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NIO ET5 im Test: Preis-Leistungs-Verhältnis besser als bei Tesla?

NIO ET5 Beitragsbild
Bild: TechnikNews
(Beitragsbild: © 2023 TechnikNews)

Wir konnten für Euch den NIO ET5 im Alltag fahren. Müssen sich der BMW i4 und das Tesla Model 3 vor dem ET5 in Acht nehmen? Kann der ET5 trotz Kinderkrankheiten überzeugen? Dies und mehr erklären wir Euch in diesem Alltagstest von NIO’s bisher kleinstem Fahrzeug.

tl;dr: Vieles, was der NIO ET7, also die Premium-Limousine von NIO, richtig gemacht hat, macht der ET5 ebenfalls. Hier muss man natürlich auf Features wie ein Luftfahrwerk oder Massagesitze in der hinteren Reihe verzichten, man bekommt aber trotzdem noch extrem viel an Funktionalität und Leistung für sein Geld.

Die technischen Daten im Überblick:

  • 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h (360 kW | 489 PS | Allrad)
  • 19 Zoll Multispeichen Leichtmetallräder
  • Digitale Wasserfall-Ambientebeleuchtung
  • 7.1.4 Immersive Dolby Atmos Sound System
  • 75 kWh oder 100 kWh Akku
  • Reichweite (je nach Fahrweise) von 300 bis 500 km
  • 200 km/h Höchstgeschwindigkeit
  • Sitzheizung, Lenkradheizung, Belüftung und Massage
  • 386 l Kofferraumvolumen (umklappbare Rücksitzbank)

Der ET5 wird aktuell online direkt bei NIO zum Kaufen für 47.500 Euro (inkl. 19 % MwSt.) angeboten. Für das Gebotene nicht allzu teuer im Vergleich mit der Konkurrenz. Man darf aber nicht vergessen, dass bei diesem reinen „Fahrzeugkaufpreis“ nicht der Akku (den man zwingend zum Fahren benötigt) dabei ist. Dieser schlägt monatlich für 169 Euro (inkl. 19 % MwSt.) zu Buche.

Eigentlich recht fair. Der Preis für das Batterie-Abo oder BAAS/Battery as a Service (wie NIO es nennt), ist in unseren Augen gerechtfertigt, da man auf die Swapping-Technologie setzt und diese dann in vollem Ausmaß nutzen kann. Wenn man den Akku (75 kWh) und das Auto direkt kauft, was natürlich auch möglich ist, dann liegt man bei einem Endpreis (mit allen Optionen) von 63.450 Euro (inkl. 19 % MwSt.). Im Vergleich mit der Konkurrenz, immer noch ein super Deal fürs Gebotene, wie ich finde.

Was macht NIO so besonders?

Ich bin mir sicher, dass viele von Euch noch nicht von dieser neuen jungen Marke gehört haben. Bevor wir uns also um Verbrauch, Fahrverhalten und Software kümmern, wollten wir Euch kurz erklären, was NIO von allen anderen „Newcomern“ auf dem europäischen Markt so besonders macht.

NIO setzt viel auf ihre Community. Auch in Europa und Deutschland merkt man dies innerhalb der „NIO App“, die auch für Fahrzeugfunktionen genutzt werden kann. Hier gibt es einen Community-Tab, wo man sich mit allen, die sich registriert haben, ob mit NIO oder ohne, austauschen kann. Ebenfalls kann man dort an Events teilnehmen, die NIO hin und wieder auf die Beine stellt.

Feedback per App

Was man ebenfalls machen kann, ist Feedback per App einreichen. Dieses wird inzwischen direkt an die Entwickler nach Berlin geschickt. Dort steht NIO’s neues Innovation-Center für Software und UX sowie KI in Europa.

Dies wird dann versucht, relativ zügig in das nächste Over-the-Air-Update einzubringen. Man hört also auf Kunden und Personen, die einfach nur die Fahrzeuge probefahren oder eben testen. Man möchte die Fahrzeuge zusammen mit der Community entwickeln. Dies ist ein guter Ansatz, den ich gerne unterstütze.

Daher gibt es auch den NIO UAB, dies steht für User Advisory Board, wo die aktivsten NIO-User drin sind. Sie treffen sich hin und wieder zu Meet Up’s, um neue Sachen anzusprechen oder auch direktes Feedback an Entwickler und Angehörige von NIO weiterzugeben.

Was gibt es im Konfigurator?

Normalerweise lassen wir den Konfigurator in der Regel raus, da es etliche Optionen bei den meisten Herstellern gibt. Es ist außerdem einfacher, sich selbst durchzuklicken. Bei NIO hält sich dies aber zum Glück in Grenzen.

Inzwischen kann man tatsächlich ein paar Funktionen aus dem ET5 beim Kauf entfernen. Es ist zwar immer noch Welten von den ganzen Paketen und Einzeloptionen wie bei europäischen Herstellern weg, aber vermehrt haben sich dies wohl User beim ET5 gewünscht.

Unter anderem kostet das Comfort-Paket Aufpreis. Dieses enthält eine Sitzheizung für den Fond, eine Lenkradheizung, eine Sitzbelüftung vorne, Sitzmassage vorne, elektrische 14-fach verstellbare Sitze (die normalen sind nur 12-fach elektrisch verstellbar) und ein Duft Ionisator System. Dieses Paket schlägt mit 1.500 Euro (inkl. 19 % MwSt.) zu Buche. Sollte man in unseren Augen schon mitnehmen, da man die Sitzbelüftung vor allem im Sommer bei Temperaturen von 30 Grad und mehr gut gebrauchen kann.

Dann kann man noch NOMI, die liebe Assistenzkugel vom Armaturenbrett, entfernen und eine einfache, Alexa-ähnliche Sprachsteuerung serienmäßig nutzen. Funktionsmäßig ist diese natürlich gleich. Nur das NOMI (500 Euro) als extra Option dem Fahrzeug mehr Charakter spendiert.

Vollelektrische Anhängerkupplung mit 1,4 Tonnen (gebremster) Anhängelast gibt es für 1.500 Euro (inkl. 19 % MwSt.) ebenfalls dabei.

Innenraum: Aufgeräumt und nicht zu steril

Anders, als es zum Beispiel bei Teslas Model 3 der Fall ist, ist der Innenraum bei NIO in allen Fahrzeugen bisher immer (fast) gleich aufgebaut. Das heißt, man bekommt drei AMOLED Displays mit hoher Auflösung, den OLED-spezifischen Schwarzwerten und brillanten Farben. Eines davon sitzt in der Mitte hinter dem Lenkrad. Wenn man NOMI dazu bestellt, ist auch ein rundes oben auf dem Dashboard dabei.

Das sieht in unseren Augen schon gefälliger aus als der sehr cleane und puristische Innenraum eines Tesla Model 3. Ein Head-up-Display ist aufgrund der Bauweise der Frontscheibe und Motorhaube leider nicht dabei. NIO wollte nämlich beim ET5, dass man im Stadtverkehr die gesamte Motorhaube gut überblicken kann. Dies gelingt auch sehr gut und dank des Driver Info Displays benötigt man auch nicht zwingend ein HUD.

Die generelle Verarbeitungsqualität ist wirklich spitze. Definitiv nochmal eine Stufe über Tesla, obwohl diese ja inzwischen auch nicht mehr so schlecht ist, wie sie einmal war.

Ambientebeleuchtung, die ihresgleichen sucht

Die Wasserfall-Ambientebeleuchtung, wie NIO sie nennt, kann man entweder in allen Farben des RGB Spektrums einstellen oder man wählt zwischen vorgefertigten „Themes“ im Infotainment aus.

NIO ET5 Ambiente

Bild: TechnikNews

Hier hat man sich, was das Thema Ambientebeleuchtung angeht, nochmal ein Stück nach oben hin verbessert im Vergleich zum ET7. Die neue Ambientebeleuchtung arbeitet viel mit diffuser Lichtverteilungen, speziell in den Türtafeln. Dies gefällt uns bei Nacht besonders gut.

Klar, die Ambientebeleuchtung in einem aktuellen EQ Modell von Mercedes, wie etwa dem EQE oder EQS, ist natürlich nochmal was anderes. NIO macht hier trotzdem einen extrem guten Job unserer Meinung nach.

Soundsystem: Gut, aber noch Luft nach oben

Das Soundsystem im ET7 und EL7, welche wir beide schon getestet haben, waren wirklich verdammt gut. Der ET5 sollte eigentlich ein ähnliches Soundsystem verbaut haben. Leider aber ist der Subwoofer zumindest bei unserem Wagen sehr stark am „plärren“ gewesen. Dementsprechend gibt der Subwoofer im Kofferraum bei basslastiger Musik komische Vibrationen von sich. Dies ist definitiv nicht normal und NIO ist bereits an der Lösung dieses Problems dran. Zumindest versicherten sie uns dies.

Software: Verbesserungen sind spürbar

Im Vergleich zu der Version, die wir noch im ET7 hatten, läuft das System im NIO ET5 deutlich stabiler und flüssiger. Genügend Hardwarepower ist ja in allen Fällen vorhanden.

Generell wirkt der ET5 im Komplettpaket etwas „fertiger“, als der ET7 es tat. Wir hatten im Testzeitraum ebenfalls ein Update auf die aktuelle Banyan 1.3.5 Version bekommen.

Diese sollte nochmals die Schildererkennung verbessern und Phantombremsungen im Autopilot-Modus verhindern. Bei der Schildererkennung ist definitiv etwas passiert. Diese funktioniert auf deutschen Straßen nun in 99 Prozent der Fälle ohne Probleme und tut sich nicht mehr viel mit der von Fahrzeugen der zum Beispiel VAG (Volkswagen AG). NIO zeigt, wie vernünftige OTAs funktionieren. Das Update hat zirka 45 Minuten gedauert und war 3,5 Gigabyte groß. Das sind gute Werte für ein Over-the-Air-Update. Die Dateien werden sogar per eigenem LTE Netz heruntergeladen, ohne WLAN-Verbindung.

Fahrverhalten: Sportliches Fahrvergnügen garantiert

Das Fahrwerk beim NIO ET5 ist kein Luftfahrwerk wie bei den restlichen NIO Modellen. Trotzdem hinterließ es im Kurventest sowie im alltäglichen Verkehr mit Huckeln, Gleisen und ähnlichen Unebeneheiten einen wirklich guten Eindruck. Es ist nicht zu hart und auch nicht zu weich. Er liegt dank des Schwerpunktes im Unterboden wirklich satt auf der Straße. Auch die Kurven säbelt der ET5 einfach durch, ohne wegzurutschen.

Man merkt, dass NIO sich auf die Wendigkeit und Sportlichkeit des ET5 konzentriert hat. Das Fahrwerk würde ich besser als das eines Model 3 Performance einstufen, welches ja auch nicht schlecht ist. NIO zeigt aber, wie es besser gemacht wird.

Laden: Bald schneller?

Aktuell kann man NIO Fahrzeuge nur mit bis zu 130 kW DC laden. Das ist in Anbetracht der Konkurrenz natürlich nicht so dolle und kann auf Langstrecke schonmal etwas nervig werden. Da will NIO bald Abhilfe anbieten. Man will kostenfrei für alle NIO Abo & Leasing User einen neuen Akku bringen, der dann bis zu 180 kW laden soll. Das wären sehr gute Nachrichten. Wir warten aber erstmal auf die offiziellen Meldungen vom Hersteller, denn aktuell sind dies lediglich Gerüchte. Man hat aber wohl schon einen neuen NIO ET5 Touring (also den Kombi) gesehen, der bei 65 % immer noch mit 177 kW geladen haben soll.

NIO ET5 Ladeklappe

Die Ladeklappe öffnet natürlich elektrisch, wie bei allen anderen NIO Modellen derzeit auch. (Bild: TechnikNews)

Aktuell wäre eine Vollladung mit dem 100 kWh Akku in etwa einer Stunde hinter sich gebracht. Wenn man nur bis 90 % lädt, dann sind es immer noch 50 Minuten Ladezeit. Das ist halt zu lange für den Premium-Sektor, den NIO ansprechen möchte. Swapping hin oder her, hier muss was getan werden. Das möchte NIO aber auch, dies ist bereits bestätigt. Wie es mit „Käufern“ des Autos samt Akkus aussieht, weiß man aktuell noch nicht.

Kann man NIO aktuell schon empfehlen?

Ja, wir können jedem, der etwas Neues und Frisches ausprobieren möchte, den ET5 wärmstens empfehlen. Der ET5 ist dank seiner sehr guten Ausstattung und guten Fahreigenschaften nahezu perfekt, auch wenn es hier und da noch hakt. Wir können dazu nur sagen, dass NIO bereits von diesen Fehlern weiß und diese so schnell wie möglich beheben möchte. Nur die Sitzposition dürfte für Leute mit 1,90 Meter etwas knapp sein, da man hier doch relativ hoch sitzt.

Bis dahin ist der NIO ET5 trotzdem ein sehr gutes Gesamtpaket. Die Ladeleistung wird in Zukunft auch höher werden als die aktuellen 130 kW. Es wird fleißig weiter an der Software entwickelt und bald gibt es sogar Netflix, YouTube und Co. in den NIO Fahrzeugen. Was will man denn mehr? Selbst auf Ultraschallsensorik muss man nicht verzichten.

Danke an NIO Deutschland, die so freundlich waren, uns einen ET5 mit Ladekarte (Stromkostenübernahme) zur Verfügung zu stellen. Dies beeinflusst natürlich wie immer nicht unsere Meinung.

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Dominik Lux

Dominik ist 22 Jahre alt und sehr interessiert an neuer Hardware bei Smartphones, sowie im VR- und AR-Bereich. Er schreibt gerne Artikel über diese Themen. Er hat einen Fable für Smartphones und Gadgets, als auch für die Elektromobilität. Somit schreibt er momentan fleißig im neuen Mobilitätsressort hier auf TechnikNews.

Dominik hat bereits 130 Artikel geschrieben und 8 Kommentare verfasst.

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