Ein Minecraft Film: Eine verrückt-herzliche Story in der Kritik

Schon der Titel „Ein Minecraft Film“ („A Minecraft Movie“) weckt bei Fans Erwartungen – und Skepsis. Kann das meistverkaufte Videospiel der Welt als Live-Action-Abenteuer funktionieren, oder droht pixeliger Leerlauf? Ob daraus ein echter Block-buster wird oder doch nur ein aufpoliertes YouTube-Video mit Hollywood-Budget – das klärt diese Kritik.
Mit wenig Erwartungen betrat ich den Kinosaal – ein weiterer Versuch, ein Videospiel zu verfilmen? Minecraft nahm einen großen Teil meiner Kindheit ein, natürlich war ein Kinobesuch Pflicht – ob ich die richtige Zielgruppe war, bezweifelte ich allerdings. Doch was mich erwartete, war ein überraschend liebevoll inszeniertes Abenteuer, das sowohl Minecraft-Fans als auch Neulinge mitnimmt und mich nicht enttäuscht hat. Unsere Kritik bleibt Spoilerarm, versprochen – Details lassen wir bewusst im Nether verschwinden.
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Story: Klötzchenchaos mit Herz & Eskalation bei „Chicken Jockey“
Die Handlung beginnt mit dem neugierigen Steve (Jack Black), der in einer Mine der „realen Welt“ unter der Erde auf zwei mächtige Artefakte stößt: den „Orb der Dominanz“ und den „Erdkristall“. Diese öffnen das Tor zur berühmt-berüchtigten „Overworld“ – eine bunte, eckige Dimension („Minecraft-Welt“), in der Steve ein neues Leben beginnt. Doch die finstere Piglin-Königin Malgosha (Rachel House) hasst alles Kreative – und so nimmt das Chaos seinen Lauf.
Als Jahre später vier ungleiche Helden (im Bild von rechts nach links) – der abgehalfterte Gaming-Champion Garrett „The Garbage Man“ (Jason Momoa), der junge Tüftler Henry (Sebastian Hansen), die resolute Vermieterin Dawn (Danielle Brooks), und Henrys smarte Schwester Natalie (Emma Myers) – in die Overworld gezogen werden, müssen sie sich in bester Abenteuermanier nachts durch Creeper, Zombies und andere Minecraft-Monster schlagen. Unterstützung erhalten sie ausgerechnet von Steve – der sich für den größten Held der Truppe hält, aber oft mehr Chaos als Hilfe liefert. Besonders witzig sein Kommentar, dass es „gefühlt alle 20 Minuten Nacht wird“ – ein Seitenhieb, der jedem Minecraft-Veteranen ein wissendes Lächeln ins Gesicht zaubert.
Höhepunkt des Films ist definitiv das „Chicken Jockey“: Garrett muss im Boxring gegen ein Zombie-Kleinkind, auf einem Hünchen sitzend, antreten. Nicht nur auf TikTok, sondern auch vor der Leinwand ein Highlight, was in Kinosälen in den USA schon für Ausschreitungen mit Popcorn-Würfen sorgte.
Charaktere: Figuren mit Ecken und Kanten
Jack Black ist in seinem Element – als Steve bringt er eine Mischung aus liebenswerter Tollpatschigkeit und enthusiastischem Größenwahn mit. Garret, Jason Momoa, überrascht mit augenzwinkernder Selbstironie, besonders in den Running Gags um seine „Helden-Qualitäten“, kracht er immer wieder mit Steve zusammen. Die jungen Darsteller sorgen für Bodenhaftung und Herz – und machen den Film besonders für die jüngere Zielgruppe nahbarer –, während Rachel House als Malgosha mit ihrer Armee aus „Schweinchen“ eine wunderbar überzeichnete, fast schon Disney-haft düstere Antagonistin gibt.
Humor und Stil: Zwischen Slapstick und Satire
Regisseur Jared Hess (Napoleon Dynamite) bringt seinen typisch schrägen Humor voll zur Geltung. Der Film ist gespickt mit liebevollen Anspielungen auf die Minecraft-Welt – aber keine Sorge: Man muss nicht jede Spielmechanik kennen, um darüber lachen zu können. Die Mischung aus Slapstick, trockenem Wortwitz und subtiler Satire sorgt dafür, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene auf ihre Kosten kommen.
Kämpfe bleiben ohne grausige Szenen, aber keineswegs langweilig: Gegner zerfallen beim Besiegen ganz wie im Spiel zu Items – etwa einem simplen Stück Fleisch. Ein besonders amüsanter Running Gag ist der „Lava-Chicken“-Imbiss, bei dem ein Huhn augenzwinkernd seine kulinarische Bestimmung findet. So charmant-blöd die Idee auch klingt, ist auch ihre Umsetzung – inklusive Redstone-Leitungen, die den Imbiss betreiben.
Auch die legendären Villager dürfen natürlich nicht fehlen – inklusive markantem „Hrm“-Sound, eckigen Nasen und unergründlichen Handelsvorlieben. Einer dieser pixeligen Zeitgenossen verirrt sich sogar in die reale Welt – und ist dort, zur Überraschung aller, zu einem romantischen Date mit Henrys Schulleiterin (Jennifer Coolidge) verabredet. Diese verarbeitet humorvoll eine schwere Trennung mit ihrem Ex-Partner und lädt den pilgernden Villager zum Dinner im Restaurant ein. Ein herrlich absurder Moment, der im Kinosaal für einige Lacher sorgt. Und wer bis zum Ende des Abspanns sitzen bleibt, wird mit einem weiteren Auftritt des kitschig-charmanten Villagers belohnt. Sitzenbleiben lohnt sich also.
Visuell ist der Film ohnehin gut gelungen: Die Overworld wirkt farbenfroh, lebendig und erstaunlich atmosphärisch. Alles bleibt bewusst kantig – ganz im Stil der Vorlage –, aber nie lieblos. Statt mit Erklärungen wirft man das Publikum direkt ins Geschehen und entdeckt die Welt gemeinsam mit den Figuren. Das macht nicht nur Spaß, sondern funktioniert auch wunderbar für ein Publikum, welches Minecraft bisher nur vom Hörensagen kennt. Für Fans wiederum gibt es zahlreiche kleine Details, versteckte Gags und optische Bonbons – von Crafting-Tischen bis hin zu Biomen und Boss-Fights.
Fazit: Keine inhaltliche Tiefe, aber ein Film für Jung und Alt
„Ein Minecraft Film“ ist mehr als nur eine Videospieladaption. Es ist ein unterhaltsames Abenteuer mit Herz, Humor und einer Prise Selbstironie. Auch ohne Vorkenntnisse des Spiels kann man der Geschichte gut folgen und zaubert zwischendurch immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Für Kenner gibt es zahlreiche Easter Eggs und Referenzen, die das Erlebnis abrunden. Wer eine tiefgründige Handlung sucht, wird sie hier nicht finden – wer sich allerdings auf den Film einlassen kann, bekommt dafür jede Menge Spaß, Chaos, charmante Charaktere und nette 100 Minuten (1h 40min) Kinoerlebnis für Groß und Klein. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden – aber den Minecraft-Kids gefällts ganz sicher.
Reines Bashing und nur schlechte Kritiken hat der Film aus meiner Sicht aber keinesfalls verdient – dafür ist er zu verspielt, zu kreativ und letztlich auch zu herzlich. Besonders bei den Älteren dürfte auch eine Prise Nostalgie hochkommen und so Erinnerungen an die Kindheit wieder aufleben lassen.