landen. Ebenso gibt es Störungen am Flughafen Wien, welche das Check-in einzelner Airlines betreffen. Derzeit müssten diese bei den betroffenen Airlines Wizz Air, Ryan Air, Eurowings und Turkish Airlines manuell abgewickelt werden. Es könne dadurch zu deutlichen Verzögerungen beim Abflug in Wien kommen.
Auch die Lufthansa und ihre Tochterunternehmen, etwa die Austrian Airlines, sind mit ihren IT-Systemen Amadeus betroffen. So schreibt die Austrian, dass aufgrund einer technischen Störung „Der Aufruf des Profils und von Buchungen ist aktuell nur eingeschränkt möglich. Wir arbeiten an einer Lösung und bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.“ Bei weiteren anderen Airlines ist das Online Check-in momentan nicht verfügbar – kann aber am Flughafen teils (manuell) nachgeholt werden.
Beim österreichischen Bahnverkehr sind die ÖBB derzeit von technischen Problemen am Bahnhof in Bregenz betroffen. Dort könnten momentan keine Züge abfahren – Fernverkehrszüge würden die Sperre abwarten und der Nahverkehr ausfallen. Die Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs sei ebenfalls momentan nicht möglich, wie die ÖBB auf der Fahrplanauskunft schreibt.
Selbst Microsoft war mit der Azure-Cloud teils nur eingeschränkt verfügbar, Probleme beim Zugriff auf das Microsoft 365 Admin Center und ausgewählte Microsoft 365 Dienste gibt es laut der Statusseite aber weiterhin. In Österreich ist im Gesundheitssektor außerdem das Krankenhaus Dornbirn in Vorarlberg betroffen, wie vorarlberg.orf.at berichtet. Dort müssten nicht dringende Operationen momentan verschoben und auf andere Krankenhäuser ausgewichen werden.
Was kann man momentan tun?
Als Privatnutzer lässt sich momentan nur abwarten, bis die gewünschte Dienstleistung, also der Flughafen, die Bank oder das jeweilige Unternehmen die Störung behoben hat. Wie lange die Behebung konkret dauert, hängt von Unternehmensgröße und Anzahl der Systeme ab. Es könnte aber mehrere Tage dauern, bis die IT-Ausfälle behoben sind.
Einige Shops in Amerika haben momentan vorübergehend sogar ihren Geschäftsbetrieb einstellen müssen, da die Kassen nicht mehr funktionieren. Andere machen sich manuelle Methoden zunutze: Etwa stellt ein Flughafen in Indien derzeit handgeschriebene Boardingpässe aus, wie ein „Akshay Kothari“ auf X postet.
The Microsoft / CrowdStrike outage has taken down most airports in India. I got my first hand-written boarding pass today pic.twitter.com/xsdnq1Pgjr
— Akshay Kothari (@akothari) July 19, 2024