Sennheiser MOMENTUM 4 im Test: Ein Schritt zurück, mehrere Schritte nach vorne
Sennheiser brachte vor rund einem Monat wieder einmal neue Over-Ear-Kopfhörer, die Sennheiser MOMENTUM 4, auf den Markt. Ich konnte mehrere Wochen testen, was sich bei diesen verbesserte.
Die von mir zuletzt getesteten Sennheiser-Produkte waren durchwegs In-Ears. Entweder waren sie etwas teurer wie die Modelle der IE-Reihe oder die MOMENTUM True Wireless 3 oder sie waren im günstigeren Preis angesiedelt, wie die Geräte der CX-Serie. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Sennheiser auch noch Over-Ear-Kopfhörer anbietet, zu denen unter anderem die Modelle der MOMENTUM-Reihe zählen.
Daraus konnte ich bereits die MOMENTUM 3 testen, welche zwar in vielen Bereichen gut ablieferten, doch auch einige Mankos hatten. So gefielen mir das ANC und die Akkulaufzeit nicht so gut. Mittlerweile gibt es aber einen Nachfolger, der ein neues Design, adaptive Geräuschunterdrückung und eine (viel) längere Akkulaufzeit bekam. Wie sich die neuen Sennheiser MOMENTUM 4 bei mir im Alltag machten, will ich in diesem Testbericht klären.
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Unboxing und Ersteinrichtung
Die Verpackung der MOMENTUM 4 ist natürlich größer als die von sämtlichen In-Ears, dafür ist sie vom Design her unverändert. Auf dem Karton sind die Kopfhörer in Schwarz abgebildet und die üblichen Informationen zu Features und den eingebauten Technologien zu sehen.
Nach dem Entfernen der Plastiksiegel kommt man an den Inhalt der Verpackung. Die Kopfhörer selbst befinden sich in der Transporthülle, welche außerdem ein USB-C-Kabel, ein Klinkenkabel und einen Adapter für Flugreisen beinhaltet. Ebenfalls sind die mittlerweile übliche Dankeskarte mit einigen Tipps zur Personalisierung des Nutzungserlebnisses, ein Quick-Start-Guide und einige weitere Zettel mit dabei.
Das erste Setup ist leicht wie immer. Man nimmt dafür die Over-Ears aus der Hülle, wodurch sie sich automatisch einschalten. Danach erscheinen sie sofort in den Einstellungen eines Gerätes, dort müssen sie nur mehr ausgewählt werden. Alternativ kann die Einrichtung mithilfe der App Smart Control von Sennheiser vollzogen werden.
Design und Verarbeitung
Bei den Sennheiser MOMENTUM 4 setzt der Hersteller auf eine komplett neue Designsprache. Während der Vorgänger noch mit seinem auffälligen Look aus der Menge hervorstach, sieht das diesjährige Modell deutlich schlichter aus und infolgedessen manchen Konkurrenzprodukten ähnlich. Erhältlich sind die Kopfhörer in Schwarz und Weiß.
Die beiden Seiten sind nun blank, wobei die rechte als Touchpad fungiert. Die Gesten, welche dieses unterstützt, sind einfach zu erlernen. Die Lautstärke regelt man etwa durch ein Wischen nach oben oder nach unten. Das Ganze ist viel einfacher als das Finden der physischen Knöpfe beim Vorgänger. Eine Taste ist jedoch weiterhin vorhanden. Damit werden die MOMENTUM 4 manuell ein- und ausgeschaltet und man kann damit das Pairing einleiten. „Manuell“ erwähnte ich, weil sich die Kopfhörer auch von selbst aktivieren und deaktivieren können. An Anschlüssen findet man einen Klinkenanschluss und einen USB-C-Port vor. Praktisch sind auch die Status-LEDs, welche mitunter ein einfaches Ablesen des Akkustandes ermöglichen.
Das Kopfband und die Hörermuscheln sind mit weichem Leder gepolstert. Daher sind diese Over-Ears auch sehr angenehm mit einer Brille tragbar. Warm wird es nach einer Zeit auch, doch das ist keine Überraschung. Es ist also kein Problem, mehrere Stunden Musik zu hören oder einen Film zu schauen. Die Größe ist stufenlos verstellbar, wobei die größte Stufe genau für meinen (etwas größeren) Kopf passt.
Die Transporttasche wurde um eine ganze Ecke sperriger. Das liegt daran, dass sich die MOMENTUM 4 nicht mehr zusammenfalten lassen. Gefällt mir nicht, da sie so zum Beispiel in einem Rucksack mehr Platz wegnehmen, doch das scheint der aktuelle Trend in dieser Produktsparte zu sein. Doch es ist bei Weitem nicht alles schlecht. Angefangen mit den Schlaufen im Inneren für den Flugzeug-Adapter, das Ladekabel und das Klinkenkabel. Dank diesen fliegt das Zubehör im Case nicht herum. Des Weiteren handelt es sich bei den MOMENTUM 4 um eine Hartschalenhülle und es gibt noch eine Schlaufe zur Befestigung an einem Rucksack oder einer Tasche auf der Außenseite. Man muss lediglich aufpassen, wie man die Kopfhörer in das Etui legt. Im Inneren ist nämlich angeschrieben, welche Seite wo liegen muss. Befolgt man das nicht, lässt sich die Hülle nicht schließen.
Eine Sache änderte sich nicht, nämlich die gute Verarbeitung. Wenn die Over-Ears mir gehören würden, würde ich sie auch ohne Transporttasche in einem Rucksack mit ruhigen Gewissen mitnehmen – kaputt werden würden sie nämlich garantiert nicht dabei.
Akkulaufzeit
Sennheiser gibt bei der Akkulaufzeit einen sagenhaften Wert von 60 Stunden an. Sagenhaft deshalb, weil ein Großteil der Konkurrenz das nicht einmal annähernd schafft. Zum Vergleich:
- Sony WH-1000XM5: 30 Stunden
- Bose QC 45: 24 Stunden
- Apple AirPods Max: 20 Stunden
- Teufel Real Blue NC: 56 Stunden
Getestet wurde das laut Webseite des Herstellers übrigens mit einem iPhone, ANC und mittlerer Lautstärke.
Ich achtete ehrlich gesagt irgendwann nicht mehr auf meine Wiedergabezeit, denn selbst nach mehreren Stunden verringerte sich der Akkustand nur geringfügig. Während meiner Testphase lud ich schließlich nur einmal auf und das auch nur, weil die MOMENTUM 4 mit etwa 30 Prozent Akku bei mir ankamen. Selbst bei längeren Reisen muss man also nicht zwingend an eine Lademöglichkeit denken.
Das Laden nimmt etwa zwei Stunden in Anspruch.
Klangqualität
In den Kopfhörern sitzen insgesamt zwei 42-Millimeter-Treiber. Für die Verbindung kommt primär Bluetooth 5.2 mit SBC, AAC, aptX und aptX adaptive zum Einsatz. Optional ist wie erwähnt die Verbindung mit einem Kabel auch möglich.
Mein Eindruck vom Klang selbst fällt eigentlich wie bei jedem anderen Sennheiser-Produkt auch aus. Man hört Details, welche man mit vergleichbaren Kopfhörern eher nicht wahrnimmt. Bei den MOMENTUM 3 kritisierte ich, dass die Höhen etwas kurz kommen, doch das gehört nun der Vergangenheit an. Sennheiser macht einmal mehr deutlich, dass man klanglich ganz oben mitspielen kann. Sehr auffällig ist auch, wie die MOMENTUM 4 den Spagat zwischen verschiedenen Musikrichtungen meistern. Um das auch zu merken, muss man sich einfach nur einmal Melody von Sigala und Running Up That Hill (A Deal With God) von Kate Bush nacheinander anhören.
Damit man seine Musik auch in Ruhe genießen kann, gibt es eine adaptive Geräuschunterdrückung. Das Level, mit dem die Umwelt ausgeblendet wird, wird also dynamisch angepasst. Auf Wunsch kann man das aber auch deaktivieren. Das Umfeld wird auch über die Mikrofone hörbar, wenn man zweimal auf das Touchpad tippt. Der Transparenzmodus unterstützt zusätzlich das neue Sidetone-Feature, womit die eigene Stimme bei Telefonaten automatisch eingeblendet wird. Die Idee gefällt mir sehr gut, da ich gerne unabsichtlich dazu tendiere, etwas lauter zu reden, wenn ich mit aktiver Geräuschunterdrückung telefoniere.
Insgesamt gefiel mir die Lärmreduzierung deutlich besser als bei den MOMENTUM 3. Man hört nichts mehr von seiner Umgebung und auch Windgeräusche werden hervorragend wegradiert. Sony bekommt das mit seinen neuesten Top-Over-Ears meiner Meinung nach trotzdem noch bis zu einem gewissen Grad besser hin.
Smart Control App
Die Smart Control App kennen wir bereits als Kommandozentrale für sämtliche Sennheiser-Produkte.
Seit dem letzten größeren Redesign der App vor ein paar Monaten veränderte sich an dieser jedoch nichts. Es gibt nach wie vor eine zentrale Liste mit allen gekoppelten Geräten. Tippt man auf eines, gelangt man zu den Einstellungen für dieses Produkt. Bei den Sennheiser MOMENTUM 4 wird jedoch die Ansicht zur Regulierung des ANC etwas anders dargestellt und es wurde ein eigener Bereich zur Konfiguration von Sidetone integriert.
Preise und Verfügbarkeit
Die UVP der MOMENTUM 4 liegt bei 349,90 Euro. Erhältlich sind sie im Onlineshop von Sennheiser und bei Amazon.
Sennheiser MOMENTUM 4: Fazit
Sennheiser holt mit den MOMENTUM 4 ordentlich auf. Das fällt primär beim ANC und bei der Akkulaufzeit auf. Hinzu kommen die Dinge, die Sennheiser sowieso gut kann, wie etwa die Klangqualität oder die Verarbeitung, und neue Dinge, wie beispielsweise das Sidetone-Feature. Der Rückschritt vom „Kult-Design“, der größere Fußabdruck der Transporthülle und einige weitere Punkte gefielen mir hingegen nicht.
Dennoch muss man sagen, dass man hier genau richtig ist, wenn man Over-Ear-Kopfhörer in diesem Preisbereich sucht. Sie bieten alles, was man sich erwarten könnte, und das sogar zu einem teils günstigeren Preis als die Konkurrenz. Durch die lange Akkulaufzeit sind diese Over-Ears besonders auch für Pendler relevant. Wenn man jedoch auf die gute Klangqualität und die Akkulaufzeit verzichten kann, würde ich eher Sony empfehlen, sofern der Preis von den WH-1000XM5 in Zukunft fällt.
Wir bedanken uns bei Sennheiser für die Bereitstellung der Sennheiser MOMENTUM 4.
Ich hatte mir den Sennheiser px 550 gekauft. Toller Klang im Bett, aber auf der Straße und insbesondere bei Wind kein Vergnügen. Habt Ihr das auch getestet?
Hallo,
nein, die hatten wir noch nicht im Test.
LG
David von TechnikNews